Condor hat große Pläne mit neuer Tochter Ossfloor

"Wir wollen in Deutschland 6 Millionen qm absetzen"

Im November 2000 übernahm die Condor-Gruppe Tufter Ossfloor. Das aufstrebende niederländische Unternehmen sieht die Akquisition als ideale Ergänzung in Produktion und Vertrieb. Condor hat viel vor mit Ossfloor: Mit einer "marktorientierten Produkt- und Preispolitik" sollen in Deutschland verlorene Markantelle zurückerobert werden. Zielvorgabe für 2001 sind 6 Mio. qm.

Die Verhandlungen zogen sich über mehrere Monate hin, im November 2000 wurden dann die Verträge unterzeichnet: Armstrong DLW-Tochter Desseaux und die Schweizer Tischhauser-Gruppe verkauften den angeschlagenen Tufter Ossfloor an die niederländische Condor-Gruppe. Die will ihren Zukauf wieder auf die richtige Bahn bringen. Das in den letzen zwei Jahren gefahrene Trading up-Konzept sei nur auf dem Papier aufgegangen, kritisierte die Führungsmannschaft bei einer Pressekonferenz auf der Domotex, an der technischer Direktor Horst Fehr, Europaverkaufsleiter Dave Droomers, Commercial Manager Marco Pleijsier und der neue Deutschland-Verkaufsleiter Jens Pröfrock teilnahmen.

Nach durchaus erfolgversprechenden Jahren habe Ossfloor in den vergangenen zwei Jahren in seinem Hauptmarkt Deutschland Umsatz- und Absatzeinbußen hinnehmen müssen. Ursächlich dafür ist für Pröfrock neben der allgemeinen Abschwächung des Teppichbodenmarktes die Preispolitik von Ossfloor, die mit Schwerpunkt in Werksabgabepreisen zwischen 10 und 15 DM "nicht mehr marktgerecht" gewesen sei. Das soll sich jetzt ändern: Man will wieder in den Preisbereich unter 10 DM einsteigen, von Droomers als "die neue Mitte" bezeichnet und so 2 Mio. qm zurückgewinnen, die Ossfloor in Deutschland verloren hat. Insgesamt wollen die Niederländer im laufenden Jahr hierzulande 6 Mio. qm absetzen, die Produktion soll von 7 auf 13,5 bis 14 Mio. qm zunehmen.

Keinen Zweifel lässt Pröfrock daran, dass Deutschland auch weiterhin der Hauptmarkt für Ossfloor ist. Ebenso deutlich setzt er Schwerpunkte im Vertrieb: Über die Hälfte des Umsatzes, der auf "etwas unter 80 Mio. DM" beziffert wird, tätigt Ossfloor mit dem Großhandel. Das soll auch so bleiben. Große Bedeutung bei der Distribution wird daneben dem industriefähigen Einzelhandel und den Fachmärkten beigemessen.

Konkret bestehen die Initiativen in "selektiven und transparenten Produkt- und Preissystemen", die inhaltlich auf die unterschiedlichen Distributionsschienen abgestimmt werden. So will man für den Großhandel den Bereich Konzept-Sortimente für Haus-, Themen- und Juniorkollektionen ausbauen. Dazu zählt auch die Landhaus-Kollektion, zu deren Lieferanten Ossfloor von Beginn an gehört. Des weiteren sind kooperative Aktivitäten geplant, unter anderem eine weitere Teflon-Themenkollektion mit Du Pont oder Exklusivartikel mit ausgewählten Großhandelskunden. Die Produktpalette für den Großhandel umfasst sowohl Artikel für den Wohn- wie auch den Objektbereich.

Bei industriefähigen Einzelhändlern und Fachmärkten will sich Ossfloor mit einem überarbeiteten Kernsortiment in den VK-Preislagen zwischen 29 und 35 DM etablieren. Und für Bau- und Heimwerkermärkte wird man sich auf Aktionssortimente konzentrieren, die in keinem Wettbewerb zu den Angeboten für die anderen Vertriebswege stehen.

Die Übernahme durch die Condor-Gruppe sichere Ossfloor nicht nur Kontinuität, sondern auch Volumen, wurde in Hannover betont. So werden die Druck- und Tuftingaktivitäten, die Condor bislang in Lohnarbeit vergeben hat, künftig nach Oss verlagert. So erhält Condor Zugang zu einer modernen Zylinderdrucktechnologie mit einem "State of the art"-Farbsystem.

In Oss ist man zuversichtlich, Ossfloor wieder zu einem rentablen Unternehmen zu machen. Der neue Eigentümer wird hierzu notwendige Investitonen ermöglichen.

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Die Condor-Gruppe

Die Condor-Gruppe hat in nicht einmal zehn Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt. 1992 im niederländischen Hasselt von den Brüdern Hoekman gegründet, wuchs das Unternehmen von 25 Mio. Gulden (knapp 23 Mio. DM) Umsatz im ersten Jahr auf inzwischen fast 400 Mio. DM. Hauptabsatzmärkte sind Deutschland, Großbritannien, die Niederlande, Österreich, die Schweiz und Südtirol.

Das Stammhaus wurde inzwischen zur Gruppe ausgebaut: 1998 stieß Vebe Floorcoverings hinzu, im November 2000 zusätzlich Ossfloor. Die einzelnen Gruppen-Unternehmen sind in verschiedenen Segmenten präsent:

- Condor Carpet konzentriert sich auf Berber, garngefärbte Polypropylen- und Polyamidqualitäten.
- Vebe produziert Nadelfilz und Schmutzfangmatten.
- Ossfloor ist stark bei bedruckten Tuftings.

Alle drei zusammen kommen auf ein beeindruckendes Produktionsvolumen: Condor auf 35 Mio. qm, Vebe auf weitere 33 Mio. qm, bei Ossfloor will man sich von 7 auf 13,5 bis 14 Mio. qm steigern.
aus BTH Heimtex 02/01 (Wirtschaft)