BTH Heimtex / BBE-Kundenbarometer Tapeten

Wer ist der sympathischte Tapeten-Anbieter?

Die deutschen Tapetenanbieter scheinen ihre Sache gut zu machen - den wohlwollenden Noten nach zu urteilen, die der Handel in diesem BTH/BBE-Kundenbarometer den acht Unternehmen verleiht, die einer Einzelbewertung unterzogen werden. Dabei verweist Rasch die Mitbewerber wieder auf die Plätze, aber sie sind näher gerückt als bei der letzten Umfrage. Dichtauf tummeln sich A.S.Creation, Erfurt, Erismann und mit etwas Abstand P+S.

Die Tapetenbranche befindet sich zur Zeit in etwas ruhigerem Fahrwasser, die Wogen der letzten Jahre haben sich geglättet. Während der Konsolidierungsprozess der Industrie in anderen Ländern noch voranschreitet, scheint hierzulande zur Zeit ein gewisser Status Quo erreicht; was nicht ausschließt, dass doch wieder Bewegung ins Spiel kommt.

Bewegung ist auf jeden Fall in das Produkt Tapete gekommen. Noch schlägt es sich kaum in den Zahlen nieder, doch die Signale sind unverkennbar: Die Tapete ist wieder da. Im Zuge des 70er-Revivals feiert auch das "alte Kulturgut" ein Comeback. Trendsetter entdecken die Tapete wieder als dekoratives Element, wenn auch in anderer Form als früher. Heute wird nur noch eine Wand oder gar nur eine Bahn tapeziert, nicht mehr der ganze Raum. Damit wirkt die Tapete mehr als Bild oder als Objekt und darf daher auch wieder stärker dessiniert sein.

Allerdings muss der Fachhandel aufpassen, dass dieser Zug nicht an ihm vorbeirauscht und sich auf andere Vertriebskanäle konzentriert. Erst traten kleine, spezialisierte Anbieter auf, die Original-Tapeten aus den 70ern wie Geheimtipps handelten, zum Teil auch über das Internet, dann nahmen sich trendige Einrichter wie Habitat oder Lifestyle-Geschäfte wie das Hamburger "Lagerhaus" des Themas an.

Auch die Industrie ist gefordert; es reicht nicht, schöne Kollektionen zu gestalten, Konzepte müssen her, Geschichten um das Produkt sowie Ideen und Instrumente zur Verkaufsförderung, damit die Tapeten-Renaissance weiteren Schub erhält und alle Marktstufen davon profitieren.

Und hier schlagen wir nun den Bogen zum diesjährigen BTH Heimtex/BBE-Kundenbarometer Tapeten. Auffällig sind die ungewöhnlich guten Noten. Man findet kaum eine 2 vor dem Komma, das meiste spielt sich im Bereich zwischen 1,3 und 1,7 ab. Insofern müssen sich Anbieter, die bei den Rankings weiter hinten landen, nicht wirklich grämen, denn die absoluten Beurteilungen sind gut. Die detaillierten Ergebnisse der einzelnen Unternehmen veröffentlichen wir übrigens nicht mehr hier im Heft, sondern nur noch im Internet. Sie können sie unter www.raumausstattung.de/business bei den jeweiligen Firmen einsehen.

Die besonderen Stärken der acht Probanden - und damit vielleicht exemplarisch die der deutschen Tapetenindustrie - liegen in den Bereichen Lieferservice, Produktqualität, Verkäuflichkeit der Ware, Fortschrittlichkeit und den Zukunftsperspektiven. Auch wirken sie fast durch die Bank weg sympathisch und freundlich. Tendenziell am negativsten beurteilt werden die Qualität des Außendienstes, die Vertriebspolitik und - die Verkaufsförderung. Und genau an diesem Punkt schließt sich der Kreis...

Individuelle Ergebnisse der Firmen

Rasch siegt auf ganzer Linie: Das Familienunternehmen aus Branche eroberte in 7 von 16 Kategorien den 1. Platz , erzielte die beste Durchschnittsnote und im Schnitt auch die höchsten Platzierungen.

Die Niedersachsen sind dem Handel am sympathischen, können sich auf gute Mitarbeiter im Innen- wie im Außendienst stützen, sind fortschrittlich und verfügen damit auch über die besten Zukunftsperspektiven. Und mit Bernhard Holzapfel haben sie einen Designchef unter Vertrag, der mit seinem Team Nerv der Kunden trifft, denn die Rasch-Kollektionen sind nach ihrer Ansicht in der Verkäuflichkeit nicht zu schlagen. Allerdings wünschen sie sich bessere Konditionen dafür...

Es verwundert nicht, dass A.S. Creation, Deutschlands einziger börsennotierter und veröffentlichten Zahlen nach zu urteilen auch größter Tapetenhersteller, Bestnoten bei Fortschrittlichkeit und Zukunftsperspektiven erntet. Kaum ein anderer Betrieb investiert so viel und so kontinuierlich - übrigens nicht nur in Produktivität, Maschinen und Logistik, sondern auch in die Belegschaft, die jung und motiviert ist und in die Verkaufsförderung. Das scheint bis zum Handel durchzudringen, denn sowohl in der Verkaufsförderung wie auch bei der Qualität des Außendienstes belegen die Gummersbacher den Spitzenplatz.

