Das größte Teppichhaus der Welt

Der neue Kibek in Elmshorn mit 20.000 qm Verkaufsfläche

Kibek hat sein Stammhaus in Elmshorn von der Innenstadt auf die grüne Wiese verlegt und dabei gleich einen neuen Rekord aufgestellt: Mit 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist der Neubau das größte Teppichhaus der Welt. Es wird Teil eines Fachmarktzentrums mit vier weiteren Filialisten sein.

Kibek ist Kult. Zumindest, wenn man danach geht, was Dittsche alias Komiker Olli Dittrich in seiner gleichnamigen Live-Sendung thematisiert. Der nicht ganz ernst gemeinte Wochenrückblick ist vor allem in Nord- und Westdeutschland beliebt und bekannt. Im Mittelpunkt steht die Hamburger Milieu-Figur Dittsche, die am Tresen einer Imbisskneipe auf skurrile Art über das Leben und aktuelle Ereignisse sinniert. In gleich zwei Sendungen ist der sympathische Bademantel-Träger kürzlich auf die Eröffnung des neuen Kibek-Hauses in Elmshorn eingegangen. Fazit: Dittsche wollte hin, hat es aber nicht geschafft - der Andrang sei zu groß gewesen.

Das ist nachvollziehbar. Immerhin stürmten in den ersten vier Tagen 45.000 Kunden das 20.000 Quadratmeter große Teppichhaus. Davon war der verkaufsoffene Sonntag der eindeutig stärkste Tag. Auf der A 23 stauten sich ab Abfahrt Elmshorn die Fahrzeuge kilometerweit zurück. Trotz zusätzlich eingerichteter Kassen mussten erhebliche Wartezeiten in Kauf genommen werden. 150 Kibek-Mitarbeiter waren im Einsatz. "Wir hatten große Erwartungen an die Eröffnungstage, aber mit so einer Resonanz haben wir nicht gerechnet", sagt Geschäftsführer Frank Sachau.

In der vorausgegangen Werbekampagne wurden unter anderem bis zu 40 Prozent Eröffnungs-Rabatt auf Teppiche und Teppichboden sowie bis zu 20, 25 und 30 Prozent Rabatt auf Laminatboden, Leuchten und Gardinen versprochen. Zusätzlich lockte Aktionsware, wie günstige Fleecedecken die Kundschaft. Die Werbemaßnahmen konzentrierten sich auf Anzeigen und Prospekte. Die größte Wirkung erzielte wohl eine Beilage in der Hamburger Ausgabe der Bild-Zeitung.

Winterwetter führte zu Verzögerungen

Dabei war lange unklar, wann Kibek nun genau sein neues Haus eröffnen würde. Denn der für Norddeutschland ungewöhnlich strenge Winter brachte den gesamten Zeitplan für die Bauarbeiten durcheinander. Geplant war ursprünglich Anfang März zum Ende des Räumungsverkaufs im alten Gebäude. Bis Mitte März konnte das Verkaufsgebäude fertig gestellt werden. In der Rohbauphase befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch die viergeschossige Unternehmenszentrale für 250 Mitarbeiter und das Hochregallager mit einer Grundfläche von 10.000 Quadratmetern. Auch die Außenanlagen fehlten bei der Eröffnung, insbesondere die Parkplätze waren nur geschottert, der Asphalt soll später folgen. "Aufgrund der Witterungsbedingungen müssen wir uns mit einem vorübergehenden Provisorium zufrieden geben", entschuldigt Sachau.

Teppichhaus als Mittelpunkt eines Fachmarktzentrum

Sein endgültiges Aussehen wird das 14 Hektar große, direkt an der Autobahn gelegene Grundstück aber erst im nächsten Jahr erhalten. Denn dann werden vier weitere Gebäude entstanden sein, die zusammen mit dem Teppichhaus ein Fachmarktzentrum bilden. Kurz vor der Fertigstellung stehen bereits ein Küchenstudio der Firma Astroh, die sich bereits in Bösensell und Oggersheim neben Kibek angesiedelt hat, sowie das SB-Warenhaus Marktkauf. Im Herbst wird mit dem Bau eines Sportfachmarktes und eines Baumarktes begonnen. Wer dort einzieht, bleibt vorerst weiter offen. Insgesamt 40 Mio EUR investiert Kibek in das gesamte Fachmarktzentrum.

