Strategische Neuausrichtung bei Karstadt

Bis 2003 eine Umsatzrendite von 4 % anvisiert

Nach dem Führungswechsel an der Karstadt-Spitze präsentiert sich der Konzern ambitioniert und ehrgeizig: Durch Rationalisierung auf der einen Seite und die gleichzeitige Umsetzung von Wachstumsstrategien auf der anderen soll der Gewinn bis 2003 auf knapp 4 % vom Umsatz verbessert werden.

Bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt hat der neue Karstadt-Konzernchef Wolfgang Urban ein ehrgeiziges Programm vorgestellt, mit dem Unternehmen in allen Bereichen verändert werden soll.

Wichtigstes Ziel ist die Steigerung der Umsatzrendite der Warenhaus-Sparte; zur Zeit liegt sie bei mageren 1 %. Bis 2003 soll sie auf 4 % verbessert werden. Mit einem Nettoumsatz von 13,6 Mrd. DM sind die Warenhäuser noch immer die wichtigste Säule des Handelsriesen, der im vergangenen Jahr einen Konzern-Nettoumsatz von 29,7 Mrd. DM vermelden konnte.

Urbans Maßnahmens sehen drastische Schritte vor: Zum einen sollen fast 200 Immobilien des Konzern mit einem Buchwert von DM 3,2 Mrd. ausgegliedert werden in die neu gegründete Tochter Karstadt Immobilien AG & Co KG in Essen. Zum anderen sollen die internen Prozesse optimiert werden.

Hauptangriffspunkt ist die Logistik. Ziel ist es, die Lagerflächen durch eine stärkere Zentralisierung und Standardisierung von Branchenprozessen zu halbieren. Künftig sollen die Filialen kapazitätsorientiert beliefert werden, so dass die einzelnen Häuser keine eigenen Lager mehr benötigen. Die Zentrallager sollen zugleich verkleinert werden. Daneben soll auch die Verwaltung durch Zentralisierung gestrafft werden.

In der Öffentlichkeit heftig diskutiert wurden die angekündigten Stelleneinsparungen. Nach Protesten der Gewerkschaften sollen nun statt der bisher geplanten 7.000 insgesamt 4.700 von 52.000 Stellen abgebaut werden.

Die genannten Restukturierungsmaßnahmen sind die eine Seite von Urbans Strategie, die andere ist Wachstum durch das Themenhaus-Konzept: Hier wird anstelle einer herkömmlichen Aufteilung nach Abteilungen die Ware themenorientiert, das heißt im Bedarfszusammenhang angeboten.

So wird zum Beispiel Tischwäsche mit Glas, Porzellan, Besteck, Silber und Tischdekoration dekoriert und in sehr ausgefeilter Form präsentiert. Die Ware wird also nicht mehr nach klassischen Warengruppen, sondern nach Themen, Anlässen und Stilen gezeigt.

Insgesamt deckt Karstadt sechs Themenbereiche ab:
- Essen und Trinken,
- Fashion,
- Sport,
- Multimedia mit Unterhaltungselektronik, Bürotechnik und Musik,
- Personality (Brillen, Lederwaren, Kosmetik, Schmuck und Uhren)
- sowie Living.

Hier spielen Heim- und Haustextilien eine wichtige Rolle. Alles wird geführt: von der Tisch- und Bettwäsche, über Bettwaren und Gardinen, bis hin zu Badartikeln einschließlich Frottier.

Im Badbereich umfasst das Angebot "themenorientiert" neben Frottierwaren und Badtextilien auch kleine Regale, Personenwaagen , Handspiegel oder Duschvorhänge. Für die Zukunft kann man sich bei Karstadt sogar einen umfangreichen Bad-Bereich kombiniert mit Well-ness vorstellen.

Teppiche und Bodenbeläge sind separiert und werden nur noch in etwa 30 Häusern angeboten, da Verkaufsflächen in den Innenstädten mit anderen Sortimenten rentabler bewirtschaftet werden können.
aus BTH Heimtex 05/01 (Wirtschaft)