2005 zweistelliges Plus, für 2006 wieder angestrebt

Tarkett nähert sich 2 Mrd. EUR-Umsatzgrenze

Tarkett hat 2005 auf ganzer Linie zugelegt: sowohl sämtliche Produktgruppen wie auch alle Märkte sind zum Teil deutlich gewachsen, so dass sich per Saldo ein beachtliches Umsatzplus von 12,9% auf 1,6 Mrd. EUR ergibt. Nach den massiven Investitionen und Akqusitionen der letzten Jahre will Vorstandschef Marc Assa das Tempo noch weiter beschleunigen, 2006 an die 2 Mrd. EUR-Umsatzgrenze stoßen und damit seinem strategischen Ziel näher rücken, globaler Marktführer mit einem Weltmarktanteil von mindestens 15% in den Kernmärkten und Kernprodukten zu werden.

Die Drei-Säulen-Strategie von Tarkett mt einer konsequenten Internationalisierung, der Konzentration auf die Kerngeschäfte und das alles bei profitablem Wachstum greift: 2005 verlieh sie dem Konzern eine für die Bodenbelagsbranche ungewöhnliche Dynamik, die sich zudem in den nächsten Jahren eher noch zu verstärken als abzuschwächen scheint. Der Umsatz erhöhte sich um 12,9% bei aktuellen Wechselkursen, bei konstanten Wechselkursen und vergleichbarer Struktur verbleibt immer noch ein Plus von 6,1%.

Das EBITA (EBITA: Earnings before Interest, Taxes and Amortization = Gewinn vor Zinsen, Steuern und Tilgungen) gab zwar aufgrund von Rohstoffverteuerungen leicht von 97,3 auf 93,8 Mio. EUR nach, das Nettoergebnis konnte dennoch von 42,5 auf 57,8 Mio. EUR angehoben werden weil die Goodwill-Abschreibungen weggefallen sind.

Positiv zu vermerken ist, dass alle Produktsegmente und Märkte zulegten. So nahmen die Erlöse elastischer Beläge um 9,7% auf 951,2 Mio. EUR zu, wobei Objektprodukte tendenziell mehr zulegten als der Handelsbereich (+12,1% gegenüber +7,1%), Holz stieg nahezu analog zum Vorjahr um 2,2% auf 275,3 Mio. EUR und Laminat setzte seinen starken Wachstumstrend mit einem erneut überproportionalen Zuwachs von 51,6% auf 134,1 Mio. EUR fort. Textile Beläge lagen mit 163,3 Mio. EUR um 6,4% über Vorjahr. Sie waren allerdings 2005 zum letzten Mal in den Konsolidierungskreis einbezogen, da sich Tarkett mittlerweile von ihnen getrennt hat.

Unter den drei Kernregionen hat Vorstandschef Marc Assa 2005 einen "erfreulichen Aufwärtstrend in wichtigen Märkten Westeuropas" ausgemacht, die den dortigen Umsatz um 7,7% auf 830,4 Mio. EUR verbesserten. Förderlich wirkte sich hier der Beitrag der Akquisition von Marley aus, zudem konnte Tarkett in Skandinavien und Südeuropa Boden gut machen. Und: Der lange Zeit schwierige deutsche Markt scheint zu genesen. Schon 2004 waren erste Signale einer Erholung zu erkennen, 2005 konnte erstmals wieder eine Umsatzsteigerung von 2,2% auf 140,1 Mio. EUR realisiert werden. Sie verteilen sich zu 70 Mio. EUR auf das Handelsgeschäft, zu 44,2 Mio. EUR auf die zweistellig zugelegte Objektsparte, außerdem sind Österreich mit 6,9 Mio. EUR und die Schweiz mit 4,7 Mio. darin integriert. Und die Entwicklung der ersten Monate gibt Anlass zu der Hoffnung, dass es weiter aufwärts geht - zumindest im Objekt, während der Handel nicht ganz mithalten kann.

Osteuropa hat um 25,4% auf 265 Mio. EUR angezogen und bietet unverändert "enormes Wachstumspotenzial, das wir voll ausschöpfen wollen". Als Beispiel nennt Assa den Markt für elastische Beläge, der sich binnen weniger Jahre von 20 auf 110 Mio. qm vervielfacht hat, bei Laminat wird von 2005 auf 2006 ein Sprung von 10 bis 12 Mio. qm auf 30 Mio. qm erwartet. Ehrgeizige Vorgabe für die Osteuropa-Aktivitäten von Tarkett für 2006: 400 Mio. EUR Umsatz. Bislang war vor allem der Handelsbereich die treibende Kraft, künftig wird auch das Objekt forciert, denn gerade dort sieht Assa durch die zunehmende Bautätigkeit speziell von Schulen und Krankenhäusern interessante Chancen. Daher werden derzeit Produktionsanlagen für homogene und heterogene PVC-Beläge errichtet. Der Terminplan ist eng: Die Inbetriebnahme ist bereits für Ende des Jahres vorgesehen. Allein die Homogen-Linie soll mit einer Kapazität von 6 bis 7 Mio. qm 60 bis 70 Mio. EUR Umsatz einbringen und mittelfristig auf 8 bis 10 Mio. qm gesteigert werden.

Auch in Nordamerika hat sich die Lage 2005 etwas entspannt. Die Erlöse erhöhten sich gleich um 17,4% auf 4263 Mio. EUR, primär resultierend aus dem Erwerb der 71%-Tranche von Sportboden-Spezialist Fieldturf, bei konstanten Kursen beträgt das Plus immerhin noch 3,9%. Aktuell ist Tarkett im Begriff, sein amerikanisches Holzgeschäft zu restrukturieren, nachdem die entsprechenden Maßnahmen in Europa - Schließung eines Werkes in Schweden, Eröffnung einer Parkettfabrik in Serbien, Ausbau und Erneuerung der Fertigung in Polen - weitgehend auf die Schiene gebracht sind.

Von der Branche weitgehend unbemerkt, aber Thema in der Finanzwelt ist, dass die hinter Tarkett stehende Aktionärsfamilie Deconinck sich von 50% an der Zwischenholding Societe dInvestissement Familiales SA trennen will, die wiederum 60% an der Tarkett SA hält, die ihrerseits 97,2% der Tarkett AG kontrolliert. Als potenzielle Einstiegskandidaten werden in informierten Kreisen die Private Enquity Kohlberg Kravis Roberts und Vestar Capital Partners gehandelt - obwohl beide gewöhnlich nicht an Minderheitsbeteiligungen interessiert sind. Aber speziell für Vestar würde der Einstieg bei Tarkett Sinn machen: Der Finanzinvestor hat nämlich im Dezember Nybron Flooring übernommen, den größten europäischen Parketthersteller, die Nr. 1 vor Tarkett....
aus BTH Heimtex 07/06 (Wirtschaft)