Sonnenschutz auf der Heimtextil

Aufbruchstimmung manifestiert sich mit interessanten Neuheiten

Motiviert durch eine umsatzstarke Jahresend-Rallye startet die Sonnenschutz-Branche voller Zuversicht in 2007. Die Hersteller von Beschattungssystemen und Dekotechnik haben auf der Heimtextil-Messe nicht nur ideenreiche Produkte vorgestellt, sondern sich auch Gedanken über deren Vermarktung gemacht, von ganzheitlichen Kollektionskonzepten bis zu emotionalen Shop-in-Shop-Präsentationen, die Sonnenschutz im Kontext mit anderen Produkten der Raumgestaltung zeigen. von Petra Lepp-Arnold

Auf Regen folgt Sonnenschein sagt der Volksmund und in der Tat, für die Aussteller der Produktsparte Sun & Shadow hat sich diese Lebensweisheit jetzt bewahrheitet. Erstmals seit längerer Zeit sprühen die Sonnenschutz- und Dekorationstechnik-Anbieter wieder vor Enthusiasmus und verbreiten mit tollen Neuheiten Aufbruchstimmung. In durchweg allen Gesprächen, die die BTH Heimtex-Redaktion mit Messeteilnehmern in Halle 4.2. führte, wurde die Branchenkonjunktur deutlich optimistischer eingeschätzt, als in den letzten Jahren. Frisch ans Werk lautet die Devise 2007, Negatives gehört der Vergangenheit an.

Zu den Gewinnern aus dem Kreis der Sonnenschutzindustrie zählt zum Beispiel das Familienunternehmen Kadeco. Die dynamischen Ostwestfalen konnten ihren Marktanteil seit ihrer Gründung Anfang 1990 in einem schwierigen, von Verdrängungswettbewerb gekennzeichneten Umfeld kontinuierlich ausweiten. "Wir haben das vergangene Geschäftsjahr weit über Plan abgeschlossen und einen goldenen Oktober erlebt", erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Walfried Kattelmann, den das "optimale Ergebnis" für 2007 zuversichtlich stimmt.

"Ein kleines aber feines Wachstum" vermeldet Frank Tovornik, Geschäftsführer von Teba. Das Duisburger Unternehmen, das in der aktuellen BTH/BBE-Kundenumfrage (BTH Heimtex 10/2006) als beliebtester Lieferant von innenliegendem Sonnenschutz hervorging, legte im letzten Quartal 2006 einen "hervorragenden Endspurt" hin und die Geschäftsleitung hofft, im neuen Jahr, daran anknüpfen zu können.

"Rundum hochzufrieden" äußert sich auch Wilhelm Hachtel, geschäftsführender Gesellschafter von Sonnenschutz-Hersteller MHZ über die "hervorragende Umsatzentwicklung 2006 mit durchgängig zweistelligen Zuwachsraten seit Mai und einem Plus von 30% im Dezember". Dabei handele es sich nicht allein um einen firmenspezifischen Aufschwung. "Der Markt zieht insgesamt nach oben", prognostiziert Hachtel, der gleichzeitig auch das Amt des Vorstandsvorsitzenden im Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (VIS) in Krefeld innehat. "Unsere Erwartungshaltung für das neue Jahr ist sehr positiv."

Uneinheitlicher Geschäftsverlauf 2006

Der VIS, zu dessen Mitgliedern 18 namhafte Sonnenschutz-Konfektionäre, sowie rund 25 Lieferanten aus dem Textil- und Hardware-Bereich zählen, berichtet in seinem Statement zur Branchensituation von einem "völlig uneinheitlichen Jahresverlauf 2006". Die Rückschau zeigt, dass ein schneereicher Frühjahrsbeginn im März die Hersteller nicht so recht aus den Startlöchern kommen ließ. Im Juni bremste die Fußball-Weltmeisterschaft die Einkaufsfreude und auch der regnerische August in weiten Teilen Deutschlands animierte die Konsumenten nicht gerade dazu, Beschattungssysteme zu erwerben. Doch der überdurchschnittlich warme Herbst und nicht zuletzt die beschlossene Mehrwertsteuer-Erhöhung bescherte den Sonnenschutz-Anbietern einen Run auf ihre Produkte, der sich im letzten Quartal 2006 in einer "konstant akzeptablen Auftragslage" niederschlug.

