Dura hat die Talsohle durchschritten

Im Jahr 2000 Turnaround geschafft

Die Nagelprobe ist bestanden: Im ersten kompletten Geschäftsjahr unter seiner Ägide ist es Dr. Christian Schäfer gelungen, den Umsatz der Dura zu stabilisieren und - was viel entscheidender ist - den Verlust des Vorjahres mehr als auszugleichen. Zugpferd war eindeutig das Automobil-geschäft. Bei Bodenbelägen mussten weitere Einbußen hingenommen, doch zeichnet sich allmählich das Ende der Talfahrt ab: Seit der Jahreswende stabilisieren sich dort die Umsätze, die Dura spürt im Markt zunehmenden Zuspruch für ihre neue segmentierte Vertriebsstrategie.

Die Dura gehörte in den letzten Jahren zu den Bodenbelagsherstellern, über deren Zukunft am meisten spekuliert wurde. Dr. Christian Schäfer hat dem mit der Vorlage des Geschäftsberichtes 2000 ein Ende gesetzt. Zahlen und Entwicklung im vergangenen Jahr und in den ersten Monaten des laufenden Jahres demonstrieren klar, dass sich das Familienunternehmen auch künftig aus eigener Kraft am Markt behaupten und wieder wachsen will.

Schäfer verhehlt nicht, dass das Geschäftsjahr 2000 "von absolut entscheidender Bedeutung" für die Dura war. Nach einer für den größten deutschen Tufter "äußerst schwierigen Periode" gelang, es in einem wahren Kraftakt, sich aus dem Tief herauszuarbeiten. "Wir sind stolz darauf, den Turnaround geschafft zu haben", sagt der Enkel des Firmengründers Christian Wirth ohne falsche Bescheidenheit.

Zum ersten Mal seit Jahren konnte der Umsatz mit - 0,5 % auf 237,9 Mio. DM stabilisiert werden. Der Konzernumsatz, bei dem die südafrikanischen Automobil-Aktivitäten mit eingeschlossen sind, übertraf mit 246,9 Mio. DM sogar das Vorjahr um 2 Mio. DM.

Leider habe die Bodenbelagssparte der positiven Entwicklung noch hinterher gehinkt, bedauerte Schäfer. Der Umsatz in diesem Bereich ist nochmals um knapp 10 % auf nunmehr 101 Mio. DM abgesackt. "Damit haben wir nicht nur unsere selbst gesteckten Ziele verfehlt, sondern lagen auch unter dem Branchendurchschnitt."

Ein Teil des Rückgangs sei allerdings bedingt durch die Neupositionierung der Herstellermarke Dura und den bewussten Verzicht auf deckungsbeitragsarme Umsätze und insofern nicht völlig unerwartet gekommen. Das Automobilgeschäft hat sich dagegen nach Schäfers Aussage laut Schäfer "trotz Unkenrufen" weiterhin sehr positiv dargestellt. "Mit einer Umsatzausweitung auf 137 Mio. DM haben wir unsere Position als führender Anbieter von Tufting-Oberbelägen und -komponenten bei der Automobilausstattung gestärkt und ausgebaut". Das liege zum einen an der unverändert günstigen Konjunktur für Dura-Kunden und deren Modelle, zum andere habe die Industrie das Engagement der Dura mit neuen Aufträgen honoriert, unter anderem für die BMW-Typen X 5 und Z 3, den Audi A 8 und die Mercedes C-Klasse.

Noch wichtiger als die Umsatzstabilierung war die Verbesserung der Ertragslage; hier zeigten Restrukturierungs- und Sparmaßnahmen trotz erheblicher Verteuerungen der Rohstoff- und Finanzkosten Wirkung, so dass per 31. Dezember ein Gewinn vor Steuern von 4,2 Mio. DM ausgewiesen werden konnte. Einen bedeutenden Beitrag für das letztlich gute Abschneiden leistete der Turnaround der Südafrika-Tochter. Das noch im Vorjahr hoch defizitäre Unternehmen konnte nach dem Auskauf des Miteigners durch die konsequente Rationalisierungskonzepte und eine Umstellung des gesamten Supply Chain-Managements wieder auf Kurs gebracht werden.

Der Cash-Flow hat sich 2000 mit 13,5 Mio. DM vervierfacht; er wurde jedoch zum Stichtag noch nicht voll wirksam, da eine Reihe von Zahlungen bei verschiedenen Debitoren erst verzögert im neuen Geschäftsjahr erfolgte. Aus dem gleichen Grund hat sich auch Bilanz um 7,7 Mio. DM verlängert.

Für das laufende Jahr ist die Führungsmannschaft in Fulda durchaus zuversichtlich. "Wir sind noch nicht ganz dort, wo wir hinkommen wollen, spüren aber deutlich Auftrieb", offenbarte Schäfer und nimmt es als Ansporn, dass der Umsatz nach den ersten Monaten über dem des Vorjahresniveaus liegt - "und zwar in beiden Geschäftsbereichen". Besonders freut ihn die Entwicklung im Bodenbelagsbereich. "Wir gehen davon aus, dass die Talsohle durchschritten ist. Klare Signale aus dem Markt sagen uns, dass unser Konzept ankommt. Das sieht man an beispielsweise an den Listungen." Für das Gesamtjahr ist ein "hohes einstelliges" Umsatzplus geplant, das auch aus den Bodenbelägen kommensoll. Impulse werden hier zum einen aus der selektiveren Markbearbeitung erwartet, zum anderen aus der inzwischen gut im Markt platzierten Objektkollektion und dem zum Herbst angekündigten Serviceprogramm Caprice, dem Flaggschiff der Dura.

Der Geschäftsbericht 2000 war übrigens der letzte, den die Dura öffentlich macht. Künftig soll der Branche nicht mehr eine derartig detaillierte Bilanz-Analyse des Familienunternehmens zugänglich gemacht werden.

"Der Wettbewerb hält sich schließlich auch bedeckt. Wir wollen nicht als einzige unsere Zahlen auf den Tisch legen", argumentiert Dr. Christian Schäfer. Das gilt nicht nur für Dura, sondern auch für die verbundene Filzfabrik Fulda, das ebenfalls zur sogenannten Wirth-Gruppe gehört.
aus BTH Heimtex 06/01 (Wirtschaft)