PCI-Kleber-Forum in Hamburg

10 Fragen - 10 Antworten Tipps für den Profi

Verlegewerkstoffhersteller PCI Augsburg führte in diesem Jahr sein Kleber-Forum in drei deutschen Städten durch: Im Landschaftpark Nord in Duisburg, im Dr. Carl Benz Museum in Ladenburg und in den Speicherböden in Hamburg. Neben den besonders attraktiven Tagungsorten standen Tipps und Tricks für die Bodenbelagsverklebung im Mittelpunkt. Prof. Dr. Josef Felixberger, Leiter der PCI-Anwendungstechnik, referierte über Emicode, Blauer Engel und Ü-Zeichen, Anwendungstechniker Eric Peter führte die Verarbeitung vor und der Sachverständige Torsten Grotjohann beantwortete Fragen aus der Verlegepraxis.

Warum muss man spachteln, auch wenn der Untergrund glatt ist?

Torsten Grotjohann: Die Aufgaben der Spachtelmasse sind weitaus umfassender, als nur den Untergrund zu glätten. Wichtig ist ein saugender Untergrund, weil die häufig verwendeten Dispersionsklebstoffe Wasser enthalten. Das Wasser kann besonders bei dampfdichten Belägen nur in den Untergrund wandern, und wird dort von der Spachtelmasse aufgenommen. Ohne Spachtelmasse käme es zwangsläufig zu einem Schaden.

Außerdem sorgt eine Spachtelmasse für eine Verbesserung der Estrichoberfläche bzw. für eine druck- und biegezugfeste Oberfläche. Sie dient als Höhenausgleich und Absperrung für alte Restschichten. Gerade bei der Sanierung verhindert die Spachtelmasse als Absperrung, dass es zwischen altem und neuem Klebstoff zu Wechselwirkungen kommt.

Wie dick muss man spachteln?

Torsten Grotjohann: Es gibt im TKB-Merkblatt Nr. 9 Hinweise zu den Schichtdicken von Bodenspachtelmassen. Dort, wo Bürostühle zum Einsatz kommen, ist eine Stuhlrolleneignung notwendig. Hier muss mindestens 1 mm gespachtelt werden. Aber: Um diese Mindestdicke an der dünnsten Stelle zu garantieren, muss man im Schnitt 2 mm spachteln.

Auf dichten Untergründen wie Gussasphaltestrich muss die Schichtdicke mindestens 1,5 mm betragen. Bei einem dichten, nicht saugenden Untergrund, braucht man eine höhere Mindestdicke der Spachtelmasse. Kommen Dispersionskleber zwischen einem dichten Belag wie Linoleum, synthetische Thermoplaste oder Kautschuk und einem dichten Untergrund zum Einsatz, braucht man mindestens 2 mm Spachtelmasse. Ein Hersteller verlangt für seinen Kautschuk sogar 3 mm Dicke.

Worauf muss man beim Anrühren der Spachtelmasse besonders achten?

Torsten Grotjohann: Die Spachtelmasse mit dem richtigen Werkzeug klumpenfrei anzurühren und die richtige Wassermenge. Wir erleben es in der Praxis immer wieder - gerade bei hohen Temperaturen oder hoher Luftfeuchtigkeit - dass zu viel Wasser eingesetzt wird, um einen besseren Verlauf zu erzielen. Wir raten davon ab, weil die richtige Wassermenge dafür sorgt, dass die Spachtelmasse homogen gemischt wird und zugesicherten technischen Eigenschaften tatsächlich erreicht werden.

Wie klebt man Linoleum sach- und fachgerecht?

Torsten Grotjohann: Der Untergrund und der Juterücken des Linoleums müssen 100-prozentig mit dem Kleber benetzt sein. Man darf nicht fälschlich glauben, dass die raue Struktur des Juterückens leicht zu benetzen ist. So können Fehler bei der Herstellung des Belages passiert sein, zum Beispiel durch den Lino-Bestandteil Leinöl.

Außerdem muss man darauf achten, dass der Kleber ein gutes Anzugsvermögen hat. Lufteinschlüsse unbedingt vermeiden, weil sonst Beulen entstehen können, die nur durch aufwändiges Aufschneiden und Klebstoffinjektionen wieder "ausgebügelt" werden können. Ein kritischer Bereich bei Linoleum ist immer der Wandbereich. Unser Tipp: Nur so viel Linoleum mit Klebstoff einstreichen, wie man tatsächlich verlegen kann. Gerade im Wandbereich ist häufig Korrigieren notwendig, da muss man nachwalken (andrücken) und nachwalzen.

Auch wichtig: An der Kante hat der Linoleumboden die meisten Spannungen - neigt also im Wandbereich viel mehr zu Beulen und Wellenbildung als in der Fläche. Deshalb ist wichtig, dass der Belag rechtzeitig im Klebstoffbett liegt. Bei großen Flächen am besten mit mehreren Verlegern arbeiten, damit man auch in den Randbereichen die Ablüftezeit des Klebstoffes einhalten kann.