Ein Wermutstropfen für den Handel dürften die vom VIS angekündigten Preisaufschläge sein. Gestiegene Materialkosten bei Metallen und Kunststoffen sowie die tariflichen Lohnerhöhungen drückten auf die Margen. Vor diesem Hintergrund müsse es zwangsläufig zu Preiserhöhungen schon zum Jahresbeginn 2007 kommen. Um die Marktposition seiner Mitglieder zu stärken, hat die Interessengemeinschaft der Industrie eine umfangreiche Qualitätskampagne für hochwertige Sonnenschutz-Textilien gestartet, die mit einem speziellen Q-Zeichen gekennzeichnet werden. (Wir haben in BTH Heimtex 1/2007 darüber berichtet).

Konfektionäre zielen auf neue Absatzkanäle

In der Sonnenschutz-Halle waren die Stände der Aussteller nahezu während der gesamten Veranstaltung gut frequentiert, obwohl die Messeleitung einen Rückgang bei deutschen Fachbesuchern um rund 5% verzeichnete. Das tat jedoch der Besucherzahl keinen Abbruch, zum Beispiel auf dem Messestand von Teba, die die gleiche Frequenz wie im Vorjahr registrierten und traditionell nur Deutschland sowie den deutschsprachigen Raum beliefern. Besonderer Anziehungspunkt auf dem Stand des Unternehmens mit der Sonne im Logo war die Darstellung eines brandneuen Ladenbau-Konzepts, mit dem in der Warenpräsentation neue Wege beschritten werden sollen. Das Shop-in-Shop-System in Modulbauweise, konzipiert für mittlere und große Flächen, soll im Verkaufsraum anhand von stimmungsvollen, produktübergreifenden Einrichtungsbeispielen die Emotionen der Konsumenten bedienen.

Was die Entwicklung der einzelnen Produktgruppen betrifft kann Teba, Konfektionär der Marke Luxaflex, im Maßgeschäft klar zwei Bestseller küren: "Sehr gut gelaufen" seien die beim Endverbraucher noch am wenigsten bekannten Sparten Flächenvorhang und Faltstore, da hier Nachholbedarf bestehe, während Rollos, Jalousien und Vertikallamellen auf demselben Niveau geblieben seien. Das Vorhangstangen-Programm der Marke Interstil war laut Frank Tovornik leicht rückläufig, was er jedoch auf den anstehenden Kollektionswechsel 2007 von Garnituren-Lieferant Diedrichsen zurückführt. Zweigeteilt habe sich das Mitnahme-Serie Sun Collection für Fachmärkte entwickelt. SB-Vorhangstangen, die "das eine oder andere Maßprodukt ersetzen", wurden stark nachgefragt, im Sonnenschutzbereich sei es dagegen ruhig gewesen.

Durch den Aufkauf des Düsseldorfer Außensonnenschutz-Herstellers Ce Ge De im August 2006 hat Teba zudem sein Produktportfolio um Außenjalousien und Rollladen komplettiert. Die neue Tochtergesellschaft, gegründet 1899 unter dem Namen Carl Götze Düsseldorf, öffne die Tür zum Kundenkreis des Rollladen- und Jalousiebauhandwerk, "an den wir alleine mit der Teba-Produktpalette nicht herangekommen wären", erklärt Tovornik, der in dieser Branche verstärkt das Innensonnenschutz-Sortiment positionieren möchte.

Kadeco ist seit dem letzten Frühjahr ebenfalls im Außensonnenschutz-Markt tätig. Im Zuge der strategischen Übernahme des Bochumer Traditionsherstellers Erwilo haben die Ostwestfalen ihr Kerngeschäft um Markisen erweitert. Sitz der neuen Gesellschaft, die unter dem Namen Erwilo Markisen weitergeführt wird, ist Espelkamp, produziert wird weiterhin in Bochum. Das Angebotsspektrum mit Terrassen-, Fenster- und Wintergartenmarkisen wurde technisch überarbeitet und auf der Messe konnte bereits die neue, moderne Markisenstoff-Kollektion in Augenschein genommen werden. Darauf angesprochen, ob Kadeco noch eine Sortimentsergänzung um Vorhangstangen und -schienen plant, verneint Walfried Kattelmann, der ganz klar als Kompetenzpartner für Sonnenschutz auftreten möchte. "Mit Dekotechnik-Produkten würden wir uns zu sehr diversifizieren und unsere Marktstellung schwächen."

