BTH Heimtex / BBE-Kundenbarometer Laminat

Wer ist der sympathischste Laminatboden-Anbieter?


Wieder einmal belegt eine Umfrage, dass das Leistungsvermögen eines Lieferanten nicht allein aufgrund "harter Fakten" sondern zumindest in Teilbereichen auch emotional beurteilt wird. Wenn beispielsweise Tarkett hinsichtlich Produktqualität gleich um vier Plätze besser dasteht als Egger, so ist das rational nicht nachvollziehbar, denn ein Großteil der in Deutschland angebotenen Produkte kommt - jedenfalls bis jetzt noch - aus der gleichen "Laminat-Schmiede". Am Standort Wismar betreiben die beiden Unternehmen in einem Joint Venture eine gemeinsame Produktionsgesellschaft.

Die detaillierten Ergebnisse der einzelnen Unternehmen veröffentlichen wir nicht mehr an dieser Stelle, sondern nur noch im Internet. Sie können sie unter www.raumausstattung.de/business sowie dem jeweiligen Firmennamen abrufen.

Individuelle Ergebnisse der Firmen

Primus unter den Laminatboden-Anbietern ist Parador. Dass die Coesfelder nun schon seit einigen Jahren 4,5% ihres Gesamtumsatzes für Marketing verwenden, zeigt nicht nur bei Endverbrauchern Wirkung sondern mit Sicherheit auch beim Fachhandel. Gleich achtmal steht der Hersteller auf dem höchsten Treppchen (Sympathiewert, Freundlichkeit, klare Vertriebspolitik, Lieferzuverlässigkeit, Lieferschnelligkeit, Qualität Außendienst/Innendienst, Verkaufsförderung, Fortschrittlichkeit)

Ohne Wenn und Aber bekennt sich Parador aber auch zur Großfläche. Beiden Vermarktungsschienen stehen die gleichen Produkte zur Verfügung - und es funktioniert. Lediglich der Bodenbelagsgroßhandel spielt nicht mit, da es "Extrawürste" in Form von Eigenmarken nicht gibt.

Das hervorragende Markenimage von Parador - der Bekanntheitsgrad liegt immerhin bei 31% (gestützt) - verleiht dem Unternehmen viel Selbstbewusstsein, was bei den Kriterien Kulanz und Reklamationsbearbeitung zum Ausdruck zu kommen scheint. Hier bildet Parador das Schlusslicht.

Auf Platz zwei rangiert Tarkett, was zunächst einmal überrascht, weil das Marketing des Konzerns für dieses Belagsegment völlig unterentwickelt ist und eine Kommunikation in Richtung Markt und Medien in keiner Weise erfolgt. Das ist umso bedauerlicher, da die Produkte auf dem neuesten Entwicklungsstand sind und auch in der Dekorpolitik leistet man gute Arbeit. "Um das Produkt herum" sieht es aber eher dürftig aus. So verwundert auch nicht, dass der Fachhandel vor allem die Mängel bei der Verkaufsförderung beklagt.

Doch solche Defizite kann ein gut funktionierendes und sympathisches Verkaufsteam kompensieren. Und was Kulanz, Konditionen und Preise anbelangt, war Tarkett schon immer eine Klasse für sich. Dazu sind die Zukunftsperspektiven hervorragend. Offensichtlich hat sich bereits herumgesprochen, dass noch in diesem Herbst die Produktion im "Agepan Tarkett Laminate Park" starten soll.

Über den dritten Rang muss man bei Hamberger (u.a. Haro, Go) keineswegs verstimmt sein, da das eigentliche Kerngeschäft nicht Laminat, sondern Parkett ist. Der auf den Fachhandel und Filialisten fokussierte Hersteller hat sich seine dominante Marktpräsenz mit ausgewogenen Leistungen erarbeitet. Zu schätzen weiß der Fachhandel die klare Vertriebspolitik sowie die Verkaufsförderung (jeweils erster Platz). Der Ausreißer bei der Produktqualität ist für uns nicht nachvollziehbar.

Bei einem Hersteller mit einem so dichten Vertriebsnetz war der hohe Sympathiewert nicht unbedingt zu erwarten. Ausschlaggebend für die positive Beurteilung dürfte nicht zuletzt sein, dass Hamberger ein kalkulierbares Familienunternehmen geblieben ist. Für die Ansprache der Endverbraucher kann das Marketing eine Sonderstellung beanspruchen, allerdings werden die Stärken innerhalb der Branche nicht adäquat kommuniziert.

Meister Werke (Meister, Schulte Räume) hat unlängst einen Generationswechsel vollzogen und mit weit reichenden innerbetrieblichen Umstrukturierungen die Weichen in Richtung Zukunft gestellt, was in der "Disziplin" Fortschrittlichkeit mit einem zweiten Platz honoriert wird. Die bewährten Tugenden scheinen bei dem Umbau nicht auf der Strecke geblieben zu sein: In Sachen Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit ist man in Rüthen-Meiste immer noch Spitze. Auch bei den Konditionen haben sich die Sauerländer den Platz an der Sonne erobert. Aber wie kommt der Außendienst zu der "roten Laterne"? Ansonsten ergibt sich ein überaus positives Gesamtbild. Punktgleich mit Hamberger belegt man Rang drei.

