Faus Group: Neuausrichtung am deutschen Markt

Laminatspezialist setzt auf den Bodenbelagsgroßhandel

Branchenkennern ist Faus seit langem ein Begriff. Vor allem die Fliesenformate des spanischen Laminatboden-Herstellers sorgten weltweit für Furore und wurden schnell zum Maßstab dieses Genres. Auch was die übrigen Produktsegmente betrifft, muss dem Unternehmen bescheinigt werden, zu den Qualitätsführern zu gehören. Umso verwunderlicher, dass die Faus Group bisher im größten europäischen Markt kaum Initiativen gezeigt hat. 2007 soll in Deutschland eine Kurskorrektur stattfinden. Den Vertrieb ihrer Laminatböden wollen die Spanier flächendeckend über acht Bodenbelagsgroßhändler sicherstellen.

Branchenkenner erinnern sich: Nach der gleichen Strategie verfuhr einst Pergo. Als die Schweden auf der Domotex 1991 den Siegeszug des Laminatbodens einläuteten, holten sie in Deutschland ein halbes Dutzend "handverlesener" Grossisten ins Boot, die den Heimmarkt mit HPL-Produkten (High Pressure Laminate) vorübergehend kontrollierten. Faus favorisiert bei seinen Böden DPL (Direct Pressure Laminate). Mit Uwe Heinemann holte Faus einen Berater ins Boot, der schon Anfang der 90er Jahre ein großes Rad in diesem Geschäft drehte, als er mit der Hometrend-Gruppe über 1 Mio. qm Laminatböden pro Jahr vermarktete.

Produktionskapazität für 16 Mio. qm Laminatböden

Die Firmengruppe produziert am Stammsitz Ghandia (Valencia) außer Laminatböden noch Wandbekleidungen und Mitnahmemöbel. Seinen Ursprung hatte das Unternehmen in einer kleinen Schreinerei, die Andrés Faus Martinez 1953 gegründet hatte. Inzwischen weist das Firmenareal eine Fläche von 200.000 qm auf. Die Produktionskapazität wird auf 16 Mio. qm beziffert; Angaben über die reale Jahresleistung gibt es jedoch nicht. Für 2006 wird ein Umsatz von 240 Mio. EUR angepeilt, wovon zirka 200 Mio. auf Laminatböden entfallen sollen.

Faus fertigt ausschließlich DPL-Böden und setzt dabei 16 Pressen ein, vier Imprägnierstraßen sowie drei Profilierlinien. Die hohe Zahl der Pressen verdeutlicht die hohe Flexibilität in der Produktion: Bis zu 16 Oberflächenstrukturen lassen sich dadurch gleichzeitig herstellen.

Ausschließlich dekorsynchrone Prägungen im Angebot

Faus sieht sich als weltweit einziger Hersteller, dessen Produktion zu 100% auf EIR-Produkte (Embossed in Register) ausgerichtet ist. Die Prägung der Oberfläche entspricht exakt der optischen Darstellung, was gleichermaßen für Fliesen-, Stein- und Holzdekore zutrifft.

Faus startete die Produktion von Laminatböden 1993, nachdem man bereits 20 Jahre lang Erfahrungen bei der Beschichtung von Holzwerkstoffen mit Melaminharz gesammelt hatte. Einen Meilenstein stellte der Bau eines Laminatwerks in den USA mit einem Investitionsvolumen von 28 Mio. EUR dar. Erst diesen Sommer gingen die Maschinen ans Netz. Eine weitere Fabrik befindet sich in Shanghai. Die gesamten Produktionskapazitäten gibt Faus mit rund 21 Mio. qm an.

Mehr Marketing und Kommunikation

Die in Ghandia gefertigten Böden exportiert Faus zu 80% in zirka 45 Länder. In Deutschland startete man Anfang dieses Jahres mit sechs Handelsvertretern - offensichtlich nicht mit dem erwarteten Erfolg. Jetzt richten sich alle Hoffnungen auf die Leistungsfähigkeit des Bodenbelagsgroßhandels. Die "Next Generation Floors" sind nach Ansicht von Oliver Klaus nicht der einzige Schlüssel zur neuen Marktstellung des Unternehmens. "Die Investition in Marketing und Kommunikation ist eine weitere Grundlage der neuen Arbeitsweise", unterstreicht der Export Area Manager. Ein vorrangiges Ziel bestehe darin, den Kunden ein unmittelbares Feedback zu ermöglichen.

Holz-, Stein- und Fliesen-Reproduktionen mit verblüffenden Effekten

Faus-Produkte weisen zum Teil verblüffende Effekte auf. Mit "Multidirection Continuity" wurde ein Laminatboden realisiert, bei dem sich das Dekor in alle Richtungen endlos fortsetzt. Ebenfalls einzigartig: "Fastdesign Continuity", eine Entwicklung, die es je nach Anordnung der Diele ermöglicht, bis zu fünf verschiedene Flächenbilder mit einem Eichendekor zu realisieren.

Das Produktsortiment unterteilt sich in vier Stilrichtungen. Kennzeichnend für "City", "Country" und "Trends" ist das Dielensystem "Wideplank". Durch die besondere Breite der Elemente (120 x 30 cm) lässt sich der Boden in kürzester Zeit verlegen. Bei Cosmo handelt es sich um eine Schmaldiele in den Maßen 121 x 14 cm und 121 x 19 cm. Stein- und Fliesendekore weisen das Format 120 x 30 sowie 120 x 40 cm auf. In allen Stilrichtungen wird es Neuheiten geben. Bei den Holzreproduktionen dominieren Exoten. Seine Ambitionen im deutschsprachigen Raum will Faus durch die Teilnahme an der Domotex in Hannover, der Bau in München sowie der Swissbau in Basel verdeutlichen.
aus Parkett Magazin 06/06 (Wirtschaft)