Eine weitere Neuausrichtung von Kadeco ist die Markteinführung eines kompakten, straffen Mitnahmeprogramms für Fachhandelskunden, das unter dem Slogan "Sonnenschutz einfach preiswert" eine "Argumentation im unteren Preissegment bietet, weil das Kaufverhalten sich verändert hat", erklärt Kadeco-Verkaufsleiter Ralf Rosemuck die Entscheidung. "Auch zahlungskräftige Kunden suchen manchmal eine schnelle Lösung zum Mitnehmen. Zudem kann sich der preisbewusste Kunde von heute zum Qualitätskunden von morgen entwickeln."

Im Angebotsspektrum von MHZ fehlte bislang noch der Produktbereich Insektenschutz, der jetzt auf der Heimtextil Premiere feierte. Die qualitativ hochwertigen Komponenten für das umfangreiche Maßprogramm mit Pendel- und Drehrahmen, Spannrahmen und Rollos stammen von Neher Insektenschutzsysteme in Frittlingen. Bei den Kernsortimenten haben sich nach Auskunft von Wilhelm Hachtel Jalousien, darunter speziell eine verspannte Anlage mit patentierter Schiebe-Wendetechnik, hervorragend entwickelt, ebenso Vertikallamellen. Rollos seien im Objektbereich stark im Kommen, zudem wurden große Flächenvorhangprojekte durchgezogen. Plissee werde weiter wachsen, aber prozentual "nicht mehr so dynamisch." Vorhangschienen würden objekt-orientiert immer einen Restbedarf haben, während die im vergangenen Jahr eingeführte Vorhanggarnituren-Kollektion 30% mehr Umsatz brachte. Im Markisenbereich liege MHZ deutlich über Vorjahr, bedingt durch Strukturveränderungen. "Wir sind aus den Aktionsmarkisen ausgestiegen und verkaufen jetzt hochwertiger."

Die deutsche Tochtergesellschaft der Schweizer Unternehmensgruppe Silent Gliss, die die Position "Top of the Pyramid" für sich reklamiert, absolvierte jüngst umfangreiche Umstrukturierungsmaßnahmen im Vertrieb, wie zum Beispiel eine neue Gliederung in die Bereiche Fachhandel, Objekt und Export - auch mit der Intention, den Service zu stärken. Achim Brugger, Geschäftsführer Silent Gliss Deutschland, ist überzeugt, dass die klare Trennung von Objekt und Fachhandel Zukunft haben wird: "Wir müssen lernen, uns auf Spezialisten zu fokussieren". So soll künftig ein bundesweit tätiger Objektmanager Großprojekte akquirieren.

Ferner will das Unternehmen aus Weil am Rhein seinen Kunden zunehmend mehr Sonderlösungen sowie Planungsunterstützung bei der Anwendungstechnik bieten. Um den regionalen Service für den Fachhandel zu erhöhen und Kleinbestellungen abzuwickeln, soll ein neu installierter Key Account Manager zu bereits fünf vorhandenen Stützpunkten noch drei weitere aufbauen. Stützpunktpartner sind Kleinkonfektionäre, die Komponenten exklusiv von Silent Gliss zusammenbauen und direkt an den Handel liefern.

Im Export will die deutsche Gesellschaft den russischen Markt erschließen sowie Tschechien und Polen. Bisher erzielt das Unternehmen mit der schleichenden Katze im Logo rund 95% seines Umsatzes in Deutschland. Der Fachhandelsanteil liegt unverändert bei rund 60%, das Objektgeschäft bei 40%. Die ambitionierte Umsatzplanung wurde 2006 "zwar nicht ganz erreicht, doch die kontinuierliche Steigerung stimmt uns positiv", sagt Brugger.

