56. Jahrestagung der österreichischen Textilindustrie

Haus- und Heimtextilien mit gutem Plus

Wien/Bregenz - Die Textilbilanz des 1. Halbjahres 2006 ist positiv. Zu den Gewinnern zählen neben Technischen Textilien Strumpfwaren (+12 Prozent), Maschen-Meterware (+10 Prozent) sowie Haus- und Heimtextilien (+8 Prozent). Das Exportvolumen belief sich per 30.6.2006 auf 1,13 Mrd. Euro. Die Nutzung der EU-Plattform für neue Technologien stand im Mittelpunkt der diesjährigen Jahrestagung. Innovative Technologien sind für die österreichische Textilindustrie ein entscheidender Erfolgsfaktor der Zukunft.

Technische Textilien in den Bereichen Schutz- und Sicherheit, Medizin und Gesundheit, Flugzeug- und Autoindustrie, Architektur sowie Straßen- und Schienenbau haben einen Anteil von rund 50 Prozent am Produktions- und Exportwert der Textilindustrie Österreichs. Die jüngste Generation technologischer Entwicklungen kann mit Hilfe von Nanotechnologie, Plasmaveredelung oder Mikroverkapselung Textilien mit völlig neuen Eigenschaften ausstatten.

Beispiele: Kontrollierte Abgabe von Medikamenten, Integration von Kommunikationssystemen, Leucht- und Signalfunktionen, vollautomatischer Temperaturausgleich, Strahlenschutz usw. Häuser aus Stoffen sind so wenig Science fiction wie Shape Memory Textiles. "Der EU-Technologietopf", so Dr. Peter Pfneisl, Präsident des Fachverbandes, "ist für die nächsten fünf Jahre mit 10 Mrd. Euro dotiert. Bisher hat die Textilindustrie von den EU-Förderungen zu wenig profitiert. Mit der Installation der Technologie-Plattform soll sich das ändern."

Markenfälschungen und Produktpiraterie bleiben akutes Thema

Er hatte für die Branche eine weitere gute Nachricht: mit den zwei größten chinesischen Fachverbänden für Textil und Bekleidung konnte im Herbst dieses Jahres in Shanghai ein Abkommen zum Schutz geistigen Eigentums unterzeichnet werden. Die Umgehung sowie Überziehung der Einfuhrquoten sind ein Kapitel, das sich in Kürze von selbst erledigt, während Markenfälschungen und Produktpiraterie ein akutes Problem bleiben. Dieses schädigt nicht nur die innovative Textilindustrie, sondern auch die Konsumenten.

Für die Konkurrenzfähigkeit des Standorts Österreich, an dem per 30.6.2006 in der Textilindustrie rund 14.400 Personen beschäftigt waren, ist die Flexibilisierung der Arbeitszeit unverzichtbar. Über diese wird mittlerweile seit Jahren ohne Ergebnis verhandelt. Von der öffentlichen Hand forderte die Textilindustrie eine Förderung der Investitionen über eine degressive Abschreibung.

Eine Forderung, die nunmehr auch von der EU-Kommission unterstützt wird, galt dem notwendigen Wettbewerb im Energiesektor. Die gegebene Struktur an Quasi-Monopolen soll europaweit durch Konkurrenz aufgebrochen werden. Scharfer Protest der Textilindustrie auch gegen die EU-Chemikalienverordnung REACh. Diese diskriminiert die europäischen Textilproduzenten, auf die Kontrollen, Verteuerungen und Verbote zukommen, von denen die Textilimporte ausgenommen sind. Dadurch wird zugunsten billiger Massenimporte eine Umgehung ökologischer und gesundheitlicher Standards gedeckt. Die Erwartungen für die Jahresbilanz 2006 der österreichischen Textilindustrie gehen von einer weiteren Steigerung aus.
aus Haustex 12/06 (Wirtschaft)