Armstrong DLW 2000 auf Talfahrt

In die roten Zahlen gerutscht

2000 war kein gutes Jahr für Armstrong DLW; das Rätselraten um die Zukunft der Textilsparte und tiefgreifende Umstrukturierungen in Verbindung mit dem flauen Markt drückten schmerzhaft auf Umsatz und Ertrag. Zusätzlich erforderliche Wertberichtungen ließen den Konzern vollends in die roten Zahlen rutschen. Im laufenden Jahr setzt der neue Vorstandsvorsitzende Gerard Glenn alles daran, Armstrong DLW wieder auf Kurs zu bringen.

Es war kein leichtes Jahr, das hinter uns liegt", zog Armstrong DLW Vorstandsvorsitzender Gerard Glenn auf der traditonellen Bilanzpressekonferenz des Unternehmens für 2000 Bilanz. Zum ersten Mal verkündete der Amerikaner, der seit Anfang des Jahres an der Spitze des Bodenbelagherstellers steht, die Zahlen des vorhergegangenen Geschäftsjahres. Und die waren nicht besonders gut. Der Umsatz des Konzerns, in dem neben der AG auch die anderen europäischen Standorte und Tochterfirmen konsolidiert sind, schrumpfte um 5,3 % auf 986,6 Mio. DM. Die Erlöse der AG verringerten sich mit 492,2 Mio. DM sogar um 9,3 % gegenüber dem Jahr zuvor.

Noch viel stärker als die Umsatzeinbußen wiegt allerdings, dass Armstrong DLW tief in die roten Zahlen gerutscht ist. Der Konzern musste 2000 einen Jahresfehlbetrag von 36,3 Mio. DM hinnehmen, nachdem im Vorjahr noch ein Überschuss von 37,8 Mio. DM erwirtschaftet worden war. Ein noch schlechteres Bild zeigt die Armstrong AG mit einem Verlust von 104,4 Mio. DM, nachdem 1999 noch knapp 15 Mio. DM in der Kasse geblieben waren.

Das Management von Armstrong DLW begründet das enttäuschende Ergebnis mit der Krise am Bau und dem damit verbundenen Preisdruck und vor allem mit Aufwendungen für die Umstrukturierung und Sanierung des Unternehmens. So waren die CV-Produktion ins englische Teesside - und damit außerhalb des Konsolidierungskreises des Armstrong DLW Konzerns - verlagert und unrentable Produktlinien wie Gummi und Parkett aufgegeben worden.

Stark ergebnismindernd wirkten sich zudem zusätzliche Wertberichtigungen aus. Dazu zählt auch die Abwertung der Textilsparte um knapp 100 Mio. DM. Die Wertberichtigung war notwendig geworden, weil man festgestellt habe, "dass mögliche Käufer für die Textilsparte deutlich weniger zu zahlen bereit waren, als die in den Büchern stehenden Werte", sagte Finanzvorstand Marc Turpin. Auf der Grundlage des Gutachtens einer unabhängigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sei daraufhin eine Neubewertung erfolgt. Geschmälert wurde das Ergebnis auch durch den Verkauf des niederländischen Tufters Ossflor, dessen Wert ebenfalls um 23,5 Mio. DM nach unten korrigiert wurde.

Elastische Beläge mit leichtem Umsatzplus nach Sortiments-Überarbeitung

Der Umsatz mit elastischen Objektbelägen konnte 2000 trotz schwieriger Marktlage und Einbruchs der Baukonjunktur leicht ausgebaut werden. Die Hauptproduktgruppe Linoleum konnte ihre Stellung behaupten, resultierend aus einem gestiegenen Exportgeschäft in einigen europäischen Märkten und in den USA. Die Produktion im Werk Delmenhorst belief sich auf rund 13 Mio. qm.

Auch bei den homogenen Kunststoffbelägen konnten Zuwächse erzielt werden, insbesondere bei Designfliesen. Heterogene Kunststoffbeläge haben ihren Umsatz sogar verdoppelt.

Die einzelnen Sortimente wurden 2000 vollständig überarbeitet. Dabei wurden bestehende Produkte optimiert, neue Optiken und farbliche Grundkonzepte eingeführt und ertragsschwache Produkte eliminiert. Im laufenden Jahr sind weitere Verbesserungen und Ergänzungen geplant, so soll unter anderem die Designfliesen-Kollektion Scala ausgebaut werden und der Heterogen-Belag Timberline mit einer Polyurethan-Oberflächenvergütung ausgestattet werden.

Textile Beläge umstrukturiert und zielgruppenspezifisch ausgerichtet

Unter dem Dach von Desso sind die gesamten Textilaktivitäten von Armstrong DLW zusammengefasst. Insgesamt werden 1.300 Mitarbeiter in den Werken in den Niederlanden, Deutschland und Belgien beschäftigt. Der Umsatz wird auf rund 608 Mio. DM beziffert. Ursprünglich wollte man sich von diesem Geschäftsbereich trennen, hatte mit dem britischen Finanzinvestor CVC Capital Partners auch nach längerer Suche einen Käufer gefunden. Im Juni wurden die Verhandlungen nach mehrmonatiger Dauer plötzlich abgebrochen, weil man "in wichtigen Punkten nicht zu einer Einigung gekommen sei" (BTH hat darüber in seiner Ausgabe 6/01 berichtet). Nähere Details wurden nicht genannt. Inzwischen hat Armstrong DLW laut Vorstandschef Glenn den Plan aufgegeben, seine Textilsparte zu veräußern und arbeitet jetzt daran, die "Desseaux-Gruppe profitabler zu machen und den Shareholder-Value im Einklang mit den strategischen Zielen der Armstrong DLW zu verbessern."

Im Bereich Textil werde man künftig "regional tätig sein", offenbarte Glenn, während bei Linoleum und PVC-Beläge eine weltweite Strategie gefahren wird.

Die Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr beurteilt das Management von Armstrong DLW "vorsichtig optimistisch". Als positives Zeichen wertet man das Ergebnis im ersten Quartal 2001, das sich gegenüber dem Vorjahr "um 80 %verbessert" habe.

Turpin führt dies auf den Erfolg der Restrukturierungsmaßnahmen zurück, sowie auf neu eingeführte Produkte. Das europäische Kerngeschäft soll laut Unternehmensleitung weiter ausgebaut werden, wobei Investitionen in Höhe von mehr als 25 Mio. DM getätigt werden sollen.

Die Umsätze werden voraussichtlich leicht unter dem Vorjahreswert liegen. Die Einbußen durch aufgegebene oder verlagerte Produktgruppen werden durch den erwarteten Zuwachs bei Linoleum und Kunststoffbelägen nicht ganz aufgefangen werden können, wird in Bietigheim befürchtet.

Von den Textilbelägen erwartet man aufgrund der harten Konkurrenzsituation keinen großen Beitrag. "Wir arbeiten daran, jene Bereiche im Textilgeschäft nach vorne zu bringen, die nicht so profitabel sind", betonte Glenn. Konkrete Pläne, welche Sparten bei Textil ausgebaut werden sollen, legte das Bietigheimer Management allerdings nicht vor.
aus BTH Heimtex 07/01 (Wirtschaft)