Für Blome verlief die Messe "richtig klasse", äußert sich Vertriebsleiter Stephan Prade begeistert. "Wir haben schöne Abschlüsse gemacht und für 2007 viel Arbeit bekommen." Die niederländische Muttergesellschaft B & C hat jüngst den holländischen SB-Sonnenschutz-Anbieter Allpac International übernommen, zuvor eine Tochter des Hunter Douglas Konzerns. Allpac vertreibt seine Marken Decosol und Sweda über ausgewählte Baumarktgruppen und Versandhäuser. Blome übernimmt den Vertrieb für die deutschsprachigen Länder und wird künftig in Häusern, wo Allpac präsent ist, auch Gardinenstangen anbieten. In Frankfurt gab das Unternehmen aus dem Sauerland einen ersten Einblick in seinen neuen Vorhanggarnituren-Katalog für die Fachhandelsmarke Blome, der im März 2007 erscheinen soll.

Eine große Überraschung bereitete Gardinia Home Decor der Branche mit der Ankündigung eines Eigentümerwechsels im vergangenen Herbst. Bekanntlich wurde das Unternehmen aus Isny im Rahmen eines Management Buy-Out vom langjährigen Geschäftsführer Reinhard Heidemann (51%) und der niederländischen Hunter Douglas Gruppe (49%) übernommen. Durch den Deal kehrt die Gesellschaft, die im deutschsprachigen Raum sowie in Osteuropa agiert, im Prinzip wieder zum Stand der "alten" Gardinia zurück, wie diese vor dem Verkauf bis Ende August 1998 existierte. Bisherige Verkaufsstützpunkte, wie Frankreich, Spanien oder Italien wurden nach Bekunden des geschäftsführenden Gesellschafters Reinhard Heidemann "nicht übernommen, weil die Bedingungen nach Prüfung nicht akzeptabel waren".

Der Grund, weshalb die ehemalige Muttergesellschaft, die amerikanische Newell Rubbermaid Cooperation "in Europa Euros verloren hat", sei auf strategische Fehler zurückzuführen, weil man die unterschiedlichen europäischen Märkte nicht berücksichtigt habe. Die Intention der neuen Führungsriege ist es, an die alte Stärke früherer Zeiten anzuknüpfen; erstes "wichtiges Signal" sei die Rückkehr zum eingeführten Markennamen Alugard statt Kirsch für den Fachhandel.

Die Premium-Sparte Alugard, die künftig Sonnenschutz-Produkte von Hunter Douglas konfektionieren wird, soll laut Heidemann Wachstum in den Kernsegmenten generieren, wie etwa im Bereich Aluminiumschienen, Plissee, Flächen- und Rafftechnik. Neu hinzukommen wird ein Insektenschutz-Programm. Die Umsatzentwicklung im vergangenen Geschäftsjahr, das noch unter der Ägide des Newell-Konzerns lief, brachte ein Ergebnis leicht unter Vorjahr für den deutschen Markt, während man in Osteuropa gut zulegte. Die Umsatzhöhe wird auf rund 170 Mio. EUR (2005) beziffert. Dazu steuert das Maßprogramm Alugard etwa 20% bei, die SB-Marke Gardinia mit Mitnahmesortimenten für den DIY-Bereich rund 80%.

Auch Liedeco setzt mit einem kompletten Innensonnenschutz- und Dekotechnik-Programm für den SB- und Maßbereich auf eine zweigleisige Vertriebsstrategie. Das Familienunternehmen aus dem ostdeutschen Thalwenden hat das Erscheinungsbild seines Fachhandelsprogramms, das künftig unter dem Markennamen Liedecolux vermarktet wird, komplett verändert. Ein "kompaktes, gefühlvoll gestaltetes Maßprogramm mit gezielt ausgewählten Produkten", nennt Marketingleiterin Britta Gies die Eckpfeiler der neuen Linie. Im modernen, dunkelrot-grauen Outfit präsentieren sich als erstes die Plissee-, Rollo- und Flächenvorhang-Kataloge sowie die Stilgarnituren-Kollektion. Flankiert wird der neue Auftritt von der Comicfigur Oups, "dem kleinen Botschafter für Liebe und Glück". Liedeco erwarb die Lizenz für die Cartoons und bietet diese als Digitaldruck für Rollos, Plissees und Flächenvorhänge an.

