Decorex International 2013

Der Trend geht zu Komplettangeboten

Der Umzug in den Kensington Palace hat der Londoner Einrichtungsmesse Decorex gut getan. Das Publikum drängte sich auf den Ständen um ausdrucksstarke Kollektionen, die - typisch britisch - ohne falsche Scheu mit der eigenen Designtradition spielen. Momentan sind auf der Insel Komplettprogramme angesagt, mit aufeinander abgestimmten Tapeten, Stoffen und Teppichen, aber auch Leuchten und Keramik.

An neuem Platz und größer als bisher präsentierte sich die Londoner Decorex Ende September. Kensington Palace bildete die Bühne für die neu ausgerichtete Einrichtungsmesse. Die Queen Anne Orangery war der kulinarische Mittelpunkt, um den sich drei große Zelte gruppierten mit über 300 Ausstellern. Erstmals dabei: ein großer Bereich mit Outdoormöbeln und -zubehör. Ein umfangreiches Seminarprogramm im Stundentakt lockte an allen Messetagen zahlreiche Interessierte - Innenarchitekten, Designer und Einkäufer großer Häuser.

"Decorex has moved" war schon Monate vor der Veranstaltung groß angekündigt worden. Und der Erfolg hat den Veranstaltern recht gegeben. Mehr Aussteller als je zuvor und ein überwältigender Besucherandrang an allen vier Tagen waren die positive Bilanz.

Gedränge auf den Ständen

Das Publikum war begeistert. Kit Kemp, Interior Designer und Inhaberin der Firmdale Hotels sagte: "Diese Messe ist so inspirierend. Wir gehen jeden Abend mit dem Kopf voller Ideen nach Hause." Der Innenarchitekt Rabih Hage sieht die Decorex ohnehin als Pflichtveranstaltung im Terminkalender für alle Entscheider im Bereich Inneneinrichtung und Dekoration. Und Designer Alidad ergänzt: "Ich habe noch nie einen solchen Trubel erlebt."

Auch die Aussteller zeigten sich hochzufrieden. "Das ist eine großartige Messe", so Lothar Goltermann von Jacaranda Carpets. "Es sollten aber noch viel mehr Besucher aus Deutschland hierher kommen", lautet sein Wunsch fürs nächste Jahr. Yvonne Drury vom Designstudio MissPrint: "Wir haben zum ersten Mal hier ausgestellt und wir sind beeindruckt von der Quantität und von der Qualität der Besucher. Wir konnten viele neue Kontakte knüpfen."

Auffallend war der Trend zu Komplettprogrammen. Auch bei jungen Unternehmen wie Timorous Beasties, den "furchtsamen Tierchen". Die beiden Designer Alistair McAuley und Paul Simmons aus Schottland machten schon mit ihren skurrilen Tapetendesigns von sich reden. Traditionelle Toiles wurden übersetzt in moderne, surreal anmutende Großstadt-Szenarien. Mittlerweile offerieren sie eine umfangreiche Bandbreite an Tapeten in verschiedenen Stilrichtungen und dazu jetzt auch Dekostoffe, Leuchten, Teppiche und Keramik.

Noch schräger präsentiert sich House of Hackney. Frieda Gormley und Javvy M. Royle stellten das traditionelle opulente Stoffdesign mit beißendem britischen Humor auf den Kopf, ironisierten Florales und Animal Prints. Wer trompe loeil Insekten, Wasserpfeife rauchende Faultiere und Ziehharmonika spielende Busch-Babies an den Wänden mag, ist hier genau richtig. "Colefax & Fowler auf Droge" urteilte die Presse seinerzeit. Das Attribut haftet ihnen noch heute an und sie kokettieren inzwischen gern selbst damit. Mit ihren skurrilen, dabei sophisticated wirkenden Entwürfen waren sie sehr schnell sehr erfolgreich, so dass inzwischen Tapeten, Stoffe, Möbel, Leuchten, Accessoires und sogar Kleider zu ihrem Repertoire zählen.

Newcomer bei Tapeten

Großbritannien ist ein traditionelles Tapetenland. Doch neben den etablierten Anbietern präsentierten sich auf der Decorex auch einige interessante Newcomer mit modernem Design, das junge und vor allem internationale Abnehmer ansprechen soll. Zum Beispiel Juliet Travers. Sie startete ihr Unternehmen erst in diesem Jahr und lancierte nun in London ihre erste Tapetenkollektion. "Die Messe lief besser, als wir uns vorstellen konnten. Wir hatten Besucher aus aller Welt. Unsere Musterbücher werden schon bald in Showrooms in Russland und in Australien, in Singapur und Hongkong ausliegen. In naher Zukunft werden wir auch eine Stoffkollektion anbieten." Unter dem Motto "Safari" zeigen ihre Tapeten charmante Tierdarstellungen, wie von Hand gemalt.

Ganz anders Paper Boy. Hier findet man freche, lustige Tapeten und Stoffe, wie kleine Jungs sie mögen: mit Ufos, Dinosauriern, aber auch allen möglichen niedlichen Tieren und grafischen Dessins. Die Idee für die Kollektionen und das eigene Unternehmen kam Victoria Cramsie als ihre Zwillingssöhne dem Kindergartenalter entwachsen waren und sie nichts Passendes für deren Zimmer fand.

MissPrint ist keineswegs ein Fehldruck. Im Gegenteil. Die Firma von Mutter Yvonne und Tochter Rebecca Drury zeigten in ihrer nunmehr dritten Kollektion die beiden Designs "Kaleidoskop" und "Feigen". Der ökologische Aspekt ist den beiden Frauen absolut wichtig mit Papier aus nachhaltigen Wäldern und natürlichen, unbedenklichen Farben. Die Dessins erinnern ein klein wenig an die 1950er und 60er Jahre. Und liegen damit voll im Trend.

Parallel zur Messe Decorex zeigten maßgebliche britische und internationale Anbieter von Tapeten, Stoffen, Teppichen und Accessoires ihre neuen Kollektionen in den Showrooms im Chelsea Harbour Design Centre sowie in der Stadt, vorwiegend in den Stadtteilen Chelsea und in South Kensington. Junge Designer präsentierten ihre unkonventionellen Produkte im angesagten Londoner East End in Shoreditch. Zuvor fand die Messe 100 % Design auf dem Messegelände Earls Court statt. So stand London über eine Woche lang ganz im Zeichen von hochwertigem Interior Design.

Die nächste Decorex findet statt vom 21. bis 24. September 2014. (Ilona Schulz)
aus BTH Heimtex 12/13 (Wirtschaft)