Auch bei den übrigen Kriterien schneiden sie gut ab und bewegen sich immer im oberen Segment; individuelle Schwachstellen sind die Vertriebspolitik und die Konditionen, bei denen es die schlechtesten Noten gab.

Erismann zählt zu den Aufsteigern dieses BTH/BBE-Kundenbarometers. Der Mengenanbieter aus Breisach konnte seine Noten deutlich verbessern und sich sogar sechsmal die Goldmedaille ans Revers heften. Er wurde als freundlich empfunden, mit einem kompetenten Innendienst, betreibt eine klare Vertriebspolitik und das zu dem Handel angenehmen Konditionen. Und: Erismann liefert schnell und zuverlässig.

Bei dem Volumen, dass das Unternehmen ausstößt, bleibt aber die begleitende Verkaufsförderung auf der Strecke. Hier wird klar Nachholbedarf gesehen. Und der Außendienst hinkt in der Qualität hinter der seiner Kollegen im Innendienst hinterher.

Obgleich die Marburger Tapetenfabrik immer als ausgesprochen handelstreu galt, lässt der Handel überraschenderweise keine besondere Affinität zu dem Traditionsunternehmen erkennen. Nur zweimal stehen die Hessen ganz oben auf dem Treppchen, bei der Freundlichkeit und bei der Produktqualität; das ist ein wenig mager für diesen renommierten Hersteller. Liefergeschwindigkeit und -zuverlässigkeit werden ebenfalls gut benotet, nur sind andere da noch besser.

Ansonsten bewegt sich die Marburger in der Mitte des Feldes mit einigen Ausrutschern nach unten, etwa bei den Konditionen, der Kulanz - und der Vertriebspolitik. Könnte es sein, dass in der Kommunikation zum Fachhandel etwas nicht gestimmt hat?

Ganz wichtig: Bei Erfurt wird nur der Tapetenbereich beurteilt. Bei ihrem Paradeprodukt Rauhfaser entziehen sich die Wuppertaler jedem Vergleich durch ihre Alleinherrschaft in Deutschland - und auch in Europa sind sie Marktführer. Beim Fachhandel punktet Erfurt mit Freundlichkeit, Produktqualität, Verkäuflichkeit der Ware, einer klaren Vertriebspolitik, Lieferzuverlässigkeit und der Qualität des Außendienstes und erhielt dafür jeweils die Spitzennote. Auch gut bewertet werden Kulanz, Reklamationsbearbeitung, Liefergeschwindigkeit und die Zukunftsperspektiven.

Dafür schmecken dem Handel das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Konditionen weniger, wo Erfurt jeweils das Schlusslicht darstellt.

Bei P+S macht sich ganz klar die Aufbauarbeit im Fachhandel bemerkbar, in den speziell in diesem Jahr viel investiert worden ist. Damit dürfte das Ergebnis im nächsten noch besser ausfallen. Der Handel honoriert die Anstrengungen der Gummersbacher mit ersten Plätzen im Preis-Leistungs-Verhältnis, der Kulanz, der Reklamationsbearbeitung und der Qualität des Außendienstes. Auch bei den Konditionen, Produktqualität, Liefergeschwindigkeit und -zuverlässigkeit kann sich das Unternehmen sehen lassen. Ein Defizit wird noch in der Verkaufsförderung gesehen, auch in der Bewertung der Fortschrittlichkeit und Zukunftsperspektiven ist der Handel noch zurückhaltend.

Ideco verhält sich relativ unauffällig, weder mit großen Ausschlägen nach oben, noch nach unten. Dreimal die Pole Position - in der Produktqualität, der Kulanz und der Qualität des Außendienstes - ist ein ordentliches Ergebnis, vor allem angesichs der personellen Unruhe, die die Belgier vor nicht allzu langer Zeit durchstehen musste. Das allerdings könnte Einfluss darauf haben, dass die Zukunftsperspektiven der Balta-Tochter nicht ganz klar erscheinen.

Und: Ideco ist zwar in der Kulanz nicht zu toppen, dennoch wünscht sich der Handel eine bessere Reklamationsbearbeitung. Und in Sachen Verkaufsförderung und Verkäuflichkeit der Ware könnte Ideco auch noch etwas tun.

Der Essener Tapeten-Import fällt insofern aus der Reihe, weil das Unternehmen der einzige Importeur in dem ansonsten herstellergeprägten Kreis ist. Daher muss man bei der Bedeutung einzelner Kriterien differenzieren: die Produktqualität beispielsweise ist hier von mehreren Lieferanten abhängig. Aber anscheinend funktioniert die Qualitätskontrolle in Essen bestens, denn speziell in dieser Kategorie kann sich der geschäftsführende Gesellschafter Christian Schmitz über einen ersten Platz freuen - ebenso bei der Vertriebspolitik, der Kulanz und der Qualität des Außendienstes. Dagegen hat der Innendienst leichten Nachholbedarf - mag sein, dass das auch auf die Noten für den Sympathiewert und die Freundlichkeit gedrückt hat...
aus BTH Heimtex 12/06 (Wirtschaft)