Velux legte in Frankfurt eine Messe-Pause ein. Der dänische Dachwohnfenster Hersteller, der ansonsten regelmäßig dem Fachpublikum seine Beschattungssysteme auf der Heimtextil präsentiert, stellte stattdessen auf der Bau in München aus.

Wachstum bei Komponentenlieferanten

Premiere auf der Heimtextil feierte der niederländische Sonnenschutz-Spezialist Coulisse, der an seinem einladenden Meetingpoint "absichtlich keine Neuheiten" zeigte, um diversen anwesenden Konfektionären den Vortritt zu lassen. Das inhabergeführte Unternehmen aus Enter liefert unter der Marke Coulisse Komponenten und Stoffe an Maßhersteller sowie SB-Artikel in Standardgrößen an Baumärkte. "Konzepte und Kreativität sind unsere Stärke", verrät Inhaber Christiaan Roetgering das Erfolgsrezept für die fulminante Umsatzsteigerung "von 44 Mio. EUR (2005) auf 56 Mio. EUR 2006". Das Wachstum sei durchgängig im Maß- und SB-Bereich erzielt worden. Diese Leistung wurde im letzen Jahr auch öffentlich gewürdigt. Zum zweiten Mal in Folge erhielt Coulisse von der Zeitung Financieele Dagblad den Gazellen Award, der niederländische Unternehmen mit dem größten Wachstumspotenzial auszeichnet.

Als Gast auf dem Coulisse-Stand war Hotspotblinds aus Wiesenau zugegen. Das ostdeutsche Familienunternehmen produziert in Deutschland unter dem Markennamen Nature Deco hochwertigen, maßgefertigten Sonnenschutz aus natürlichen Materialien, wie Bambus, Holz, Papier und Baumwolle, unter Verwendung einer "weltweit patentierten Oberschiene". Das Programm wird über namhafte Stoff- und Sonnenschutz-Anbieter vertrieben. Die beiden Hotspotblinds-Geschäftsführer Grit Roetgering und Ron Zithier legen Wert auf solide Manufaktur-Arbeit, um individuell auf Kundenwünsche eingehen zu können. Zudem hegt das dynamische Team, das im Dezember für seine "erfolgreiche nationale und internationale Arbeit" den Zukunftspreis Brandenburg erhielt, einen ambitionierten Designanspruch: Die Produkte aus Naturmaterialien nicht im vielfach üblichen Asien-Look, sondern im modernen, europäischen Stil zu interpretieren.

Komponentenhersteller Hunter Douglas präsentierte auf seinem Kontaktstand eine Auswahl der aktuellen Neuheiten der Marke Luxaflex, wie etwa Rollos, Flächen- und Lamellenvorhänge aus transparentem Japan-Papier. Der Weltmarktführer im Sonnenschutzbereich, der 2005 rund 1,9 Mrd. EUR umsetzte, sorgt in der Branche immer wieder für Furore, weil die Niederländer laufend neue Unternehmen in Europa, Amerika oder anderen Kontinenten übernehmen. "Wir kaufen Firmen nicht wahllos, sondern strategisch. Es muss Synergien für uns und unsere Kunden haben ", erklärt Friedrich Petrat, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Hunter Douglas in Kassel die Vorgehensweise des Konzerns. So habe man beispielsweise vor einigen Jahren den Textilhersteller Helioscreen erworben, um eigene Screenstoffe innerhalb der Gruppe und damit auch den Kunden anbieten zu können. Die Tochterunternehmen sollen "frei im Markt agieren und müssen sich dem Wettbewerb stellen. Sonst befinden sich die Firmen in einem Reservat und das ist wirtschaftlich nicht gesund."