Das Gleiche gilt für die Nahtkanten des Linoleums. Seit jeher gilt die Regel, Linoleum "auf Luft" zu schneiden, d.h. es muss eine scheckkartenbreite Fuge zwischen den Bahnen bleiben. Denn wenn der Juterücken in den Klebstoff gelegt wird, neigt er zur Quellung. Die Fuge wird durch die Feuchtigkeit aus dem Klebstoff wieder geschlossen.

Wie stellt man sicher, dass ein Kleber den Belag auch wirklich klebt?

Torsten Grotjohann: Am besten auf der Baustelle regelmäßig den Benetzungstest durchführen. Das heißt, den Belag wieder aus dem Kleberbett entnehmen und die Benetzung des Klebstoffes auf dem Untergrund und am Belagsrücken kontrollieren.

Worauf ist bei der Verlegung von PVC-, CV- und Gummibelägen zu achten?

Torsten Grotjohann: Da PVC, CV und Gummi durchaus Maßänderungen aufbauen können, ist ein weicher Kleber kritischer zu beurteilen als ein harter. Der Bodenleger sollte den Belag rechtzeitig einlegen und anwalzen, damit keine Beulen entstehen.

Bei elastischen Belägen kann es zu Resteindrücken kommen, wenn man mit Dispersionsklebern arbeitet. Jeder elastische Bodenbelag ist verformbar, je nach Temperatur mehr oder weniger. Das gilt auch für den Dispersionsklebstoff, sonst könnte man ihn nicht verarbeiten. Typische Fehler sind: Der Belag liegt auf der nicht verformten Klebstoffriefe auf, weil er zu spät eingelegt wurde. Bei zu viel Klebstoff infolge einer falschen Zahnung kommt es zu Resteindrücken. Manchmal wird der Belag noch in der Trocknungsphase des Klebers zu stark belastet oder durch sehr kleine Möbelfüße verquetscht.

Was muss man zur Verklebung von Designbelägen wissen?

Torsten Grotjohann: Man sollte nicht davon ausgehen, bei Designbelägen in jedem Fall eine fugenlose Verlegung sicherstellen zu können. Designbeläge unterscheiden sich von anderen elastischen Belägen durch ihr Planken- oder Platinen-Format. Am häufigsten entstehen Fugenbildungen am Kopfende einer Planke. Schadensursache ist manchmal ein zu weicher Klebstoff. Oder der Kleber wird matschig infolge einer Weichmacherwanderung. Der Belag kann sich aber auch nach dem Einlegen wieder "verkrallen" und selbst aus dem Klebstoff herausheben. Das passiert auch, wenn der Belag zu eng an einen Elektrantendeckel angearbeitet wird. Der Belag hat keinen Platz mehr sich auszudehnen und wölbt sich.

Wie wählt man die richtige Kleberart für einen Designbelag?

Torsten Grotjohann: Das hängt davon ab, welche Eigenschaften gewünscht sind. Für eine wiederaufnehmbare Verlegung, ist eine Trockenklebefolie das Richtige. Höchstmögliche Sicherheit was Maßänderung und Fugenbildung angeht bietet ein Nasskleber. Wobei man dann einen Kleber braucht, in den man früh einlegt. Das hat wiederum Einfluss auf das Handling.

Bei Wintergärten wird empfohlen, mit PU oder Epoxi zu kleben. Dadurch können Maßänderungen vermieden werden, weil der Klebstoff knochenhart wird. Aber diese Produkte erfordern Know-How und Erfahrung. So darf zum Beispiel absolut kein Klebstoff auf die Belagsoberfläche gelangen, weil er sich nicht mehr entfernen lässt. Beim Rollkleber hat man zwar wenig Material und eine schnelle Verarbeitung im Stehen, aber wenn die Planke schrumpft, kann der Rollkleber dem nichts entgegensetzen.

Wie kann man verhindern, dass Klebstoff auf die Belagsoberfläche gelangt?

Torsten Grotjohann: Wir empfehlen bei der Nassklebung die Designbelags-Planke mit einem Malerkreppband mit der Nachbarplanke an zwei Stellen zu verbinden. Auf diese Weise kann sich die Fuge nicht wieder öffnen, wenn man die nächste Planke heranschiebt.

Was muss man zur Verklebung von textilen Belägen wissen?

Torsten Grotjohann: Bei textilen Belägen wünscht man sich sofort eine Klebrigkeit, einen Anfangstack, damit die Bahn im Klebstoff liegen bleibt. Bei Teppichböden ist die emissionsarme Ausstattung viel wichtiger als bei anderen Belagstypen. Würde ein Klebstoff dort emittieren oder Geruch entwickeln, wäre dieser beim Teppichboden sofort vorhanden. Ein elastischer Boden wirkt hier absperrend.

Tipp: Auch der Teppichboden braucht eine 100-prozentige Benetzung auf der Rückseite. Man darf die Maßänderungen von Teppichböden nicht unterschätzen. Nadelvlies beispielsweise schrumpft im Winter bei niedriger Luftfeuchtigkeit erheblich.
aus BTH Heimtex 11/10 (Marketing)