Importeur Faradj und Homayoun Farhadian handelt auf hohem Niveau

"Wir liefern nur Ware, mit der unser Kunde sehr zufrieden ist"

Eine junge Generation lenkt in Hamburg die Geschicke der Firma Faradj und Homayoun Farhadian: Die Geschwister Banafsheh (26) und Homayoun Farhadian (25) sind für Vertrieb und teilweise auch für den Einkauf zuständig. Zählen können sie dabei auf die über 30jährige Erfahrung ihres Vaters Faradj, der im Iran die hochwertige persische Ware zusammenstellt und gleichzeitig die Niederlassung des Familienunternehmens bei Teheran leitet.

Die Warenbeschaffung ist das Entscheidende", sagt Homayoun Farhadian. Ihn selber hat sein Vater Faradj in die Geheimnisse der Teppichauswahl eingeführt. "Ich wurde geschult, nie eine Partie Ware zu kaufen, sondern jedes Stück einzeln." Eines Tages wird er die Aufgabe ganz übernehmen. Schon jetzt hält er sich rund acht Monate im Jahr im Iran auf. "Aber für wichtige Kunden kommen ich oder mein Vater gern nach Deutschland."

Das Unternehmen Farhadian bleibt bei der einmal eingeschlagenen Richtung. Hochwertige Ware soll es sein. Das wissen auch die Knüpfer und lokalen Händler im Iran. Homayoun Farhadian: "Wir wechseln nicht die Qualität."

Vor Ort unterstützen regionalkundige Agenten die Suche nach den gewünschten Produkten. Sie kennen aber nicht nur die vorgegebenen Qualitätskriterien, sondern sind auch beim Preishandel für einen guten Geschäftsabschluss und für den Abtransport der Ware zuständig.

Der Einkauf findet in den Provinzen statt, teils bei bekannten Knüpfern, teils auf Basaren. Ein gutes Auge und Geduld sind dort unerlässlich. Hundert bis zweihundert Kleinhändler, die jeweils nur fünf bis zehn Teppiche im Laden haben, tummeln sich auf einem Basar. Hier die ungewaschenen, oft ungeschorenen Teppiche auf ihre Güte zu prüfen, ist eine Sache von Erfahrung. Homayoun Farhadian: "Man muss auf die Rückseite schauen, sehen ob die Wolle und die Farben gut sind." Manches bleibt eine Sache des Vertrauens. "Mit einigen Händlern arbeiten wir öfter zusammen. Da weiß man, dass beispielsweise die Wolle der Teppiche wirklich mit Naturfarben gefärbt ist."

Jeder Teppich durchläuft viele Kontrollen

Nicht alles, was im ersten Augenschein erworben wurde, genügt den Ansprüchen. Jeder Teppich durchläuft weitere Kontrollen. Nach dem Besuch von Basar oder Knüpferwerkstatt findet noch vor Ort eine zweite Sichtung statt. In Ruhe wird die ausgesuchte Ware geprüft. Hält sie einem Preisvergleich stand, sind Schäden übersehen worden? Homayoun Farhadian: "Wenn ich in Täbriz zwanzig Teppiche kaufe, bleiben für den Weiterverkauf am Ende nur fünfzehn übrig." Was nicht in den Qualitätsrahmen passt, wird ausgesondert.

Das kann dem einen oder anderen Exemplar auch später noch passieren. Nach der Ankunft in der Niederlassung bei Teheran werden die Teppiche von Vater oder Sohn einer dritten intensiven Prüfung unterzogen. Mit Abstand und klarem Blick geht es hier zur Sache. Wieder müssen einige Stücke den Rückweg ins Knüpferdorf oder zum Agenten antreten.

Der zufriedenstellende Rest wird nummeriert und der Code ins Datensystem eingespeist. Wenn nötig, wird der Teppich nun geschoren und geht anschließend in die Wäsche. Je nach gewünschter Farbwirkung können das bis zu drei Veredlungsgänge sein. Die längste Zeit beansprucht mit bis zu zwei Monaten das Trocknen und Ausbleichen in der Sonne. Dann wird der Teppich gespannt und kommt zum Finishing, wo nochmals geschoren wird und, etwa beim Kelim, das Shirazi (Abketteln) erfolgt. Im Laufe dieser ganzen Prozedur werden ständig Kontrollen durchgeführt, so dass die Qualität des Teppichs am Ende des Warenweges mindestens sechs Mal überprüft worden ist.

