Interview mit Lionel Callens, Sylvain Verhaert und Willi Weishaar

"Louis de Poortere ist wieder da"

Nach dem Zusammenbruch des belgischen Traditionsunternehmens Louis de Poortere hat sich aus den Resten ein neues formiert. Der Tuftingbereich ging zwar an Lano verloren, aber die Webschiene will unter dem bekannten Namen an den früheren Glanz anknüpfen. Federführend dabei ist Lionel Callens - weder in der Branche, noch bei LdP ein Unbekannter. Michael Steinert und Henrik Stoldt fragten ihn und seine Mitstreiter Sylvain Verhaert (LdP-Direktor) und Willi Weishaar (Deutschland-Verkaufsleiter) nach ihren Plänen.

BTH: Damit hat wohl keiner gerechnet: Dass Louis de Poortere nach dem spektakulären Zusammenbruch im letzten auf dieser Domotex ausstellt. Was bedeutet das für Sie?

Lionel Callens: "Das ist die wohl wichtigste Messe in der Geschichte von Louis de Poortere. Wir zeigen unser Gesicht. Jeder soll wissen: LdP ist wieder da!"

BTH: Wer steht heute hinter Louis de Poortere?

Callens: "Am 16. Oktober 2000 haben die beiden Gebrüder Dryon, der Möbelindustrielle Luc Royaux und ich das Unternehmen übernommen. Zeitlich gibt es kaum einen Bruch. Die Kontinuität bleibt gewahrt."

BTH: Sie konzentrieren sich auf die Weberei. Den Tuftingbereich hat damals Lano übernommen. Hat Sie der nicht interessiert?

Sylvain Verhaert: "Sie wissen doch, dass im Tuftingbereich nur über die Mengenproduktion ein günstiger Preis zu halten ist. Dazu waren die veralteten Maschinen in Mouscron nicht brauchbar. Schon unsere Vorgänger hatten kaum noch in die Tuftingschiene investiert, weil ihnen Margen zu klein waren."

BTH: Was ist LdP überhaupt an Besitz geblieben?

Callens: "Wir haben in Mouscron 16 Hektar Land und 70.000 qm Gebäude mit den Maschinen für die Weberei gekauft. Lano hat keine Gebäude gekauft und will alle Tufting-Maschinen nach Harelbeke verlagern."

BTH: LdP gehörte stets zu den bekanntesten - und auch renommiertesten - Markennamen. Wem gehört der Name jetzt?

Callens: "Das Namensrecht liegt allein bei uns. Wir könnten darunter sogar neue Tuftingqualitäten auflegen. Lano darf nur noch weiterlaufende Qualitäten unter der Marke LdP vertreiben."

BTH: Wie haben die Kunden reagiert?

Verhaert: "Nach der Pleite haben uns alle unterstützt - Lieferanten, Mitarbeiter und Kunden. Den Ärger der Vergangenheit nimmt uns keiner übel. Die Türen stehen offen. Das liegt wohl auch an dem guten Namen von LdP."

BTH: Wie geht es weiter in Mouscron? Müssen Sie auch in die Weberei investieren? Was planen Sie für einen Umsatz?

Callens: "Natürlich wird die Weberei neu organisiert und aufgerüstet. Wir haben 200 Mitarbeiter - das klingt nicht wenig, aber zum Glück haben wir in Belgien ein flexibles Lohnsystem mit variablen Personalkosten.

Zur Kostendeckung brauchen wir 30 Mio. DM Umsatz. Das ist unser Break-Even-Point. Er entspricht etwa ein Drittel des Umsatzes, den die Weberei 1999 gemacht hat."

BTH: Wie sieht Ihr Sortiment aus?

Verhaert: Wir bieten sowohl abgepasste Teppiche als auch Teppichböden an. Die Relation ist etwa 50:50. Die Teppiche gehen vor allem nach England, Deutschland, den Benelux-Ländern und in die USA, die Teppichböden nach Frankreich. Im Mai werden wir eine komplette Teppichboden-Palette vorstellen.

Weishaar: Wir wollen uns überwiegend auf reine Wolle und 80:20-Produkte konzentrieren. Für uns hat nur qualitativ gute Ware Zukunft.

BTH: Herr Callens, was ist Ihre Vision für Ihr Unternehmen?

Callens: "LdP muss wieder führend im Webbereich werden. Komfortware und Strukturen sind heute gefragt. Wir sind dabei, neue Ideen zu entwickeln."
aus BTH Heimtex 02/01 (Wirtschaft)