Who is Who im Sachverständigenwesen

Holger und Bernd Naujoks


Estrichlegermeister
Annenheider-Allee 90
27751 Delmenhorst
Tel.: 04221 / 710 63
Fax: 04221 / 708 33
E-Mail: info@naujoks-gmbh.com
Internet: www.naujoks-gmbh.com

Bestellung
Von der HWK Oldenburg ö.b.u.v. Sachverständige für das Estrichlegerhandwerk.

Beruflicher Werdegang
-Bernd Naujoks ist seit 1982 im Estrichlegerhandwerk tätig
-Meisterprüfung im Jahre 1987
-2009 Bestellung zum Sachverständigen

-Holger Naujoks ist seit 1991 im Estrichlegerhandwerk beschäftigt
-Meisterprüfung im Jahre 1999
-Bestellung zum Sachverständigen 2009

Aktuelles Tätigkeitsspektrum
-Geschäftsführer eines Fachunternehmens für Estriche und Bodenbeläge
-Mitglieder im Bundesverband Estrich und Belag (BEB)
-Sachverständigentätigkeit

Praxisbeispiel
In einem Shop wurde ein zweilagiger Industrieestrich auf einer EPS-Dämmschicht eingebaut. Die obere Lage bestand aus einem Industrieestrich, der im Anschluss geschliffen und poliert wurde. Die untere Lage, die Ausgleichsschicht, bestand aus einem Schnellzementestrich. Nach kurzer Zeit kam es zu Schäden wie Aufschüsselungen an Fugen, Rissen und Hohllagen. Einige Hohllagen mit Rissbildungen zeigten Erscheinungen, als wäre der Boden zu früh belastet worden und es wären dabei leichte Einbrüche entstanden. Bei einer näheren Untersuchung bestätigte sich dies nicht.

Bei dem eingesetzten Material der Oberlage handelt es sich um einen gebrauchsfertig gelieferten Trockenmörtel. Das Material erreicht eine sehr hohe Festigkeit (Druckfestigkeitsklasse C 70). Durch den sehr hohen Bindemittelanteil mit Zement ist das Schwindverhalten kritisch. Deshalb werden vom Hersteller in seinem Prospekt auch hohe Anforderungen an den Verlegeuntergrund gestellt.

Nicht ohne Grund verlangt der Hersteller ausschließlich einen Untergrund aus Beton der Mindestgüte C25/30. Ein schwimmender Estrich, der in diesem Fall als Unterlage verwendet wurde, wird im Prospekt nicht genannt. Auf telefonische Nachfrage beim Hersteller heißt es, dass bei Verwendung eines Estrichs als Übergangsschicht mindestens die nach DIN 18560 Teil 7 für Hartstoffestriche erforderlichen Werte für Übergangsschichten vorliegen müssen: Das heißt ein Zementestrich C 35 bzw. F 5 in einer Dicke von mindestens 80 mm. Im persönlichen Gespräch gab es sogar die Empfehlung, mindestens eine Dicke von 100 mm anzustreben.

Aus den Prüfzeugnissen der Bestätigungsprüfungen geht hervor, dass nur bei einer der Proben die Übergangsschicht die erforderliche Festigkeitsklasse erreichte. Bohrkerne und Proben wiesen nicht die erforderlichen Dicken auf. Weder die nach DIN 18560 Teil 7 erforderlichen 80 mm noch die vom Hersteller empfohlenen 100 mm. Vorgefunden wurden Dicken in der Ausgleichsschicht von 32 bis 72 mm. Zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer waren 60 mm Dicke vereinbart worden. Die geforderten Dicken und Festigkeiten der Ausgleichsschicht sind nötig, um den hohen Zug- und Scherkräften des materialspezifischen Schwindens der Oberlage entgegen wirken zu können.

Ausgeprägte lang verlaufende Risse mit den höchsten Aufschüsselungen fanden sich dann auch in dem Bereich mit der geringsten Estrichdicke. Dort kam es nicht zu den Hohlstellen, die an anderen Stellen auftraten. Stattdessen blieb der Verbund der Schichten bestehen und die Kräfte verursachten lange V-förmige Risse, die sich von der Oberseite nach unten hin verkleinerten. Außerdem gab es Aufschüsselungen von bis zu 10 mm.

Bei der Wahl und Ausführung der Dicke der Ausgleichsschicht wurde deutlich von den Erfordernissen der DIN 18560 Teil 7 sowie den Empfehlungen des Herstellers abgewichen.

Dort, wo es in der Oberlage zu Hohllagen kam, gab es stellenweise eine Überwässerung der Haftbrücke sowie Fehler beim Einbau des Mörtels, die zu Haufwerksporigkeiten führten. In der Folge konnte sich die Oberlage nicht mit dem Untergrund verbinden. (Haufwerksporigkeit entsteht dann, wenn der Estrich nicht gut verdichtet wird. Dadurch entstehen Hohlräume zwischen den einzelnen Poren.)

Durch Schwinden entstanden Brüche in der Randzone zwischen dem geschliffenen Estrich und der Ausgleichsschicht. Es gab auch einige fast kreisrunde Hohllagen mit Netzrissen und konkaven Verformungen. Der Unterlagsestrich war hier unbeschädigt. Diese konkaven Verformungen hatten einen Durchmesser von 40 bis 60 cm und sorgten auf den ersten Blick tatsächlich für den Eindruck, es wäre ein Bruch beider Schichten durch zu hohe Lasten entstanden.

Brancheneinschätzung
In den letzten Jahren hat die Zulieferindustrie eine Menge neuer Produkte entwickelt. Mittlerweile ist die Forschung und Entwicklung soweit fortgeschritten, dass stark geschädigte Untergründe noch saniert und gerettet werden können. Noch vor einigen Jahren hätte man diese Estriche ausbauen müssen. Neue Chancen bietet der Markt dank neuer Materielien, mit denen das Estrichlegerhandwerk bei Designoberflächen tätig werden kann. Diese Materialien sind in ihrer Anwendung häufig anspruchsvoll. Wenn man sich mit diesem Thema beschäftigen will, ist die Schulung von in-und externe Mitarbeitern Voraussetzung und eine gute Investition.
aus FussbodenTechnik 03/12 (Personalien)