Domotex und Bau: Parkett-, Laminat-, Korkböden

Mit technischer Perfektion und edlem Design Talfahrt der Preise gestoppt

Parkett, Laminat, Kork auf Domotex und Bau: Alle zwei Jahre erwartet uns im Januar das Messe-Double - teilweise mit denselben Ausstellern und Produkten. Dennoch sind die Veranstaltungen grundverschieden. Während bei den Zielgruppen in Hannover ganz klar der globale Bodenbelagshandel dominiert, sind es in München die "Entscheider am Bau": Architekten, Planer, Objekteure, Facility-Manager und nicht zuletzt die unterschiedlichen Gewerke. Die Messe in der Bayernmetropole ist aber auch für den Holzhandel ein Eldorado, der neben den eingangs genannten Belagsegmenten die ganze Vielfalt seines Angebots (Türen, Gartenholz etc.) vorfindet. von Ulrich Baumert

Domotex und Bau überschneiden sich; in diesem Jahr waren es gleich 2 Tage. Wie grenzen sich beide Messen voneinander ab, wo soll man sich informieren? Die Antwort muss offen bleiben. Beide Messen haben ihre Stärken. Was die Internationalität betrifft, punktet ganz klar die Domotex, auch wenn auf der Bau manche Firmen die Auslandskontakte auf bis zu 50 % bezifferten. In München dagegen trifft man durchaus Architekten und Entscheider, die sich in Hannover rar machen. Hier die Konzentration auf Bodenbeläge, dort eine Fülle an Bauprodukten mit deutlicher Bodenbelagspräsenz. Die Wahl bleibt der persönlichen Interessenlage vorbehalten. Wichtige Termine sind beide Messen.

Eklat um Patentrechte trübte die Stimmung

Apropos Ärgernis: Gesprächsthema auf allen Messeschauplätzen war der Eklat zwischen Unilin Flooring (Marke Quick-Step) und Faus am ersten Tag der Domotex. In einer einstweiligen Verfügung wurde dem spanischen Hersteller vorgeworfen, Laminatdielen für die leimfreie Verlegung zu zeigen, die gegen ein Patent von Unilin verstoßen. Sämtliche Exponate wurden daraufhin beseitigt, wobei teilweise die Brechstange zum Einsatz kam. Diese Aktion trübte die Stimmung in den Parkett- und Laminathallen merklich. Ob berechtigt oder nicht - der Branche ist sicher nicht damit gedient, wenn Messen zu "Kriegsschauplätzen" umfunktioniert werden. Zum Glück überwogen auf beiden Veranstaltungen positive Aspekte. Statt zu jammern, nehmen Handel und Handwerk wieder Geld in die Hand, zum Beispiel für aufwändige Kollektionen und Präsentationssysteme oder für Maschinen und sonstiges technisches Equipment.

Rohstoff Holz verteuert sich drastisch

Wer sich die ganze Welt des Parketts erschließen wollte, war gut beraten, sowohl Domotex als auch Bau zu besuchen. Es ist schon beeindruckend, wie viele Aussteller dieses Segment hervorbringt. Für alle Holzböden gilt: Die Preise der Rohstoffe sind drastisch gestiegen. Das gilt nicht nur für Edel- und Weichholz, sondern auch für sämtliche Reste, die beim Einschnitt der Rohware anfallen und bei der Herstellung von Trägerplatten Verwendung finden. Das vermehrte Heizen mit Holzpellets sowie der enorme Bedarf in China haben zu einer Verknappung geführt und in Folge davon zu einer Kostenexplosion.

Auch Parkett ist ein Modeartikel

Auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen: Parkett ist nicht zeitlos, sondern modischen Tendenzen unterworfen. Mosaikparkett, das einst in Millionen Quadratmetern vorzugsweise im sozialen Wohnungsbau (Sozialparkett) verlegt wurde und den Herstellern die Möglichkeit gab, auch kleine Holzstücke zu verwerten, ist nur noch eine Randerscheinung. So genannte Schiffsböden, Kenner sprechen vom unregelmäßigen Verband, stellen zwar immer noch das Gros der verkauften Böden dar, haben aber in gängigen Holzarten wie Buche, Ahorn, Esche ihren Zenit überschritten. Wer in diesem Segment punkten will, muss schon weiß pigmentierte (gekälkte) Varianten oder ausdrucksstarke Exoten im Angebot haben. "Zur Not" tun es auch heimische Holzarten, die in Thermoverfahren oder durch Räuchern eine Veränderung ihrer Optik erfahren.