Der größte Showroom ist im Iran

Der weitaus größte Teil der von Farhadian eingekauften Ware steht auf dem eigenen Gelände in der Nähe von Teheran zum Verkauf. Der Showroom dort fasst gut drei Mal die Menge der Teppiche, die im Hamburger Freihafen auf Kundschaft warten. Dorthin kommen alle Teppiche, die keine Orderware oder Spezialbestellungen sind. Einkäufer großer Unternehmen und Möbelhäuser sortieren im Abstand von etwa sechs Wochen Ware ab. So lange dauert es jeweils, bis das persische Lager wieder aufgefüllt ist.

In Hamburg werden pro Jahr fünf bis sechs Lastkraftwagen mit je 4.000 qm Teppichen auf der Ladefläche erwartet. Nur kleine Lieferungen kommen per Luftfracht, das Gros rollt über die Straße. Dauer der Tour: rund vierzehn Tage. Nach dem Auspacken der gerollten Ware stehen die hochwertigen Farhadian-Importe auf drei Etagen und 1.500 qm Lagerfläche zur Auswahl.

Teppiche aus eigener Produktion

Eigene Produktionsstätten machen unabhängig von der Suche nach passender Qualität. Sie ermöglichen zudem die rasche Reaktion auf wechselnde Trends und Geschmäcker. Einen solchen Standort hat Farhadian nur zwanzig Kilometer außerhalb von Teheran aufgebaut, logistisch günstig gelegen.

Dort wurde ein Areal von 50.000 qm erworben und ein Gebäudekomplex von 10.000 qm Grundfläche errichtet, der unter anderem Showroom und Wäscherei enthält. Hier arbeiten für das Unternehmen Farhadian je nach Saison zwischen 350 und 450 Angestellte. Ein eigener Transport-Service bringt sie von ihren Wohnorten zur Arbeitsstelle. Sechs Teppichdesigner in der iranischen Hauptstadt machen sich Gedanken über die Mustergestaltung.

Aber auch im Shiraz-Gebiet wird im Auftrag von Farhadian produziert. 60 % davon entfallen auf den Gabbeh, 30 % mit steigender Tendenz auf Loribaff und etwa 10 % auf den Kelim. Zehn Designer sind im Fars für die Lori-Gestaltung zuständig. Diese Leute müssen gute Kenntnisse von Teppichgeschichte und alten Mustern mitbringen.

Die Loris bleiben trotz gesteuerter Produktion im Muster eher Einzelstücke. Beim Gabbeh entsteht für bestimmte Kunden eine Katalogware. Auch Spezialanfertigungen in bestimmten Mustern, Farben und sogar mit integrierten Namen lässt Farhadian herstellen - allerdings nur für gute Kunden.

Über neue Formen der Gestaltung entscheidet in letzter Instanz die Familie Farhadian. Einmal im Monat schauen Vater oder Sohn persönlich in allen Produktionsstätten vorbei, machen Verbesserungsvorschläge und regen Farbänderungen an. "Vorher fragen wir unsere besten Kunden, was deren Endverbraucher wünschen." So werden mitunter eigene Trends gesetzt: Bordüren in Weiß oder Rot, nur vereinzelt Figuren im Gabbeh.

Bei den klassischen Provenienzen, wie etwa der Bidjar-Ware aus dem Kurdistan-Gebiet, möchte man wenig am Design ändern. Gebastelt wird aber am Täbriz, wenn auch nur am Rande - an der Bordüre nämlich.

Die Qualität seiner Produktionsware stellt das Unternehmen Farhadian sicher, indem Wolle selbst besorgt, eingefärbt und an die Agenten und Knüpfer vor Ort geschickt wird. Produktionsleiter und Kontrolleure überwachen die Arbeitsverhältnisse. Kinderarbeit ist dabei kein Thema. Im Iran herrscht Schulpflicht.

Mit Blick auf die Geschmäcker der Abnehmer vertraut das Unternehmen Farhadian in der Teppichveredelung nur seiner eigenen Wäscherei. Deswegen werden auch alle Stücke stets ungewaschen eingekauft.

