Haustex-Interview mit Hans-Jürgen Schmänk

"Die richtigen Programme zur rechten Zeit"

Hamminkeln-Dingden - Hans-Jürgen Schmänk (52) ist Geschäftsführer und Mitinhaber des Familienunternehmens H. u. W. Schmänk. Unter der Marke "biberna" war der Betrieb Vorreiter bei der Einführung der Qualität Biber für bedruckte Bettwäsche. Mittlerweile umfasst das Bettwäsche-Angebot ein abgerundetes Programm in den Qualitäten Biber, Edelflanell, Weichfrottier, Jersey, Seersucker, Linon, Satin und Glanzsatin. Im Januar 2001 erfolgte die Übernahme der Markenlizenz "Tom Tailor Bed & Bath". Die 1932 gegründete Firma erzielt heute mit rund 170 Mitarbeitern einen Umsatz von ca. 40 Mill. Euro.

Haustex: Momentan ist immer wieder von einem "gefühlten" Konjunkturaufschwung die Rede. Darf man als Realist daran glauben?

H.-J. Schmänk: In der Tat hat sich sozusagen als Vertrauensvorschuss in die Merkel-Regierung im ersten Quartal ein gefühlter Konjunkturaufschwung eingestellt. Mit zunehmendem Realitätsverlust der Bundesregierung in Form von Steuererhöhungen und dadurch resultierender Konsumverweigerung bzw. Konsumverlagerung hat sich der Anfangseffekt ins Gegenteil verkehrt. Die Konjunktur in der deutschen Industrie ist allein vom Export getragen, eine inländische Konsumkonjunktur ist nicht existent und auf absehbare Zeit nirgendwo in Sicht - leider.

Haustex: Bereits vor fünf Jahren haben Sie die Lifestyle-Lizenz von Tom Tailor übernommen - und sind offensichtlich sehr zufrieden damit. Wie stark ist diese Marke eigentlich und wie viel Potenzial sehen Sie noch darin?

Schmänk: Die Marke Tom Tailor ist extrem professionell aufgestellt. Die Bekanntheit steigt permanent durch Werbung, Lizenz-Portefeuille und Flächenpräsenz. Die Lizenz "Tom Tailor bed & bath" zählt zu den erfolgreichen Lizenzen. Sie ist an ca. 800 Standorten zusätzlich präsent, an denen die Modemarke sonst nicht vertreten wäre. Das Potenzial ist noch längst nicht erschöpft. Zweistellige Zuwachsraten pro Jahr waren in den letzten fünf Jahren die Normalität.

Haustex: Der deutschen Textilindustrie geht es derzeit nicht gerade blendend, die Heimtextilien tun sich schwer, und die Bettwäsche hat es aufgrund der Konsumverweigerung zur Zeit besonders schwer. Wie kommt Ihr Unternehmen damit zurecht?

Schmänk: Etwas geht immer! In einem seit 1991 permanent rückläufigen Markt hat Biberna es geschafft, den Marktanteil kontinuierlich zu steigern. Die richtigen Programme zur rechten Zeit mit flexibler Reaktion auf die Marktbedürfnisse waren stets die Maxime des Unternehmens, um auch in schwierigen Zeiten zu bestehen. Wir präsentieren uns dem Handel als Generalist im konsumstarken Bereich mit einer der bekanntesten Eigenmarken ("biberna") plus der starken Lifestyle-Marke "Tom Tailor". Zudem wird der Markt der "Private Label" sowie der Discount- bis hin zum No-Name-Markt bedient. Über eine schlagfertige Design-Abteilung wird darüber hinaus noch das Merchandising-Geschäft bedient. Das Jahr 2006 und der Ausblick auf 2007 bedeuten jedoch auch für uns eine sorgenvolle Beobachtung der in erster Linie politisch verursachten Konsumverweigerung. Auch die schönste Kollektion muss sich schließlich über den Endkonsumenten im Handel abverkaufen. Steuererhöhungen sind jedenfalls das völlig falsche Signal und Gift für die Textilkonjunktur.

