Boen Parkett Deutschland: Zweistelliges Wachstum am Heimmarkt

Mit vollstufigem Sortiment noch höhere Akzeptanz beim Bodenbelagsgroßhandel

Im vierten Jahr nach der Umfirmierung der Theodor Höhns KG in Boen Parkett Deutschland weiß fast jeder: Nicht "Böhn" oder Bo-en", sondern "Buhn" wird der Name ausgesprochen. Ansonsten sind die Möllner ihrer Tradition und ihren Prinzipien treu geblieben: Statt kurzlebige Strategien zu propagieren und auf scheinbare Trends zu setzen, wollen sie für die Kunden eine berechenbare und verlässliche Größe bleiben. Das bedeutet im Klartext: Die weit über 300 Parkettböden soll es auch künftig in der bewährten Profiqualität geben, die seit 40 Jahren in Deutschland von klassischen Parkettverlegern und seit kurzem auch zunehmend von Handwerkern anderer Gewerke wie Raumausstatter und Maler sehr geschätzt wird.

Qualität, klare Positionierung und Verlässlichkeit werden vor allem auch vom Bodenbelagsgroßhandel anerkannt und sind Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Die Strategie der Möllner scheint zu funktionieren. "In Deutschland haben wir in einem schönen zweistelligen Bereich zugelegt", berichtete Geschäftsführer Guido Müller in einem Gespräch mit Ulrich Baumert, stellvertretender Chefredakteur bei BTH Heimtex.

Komplette Bandbreite an Mehrschichtparkett für den Profi

Ausschlaggebend für den Erfolg sei unter anderem ein vollstufiges Produktsortiment, "das sowohl im Einstiegs- als auch im High-End-Bereich abgerundet wurde". "Während wir früher bei unseren Kunden in speziellen Preissegmenten gar nicht erst zum Zuge kamen, weil man uns nicht für wettbewerbsfähig hielt, lässt sich jetzt die komplette Bandbreite an Mehrschichtparkett für den Handwerker abdecken", erläutert Müller. Dass man sich dadurch in einer wesentlich besseren Ausgangsposition befindet, leuchtet ein. Weitere Vermarktungspotenziale seien durch eine effizientere Arbeitsweise des Vertriebsteams ausgeschöpft worden, das im Gegensatz zu früheren Jahren mehr Unterstützung aus der Zentrale erfahre. "Und nicht ganz unerheblich dürfte gewesen sein, wie wir als Lieferant wahrgenommen werden", beschreibt der Geschäftsführer das Image des Unternehmens. Darüber hinaus habe man in Mölln die Zielvorgabe umgesetzt, der Warenverfügbarkeit am deutschen Markt Priorität einzuräumen, was bei einer zeitgleichen zweistelligen Absatzsteigerung eine echte Herausforderung darstellte.

2007 soll der Heimmarkt erneut in den Focus gerückt werden. "In Deutschland haben wir unser Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft", unterstreicht Müller. Insbesondere rechnet er sich auf dem Objektsektor gute Chancen aus, da Boen spezielle Parkettarten für verschiedenste Verlegekonzepte (unter anderem auf Holzunterkonstruktionen) und Parkettarten in Aufbauhöhen von 14 bis 23 mm anbieten kann. Vor diesem Hintergrund sei auch die Entscheidung zu sehen, 2007 nicht auf der Domotex, sondern auf der Bau auszustellen.

Nut und Feder beim Handwerk immer noch sehr beliebt

Die Produktionsmenge in Mölln ist mit 1,20 Mio. qm seit einigen Jahren konstant. Zu fast 70 % handelt es sich um dreischichtige Schiffsböden. Die übrigen 30 % der Fertigungskapazität entfallen vorwiegend auf Landhausdielen sowie auf Spezialitäten wie Flechtboden oder "Strongline", eine besonders strapazierfähige Diele mit 6 mm Nutzschicht bei einer Gesamtstärke von 21 mm. Ausgangsmaterialien sind Halbfabrikate, die vom litauischen Schwesterwerk bezogen werden. Das Phänomen: Alle in Mölln gefertigten Böden sind auf klassische Weise mit Nut und Feder ausgestattet. "Diese Produkte sind bei uns immer noch stark gefragt", berichtet Müller. Und das nicht nur in Deutschland: "Auf einigen Auslandsmärkten wie Russland, Italien oder Hongkong haben wir Kunden, die sich genau auf diese Ausführung spezialisiert haben und gar nichts anderes wollen", schildert der Geschäftsführer.

Doch ganz kann sich auch Boen der allgemeinen Tendenz nicht entziehen: Seit gut zwei Jahren liefert Boen auch leimlose "Klick"-Systeme, die jedoch vorerst in Litauen und Norwegen hergestellt werden. Bereits 2007 wird es auch in Mölln eine entsprechende Profilieranlage geben, um die zunehmende Nachfrage seitens der Handwerksbetriebe aus den Bereichen Raumausstatter, Maler und Tischler zu befriedigen. "Für diese Zielgruppen ist Boen Clic Parkett ein attraktives Produkt in hochwertiger Qualität geworden, dass auch ohne traditionelles Know-how eines Parkettverlegers einfach verlegt werden kann."