Großformatige Stäbe und dunkle Parketthölzer liegen im Trend

Ein Riesenthema: Landhausdielen. Gerade bei dieser Variante ist die "Real Wood"-Fraktion gut beraten, Laminatböden im Blick zu haben, die in Langlängen (2,20 m) sowie mit dekorsynchroner Pressung und V-Fuge bisweilen authentischer wirken als lackversiegelte Echtholzböden. Ein Nischenprodukt mit Wachstumspotential: Fineline-Oberflächen. Hierbei handelt es sich um hochkant stehende Lamellen oder Furniere, die auf Nutzschichtdicke gesägt werden und ein sehr lebhaftes Aussehen haben. Über alle Segmente hinweg gilt: Holz darf wieder wie Holz aussehen. Angesagt sind vor allem lebhafte Sortierungen, durchaus auch - quasi als Echtheitszertifikat - mit Ästen und Rissen. Letztere werden sogar noch mit schwarzen Spachtelmassen verfüllt, damit sie markant hervortreten. Ebenfalls hoch im Kurs stehen antike oder künstlich gealterte Oberflächen ("vintage") mit Wurmlöchern und Macken aller Art. Die allgemeine Tendenz auf dem Parkettsektor schilderte Dr. Peter M. Hamberger sehr treffend: "Es hat eine deutliche Trendumkehr stattgefunden: Die Kunden wenden sich stärkter als in den Vorjahren hochpreisigen Produkten zu. Die Strategie, unsere Premiumsegmente weiter auszubauen, sehen wir mit dieser Entwicklung bestätigt."

Die Reihen der Laminathersteller haben sich gelichtet

Noch vor wenigen Jahren war die Domotex für Europas Laminatboden-Hersteller ein Muss. Zwar kann man sich immer noch einen guten Marktüberblick verschaffen, aber die Lücken sind doch recht groß, wenn fast zeitgleich die Bau stattfindet und einige wichtige Produzenten wie Egger oder Kronotex aufgrund ihres sonstigen Produktportfolios der Münchner Veranstaltung den Vorzug geben - oder aber sie bleiben beiden Schauplätzen fern, wie es beispielsweise Kaindl, Parador und Meister zelebrierten. Unmittelbar vor der Domotex hatte Parador zur Hausmesse Paravision eingeladen, eine Veranstaltung, die im zweijährigen Turnus ausgerichtet wird. Mit 3.400 Besuchern kamen rund 1.000 mehr als 2005, wodurch sich das Unternehmen ermutigt sieht, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Wie es heißt, fanden 87 % der deutschen Kunden den Weg nach Coesfeld.

Das Image des Billigproduktes haftet dem Laminatboden immer weniger an. Dank kontinuierlicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Mitgliedsfirmen des EPLF (Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller) manifestiert sich am Markt mehr und mehr der Hightech-Charakter des jungen Belagsegmentes. "Die Premiumsegmente wachsen und generieren gute Umsätze", bestätigte EPLF-Präsident Ludger Schindler auf der Pressekonferenz des Verbandes.

Soeben ist eine neue Imagebroschüre erschienen mit dem Titel "Lebens (t) räume mit Laminatböden - Für mehr Lust am Wohnen". "Laminateplus - Fashion on the Floor" lautete das Thema einer eindrucksvollen Designshow der EPLF-Mitglieder auf der Contractworld. Präsentiert wurden Fußbodenlösungen für das Objektgeschäft, wobei der Fokus auf aussergewöhnliche Dekorideen abseits des Massengeschmacks gerichtet war - "Laminateplus" eben.

Direktbedruckte Laminatböden noch kein Messethema

Die viel diskutierten direktbedruckten Laminatböden waren kein Messethema. Es gibt ja auch erst zwei Firmen, die sich als Hersteller dieser Variante "outen". Einer davon ist Meister Werke. Das Unternehmen favorisiert wie Parador eine Hausmesse und bleibt den Veranstaltungen in München und Hannover fern. Egger zeigte erste Varianten auf der Bau, was jedoch einer Undercover-Aktion gleichkam. Für den normalen Messebesucher waren die Produkte innerhalb der Ausstellung nicht erkennbar. BTH Heimtex war ein kurzer Blick gestattet, Fotos allerdings nicht. Beide Hersteller haben völlig andere Vermarktungsansätze, wie der Preis erahnen lässt. Während für das Meister-Produkt der VK inklusive Mehrwertsteuer mit 21,95 veranschlagt wird, spricht man bei Egger von einem Marktpreis "unter 10 EUR".

Pfleiderer kauft Pergo: Lohnt der teure Deal?