Eigenständigkeit der jungen Generation

Aus dem Stammbaum der Familie Farhadian sind mittlerweile einige Teppichzweige hervorgegangen. Zunächst gründete Houschang Farhadian ein Unternehmen. Dessen Bruder Faradj tat sich dann 1984 mit einem weiteren Bruder, Esmail, zusammen und machte sich selbstständig. Mit dem Nachwachsen der nächsten Generation kam es wieder zu einer Trennung. Im Februar 1999 ließen sich Esmail und Sohn Rahim im Handelsregister als Farhadian - Esmail & Söhne KG eintragen, während Faradj und Sohn Homayoun die Farhadian OHG gründeten. Naturgemäß folgte im Hamburger Freihafen eine räumliche Trennung. Die Farhadian OHG zog an den Brooktorkai in das ehemalige Lager von Mohammad Namasian.

Seitdem hat die junge Generation Platz, ihre eigenen Ideen zu entwickeln. Basis des Unternehmens bleibt das exklusive Vollsortiment an klassischer persischer Qualitätsware aus allen Provenienzen. Getreu der Philosophie "Altes bewahren, Neues schaffen" kommt die signierte Farhadian-Gabbeh-Kollektion hinzu, deren Signet den Vornamen Homayoun darstellt.

Verantwortung übernehmen, heißt für den Nachwuchs auch, soziale Kompetenz zu zeigen. Das gilt besonders im Iran, wo das Verhältnis zu Mitarbeitern und Knüpfern wichtiger Teil des Geschäftes ist. In der Blütezeit des Gabbeh beschäftigte das Familienunternehmen bis zu 17.000 Gashghai-Nomaden. Deren Lebensverhältnisse suchte man mit Hilfsprojekten zu verbessern. Der Boom des Gabbeh ist vorbei, trotzdem ist die Bereitschaft zu sozialen Maßnahmen nicht erloschen. Homayoun Farhadian: "Mitarbeiter können, wenn sie etwa ein Haus bauen wollen, bei uns einen Kredit bekommen." Und in Täbriz baute die Familie ein Krankenhaus, das anschließend in die Hände der Stadt übergeben wurde.

Eine Frau leitet den Vertrieb

Grundsätzlich findet man im Iran viele Frauen in verantwortungsvollen Positionen. Im männlich dominierten Teppichgeschäft aber ist Banafsheh Farhadian eine Ausnahme. Die heute 26jährige leitet von Hamburg aus den Vertrieb. Wie ihr Bruder Homayoun ist sie im Iran geboren, aber in Deutschland aufgewachsen und zur Schule gegangen. Zeitig wurde sie von ihrem Vater in die berufliche Tradition der Familie eingeführt. Auch im Einkauf sammelte sie Erfahrung. "Wenn man in die Dörfer fährt und sieht, wie die Teppiche gemacht werden, bekommt man ein ganz anderes Gefühl für ihren Wert."

Anfangs hatte es Banafsheh nicht leicht, als junge Frau in der Männerdomäne akzeptiert zu werden. Jetzt aber ist sie schon seit sechs Jahren im Geschäft und hat sich einen respektvollen Namen verschafft. Ein Erlebnis bezeichnet sie als Durchbruch: "Als ein Händler auf einer iranischen Messe aus freien Stücken hinter mir her lief und mir sein Angebot zeigen wollte." Da wusste sie, dass sie es geschafft hatte.

Weltweite Kundschaft

"Wir gehen im Einkauf nicht nach dem Preis. Günstige Standardware interessiert uns nicht", erklärt Homayoun Farhadian. Ähnlich verfährt auch die angesprochene Kundschaft. Es sind Händler, die sich in der Qualität von anderen abheben wollen. Dafür sind sie bereit, einen entsprechenden Preis zu zahlen. "Auch Möbelhäuser brauchen hochwertige Ware", weiß Homayoun Farhadian und denkt dabei an einen guten Kunden in der Schweiz.

Die Exporte des Unternehmens verteilen sich je zur Hälfte über ganz Europa und die USA. Der ein oder andere Teppich findet seinen Weg auch nach Australien oder gar in den europäischen Osten. Auf manchen Märkten dagegen lassen sich wertige Produkte kaum noch verkaufen. Homayoun Farhadian: "In Brasilien beispielsweise will man nur noch billig."

Dabei sieht er keinen gravierenden Preisunterschied zur Standardware. Das liegt seiner Ansicht nach an günstiger Angebotslage. "Weil wir die Knüpfer innerhalb von zehn Tagen nach der letzten Teppichkontrolle im Iran bar bezahlen, sind sie interessiert, an uns zu verkaufen und reservieren ihre Stücke sogar."

