125 Jahre Gustav Gerster

Mit neuen Produkten und Techniken jung geblieben

Erfolg kommt nicht von ungefähr. Wenn Gustav Gerster heute auf 125 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte zurückblicken kann, ist dies ein Ergebnis ständiger Weiterentwicklung und flexibler Anpassung an die wechselnden Anforderungen des Marktes. Stets hat das Familienunternehmen in neue Produkte und Techniken investiert und sich so über den ursprünglichen Schwerpunkt Posamenten hinaus - mit einem Umsatz - zu einem der führenden deutschen Gardinenhersteller entwickelt.

Umrahmt von modernen Produktions- und Lagerhallen residiert die Verwaltung von Gustav Gerster in zwei imposanten Gründerzeit-Villen aus den 20er Jahren. Daneben die ursprünglichen Fabrikationgebäude, ebenfalls mit historischem Flair. Diese Verbindung aus Moderne und Tradition, das eine das andere befruchtend, ist typisch für das Familienunternehmen, das 2007 sein 125jähriges Jubiläum begeht. Aus dem kleinen Posamentierbetrieb im Herzen Oberschwabens entwickelte sich im Laufe der Zeit das größte Posamentenwerk in Deutschland und einer der 5 größten Gardinenproduzenten hierzulande. "Konsequentes Qualitätsmanagement, Marktnähe, Innovationsfähigkeit, Flexibilität und Schnelligkeit" sehen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Martin und Jens Gerster als wichtigste Erfolgsfaktoren.

Die beiden Diplom-Kaufleute führen Gerster in der vierten Generation. Sie haben die Aufgabenbereiche unter sich aufgeteilt: Martin Gerster ist für Organisation und Personal zuständig, sein Cousin Jens für die Kollektionsentwicklung, den Vertrieb leiten sie gleichberechtigt. Das familieninterne Zusammenspiel funktioniert bestens: Die Firma steht auf soliden, gesunden Füßen, hält trotz des schwierigen Marktumfeldes konstant den Umsatz von 40 Mio. EUR und ist mit einem breitgefächerten Sortiment und aktuellen Technologien optimal auf die Zukunft vorbereitet.

Die Angebotspalette, ursprünglich auf Posamenten beschränkt, ist inzwischen auf den kompletten Bedarf der Fensterdekoration ausgerichtet: gewebte, gewirkte, bestickte Gardinen, Panneaux, Fertiggardinen, Kordeln, Schnüre, Raffhalter, Quasten, Gardinenbänder und verschiedenes Zubehör. Jüngste Produktsparte sind technische Textilien. Das alles entsteht auf modernsten computergesteuerten Maschinen in den Hallen des Stammsitzes in Biberach, wo 300 Mitarbeiter beschäftigt sind und im Tochterbetrieb im polnischen Lodz, wo die Belegschaft 20 Köpfe umfasst.

Das Gros am Gesamtumsatz beansprucht die Gardine mit 50%. Als reiner Stücklieferant setzt Gerster auf Schnelligkeit, Reaktionsfähigkeit und Kostengünstigkeit. "Unsere Kollektion kann innerhalb kürzester Zeit den wechselnden Modetrends angepasst werden - ohne Musterbügel", erklären Martin und Jens Gerster. "Die Stoffe sind alle am Lager und müssen nicht erst produziert werden, die Losgrößen ermöglichen eine preisgünstige Produktion." Für die Gardinenproduktion ist die eigene Breitweberei zuständig. Neu sind 31 Webstühle, die auch extrem dünne Fäden verweben können; 10.000 m Faden wiegen nur 16 Gramm. Unter dem Markennamen "Happy Home" sind die Schwaben seit der Wende auch erfolgreich mit einem modischen SB-Gardinenprogramm auf dem Markt vertreten. Mit rund 700.000 verkauften Fertigteilen im Jahr liegt der Umsatzanteil im Gardinen-Segment inzwischen bei 18 %. Rund 60.000 Fertigteile sind ständig lagermäßig vorrätig. Als Argumente für Happy Home nennen die beiden: "Einfallsreiche Deko-Ideen, attraktive Verpackung, jetzt neu in Gelb, publikumswirksame, fensterfertige Präsentation zu einem günstigen Preis." Für den aufmerksamkeitsstarken Auftritt am Point of Sale sollen Warenträger und Präsenter sorgen.