Haustex: Während die Konfektionäre in der Bekleidungsindustrie ihre Umsatzrückgänge im Inland mit erhöhten Exportquoten kompensieren können, ist dies im Bettwäsche-Bereich nicht so einfach zu realisieren, da im Ausland andere Größen existieren. Wie steuert man dem entgegen?

Schmänk: Die Exportquote ist die Achillesverse der Bettwäscheindustrie. Leider gibt es in jedem noch so kleinen Exportland unterschiedliche Schlafgewohnheiten und Bettwäschegrößen. Eine Kollektion für viele Exportländer zu produzieren, verbietet die Finanzierbarkeit. Eine Steigerung der Exportquote stößt da sehr schnell an machbare Grenzen.

Haustex: Seit der Quotenliberalisierung drängen in erster Linie die Chinesen noch stärker in den deutschen Markt. Wie sehr bekommt das ein vertikales Unternehmen wie Biberna zu spüren?

Schmänk: Biberna als Generalist in allen konsumstarken Programmen setzt auf eine Strategie aus Eigenfertigung, passiver Lohnveredlung und Vollimport. Ohne Möglichkeit aus "Billiglohnländern" wie Indien und China könnten gewisse Märkte nicht bedient werden. Wir sind global auf den Einkaufsmärkten tätig und reagieren flexibel auf die Preis- und Qualitätsbedürfnisse des Handels. Nur so sind Marktanteile zu halten. Voraussetzung ist allerdings eine sehr starke Finanzkraft des Unternehmens.

Haustex: Ihr Unternehmen ist bekannt für seine Baumwoll-Kompetenz und die Biberbettwäsche. Im neuen Katalog erkennt man jetzt jedoch einen erhöhten Einsatz von Microfasern. Kann man hier von einer Produktrevolution sprechen?

Schmänk: Die Microfaser-Qualität hat in der Bettwäsche einen Boom ausgelöst. Dem kann man sich nicht entziehen, ohne dramatische Umsatzverluste in Kauf zu nehmen. Auslöser war die Propagierung dieser Qualität im Teleshopping. Bedingt durch extremen Preisverfall und damit leider auch Qualitätsverfall kann der Boom schnell zu Ende sein. Die Baumwollkompetenz wird jedoch dauerhaft bleiben.

Haustex: Was tun Sie, um den Fachhandel am POS zu unterstützen? Wie praktizieren Sie diese Partnerschaft?

Schmänk: Schon immer haben Biberna und Tom Tailor stark an die Unterstützung am POS gedacht. Tom Tailor hat das durch erfolgreiche Flächenkonzepte perfektioniert, Eine Bettwäschemarke wie Biberna steht hier erst am Anfang einer Entwicklung zu mehr POS-Arbeit. Die Bereitschaft des Handels zu Flächenkonzepten muss jedoch noch wachsen. Dies geht über die üblichen Präsenter, Poster, Flyer und Give-aways weit hinaus.

Haustex: Wie müssten die politischen Rahmenbedingungen zugunsten der deutschen Wirtschaft geändert werden?

Schmänk: Steuer-, Gebühren- und Sozialkostenbelastungen des Bürgers müssen gesenkt werden. Der Konsument benötigt effektiv mehr Geld für den Konsum. Das kann nicht aus Lohnerhöhungen stammen. Zudem muss wieder Zukunftsperspektive seitens der Politik geschaffen werden in Form von mehr und sicheren Arbeitsplätzen. Weg von der Großindustriepolitik hin zu mehr Mittelstands- und Handwerkspolitik. Dazu zählt auch mehr Wettbewerb bei den Energieträgern. Zur Zeit wird in der Großen Koalition das Gegenteil betrieben Schade!
aus Haustex 08/06 (Wirtschaft)