Die jüngsten Aktionen von Hunter Douglas im deutschen Markt waren der Aufkauf von Blöcker in Bremen im Januar 2005 sowie die Übernahme einer Minderheitenbeteiligung (49%) am Management-Buy-Out von Gardinia Home Decor in Isny im vergangenen Herbst. Darauf angesprochen, ob die Gardinia-Sparte Alugard künftig Luxaflex-Produkte konfektionieren wird, schließt Petrat aber aus: "Wir haben uns für Teba als Luxaflex-Konfektionär entschieden. Es gibt genügend Modifizierungen unserer Programme, so dass Alugard mit einem guten, hochwertigen Angebot im Fachhandel bestehen kann."

Großes Messethema von Systemlieferant Blöcker war das Doppelrollo Duoflor, das im Fokus eines Designwettbewerbs stand, unter Beteiligung von Studenten der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. Abgesehen von den drei ausgestellten Siegerentwürfen, die "teilweise zu einem späteren Zeitpunkt" realisiert werden sollen, wurde das Duoflor-Programm um drei neue "echte" Kollektionskarten ergänzt. "Das Doppelrollo ist ein absoluter Senkrechtstarter", freut sich Marketingleiterin Antje Grobecker und verweist auf Zuwächse von 300% seit Markteinführung Anfang 2005. Top aktuell ist auch der überarbeitete Solarflor Vertikallamellen-Katalog, der "kräftig aussortiert und um neue innovative Gewebe ergänzt wurde, darunter verstärkt Objektqualitäten. Das Naturprogramm Vidaflor laufe zufriedenstellend und die neue Cosiflor Faltstore-Technik komme bei den Kunden sehr gut an. "Über die Hälfte unserer Konfektionäre hat bereits auf das neue System umgestellt."

Textiler Sonnenschutz zeigt Flagge

Stoffproduzent Junkers & Müllers präsentierte auf seinem Messestand in Halle 4.2. erstmals Textilien aus allen drei Produktbereichen der Sparte JM Technical Textiles: Innenliegender Sonnenschutz (Sun Shading) mit Rollo-, Plissee- und Lamellenstoffen; Qualitäten für den Digitalen Direktdruck (Mediatex); technische Gewebe für den Objektbereich (Function & Design) sowie Regen- und Duschvorhangstoffe. Der Schwerpunkt des Familienunternehmens aus Mönchengladbach, das 2006 knapp 40 Mio. EUR Umsatz erwirtschaftete, davon rund 70% im Export, liegt jedoch nach wie vor auf Sonnenschutz. "Für uns ist die Heimtextil die wichtigste Messe", sagt Geschäftsführer Dr. Conrad Mauritz. "Die Produktlebenszyklen werden immer kürzer, aber als Mittelständler verfügen wir über die entsprechende Flexibilität, schnell zu reagieren."

Almedahl-Kinna, schwedischer Hersteller von Sonnenschutz-Stoffen, verkündete auf der letzten Heimtextil bekanntlich seine Übernahme durch Domicet, einem finnischen Unternehmen, das Rollokomponenten und Stoffe produziert. Die Kooperation, die unter dem Begriff "Dna" firmieren sollte, wurde jetzt in den Markennamen Almedahls geändert, unter Beifügung von "Daylight Control Solutions". Die Firmennamen Almedahl-Kinna und Domicet bleiben jedoch bestehen. Der durch die Fusion eingeschlagene Weg, Sonnenschutz-Komplettsysteme anzubieten, war "eine gute Entscheidung, die Erfolg zeigt", konstatiert Maria Hansom, bei Almedahls zuständig für den Deutschland-Vertrieb. So sei man mit dem Geschäftsverlauf 2006 "wahnsinnig zufrieden", aufgrund "zu vieler Aufträge" könne kaum die Nachfrage bedient werden. "Wir arbeiten daran, unsere Lieferzeiten zu verbessern."

Bamberger Kaliko hat sich auf die Herstellung von veredelten innenliegenden Sonnenschutz-Stoffen sowie technische Textilien spezialisiert und bezeichnet sich als Deutschlands größter Exporteur für Bucheinbandstoffe. Der Exportanteil des 142 Jahre alten Unternehmens mit 200 Mitarbeitern beträgt rund 65% . Über eine sehr gute Besucherfrequenz am Messestand und qualifizierte, neue Kontakte berichtete Michael Sobeck, Vertriebsleiter International bei Kaliko, der "nach mageren Jahren" optimistisch in die Zukunft blickt: "Die Kaufstimmung ist positiv und die Branche befindet sich deutlich im Aufwind."