Als einziger Anbieter kann Unilin Flooring (Quick-Step) in einer der 16 Disziplinen mit einer glatten 1,0 aufwarten. Dass die Produktqualität mit der Idealnote bedacht wurde, dürfte die Belgier ganz besonders erfreuen. Die Pool Position nimmt der Hersteller noch in vier weiteren Kriterien ein: Warenverkäuflichkeit, Reklamationsbearbeitung, Innendienst, Zukunftsperspektiven. Als Patentinhaber bei Klickverbindungen und Ideengeber der Branche müsste das Unternehmen längst auch auf dem wichtigsten zentraleuropäischen Markt eine führende Rolle spielen. Aufhorchen lässt die Marktpartnerschaft mit Akzo. Der "Großhändler" wurde soeben mit 3.000 Kollektionen ausgestattet.

Mit Kulanz, guten Konditionen und einem ordentlichen Preis-Leistungsverhältnis hat sich Balterio im deutschen Fachhandel hervorragend etabliert. Bei der Weiterentwicklung der Produkte kann man sich mit den Besten der Branche durchaus messen. Wie die BBE-Umfrage jedoch offenbart, gibt es noch viel Potenzial, um weiter zu punkten. Auffallend ist der ungünstige Sympathiewert und die negative Beurteilung des Innendienstes.

Witex wird klar unterbewertet. Dass bereits die nächste BBE-Umfrage eine deutliche Korrektur nach oben ergibt, gilt für uns als sicher. Für die ersten sechs Monate dieses Jahres melden die Ostwestfalen eine Umsatzsteigerung von 15%. Wie aus dem Markt zu hören ist, erweisen sich die Neuentwicklungen Ceraclic und Elastoclic pur mehr und mehr als Türöffner bei Händlern und Objekteuren, zu denen die Augustdorfer bislang noch keinen Zutritt hatten und das wiederum dürfte für Impulse bei den Laminatböden sorgen.

Dass die Zukunftsperspektiven für das Unternehmen vom Fachhandel nicht gerade rosig eingeschätzt werden, hängt unter anderem auch damit zusammen, dass der seit langem angekündigte Investor ausbleibt. Aber das sind Dinge, die nicht Witex zu verantworten hat.

Mit elf letzten Plätzen kommt Egger unter die Räder und erreicht damit eines der schlechtesten Ergebnisse, das je ein Hersteller von Bodenbelägen in einer BBE-Umfrage erzielt hat. Obwohl die Österreicher Riesensummen in modernste Produktionstechnologien investieren, werden sie bei den Zukunftsperspektiven mit dem schlechtesten Wert abgestraft. Was muss da passiert sein, dass das Unternehmen so verrissen wird?

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BTH/BBE-Handelsumfrage Panel und Methodik

Das BTH/BBE-Kundenbarometer wird in zwei Schritten durchgeführt: im ersten wird recherchiert, bei welchen Anbietern die Fachhändler überhaupt einkaufen - oder andersherum: wie hoch der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten beim Fachhandel ist. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Probanden können also zusätzliche Bezugsquellen als die von uns vorgegebenen Unternehmen nennen.

Im zweiten Schritt beurteilen die gleichen Händler detailliert einzelne Anbieter mit Noten:1-2 (gut bis sehr gut), 3 (mittelmäßig), 4-5 (ausreichend bis schlecht). Für jeden werden 16 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare wie Lieferschnelligkeit und Konditionen, aber auch subjektiv empfundene wie der Sympathiewert, die Kulanz oder die Qualität des Außendienstes. Aus den Antworten hat die BBE eine Durchschnittsnote für das jeweilige Kriterium errechnet, die als Maßstab allein aber nicht ausreicht: Auch die Streuung der Noten ist wichtig, weil sie etwas über die Gewichtung aussagt.

Befragt wurden 108 klassische Fachhändler - auch Raumausstattungsbetriebe mit Ladengeschäft - und Fachmärkte in ganz Deutschland, die alle Teppichboden führen, regional verteilt im Nordenund im Süden, in den alten und den neuen Bundesländern, Selbstständige und Filialisten mit einem Jahresumsatz von mindestens 500.000 EUR.

Die Daten sind entsprechend zusätzlich differenziert nach West (= Händlern in Westdeutschland) und Ost (= Händlern in Ostdeutschland) sowie nach Selbstständigen und Filialisten. Selbstverständlich werden die gleichen Händler erfasst wie beim letzten BTH/BBE-Kundenbarometer, um eine Vergleichbarkeit der Aussagen zu gewährleisten.
aus BTH Heimtex 09/06 (Wirtschaft)