Die Domotex war gerade angelaufen, als die Pfleiderer AG bekannt gab, Pergo kaufen zu wollen. Unter den Ausstellern der Laminatbranche verbreitete sich die Nachricht wie ein Lauffeuer. Vorstandsvorsitzender Hans H. Overdiek will sich den Deal 300 Mio. EUR Euro kosten lassen. Dazu sollen noch 37 Mio. EUR Verbindlichkeiten kommen. Auch wenn es viele Branchenteilnehmer anders sehen - die Übernahme macht Sinn. 2005 hatte Pfleiderer die Holzwerkstoffaktivitäten der Kunz-Gruppe in Deutschland, Kanada und in den USA übernommen. In Nordamerika ist die Kunz-Gruppe über die 100-prozentige Tochtergesellschaft Uniboard Canada Inc. vertreten. Uniboard fertigt an 9 Standorten (8 in Kanada, 1 in USA) unter anderem MDF und Laminatböden. Damit handelt es sich hier um einen der wenigen vollstufigen Hersteller dieses Belagsegments in Nordamerika. Jetzt wird es darauf ankommen, Pergo und Uniboard zu vereinen. Was die Absatzmenge in den USA betrifft, schafft es Pergo zwar gerade noch in die Top-Ten, gilt aber nach wie vor als Synonym für Laminatboden schlechthin. Auch in Europa hat die Marke nach wie vor einen guten Klang und ist nicht umsonst bei führenden Bodenbelagsgroßhändlern gelistet.

Korkböden: Exklusive Furniereimmer beliebter

"Kork ist Deutschland", formuliert es ein hiesiger Anbieter richtigerweise in seinem Prospekt. Mehr als 50 % der Weltproduktion werden auf dem größten zentraleuropäischen Markt abgesetzt. Klar, dass sich die Hersteller in Portugal und Spanien vorwiegend am deutschen Geschmack ausrichten. Wie bei Parkett und Laminat stehen Brauntöne hoch im Kurs. Ausdrucksstarke Furniere, teilweise mit pastelligen Oberflächen, lassen den klassischen "Krümelkork" in Vergessenheit geraten. Wichtig: Auch bei farbig pigmentierten Oberflächen muss die Korkstruktur erkennbar sein.

Fast alle Anbieter rücken die Verschleißfestigkeit ihrer Böden in den Blickpunkt. Aber ist es wirklich sinnvoll, ein so einzigartiges Naturprodukt wie Kork verstärkt mit technischen Aspekten zu befrachten? Offensichtlich ja, denn die neuen Oberflächentechnologien haben erheblich zu den Umsatzsteigerungen der Branche beigetragen. Verblüfft war der Marktführer, als nach der Einführung seines innovativen Bodens auch andere Hersteller technische Daten seines neuen Produktes übernahmen, ohne ihre Beläge entsprechend verändert zu haben. Auch die Garantiezeiten seien bei gleich bleibender Qualität kurzerhand verlängert worden. Über einen zwischenzeitlich erfolgten Test soll demnächst berichtet werden.

Zu der positiven Entwicklung dieses zwar kleinen, aber feinen Belagsegments hat der 2005 vollzogene Schulterschluss zwischen den Mitgliedern des Deutschen Korkverbandes und ihren Lieferanten beigetragen, denn nur so war es unter anderem möglich, Endverbraucherwerbung zu finanzieren. Einziger Wermutstropfen: Wie bei konkurrierenden Bodenbelägen, stehen auch bei Kork deutliche Preissteigerungen an. Dennoch ist die Branche positiv gestimmt. "Nur 26 % der Händler sehen die Preisentwicklung negativ", hieß es auf der Pressekonferenz des Deutschen Korkverbandes im Rahmen der Domotex, wobei man sich auf eine Umfrage im Oktober/November 2006 berief.

Schrille Dekore bei Laminat auf dem Vormarsch

Fast alle Laminathersteller sehen ihre Maxime in der Perfektionierung von Holzoptiken. Zu den jüngeren Diszipinen gehört es, antike Böden zu kopieren, wobei es bisweilen zu Skurilitäten kommt. Nicht nur, dass ein Hersteller die Dielen eines Eisenbahnwagons als Vorlage für das Dekor wählte, es musste sogar noch die den Schienen zugewandte Seite sein mit allen Flecken und Beschädigungen, die Spritzwasser, Öl und Steinschlag anrichten. Und was am meisten erstaunt: das Dekor sieht sogar sehr ansprechend aus. Auch die verschlissene Oberfläche eines mit roter Farbe ("Ochsenblut") gestrichenen Dielenbodens diente als Motiv. Für frischen Wind sorgen inzwischen auch "Industry-Look" mit Rohstahl, Rost, Beton, Aluminium, Edelstahl, Estrich und Kupfer oder Designs, wie man sie bisher von Textilbelägen kannte.
aus BTH Heimtex 02/07 (Wirtschaft)