Unter dem Motto "Raumgestaltung in Bewegung" stellte Somfy, französischer Hersteller von Antrieben und Steuerungen, eine Vielzahl neuer Motorisierungslösungen für Jalousien, Rollos, Plissees und Gardinen vor. Die Somfy-Gruppe habe "hervorragend abgeschlossen", betont Joachim Frosch, der als neuer Geschäftsführer der deutschen Tochtergesellschaft in Rottenburg gerade sein Amt angetreten hatte. Somfy-Produktmanager Oliver Schöpf führt den Umsatzerfolg auf die "extreme Produkt- und Marketingoffensive" des Unternehmens zurück, flankiert von TV-Werbespots, die die Markenbekanntheit von Somfy um ein Vielfaches gesteigert hätten.

Kollektionswechsel bei Dekotechnik

Interstil hatte einen komplett neuen Vorhanggarnituren-Katalog im Messe-Gepäck, darunter 15 taufrische Stangenserien, die zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Der Hersteller aus Steinhagen ist seiner modernen Linie treu geblieben und bevorzugt weiterhin eine puristische Formensprache. Ergänzungen und Weiterentwicklungen gibt es beim "heißen Top-Thema Innenlaufsysteme", im Edelstahl-, Messing- und Aluminium-Bereich sowie bei den Raffhaken. Bedingt durch das Ende der Laufzeit des alten Interstil-Katalogs hätten die Umsätze im Inland eher stagniert, sagt Inhaber Manfred Diedrichsen. "Aufgrund der positiven Entwicklung im Export liegen wir aber auf Vorjahresniveau." Bei den Auslandsaktivitäten, mit einer Exportquote von fast 50% (im Vorjahr 40%), bilde Europa den Schwerpunkt, gefolgt von Japan.

Einen "lebhaften Messebesuch" verzeichnete Büsche, der den Fachgroßhandel als Absatzmittler für sein Stilgarnituren-Programm nutzt. Neu im Angebot des Herstellers ist eine gestraffte Kollektion mit Design-Vorhangstangen "Made in Germany" der neuen Marke Vion, die unterhalb des Premium-Labels Büsche positioniert wurde. Mit Produkten in "akzeptabler Qualität zu marktgerechten Preisen" will man den Importen aus Fernost gegensteuern, offenbarte Geschäftsführer Friedrich Harr. Das neue, modische Aluminiumgarnituren-Programm für eine junge Zielgruppe wird in einem kleinen, handlichen Katalog offeriert. Das Unternehmen aus Neuenrade absolvierte das Geschäftsjahr 2006 "mit einer zufriedenstellenden Umsatzsteigerung, die vornehmlich durch unsere Export-aktivitäten erzielt wurde". Der europäische Markt sei der wichtigste, gefolgt von Japan, den USA und Canada. "Für das neue Jahr sind wir guter Dinge."

Möller, Produzent von Metall- und Kunststoffprodukten wird in diesem Jahr 60 Jahre alt. Das Familienunternehmen aus Meschede verfügt über ein vielseitiges Produktangebot, das außer Vorhangschienensystemen auch Innenfensterbänke und Sonderprofile umfasst. Neu im Fertigungsprogramm sind witterungsbeständige Bodendielen aus Holz-Kunststoff für den Outdoor-Bereich, deren Markteinführung auf der Bau in München gestartet wurde. Das Segment Möller Deco Technik mit Kunststoff- und Aluminiumschienen steuert knapp 40% zum Umsatz bei. Der Kunststoffschienen-Markt in Deutschland sei zwar leicht rückläufig, aber in Osteuropa verzeichne man zweistellige Zuwachsraten, berichtet der geschäftsführende Gesellschafter Dietmar Möller. Die Sparte Aluminiumschienen-Technik habe sich im deutschsprachigen Raum mit Zuwächsen in zweistelliger Höhe als Bestseller erwiesen. "Hier hat sich unsere Präsenz auf Fach- und Hausmessen in den letzten Jahren ausgezahlt."
aus BTH Heimtex 02/07 (Wirtschaft)