Hagetra: Vom Sportboden- zum Dielenspezialisten

"Der Erstkontakt kommt über den Architekten"

Angefangen als Händler für Holzsportböden, hat sich die Schweizer Hagetra in den letzten Jahren mit hochwertigen Dielen und Parketten einen Namen gemacht. Ausschlaggebend war neben der Qualität der Leitmarken Boen und Schotten & Hansen vor allem der gute Draht zu den Architekten, erklärt Inhaber Wolfgang Hänsli. Konkrete Hilfestellung bei Objekten und exklusive Produkte wisse diese Berufsgruppe besonders zu schätzen.

Mehr als 20 Jahre hatte Wolfgang Hänsli im Ausland gearbeitet. 1993 zog es ihn zurück in seine Heimat, ins Zürcher Oberland. Systematisch baute der Diplom-Ingenieur dort einen Fachhandel für Boen-Sportböden auf. Nach und nach wurde das Sortiment um andere Holzböden ergänzt, so dass Sportböden heute nur noch zu einem Viertel zum Umsatz beitragen. Dennoch darf die Bedeutung des Sportbodengeschäfts für Hagetra nicht unterschätzt werden, betont Firmenchef Hänsli, "mit Sportböden stellen wir regelmäßig unsere Kompetenz unter Beweis."

Konkrete Objekte werden oft gemeinsam mit den Architekten geplant. Die intensive Betreuung zahlt sich für den Händler aus Bubikon aus: Wolfgang Hänsli schätzt, dass im Bereich Holzsportböden in der Schweiz heute mehr als die Hälfte aller Böden von Hagetra bzw. Boen stammen. Dabei haben die privaten Bauherren die öffentliche Hand schon lange als wichtigsten Auftraggeber abgelöst. Fitnessstudios und Praxen investieren regelmäßig in neue Sportböden und in die Renovierung bestehender Räume, während sich in den Sporthallen von Schulen und Kindergärten ein massiver Renovierungsstau abzeichnet. Hagetra bietet in erster Linie Boen-Sportböden der Marke Boflex an. Daneben werden auch einige Sonderlösungen im Sortiment geführt: Isolierte Böden beispielsweise, die in kurzer Zeit auf eine Eisfläche verlegt werden können, um temporär eine andere Nutzung der Eishalle zu ermöglichen.

Sportboden-Kontakte nutzen

Durch die Beratung bei Sporthallen sah sich Hagetra mit Architekten-Anfragen zu anderen Böden konfrontiert. "Wenn ein Sportboden-Projekt realisiert wird, dann ist es mit dem Turnhallenboden nicht getan", so der Firmengründer. Zumal die Bauherren es vorziehen, mit möglichst wenig Lieferanten zusammenzuarbeiten. So entwickelte sich das Handelsunternehmen mit zehn Mitarbeitern im Laufe der Zeit zum Holzboden-Spezialisten.

Als Generalvertretung für Schotten & Hansen (S&H) spielt Hagetra heute in der obersten Liga und verfügt über eine ansehnliche Liste von Referenzobjekten. Die S&H-Böden beeindrucken vor allem durch ihre besonderen Oberflächen. Seit anderthalb Jahren fertigt das Unternehmen aus Peiting/Deutschland Holzdielen mit einer sog. "naturgetrockneten Oberfläche". Durch eine schonende Trocknung im Vakuumtrockner erhalten die Eichenböden eine dreidimensionale, die Äste besonders betonende Oberfläche, die sich von handgehobelten oder anders strukturierten Holzböden deutlich unterscheidet. Hagetra führt das komplette S&H-Sortiment an Eiche-Landhausdielen in 16 Holzarten und Farben.

Naturhaus-Vertretung für die Schweiz

Oberflächenbehandlung steht auch im Mittelpunkt der jüngsten Hagetra-Aktivität. Zum Jahresbeginn hat das Unternehmen aus Bubikon die offizielle Schweizer Generalvertretung von Naturhaus Naturfarben übernommen - einem oberbayerischen Öl- und Wachshersteller, mit dem man bereits seit einigen Jahren zusammenarbeitet.

Nicht nur durch die Rolle als Sportbodenproduzent ist der norwegische Parketthersteller Boen der wichtigste Lieferant. Auch Landhausdielen, zweistabige Dreischichtböden und der Parkettstab ,Prestige von Boen sind wichtige Umsatzbringer bei dem Schweizer Händler. Die zweischichtigen Parkettstäbe sind vor allem für das Objektgeschäft von Bedeutung, erklärt Eigentümer Wolfgang Hänsli.

Darüber hinaus führt Hagetra seit vier Jahren dreischichtige Landhausdielen und Zweischichtstäbe von Colema aus S. Polo di Piave/Italien. Mit Gazotti hat der Parketthändler einen weiteren italienischen Anbieter für zweischichtige Parkettstäbe im Sortiment.