Umfassende Sortimentsbreite und -tiefe

Kibeks neues Flaggschiff wirkt hell und freundlich, offen und einladend. Zwei gläserne Fahrstühle und eine breite Treppe verbinden im zentralen Innenhof die drei Verkaufsebenen. Die einzelnen Abteilungen sind deutlich voneinander getrennt, markante Hinweisschilder erleichtern zusätzlich die Orientierung.

Die Räumlichkeiten sind überall großzügig bemessen, so dass sich die unterschiedlichen Produkte gut wahrnehmen lassen. Kennzeichen der meisten Abteilungen ist eine beeindruckende Sortimentsbreite und -tiefe. Die Preisspannen reichen von der Einstiegpreislage bis zum hochwertigen Produkt. Der absolute Premium-Bereich bleibt jedoch eher ausgespart.

Unter allen Produktgruppen kommt dem Orientteppich bei Kibek eine herausragende Bedeutung zu. Er ist traditionell ein starker Umsatzträger, macht heute immer noch etwa ein Drittel des Erlöses aus. Im neuen Stammhaus ist er auf der obersten Verkaufsebene angesiedelt, was seinen Stellenwert noch einmal unterstreicht. Herkunftsländer sind Iran, Indien, Pakistan, Marokko und China.

Die Teppiche sind nicht nach Preisklassen, sondern konsequent nach Themengruppen sortiert. Innerhalb einer Themengruppe sind dann alle jeweils gängigen Größen, darunter oft auch runde Formate, Brücken und Übermaße, sowie unterschiedliche Qualitäten erhältlich. Das heißt, Teppiche aus den Werbeprospekten werden nicht separiert, sondern in die Themengruppen integriert.

Besonders umfangreich sind die Bereiche für die Gruppen Gabbeh, Ziegler und Berber ausgefallen - Artikel, die bei Kibek derzeit besonders gut laufen. Diese Bereiche sind auch in eigenen Abteilungen untergebracht. "Was momentan sehr gut angenommen wird, ist der indische Gabbeh, der dem persischen Gabbeh einen erheblichen Marktanteil weggenommen hat", konkretisiert Firmenchef Sachau. Und zum Thema Ziegler meint er: "Ziegler halte ich für einen ganz starken Trend. Das ist ein Produkt, das man durchaus auch an jüngere Verbraucher verkaufen kann."

Grundsätzlich sei bei allen klassischen Teppichen eine Tendenz zu Qualität zu erkennen: "Gute Produkte, schöne Produkte sind derzeit gefragt. Der Endverbraucher ist auch bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen", sagt Sachau. Anders dagegen verhalte es sich mit einfacherer Ware: "Der bekannte Kaschmar-Nain tut sich schwer. Wir verkaufen davon nicht mehr die gleichen Stückzahlen wie früher."

Zweites Standbein im Unternehmen Kibek ist der moderne Teppich, mit dem ebenfalls rund ein Drittel des Umsatzes erlöst wird. Im Stammhaus wird er auf der mittleren Ebene präsentiert. Auch hier wird klar segmentiert: Kibek untereilt in Designer-, Handweb-, Naturfaser-, Bordüren-, Langflor- und Nepal-Teppiche. Hinzu kommt eine Abteilung für Bettumrandungen.

Im Mittelpunkt der modernen Teppiche steht die Nepal-Abteilung. Die Preisspanne reicht hier von 49 bis 349 Euro pro Quadratmeter. In einem wertig gestalteten Studio kann der Kunde zudem Nepal-Teppiche in Wunschmaßen aussuchen. Gleiches gilt für den Bereich Handwebteppiche, wo ebenfalls ein Wunschmaßprogramm zur Verfügung steht. Hier setzt Kibek außerdem auf die Marken Paulig und Dekowe, die mit eigenständigen Präsentationssystemen vertreten sind.

Die hochwertigsten Stücke dieser Ebene stammen von Co-Design, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur Langflor-Abteilung ihren eigenen Auftritt haben. Mit unifarbenen Shaggys will Kibek dagegen eine jüngere, sehr trendbewusste Klientel bedienen. Auffällig: Das Farbspektrum konzentriert sich hier auf die Kolorits Beige, Rost, Rot und Braun.

Insgesamt 80.000 Teppiche zeigt Kibek in seinem Stammhaus. Einen Großteil davon bezieht der Filialist nach wie vor direkt aus den Herstellungsländern. Teilweise werden Designs gemeinsam mit Produzenten entwickelt, insbesondere im Bereich Handtuft. Das Festhalten an den Direktimporten wird in Elmshorn als Voraussetzung für den eigenen Erfolg gewertet, nur so könnten Waren sehr günstig beschafft und die Wünsche der Kunden schnell umgesetzt werden. "Unsere Philosophie lautet: gute Ware günstig anbieten, sich am Kunden orientieren und ihn ernst nehmen", fasst Sachau zusammen.