"Aus dem Orientteppich keinen modernen Teppich machen"

"Wenn wir Ware einkaufen, haben wir schon einen bestimmten Markt oder sogar einen speziellen Kunden im Hinterkopf", sagt Homayoun Farhadian. Das muss auch so sein, denn die Geschmäcker beispielsweise der Schweizer und Australier sind eben verschieden. Kunden in den USA wünschen häufig Oversize-Größen, vor allem aber sanftere Farben. Also erhalten die Teppiche ein anderes Finishing als für den europäischen Markt. Hier nämlich sind, außer in England, frische Farben angesagt.

"Wir wollen aber aus dem Orientteppich keinen modernen Teppich machen", erklärt Homayoun Farhadian. Sein Vater sei bisher eine gute Linie gegangen. Die möchte der Junior beibehalten. Klassische Produkte, meint er, werden akzeptiert. Daraus dürfe man keine Massenware machen. Dennoch glaubt er an einen Trend zu ausgefallenen Stücken und zur Produktionsware. Weil Trends aber nicht von Dauer seien und die Gefahr bestehe, auf plötzlich unmodern gewordener Lagerware sitzen zu bleiben, sei es besser, klassische Teppiche mit kleinen Änderungen interessant zu machen, als völlig neue Designs auf den Markt zu werfen.

Teppiche, da ist sich die junge Farhadian-Generation sicher, werden immer gebraucht. Ob auf Parkett, Laminat oder Fliesen - Bedarf ist vorhanden. Die Branche wird nicht sterben. Homayoun Farhadian: "Die Leute haben sich aber vom Ramsch verabschiedet. Die Zeit, da nur über den Preis gekauft wurde, ist vorbei. Viele wollen nur noch Qualitätsware." Auf dieser Schiene sieht der junge Farhadian im Händlerumfeld bisher wenig Konkurrenz. Zurücklehnen will sich das Familienunternehmen aber keineswegs. Vor allem im amerikanischen Markt sieht man noch Möglichkeiten, die nicht unausgeschöpft bleiben sollten.

Planungen für die Domotex 2002

Das Unternehmen Farhadian ist von seiner Ware überzeugt. "Wir machen zwar eine gewisse Werbung, aber unsere Kunden kommen schon von selber. Wenn der Einkauf und der Geschmack stimmen, lässt sich ein Teppich immer verkaufen."

Um sich stärker in den USA zu engagieren, wäre es für Farhadian interessant, sich dort auf einer Messe vorzustellen. Die entscheidende Ausstellung jenseits des Atlantiks findet jedoch in zeitlicher Nähe zur Domotex statt. Das macht die Planung schwierig, denn besonders nach dem Ausfall der Eurotefa ist die Domotex ein unerlässliches Podium für die internationale Orientteppichbranche. Im kommenden Jahr wird Farhadian dort die Halle wechseln. War man vorher in Halle 15, so wird der Stand 2002 in Halle 16 aufgebaut. Dort soll eine neue Kollektion feiner Loribafft im Mittelpunkt stehen.

Zu den Messen schaltet das Unternehmen Anzeigen in Fachmagazinen. Regelmäßig bei den Kunden in Erinnerung ruft man sich durch Direktmailings. Die gehen an Adressen aus der Kundenkartei und neue Händler und enthalten unbebilderte Warenbeschreibungen.

Nicht sehr stark schätzt man das Geschäft über E-Mail und Internet ein. Zwar gebe es Anfragen online, doch das seien bekannte Kunden, die Warenfotos anfordern würden. Ein Blindhandel existiere nicht. Aber natürlich will auch Farhadian seinen Internet-Auftritt vorantreiben. Eine entsprechende Homepage wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.


Faradj und Homayoun Farhadian - das Unternehmen

Adresse: Faradj und Homayoun Farhadian OHG
Brooktorkai 12
20457 Hamburg
Tel.: 0 40/ 32 01 00 0
Fax: 0 40/ 32 01 00 10

Gründung: 1999
Geschäftsführer: Faradj Farhadian, Homayoun Farhadian, Banafsheh Farhadian
Ursprungsländer: Iran
Spezialitäten: Gabbeh-Farhadian, Farhadian-Wäsche
Hauptexportländer/-regionen: Mittel- und Westeuropa, USA
Messebeteiligungen/Veranstaltungen: Domotex, Eurotefa
Mitgliedschaft in Verbänden und Organisationen: BVOI
aus Heimtex Orient 03/01 (Wirtschaft)