Wie geht es bei Armstrong DLW weiter?

Elastische Beläge bilden das Kerngeschäft

Was wird aus dem Textilbereich? Wie geht es nach dem Wechsel an der Führungsspitze in Bietigheim weiter? Welche Auswirkungen hat der Insolvenzantrag der US-Mutter auf die deutsche Tochter? Die Branche hat viele Fragen an Armstrong DLW. Der neue Vorstand mühte sich während einer Pressekonferenz auf der Domotex, darauf Antwort zu geben.

Ungewohntes Bild: Zum ersten Mal seit vielen Jahren saß Dr. Bernd Pelz, der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Armstrong DLW, auf der Domotex-Pressekonferenz des Unternehmens nicht vor der Presse, sondern dahinter. Auf dem Podium stellte sich stattdessen die neue Führungsspitze des Bodenbelagskonzerns vor: Mark R. Olivié, Präsident der Bodenbelagsaktivitäten von Armstrong als Aufsichtsratsvorsitzender, Gerald L. Glenn als Vorstandsvorsitzender und Jeffrey H. Geyer als Vorstandmitglied Vertrieb und Marketing.

Im September 1998 hatte der US-Konzern Armstrong den deutschen Bodenbelagshersteller DLW übernommen, der inzwischen unter Armstrong DLW firmiert und ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm eingeleitet. Ziel war, das Geschäft in Europa neu zu organisieren und dadurch profitabler zu gestalten.
Diese Restrukturierung sei inzwischen erfolgreich abgeschlossen worden, betonte Marc Olivié. "Die Integration von Armstrong DLW in den Armstrong Konzern ist praktisch perfekt". Es seien die richtigen Grundlagen in Organisation, Produktion und Wirtschaftlichkeit für künftigen Erfolg geschaffen worden. Er betonte ferner, dass Bietigheim die Europa-Zentrale für das Bodenbelagsgeschäft bleibt. "Wir halten Deutschland für einen zentralen Standort für Europa - Osteuropa eingeschlossen."

Auf die Zukunft der Textilsparte angesprochen hielt sich Olivié an bekannte Aussagen von Armstrong zu diesem Thema: "So lange ein Geschäftsbereich seine Kapitalkosten verdient, sehen wir keinen Grund, uns davon zu trennen" - es sei denn, der Preis stimmt.... Auf jeden Fall dürfte die Textiltochter Desseaux jetzt einen besseren Stand in der Gruppe haben, nachdem der defizitäre Tufter Ossfloor verkauft wurde.

Sehr energisch verwehrte sich Olivié dagegen, dass das Insolvenzverfahren von Armstrong in den USA Folgen für die deutsche Tochter hat. Die Amerikaner hatten aufgrund von massiven Schadensersatzforderungen, die auf eine Verwendung von asbesthaltigen Materialien zurückgehen Gläubigerschutz nach Chapter 11 angemeldet. Erstens sei Chapter 11 nicht vergleichbar mit dem deutschen Konkurs, außerdem kein Indiz für eine schlechte wirtschaftliche Situation. "Vielmer erlaubt es uns, die gesamte Asbest-Problematik aus dem Tagesgeschäft auszuklammern und den Gerichten zur Klärung zu übergeben." Zweitens betreffe Chapter 11 nur Armstrong selbst. Armstrong DLW Europe sei als selbstständiges Unternehmend davon ausgenommen. Und drittens laufe auch in den USA das Tagesgeschäft völlig ungehindert weiter, der Cashflow stehe Armstrong wieder zur Verfügung.

Gerald Glenn, der neue Vorstandsvorsitzende von Armstrong DLW, skizzierte die neue Strategie des Unternehmens. Wesentlicher Baustein war die Zusammenführung der Vertriebseinheiten "Residential" und "Commercial" zu einer Organisation. Die Schwerpunkte der Kundenbindung sollen künftig auf Architekten und Objekteuren, dem Großhandel und den großen Handelsketten sowie anderen Großabnehmern liegen.

Auch das Produktportfolio sei "grundlegend überarbeitet" worden: verkaufsschwache Produkte wie Parkett wurden ausgesondert, die einzelnen Produktgruppen preislich segmentiert und für alle wichtigen Produktlinien Neuheiten entwickelt. Man wolle sich auf Beläge aus europäischer Produktion beschränken. Derzeit gibt es vier Werke in Europa : In Bietigheim werden homogene Kunststoffbeläge, die De-signfliese Scala und textile Beläge hergestellt, in Delmenhorst ausschließlich Linoleum. Aus dem englischen Teesside kommen CV-Beläge, aus dem schwedischen Holmsund heterogene PVC-Beläge.

Glenn kündigte an, das allein in diesem Jahr 25 Mio. DM investiert werden sollen - "aus dem eigenen Cash-Flow" - mit unter anderem die Produktionsstätten in Bietigheim umfassend modernisiert werden sollen.
aus BTH Heimtex 02/01 (Wirtschaft)