Massivholzdielen wiederum kommen aus Deutschland: Von Drüsedau die ,Burg-Dielen und gealterte Holzböden sowie Langdielen von Geyer. Die österreichischen Parketthersteller Stia und Tilo kommen bei besonderen Anfragen wie beispielsweise nach Nadelholzböden zum Zuge.

Architekten als wichtigste Stütze

Ausschlaggebend für den Erfolg von Hagetra sind die guten Kontakten zu den Architekten. Mehr als 70% aller Aufträge kommen nach Angaben von Wolfgang Hänsli auf diesem Wege zu Stande: "Der Erstkontakt kommt meistens über den Architekten. Wir bieten ihm nicht einfach irgendein Produkt an, sondern beraten ihn konkret zu einem bestimmten Objekt." Aufbauempfehlungen für spezielle Objekte oder Konstruktionsberatung auch im Hinblick auf Raum- und Trittschall würden von den Planern gerne in Anspruch genommen. Darüber hinaus unterhält Hagetra in der Zürcher Baumusterzentrale eine eigene Ausstellung und ist regelmäßig auf der alle zwei Jahre stattfindenden Swiss Bau vertreten.

Parkett- und Bodenleger sowie Inneneinrichter beziehen ihre Böden direkt bei Hagetra. Handelskunden - in erster Linie Holzhändler, bei denen die Schreiner und Zimmerer einkaufen -, haben hingegen nur einen Anteil von 10-15% am Umsatz. Die Vertriebswege von Hagetra sind vergleichsweise typisch für die Schweiz: Das Parkett verlegende Handwerk kauft in der Regel beim Parketthandel oder direkt beim Produzenten und eher selten beim Holzhändler. Baumärkte als Lieferanten des Handwerks (wie es in Deutschland gelegentlich vorkommt) oder als Anlaufstation für den Endverbraucher haben im Parkettbereich im Prinzip keine Bedeutung. "Die meisten Schweizer lassen einen Handwerker kommen. Kaum jemand versucht sich bei uns als Heimwerker", weiß der Firmenchef. Deswegen seien auch Parkettböden mit Klick in der Schweiz kein Thema. "Nut und Kamm"-Verbindungen (Schweizerisch für Nut und Feder) bleiben statt dessen das A und O. Wolfgang Hänsli: "Wir haben die Klickböden von Boen im Sortiment, verkaufen sie aber im Prinzip nicht."

Export im Objektgeschäft

Hänsli ist mit seinem Betrieb nicht nur in der Heimatregion in und um Zürich gut vertreten, sondern in der gesamten Schweiz. Auch im französisch sprachigen Welschland verfügt Hagetra über einen eigenen Außendienst. Bei interessanten Objekten wird zudem über die Schweizer Grenzen hinaus geliefert, vor allem in den Nahen Osten und nach Italien. Erst kürzlich wurden 350 qm Holzböden auf einer Yacht in Genua eingebaut. Exporte in den arabischen Raum sind auf alte Beziehungen zurückzuführen: Wolfgang Hänsli hat über zehn Jahre in der Region gelebt.

In den letzten Jahren läuft das Geschäft des Schweizer Parketthändlers nach Angaben des Firmeninhabers ausgesprochen gut: Zweistellige Umsatzzuwächse zeigen, dass Hagetra im wachsenden Schweizer Parkettmarkt Umsatzanteile hinzugewinnen konnte. Zu dieser Entwicklung trugen sowohl die Sportböden als auch die Premiumböden gleichermaßen bei. Im nationalen Vergleich (Mengenabsatz) gilt Hagetra allerdings weiterhin als einer der kleineren Parketthändler.


Hagetra - in Kürze

Hagetra AG
Sennweidstr. 1b
CH-8608 Bubikon
Tel.: 0041-(0)55-2531020
Fax: 0041-(0)55-2531029
Internet: www.hagetra.ch

Eigentümer: Wolfgang Hänsli
Geschäftsführer Parkett: Lorenzo Cardinale
Geschäftsführer Sportböden: Beat Stettler
Mitarbeiterzahl: 10, davon 6 im Außendienst
Tätigkeit: Handel mit Holzparkett und Sportböden
Vertrieb: 85% verlegendes Handwerk, 15% Holzhandel
Märkte: Schweiz, geringfügig auch Exporte nach Italien und in den Nahen Osten
Sortiment: Boen, Schotten & Hansen, Colema, Drüsedau, Gazotti, Geyer, Stia, Tilo, Naturhaus Naturfarben
Lager: Variabel nutzbare Flächen bei Speditionspartner in Rümlang/Schweiz
aus Parkett Magazin 04/06 (Wirtschaft)