Praktiker AG

Was wird aus Praktiker?


"Nach wie vor wollen wir Praktiker nicht verkaufen", heißt es bei der Metro. Vorstandssprecher Dr. Hans-Joachim Körber hatte entsprechende Meldungen wiederholt bestritten. Trotzdem wollen die Gerüchte nicht verstummen, dass Metro sich gerne von seiner Baumarkttochter trennen würde - wenn der Preis stimmt. Genau da ist der Haken. Keiner der Interessenten scheint dazu bereit zu sein. Metro fordert für jede ihrer 66 Millionen Praktiker-Aktien den Preis, mit dem sie selbst Ende 1999 von außenstehenden Aktionären 10 Millionen Aktien zurückgekauft hat. Der Betrag belief sich damals auf 16,50 Euro pro Aktie, obwohl zu diesem Zeitpunkt der Börsenkurs aufgrund rückläufiger Ertragsentwicklung und steigenden Investitionsbedarfs schon auf 8 Euro gefallen war.

Praktiker gilt zwar als Nr. 2 unter den deutschen Baumarktbetreibern, steht wirtschaftlich aber auf wackligen Beinen. Bei einem Nettoumsatz von knapp 4,9 Mrd. DM wurde 1999 nur ein magerer Jahresüberschuss von 24 Mio. DM ausgewiesen - das ist weniger als die Hälfte des Vorjahres. Und das trotz eines 80 Mio. DM-Ertragszuschusses von Mutter Metro. Die ist inzwischen dabei, ihre Baumarktaktivitäten zu reorganisieren und rationalisieren. Analysten der Investmentbank Merrill Lynch halten den Zeitpunkt für einen Verkauf schon deshalb für ungünstig. Die Neustrukturierung unter dem optimistischen Slogan "Geht nicht, gibt's nicht" sei noch in der kostspieligen Phase und drücke auf die Ergebniserwartung.

Mitte Dezember hat die Angelegenheit neue Brisanz gewonnen: Vorstandssprecher Herbert Krämer ist nach nur einjähriger Amtszeit überraschend abgetreten, um sich "anderen Aufgaben außerhalb der Branche zu widmen". Er war 1999 von Obi zu Praktiker gewechselt, um dem Unternehmen wieder auf die Beine zu helfen. Eigentlich hatte er sich drei Jahre Zeit gegeben, um die Baumarktkette neu auszurichten. Die Anfänge waren bereits gemacht: Er überarbeitete das Sortiment und versuchte mit einer Werbekampagne mit Galionsfigur "Paul Praktiker" das Billigimage abzustreifen. Zudem stellt er 15 Märkte auf ein neues Konzept mit großzügigerer Verkaufsfläche und Gartencenter um.

Das hat aber nicht gereicht, um eine Trendwende zu erreichen. Immer noch sind 150 von 306 Standorten überholungsbedürftig, die für die Neuausrichtung von der Metro bereitgestellten 300 Mio. DM sind verbraucht, weitere 100 Mio. DM müssten nachgeschoben werden....
aus BTH Heimtex 01/01 (Wirtschaft)