Auf der zweiten Verkaufsebene sind neben den modernen Teppichen des Weiteren die Produktgruppen Leuchten, Dekostoffe und Gardinen, Stilgarnituren, Sonnenschutz sowie Tisch- und Bettwäsche angesiedelt. Die Segmente Tisch- und Bettwäsche sind neu im Programm, werden allerdings zunächst in Elmshorn getestet, bevor sie in andere Häuser gehen.

Im Erdgeschoss kommen dann die für Kibek "immer wichtiger werdenden" Segmente Teppichboden und Laminat hinzu, ebenso Parkett, Kork, CV-Bodenbeläge, Teppichboden-Fliesen, Läufer sowie Fuß- und Stufenmatten. Die Segmente Kissen, Decken und Handtücher sind jeweils durch eine beinahe übertriebene Warenfülle und die Sortierung nach Farben besonders auffällig aufgemacht. Zum Bereich Wohnaccessoires gehören unter anderem Bilder, Spiegel, Glaswaren, Kunst-Blumen, Korbwaren und Kerzen. Alle Fachsortimente zusammen ergeben ein weiteres Umsatz-Drittel.

Hoher Stammkundenanteil

Das Einzugsgebiet für den Elmshorner Stammsitz reicht bis zu 100 Kilometer weit. Kundenanalysen zeigen, dass der Teppich-Käufer bis zu einer Stunde Fahrzeit in Kauf nimmt. Kibek verweist mit Stolz auf einen hohen Stammkundenanteil, der für Sachau die Basis des Geschäftes bildet. Nur etwa ein Drittel der Kunden kommen nach seinen Angaben aufgrund von Werbeaktionen ins Haus - auch das ein Ergebnis regelmäßiger Analysen der Kundendatei. In diesem Zusammenhang betont Sachau: "Werbung ist bei uns in erster Linie ein Mittel, um unsere Produkte nach außen zu transportieren und um die Marke Kibek stark zu machen."

In Kürze ist Baubeginn in Recklinghausen

15 Häuser betreibt der Marktführer für Teppiche bundesweit, fast alle Filialen befinden sich auf der grünen Wiese. Die meisten verfügen über eine Verkaufsfläche von rund 10.000 qm, kleinere Dependancen sollen jetzt "Stück für Stück" umgebaut werden. Und auch neue Standorte sollen erschlossen werden. In Kürze ist Baubeginn in Recklinghausen. Das Haus wird eine Bruttogeschossfläche von 11.500 qm aufweisen. "Mehr passt leider nicht auf das Grundstück. An diesem Standort hätte ich gerne eine größere Fläche gehabt", meint der 53jährige Firmenchef.

Seinem Konzept treu beleibend, neue Orte gemeinsam mit anderen Unternehmen zu erschließen, hat er Obi und Ostermann als Partner für Recklinghausen gewinnen können. Beide werden sich ebenfalls mit Filialen auf dem Gelände niederlassen. Auch ein Haus in Barsbüttel ist für Sachau nach wie vor noch nicht vom Tisch.

Grundsätzlich sieht Sachau weitere Expansionsmöglichkeiten für sein Unternehmen. "Wir sind der Überzeugung, dass sich die Zahl unserer Häuser erweitern lässt, aber wir wollen ganz überlegt wachsen. Es kommen nur Standorte in Frage, die wirklich gute Zahlen aufweisen. Hauptkriterien sind eine verkehrsgünstige Lage und ein sehr großes Einzugsgebiet", sagt der Alleininhaber.

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Kibek Elmshorn - der Standort

Verkaufsfläche: 20.000 qm
Brutto-Geschossfläche: 35.000 qm
Grundsteinlegung: 18. August 2005
Eröffnung: 16. März 2006
Investitionen Fachmarktzentrum gesamt: 40 Mio EUR
Parkplätze Fachmarktzentrum gesamt: 1.200
Arbeitsplätze Fachmarktzentrum gesamt: 600
Sortiment:
- Teppiche: Orient, Gabbeh, Nepal, Berber, China-Aubousson, Flokatis und Felle, Handweb, Naturfaser, Modern designed, Langflor-Teppiche,
- Teppichboden
- Laminat
- Parkett
- CV-Bodenbeläge
- Stufen- und Fußmatten
- Badtextilien
- Gardinen und Stoffe
- Wohnaccessoires
aus Heimtex Orient 02/06 (Wirtschaft)