Egeria

Schon wieder mit neuem Eigentümer


Tübingen - Das traditionsreiche Frottier-Unternehmen Egeria in Tübingen kommt nicht zur Ruhe. Im Juli dieses Jahres wechselte es erneut den Eigentümer. Diesmal verkaufte es die türkische Uslu-Gruppe an die ebenfalls türkische Sanko Holding mit Sitz in Gaziantep, in der gleichnamigen Provinz in Südost-Anatolien.

In einer kurzen Pressemeldung gab das Unternehmen Ende August die Transaktion bekannt - ohne Angabe von Gründen. Allerdings wurde mitgeteilt, dass im Zuge der Übernahme auch das Stammkapital von Egeria erhöht worden sei. Marketing-Leiterin Laetitia Rissler-Wolz erklärte gegenüber Haustex, dass es wenige Wochen nach der Übernahme noch zu früh sei, konkrete Pläne der neuen Eigentümer für Egeria offen zu legen. Sie kündigte allerdings Umstrukturierungen an und betonte, dass es sich bei Sanko um eine gesunde Unternehmensgruppe handele, deren Ziel es sei, die Qualität der Produkte und die Lieferfähigkeit von Egeria zu verbessern. Sanko ist ein Multi-Konzern mit mehr als 14.000 Mitarbeitern, der wirtschaftlich auf mehreren Beinen steht. Dazu zählen der Textilsektor, die Baubranche, der Finanzsektor, der Lebensmittelbereich, IT und Gesundheitssektor.

Im Zuge des Eigentümerwechsels ist der Egeria-Geschäftsführer Michael Schmidt auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen ausgeschieden. Er ist seit dem 1. August Verkaufsleiter bei dem Weberei-Unternehmen Zweigart & Sawitzki in Sindelfingen und in dieser Eigenschaft unter anderem für den Inlandsverkauf im Fachhandel und bei Großkunden zuständig. Schmidt begründete sein Ausscheiden bei Egeria mit dem Prozedere während der Verkaufsgespräche, in die er nach seinen Angaben nicht ausreichend involviert war. Außerdem vermisste er eine verlässliche Aussage über die weitere Zukunft von Egeria. Das Unternehmen selbst betont, "die bewährte Personalstruktur bleibe erhalten" und am Standort Tübingen werde sich nichts ändern. Als zweiten Geschäftsführer anstelle von Schmidt neben Fethi Griray habe man Ali Kücükkinaci berufen. Für die Verkaufsleitung Deutschland sind nach wie vor Hubertus Koch (Nord) und Kai Herrigel (Süd) zuständig. Sonja Günther bleibt für das Objektgeschäft verantwortlich, sowie Sonja Ayasse für den Export und Laetitia Rissler-Wolz für den Bereich Marketing/Kommunikation.

Der renommierte Frottier-Spezialist Egeria, aus der 1920 gegründeten Württembergischen Frottierweberei hervorgegangen, hat in den letzten Jahren eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Im Mai 2000 hatte Egeria Internationale Frottiermode das erste Mal Insolvenz anmelden müssen. Das Unternehmen wurde danach von der Arnold Kock Gruppe übernommen und als Egeria International geführt. Doch schon 2002 folgte die nächste Insolvenz. Im folgenden Jahr übernahm die Uslu-Gruppe die Marke Egeria und gründete die Egeria GmbH.

Vor gut einem Jahr berichtete die Geschäftsführung mit Fritjof Eisenlohr, damals Vorsitzender des Aufsichtsrates und kaufmännischer Leiter in Abwesenheit von Fethi Giray, und Geschäftsführer Michael Schmidt gegenüber Haustex, dass man künftig mit neuen Zielgruppen wachsen wolle. "Unsere gute Kapitalausstattung mit drei Millionen Euro Stammkapital ist der Beweis dafür, dass wir nicht kurzfristig, sondern mittelfristig und langfristig planen", erklärte damals Eisenlohr. Heute sind weder er noch Schmidt mehr im Unternehmen und die Uslu-Gruppe ist nicht mehr Eigentümer.
aus Haustex 10/06 (Wirtschaft)