Stichhaltiges Argument beim Handwerk: "2 Stäbe sind mehr als 3!"

Boen-Parkett hebt sich von den meisten Konkurrenzprodukten durch diverse Alleinstellungsmerkmale ab. Ein Beispiel ist der symmetrische Aufbau der dreischichtigen Diele. Beim Gegenzug handelt es sich keineswegs um ein dünnes Schälfurnier, sondern um ein gesägtes Brett aus Nadelholz in zirka 4 mm Stärke. Holztechnologen wissen: Die Stabilität in Quer- und Längsrichtung erhöht sich dadurch erheblich und raumklimatische Einflüsse wirken sich weniger aus. Der Slogan "2 Stäbe sind mehr als 3!" ist in Fachkreisen nach wie vor ein stichhaltiges Argument, wobei unter "Stäbe" die beiden nebeneinander liegenden Decklamellen einer Diele zu verstehen sind. Dazu gilt diese Ausführung bei der vollflächigen Klebung als besonders formstabil.

Mit "Connex Prozess" führte Boen 1999 einen richtungweisenden Produktionsstandard ein. Im Gegensatz zur konventionellen Herstellung wird dabei die Rohdiele zunächst versiegelt und anschließend gefräst. Vorteil: Exakte Stöße und lupenreine Kanten führen zu einer fugenlosen Verlegung und zu einem absolut ebenen Flächenbild.

Kaum ein anderer Hersteller hat durch seinen gewissenhaften Umgang mit dem Rohstoff Holz so entscheidend dazu beigetragen, dass die in früheren Zeiten vorherrschenden Ressentiments des Parkett legenden Handwerks gegenüber mehrschichtigen Holzfußböden abgebaut wurden. Um die starke Position bei dieser Zielgruppe zu festigen, war es ein Muss, das Produktportfolio auf zweischichtige, stabförmige Varianten auszudehnen. Mit diesem schlanken Renovierungsparkett (Aufbauhöhe 10 mm) für die vollflächige Klebung hat der Profi bekanntlich die Möglichkeit, sich gegenüber DIY-Produkten zum schwimmenden Verlegen zu differenzieren.

Mit dem Maxistab eine Lücke im Sortiment geschlossen

Anfang 2004 verlagerte der Boen-Konzern die Fertigung des Zweischicht-Parketts von Norwegen nach Litauen. Unter dem Namen "Prestige" ließ sich das Produkt (Format 476/590 x 68 x 10 mm) vor allem in Deutschland sehr erfolgreich etablieren. Ein neuer zweischichtiger Maxistab in 790 bzw. 1.190 mm Länge, 92 mm Breite und 10 mm Dicke ergänzt seit 2006 das Sortiment. Er soll die Lücke zwischen den kurzen Einzelstäben und dem klassischen Landhausdielen-Segment schließen. Damit reagierte Boen auf den Wunsch der Verleger nach Zwischengrößen, um in unterschiedlich großen Räumen vergleichbare Verlegebilder zu erzielen. Der Maxistab kommt mit seinen Formaten besonders in großzügigen Wohnräumen oder exklusiven Objekten wie Boutiquen, Restaurants und Galerien zur Geltung. Erhältlich ist der Boden in Eiche, Buche, kanadischem Ahorn, Doussie, Jatoba, Merbau und Roteiche.

Darüber hinaus hat sich Boen 2006 der Themen "dunkle und rötliche Optiken" angenommen. Neben den bekannten und beliebten - aber kostenintensiven - exotischen Holzarten sollen farbig gebeizte Eichenböden die Nachfrage befriedigen. Schiffsboden und Landhausdielen gibt es künftig mit Eiche-Deckschichten in drei Farben: Eiche Cordoba, Eiche Provence und Eiche Toscana. Und wie der Parketthersteller betont, stellt auch die spätere Renovierung der gebeizten Oberflächen kein Problem mehr da. Boen-Dielen lassen sich den Angaben zufolge schleifen und erhalten durch eine nachfolgende Oberflächenbehandlung auf Wunsch wieder den ursprünglichen Farbton. Zu den jüngsten Neuheiten im Segment Landhausdielen gehört die gebürstete, naturgeölte Eichendiele Alamo, die jetzt auch mit längsseitig abgeschrägten (gefasten) Kanten erhältlich ist.

Seit zwei Jahren Landhausdiele im Programm

Seit zwei Jahren wird auch eine exquisite Massivholzdiele in Eiche hergestellt. Das Angebot umfasst die Varianten Traditional, Antique und Historical, die in unterschiedlichen Breiten erhältlich sind. Die Oberfläche dieser exklusiven Böden ist mit einem Naturöl, das oxidativ aushärtet; endbehandelt. Wie alle übrigen Parkettvarianten liefert Boen auch diese Dielen unbehandelt. Die Oberfläche kann dann entsprechend den Wünschen des Kunden vor Ort vergütet werden.