Als "fast konkurrenzlos" wird die Auswahl an Gardinen-, Raffrollo-, Effektfalten-, Flausch- und ähnlichen Bändern angesehen, die zusammen 18% vom Gesamtumsatz ausmachen. Auch hier werden die Bedürfnisse der Kunden und des Marktes frühzeitig und umfassend berücksichtigt, bestehende Artikel stetig verbessert, neue entwickelt wie Smok, Plissée- und Wabenfalten im Bereich Effektfaltenbänder, Raffrollobänder mit speziell gewölbten Schlaufen oder anklettbare Faltenbänder mit Flauschrücken. Zur Zeit sind besonders breite, transparente Bänder gefragt, passend zur leichten, feinfädigen Fenstermode. So bietet etwa das neue volltransparente Flachfaltenband auch bei zarten, durchscheinenden Stoffen eine elegante Falte. Hilfreich bei Entwicklungen dieser Art sind der enge Kundenkontakt und das Wissen um die Probleme der Raumausstatter.

Die Bänder werden ausnahmslos in der hauseigenen Bandweberei hergestellt. 54 Bandwebautomaten rattern hier je nach Bedarf in drei bis fünf Schichten und fertigen rund 200.000 Meter am Tag, 40 Mio. Meter im Jahr - fast den Erdumfang. In der Galon-Abteilung stellen weitere 120 Maschinen zum Teil vollautomatisch Borten, Fransen und technische Bänder her.

Eine besondere Bedeutung innerhalb des Sortiments kommt dem dritten Geschäftsbereich zu, den Posamenten. Sie waren der Ursprung und sind heute dank der marktgerechten Mischung aus klassischen und modernen Modellen mit 32% Umsatzanteil immer noch ein wichtiges Standbein für die Schwaben. Im Angebot sind Fransen, Borten, Macramé-Spitzen, Raffhalter und Quasten. Die Produktion basiert auf moderner Technik und traditioneller Handarbeit zugleich: Die Vorprodukte werden alle in Biberach gefertigt, anschließend werden die Schnüre dort oder in Polen manuell zu Quasten zusammengesetzt - im Jahr ergibt das mehrere Millionen Einzelteile.

Auch eine hauseigene Musternäherei und Musterabteilung sind in Biberach untergebracht. Insgesamt sind dort rund 300 Mitarbeiter beschäftigt, weitere 20 in Polen, wo konfektioniert wird und Quasten in Handarbeit zusammengesetzt werden. Wichtig genommen wird das Thema Ausbildung: Jährlich werden regelmäßig gut 20 Ausbildungsplätze ausgeschrieben. Martin Gerster sieht darin eine Investition für eine kontinuierliche Entwicklungsfähigkeit. Gut besetzt ist das Unternehmen auch im Außendienst: 35 Köpfe zählt die Mannschaft, die flächendeckend für die Kundenbetreuung im In- und Ausland zuständig ist.

Bei der Kundenstruktur dominieren rein zahlenmäßig mit rund 95% die Raumausstatter und stehen für 50% des Umsatzes. Möbelhäuser, Filialisten und die Gardinenabteilungen der Kaufhäuser teilen sich die anderen 50% und gewinnen immer weiter hinzu.

Als explizite Stärke verweisen Martin und Jens Gerster auf den prompten Lieferservice und die Kundennähe. Alle Aufträge, die bis 14 Uhr eingehen, sollen noch am gleichen Tag kommissioniert und auf den Weg zum Kunden gebracht werden - so das Ziel der Firmenleitung. "Das bietet unseren Kunden die Möglichkeit, immer lieferfähig zu sein, ohne das eigene Lager unnötig mit Sicherheitsbeständen aufzublähen."

Die bedeutendste Messe ist für die Biberacher die Heimtextil in Frankfurt. Zur nächsten lädt Gerster auf den komplett überarbeiteten, nochmal vergrößerten Messestand ein und präsentiert dort seine zahlreichen Novitäten. Außerdem ist das Unternehmen bei den Ordertagen in Dortmund, der Comfortex in Leipzig und wichtigen internationalen Messen wie Birmingham, Dubai, Utrecht, Moskau, Posen usw. vertreten - alles in allem wird an über 20 Veranstaltungen teilgenommen. 2007 will man zum ersten Mal auch auf der Decosit in Brüssel ausstellen.

Einer der Höhepunkte im Jahr ist die große Hausmesse, die seit 20 Jahren traditionell im Mai stattfindet. Jedes Mal wird der 400 qm große Showroom neu dekoriert und neue Musterfenster konzipiert.


