11. International Conference on Oriental Carpets

Bestnoten für Istanbul

Ein Branchentreff der herausragenden Art ist stets die International Conference on Oriental Carpets - ICOC. Die vor allem unter Sammlern, Galeristen und Anbietern von Alt- und Antikware hoch geschätzte, internationale Veranstaltung war in diesem Jahr zum ersten Mal in der Metropole eines Landes zu Gast, das eine lange Teppichtradition hat: In Istanbul. Eine passende Kombination - die Konferenz wurde ein voller Erfolg.

Pulsierend, modern und mit einer 3.000 jährigen Geschichte. Istanbul, einzige Stadt auf zwei Kontingenten, Schnittpunkt von Ost und West. Ungebrochen zieht die Metropole am Bosporus Menschen in ihren Bann. Mitte April war sie idealer Austragungsort für die 11. International Conference on Oriental Carpets (ICOC).

"Istanbul ist eine vibrierende, moderne Stadt, ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen. Sie war als ICOC-Austragungsort hervorragend geeignet", urteilte Importeur Werner Weber aus Zürich positiv. Dazu habe auch ihre Stellung als wichtigster Umschlagplatz für Teppiche und Gewebe aus Anatolien, dem Kaukasus und anderen turksprachigen Ländern in Zentralasien beigetragen.

"Die besten ICOC seit vielen Jahren, ein voller Erfolg", zeigte sich Hans Eitzenberger vom gleichnamigen Handelshaus in Hamburg begeistert. Das Angebot sei "sehr gut" gewesen, die Resonanz herausragend.

Rund 600 Sammler, Galeristen und Anbieter von Alt- und Antikware aus allen Teilen der Welt nahmen teil. Ihnen wurde ein umfangreiches, hochkarätiges Programm geboten. Im Tagungshotel, dem 5-Sterne-Hotel Swissotel direkt am Bosporus, referierten an zweieinhalb Tagen rund 50 Redner über die verschiedensten Aspekte des komplexen Themas Teppiche und verwandte Textilien. Viele nahmen Bezug zum Austragungsort, so dass der Schwerpunkt auf Arbeiten von Turkvölkern lag.

Hinzu kam die traditionelle Händler-Ausstellung, veranstaltet im Hauptballsaal des Hotels. Das Angebot konzentrierte sich stark auf anatolische Nomadenteppiche, bedingt durch die Zusammensetzung der Aussteller, die mangels Zollerleichterungen für ausländische Anbieter in erster Linie aus der Türkei kamen. Davon zeigten sich einige Besucher etwas enttäuscht, sie hätten sich hier mehr Vielfalt gewünscht. "Zu wenig Europäer, keine Amerikaner unter den Ausstellern", hieß es bisweilen. Qualität und Exklusivität des vorhandenen Angebots allerdings wurden hoch gelobt. Das Interesse an den Exponaten war dementsprechend groß, vor allem am Eröffnungsabend übertrafen die Besucherzahlen alle Erwartungen.

Eine Reihe hervorragender Ausstellungen, so Werner Weber, trugen zum Erfolg der Konferenz nachhaltig bei. Viele waren eigens im Rahmen der ICOC organisiert worden. Besonders gut habe ihm die von Michael Franses inszenierte Präsentation im Sakip Sabanci Museum gefallen, die anatolische Gebetsteppiche aus transsilvanischen Kirchen zeigte.

Spektakulär war auch die Präsentation zentralasiatischer Ikat-Mäntel im Museum für Türkische und Islamische Kunst, das zudem einen Großteil seiner Räumlichkeiten über 100 ausgewählten Teppichen widmete. Das Topkapi Palast Museum zeigte 92 selektierte Exponate, darunter Arbeiten aus Seide. Und das neue Vakiflar Museum sowie sein Pendant für Kelims schufen unter anderem eine Bühne für Teppiche aus Moskau und für osmanische Palastkelims.
Weitere Museen und Privatleute inszenierten Sonderausstellungen. Insgesamt wurden fast 800 antike Teppiche, Kelims, Textilien und Kleidungsstücke präsentiert, darunter viele bislang noch nie öffentlich gezeigte Kostbarkeiten.

Abgerundet wurde das Tagungsprogramm durch vier Exkursionen zu verschiedenen Schauplätzen Anatoliens. Die Touren gaben Einsicht in das Dorfleben und die fast ausgestorbene Nomadenkultur in der Türkei. Eine Exkursion führte zum Dobag-Projekt, in dem Teppiche wieder auf alte, traditionelle Weise hergestellt werden. Dobag, dass gleichzeitig die soziale und ökonomische Situation der Frauen stärken soll feiert in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen.

Die nächste ICOC wird 2011 stattfinden. Der Austragungsort steht noch nicht fest, es liegen der Organisation aber bereits Bewerbungen aus Paris sowie auch aus Stockholm vor, sagte ICOC-Präsident Dennis Dodds gegenüber CarpetXL.


Info

International Conference on Oriental Carpets - Hintergrund

Die International Conference on Oriental Carpets (ICOC) wurde 1976 in London ins Leben gerufen mit dem Ziel, den Kenntnisstand über Teppiche und verwandte Textilien zu verbessern und die Wertschätzung für diese Kunstwerke zu erhöhen. Dazu veranstaltet die Non-Profit-Organisation in regelmäßigen Abständen ein Forum, das einen interdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaftlern, Sammlern, Händlern und Teppichinteressierten ermöglicht. Außerdem hilft sie bei der Veröffentlichung von Vorträgen, Ausstellungskatalogen und Büchern zum Thema.

Seit der Gründungsveranstaltung 1976 wurden bislang Konferenzen in München (1978), Washington DC (1980), London (1983), Wien und Budapest (1986), San Francisco (1990), Hamburg und Berlin (1993), Philadelphia (1996), Mailand (1999), nochmals Washington DC (2003) und jetzt Istanbul (2007) durchgeführt. Außerdem wurden seither regionale Konferenzen in Baku, Istanbul, Leningrad, Marrakesch und Teheran unterstützt.
aus Carpet Magazin 03/07 (Wirtschaft)