Qinghai International Tibetan Carpet Exhibition, Xining, China

Chinas Messe für tibetanische Teppiche

Die Qinghai Carpet Exhibition wächst. Im neuen Messekomplex im chinesischen Xining trafen sich merklich mehr Aussteller als noch im Vorjahr. Schwerpunkt lag bei chinesischen Ausstellern der angrenzenden Regionen mit einer breiten Produktpalette aus dem gesamten Bereich der abgepassten Teppiche. Abgerundet wurde Messe von zahlreichen internationalen Anbietern, die so versuchten, mit dem chinesischen Markt bekannt zu werden. Problematisch war für die europäischen Einkäufer weiterhin die noch geringe Sortimentstiefe und für die internationalen Aussteller die mangelnde Kaufkraft in der Region.

Zum dritten Mal fand Anfang April die Qinghai Carpet Exhibition im chinesischen Xining statt. Die Hauptstadt der Provinz Qinghai liegt drei Flugstunden von Shanghai entfernt, wo fast zeitgleich die Domotex Asia stattfand. Veranstaltungsort war eine neue, großzügige Messehalle. So konnte die Messe sowohl in der Fläche, als auch bei der Zahl der Aussteller merklich wachsen. Das Angebotsspektrum deckte alles ab, was mit abgepassten Teppichen zu tun hatte.

Den Schwerpunkt bildeten natürlich die chinesischen Aussteller auch mit einer weiten, wenn leider auch nicht immer tiefgestaffelten Produktpalette.

Ein Teil bildeten ganz billige Maschinenteppiche mit auboussonartiger Optik, die obligatorischen Handtuftteppiche und Seiden- und Kunstseidenteppiche der unteren Qualitätsstufen. Der andere Teil der chinesischen Aussteller zeigte die in der Region produzierten tibetanischen Knüpfteppiche mit meist moderner Dessinierung. In dieser Warengruppe lag auch das bestsortierte Angebot vor.

Erstaunlich war wieder ein Mal zu sehen, in welcher Geschwindigkeit die chinesischen Anbieter auf Markttrends reagieren. Auf vielen Ständen waren Teppiche in Ziegleroptik zu sehen, deren Farb- und Mustergestaltung zwar dicht am Vorbild war, aber von der Knüpfung, Struktur und Wolle weit abwichen. Dafür waren sie preislich eine gute Stufe tiefer angesiedelt.

Überhaupt ist es aus europäischer Sicht ein großes Problem, dass, bei fast allen Warengruppen der chinesischen Aussteller entweder die Farb- und Musterzusammenstellung am westlichen Geschmack vorbei produziert wurde oder das Warenbild nicht den Vorstellungen entsprach. Wer Stockware einkaufen wollte, hatte es schwer. Doch es gab auch Ausnahmen: Bei den handgeknüpften tibetanischen Teppichen zeigte der Mitorganisator der Messe, die Qinghai Tibetan Sheep ein sehr breites Sortiment, bei dem auch europäische Einkäufer fündig wurden.

Auch wer mit viel Zeit und Spürsinn über die Messe lief, konnte das eine oder andere interessante Einzelstück finden. Insgesamt war auf der Messe aber nicht mehr Ware zu sehen, als in einer Messehalle auf der Domotex in Hannover.

Neben der Großzahl der inländischen Anbieter zog es auch diverse ausländische Aussteller nach Xining. Aus Deutschland beispielsweise waren die Importeure M.I. Khan, Andkhoi und Dabaghzadeh vertreten. Sie hatten auf der Messe mit den selben Problemen zu kämpfen, wie auch die Aussteller aus Indien, Pakistan und Nepal: Ihr Preisgefüge lag für einen ordentlichen Abverkauf zu hoch. Zwar fanden vereinzelnd finanzkräftige Käufer ihren Weg in die Halle, für die wesentliche Mehrzahl der Besucher lagen die Preise in der falschen Größenordnung.

Zusammengefasst kämpft die Qinghai Carpet Exhibition weiterhin mit ihrer räumlichen Lage und der Besucherstruktur. Gut gelöst wurde dieses Jahr die Terminierung mit ihrem direkten Anschluss an die Domotex Asia. Auch wurden gute Fortschritte bei Infrastruktur gemacht - die neue Messehalle verbreitet eine angenehme Arbeitsstimmung. Positiv ist auch die gestiegene Anzahl der Aussteller.

Trotzdem ist die Messe aus europäischer Einkäufer-Sicht nur für wirkliche Nischenanbieter mit viel Zeit und Engagement oder für echte Großabnehmer interessant, die Einfluss auf die Produktion nehmen können.

Wie sind also die Zukunftsaussichten dieser Messe? Um diese Frage zu beantworten, muss man einen Blick hinter die politischen Kulissen werfen. China hat ein großes Interesse daran, die ländlichen Gebiete in der Mitte des Landes zu unterstützen.

Derzeit sind die Produktionsstätten für Teppiche in verschiedenen Gebieten über das Land verteilt. Zum Teil wird heute in Gegenden produziert, in denen das Lohngefüge stark angestiegen ist. Eine Konzentration der Teppichproduktion in den strukturschwachen Gebieten, kann also innenpolitisch Sinn machen: Einer Landflucht wird entgegen gewirkt und die Herstellungspreise für die Teppich bleiben konkurenzfähig.

Würde die Region Qinghai nach und nach zum Teppichzentrum Chinas, wo der Großteil der Produzenten ein zu Hause hat, wäre eine entsprechende Teppichmesse sinnvoll und auch für Einkäufer aller Länder interessant.

Aktuell werden die Produktionskapazitäten in der Region permanent aufgestockt, man darf also gespannt sein, wie sich die Region und damit die Messe weiter entwickelt.
aus Heimtex Orient 02/06 (Wirtschaft)