Parkett und Fußbodentechnik Innung Baden-Württemberg Süd

Mitgliederversammlung der Innung Baden-Württemberg Süd


Mit über 100 - darunter vielen weiblichen - Teilnehmern war die Mitgliederversammlung der Innung Baden-Württemberg Süd in Reutlingen gut besucht. Mit dabei waren auch zahlreiche Fördermitglieder, von denen die Bona, Schönox und Sucor die Veranstaltung mit kleinen Ausstellungen und Fachvorträgen begleiteten.

In seinem Bericht zog Obermeister Wilfried Hart eine - trotz weiter sinkenden Preisniveaus - positive Bilanz für das Handwerk, das auch weiterhin Zulauf finde. Hart verwies auf den vorjährigen Meistervorbereitungskurs mit 24 Absolventen, bei dem gute Leistungen gezeigt wurden. Künftig soll noch mehr Gewicht auf die Vermittlung und Wertung praxisnaher Kompetenz gelegt werden.

Inhalte und Form der heutigen Parkettlegerausbildung hält Obermeister Hart für gut und bewährt. Sie biete auch eine gute Ausgangsbasis für Weiterbildungsmöglichkeiten zum Restaurator, Betriebswirt, Techniker, Dipl.-Ing. oder Holzwirt. Grundsätzlich seien solide Kenntnisse und sicheres Können weiterhin die besten Zukunftsgaranten - umso mehr, als zu befürchten ist, dass das Parkettlegerhandwerk der weiteren Novellierung der Handwerksordnung zum Opfer fallen könnte. "Die Zeit, unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen, ist kurz", ermutigte Hart die Mitglieder, sich fortschrittlich und flexibel auf das Neue einzustellen.

Dies gelte auch für die Verbandsarbeit. Es sei zwar keine freudige Perspektive, von größeren Gewerken "geschluckt" zu werden, die Diskussion müsse aber "offen und ohne Tabus" geführt werden. Hart sprach sich dafür aus, alle Gewerke ab Oberkante Rohdecke unter einen Hut zu bringen, ohne deren Eigenständigkeit preiszugeben.

Die Innungen und der Zentralverband seien verstärkt gefordert. Neue und insgesamt mehr praxisorientierte Serviceleistungen müssten dafür sorgen, das Sinn und Vorteile einer Innungsmitgliedschaft für den Handwerksmeister tatsächlich nachvollziehbar sind. Lobbyarbeit im politischen Raum und Imagewerbung in der Öffentlichkeit seien zwar unverzichtbar; wichtig sei es jedoch auch, dass der Handwerksmeister im Arbeits-alltag unmittelbar profitieren könne und individuelle Unterstützung erfahre. Wie solche Unterstützung in der Praxis aussehen könnte, wird gegenwärtig auf Innungs- und Verbandsebene diskutiert, berichtete Obermeister Hart. Mit dem Ziel, neue Ideen und fruchtbaren Gedankenaustausch zu fördern, startete die Innung Baden-Württemberg Süd eine Fragebogenaktion. Sie wurde gut angenommen und wird derzeit ausgewertet.

Der stellvertretende Obermeister und Fachgruppenleiter Bodenleger, Rolf Wanke, informierte u.a. über die Norm-Veränderungen im Bereich Holzpflaster und über die Arbeit der Holzpflastergruppe.

Aus dem Bereich Ausbildung und Schule berichteten die Berufsschullehrer Lang und Müller. In den Parkettleger-Fachklassen in Ehingen stieg die Schülerzahl von 30 im Jahr 1996 auf 70 im letzten Jahr. Bei über 60 Schülern mussten drei Klassen gebildet werden, die nach Regionen zusammenstellt wurden. Mit sinkenden Schülerzahlen rechnet die Schule erst ab 2008. So lange ist der akute Raummangel nicht zu überbrücken: Die Schule plant einen Anbau, der voraussichtlich in zwei Jahren fertig sein wird. Eng ist es auch im Schülerwohnheim. Angemietete Ausweichquartiere in Ehingen stellen keine Dauerlösung dar. Deshalb soll auch das Wohnheim erweitert werden.

Problematisch sei das sinkende durchschnittliche Leistungsniveau. Um gegenzusteuern, werde in Ehingen derzeit eine neue Form des Unterrichts praktiziert. Oberstudienrat Johannes Lang erläuterte die Gliederung von verschiedenen Lernfeldern, die von mehreren Fachlehrern übergreifend und gemeinsam unterrichtet werden. Aus der Sicht der fachpraktischen Ausbildung stellt sich die Situation für Fachlehrer Müller etwas anders dar. Schüler, die in der Fachtheorie schwach sind, kompensieren diese Schwäche oft im Werkstattunterricht. Als allgemeines Problem sah Müller die Entwicklung, dass sich Schüler immer schwerer motivieren lassen. Allerdings lasse auch die Motivation der Ausbilder oft zu wünschen übrig: Viele Schüler würden mit unzureichendem Werkzeug und Material ausgestattet und unzulänglich in Praktiken und Sicherheitsmaßnahmen eingewiesen. Der sichere Umgang mit Maschinen müsse - appellierte Müller an die Meister - in der Werkstatt "vorgelebt" werden.
aus Parkett Magazin 02/01 (Wirtschaft)