Gerster - das Unternehmen

Gustav Gerster Gardinen- und Posamentenwerk GmbH & Co. KG
Memminger Str. 18
88400 Biberach/Riß
Tel.: 07351 - 586-0
Fax: 07351 - 13228
e-mail: info@gerster.com
www.gerster.com

Gründungsjahr: 1882
Geschäftsführende Gesellschafter: Martin Gerster (Organisation, Personal und Vertrieb), Jens Gerster (Kollektionsentwicklung und Vertrieb)
Tochterunternehmen: Produktion in Polen, Vertriebsgesellschaft in Tschechien
Umsatz: 40 Mio. EUR (2005), davon
- 50% mit Gardinen
- 32% mit Posamenten
- 18% mit Gardinenbändern
Exportquote: 40% mit steigender Tendenz
Exportländer: Österreich, Niederlande, Schweiz, Frankreich, Spanien, Italien, Skandinavien, Asien, Großbritannien
Mitarbeiter: 300 in Deutschland, davon 35 im Außendienst, 20 in Polen

Sortiment:
- Gardinen im Stück: Voiles, Sablés, Webstores, Stickereien, Kaffeehausgardinen, Wirkware, Scherlis
- Fertiggardinen "Happy Home"
- Kordeln, Schnüre, Raffhalter, Quasten, Zubehör
- Gardinenbänder
- technische Textilien

Kunden: lagerhaltender Facheinzelhandel, Raumausstatter, Möbler, Fachmärkte/Filialisten, Warenhäuser

Service:
- schnelle Lieferfähigkeit ab Lager-Lieferzeit innerhalb von 24 Stunden
- Verkaufsförderungsprospekte mit Eindruckmöglichkeit

Messen: Heimtextil Frankfurt, Ordertage Dortmund, Leipzig, Birmingham, Dubai, Utrecht, Posen , Moskau, Formland (Dänemark)

Verkaufsförderung:
- Produktgruppen-Prospekte in sechs Sprachen (Tschechisch, Englisch, Polnisch, Italienisch, Französisch und Deutsch)
- Shop-in-Shops im Fertigbereich: Warenträger für Rollos, Fertigstores, Schlaufen- und Flächenvorhänge, für gerollte Meterware
- Panneaux-Dekoständer, Hängerahmen, Displays
- Präsentations-Tafeln für Gardinenbänder, Gardinenbandkatalog, Gardinenband-Box
- Ständer für Schlüsselquasten
- Halter- und Quastenkatalog mit Quasten-Abbildungen in Originalgröße
- Kleines Bortenbuch, Gardinenbandprospekt
- Ateliermappen mit großflächigen Farbabbildungen,
- Dekorationsmappen mit Beschreibung und Zuschnittanleitung
- Musterfenster gegen Kostenbeteiligung
- Messen

Firmenchronik
1882 Gründung als handwerklicher Posamentierbetrieb
1903 Vergrößerung des Unternehmens, Gründung eines Zweigbetriebes. Beginn der Mechanisierung.
Bis 1910 Die vier Söhne des Firmengründers treten als zweite Generation in das Unternehmen ein. Beständiges Wachstum.
1913 Bau des neuen Fabrikgebäudes, Verlegung des Betriebes an den heutigen Standort
1926 Anbau des Südflügels als massiver Eisenbetonbau für moderne Maschinen.
1936 Firmengründer Gustav Gerster stirbt.
1939 Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Die dritte Generation tritt in die Firma ein.
1945 Nach Kriegsende Beginn des Neuaufbaus auf alter Basis.
1950 Fabrikerweiterung, Vergrößerung des Südflügels.
1951 Erneute Fabrikerweiterung durch einen Nordflügel mit Maschinensälen nach dem neuesten Stand der Technik.
1963 Bau der Garnlagerhalle.
Ab 1970 Beginn der Großinvestitionen für neue Maschinen-Technologien.
1985 Eintritt der vierten Generation in das Unternehmen.
1988/89 Aufbau einer Breitweberei mit modernsten computergesteuerten Luft- und Greiferwebmaschinen zur Herstellung von Gardinenstoffen. Erneute bauliche Erweiterung.
1991/92 Bau einer neuen Halle mit ca. 2500 qm. Aufbau einer Stickerei mit Großstickmaschinen.
1995 Gründung einer Tochterfirma in Polen
1995/96 Bau eines EDV-gestützten Gardinenlagers.
1997 Gründung einer Tochterfirma in Tschechien.
2007 125-jähriges Firmenjubiläum
aus BTH Heimtex 12/06 (Wirtschaft)