Was Produkte und Konzepte anbelangt, hat das Unternehmen zweifellos seine Hausaufgaben gemacht. Doch neben den Erfordernissen des Marktes galt es, drei Parkettwerke in drei Ländern so zu koordinieren, dass ein Höchstmaß an Effizienz gewährleistet ist. Dabei scheint man ein gutes Stück vorangekommen zu sein. "Nachdem sich sämtliche Betriebsabläufe eingespielt haben und auch die Kommunikationswege intensiver genutzt werden, hat sich das Gesamtunternehmen weiter stabilisiert, so dass wir sehr optimistisch in das neue Geschäftsjahr starten", unterstreicht Guido Müller.


Boen Telegramm

Boen AS
4658 Tveit, Norwegen
Telefon: 0046 38066600
Telefax: 0046 38066601
www.boen.com

Gründungsjahr: 1912
Charakteristik: Hersteller von Mehrschichtparkett, Massivdielen, Sportböden
Jahresumsatz Gruppe 2006: ca. 90 Mio. EUR
Mutter-Konzern: Johan G. Olsen AS (u.a. Betonwerk, Leimbinderproduktion, Ausrüstung von Gewächshäusern)
Tochtergesellschaften
- Boen Parkett Deutschland GmbH & Co. KG
- Boen Bruk AS
- Boen Hardwood Flooring Inc
- Dominga Mill UAB
- Boen Danmark AS
- Boen UK Ltd.
Verbandszugehörigkeit: FEP (Föderation der europäischen Parkett-Industrie-Verbände)
Hauptgeschäftsführung: Loyd Sannes
Marketing: Kjell Bentsen
Produktionsstandorte: Tveit /Norwegen, Mölln/Deutschland, Elektréno/Litauen
Produktionsmenge: 3,4 Mio. qm Zwei- und Dreischichtparkett, 40.000 qm Eiche-Massivholzdielen und 150.000 qm Sportböden.
Mitarbeiter: weltweit rund 1.000
Vertrieb: in 40 Ländern; eigene Verkaufsbüros in Norwegen, Deutschland, Österreich, Großbritannien, Dänemark, USA

Boen Parkett Deutschland KG (GmbH & Co.)
Industriestraße 41, 23879 Mölln
Tel.: 04542 / 8003 - 0
Fax: 04542 / 8003 - 86
eMail: boen@boen-parkett.de
Internet: www.boen.com
Mitarbeiter: 130
Umsatz 2006: 51 Mio EUR
Verbandszugehörigkeit: Verband der Deutschen Parkettindustrie (VdP)
Geschäftsführung: Guido Müller
Export: Oliver Junghans
Marketing: Stefanie Grubbe


Die Entwicklung der Firmengruppe

Während der 70er Jahre hatte der norwegische Parketthersteller Boen damit begonnen, sein Produktionskonzept zu exportieren. Einer der Käufer war die deutsche Firma Theodor Höhns KG, die sich das neue Geschäftsfeld erfolgreich erschloss. 1976 übernahm der Boen-Eigner, Johan G. Olsen A/S, das Möllner Unternehmen zu 80 %. Zusammen waren die beiden Hersteller in der Lage, eine der modernsten Produktionslinien für Mehrschichtparkett zu etablieren. Darüber hinaus liegt Mölln geographisch günstig für den Überseehandel und nahe an den Hauptmärkten in Europa. Die restlichen 20% der Höhns-Unternehmensanteile wurden 1999 erworben.

Der Bedarf an Eichenholz führte die Norweger Mitte der 90er Jahre mit den Betreibern der litauischen Sägemühle Dominga zusammen. Die Kooperation funktionierte derart gut, dass der Beschluss gefasst wurde, mehr daraus zu machen. Das Resultat ist ein modernes Parkettwerk, das seine Schwesterfirmen im schleswig-holsteinischen Mölln sowie im norwegischen Tveit mit Vorprodukten zur Weiterveredelung versorgt. Durch den litauischen Standort wurden wichtige Voraussetzungen geschaffen, um im heiß umkämpften Parkettgeschäft wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein vorrangiges Ziel bestand darin, lohnkostenintensive Arbeitsprozesse, die sich nicht weiter automatisieren lassen, dorthin zu verlagern.

Das seinerzeit von Boen zu 90 % übernommene Dominga-Sägewerk hat einen soliden technischen Standard. Zirka 20.000 qm Eichenrundholz wird hier eingeschnitten und in Form von Friesen teilweise auch an andere Parketthersteller verkauft. Es handelt sich um eines der größten Laubholz-Sägewerke im Baltikum. Etwa die gleiche Einschnittmenge wird in der angrenzenden russischen Exklave Kaliningrad verarbeitet, wo zu gleichen Anteilen ein Joint-venture betrieben wird.
aus BTH Heimtex 03/07 (Wirtschaft)