Gebr. Sanders

Kapitalbeschaffung durch Anleihe

Bramsche. Am 22. Oktober, pünktlich um 9 Uhr, läutete Hans-Christian Sanders die Glocke der Frankfurter Börse. Der Grund: Erstmals wurde dort die Unternehmensanleihe von Gebr. Sanders notiert, die vom 16. bis 18. Oktober gezeichnet werden konnte. Von maximal 22 Mio. Euro hat das Unternehmen nach Zeichnungsschluss rund 18 Mio. Euro realisieren können.

Firmenchef Hans-Christian Sanders wird sich den Schritt, eine öffentliche Unternehmensanleihe zu begeben, sehr gut überlegt und triftige Gründe dafür haben. Denn wer diesen Weg der Unternehmensfinanzierung geht, muss zuvor einen detaillierten Rating-Prozess durchlaufen, der veröffentlicht werden muss. Schließlich möchten die Anleger wissen, worauf sie sich bei ihrer Geldanlage einlassen. Darüber hinaus besteht die Pflicht, die letzten beiden Jahresabschlüsse zu veröffentlichen sowie bis zum Ende der Laufzeit am 22. Oktober 2018 auch die folgenden Jahresabschlüsse. Die damit verbundene Transparenz muss man als Unternehmer und Inhaber akzeptieren.

Die Schuldverschreibung von Sanders hat eine jährliche Verzinsung von 8,75 Prozent. Das wirkt angesichts der aktuellen Niedrigzins-Phase auf dem Kapitalmarkt auf den ersten Blick für potenzielle Investoren sehr attraktiv. Allerdings gilt auch die alte Weisheit, je höher der Zins, desto höher das Risiko für den Anleger. Im Falle Sanders bedeutet das, dass das Rating-Unternehmen Creditreform die Bonität des Bramscher Unternehmens mit der Note B+ bewertet. Damit rangiert das Unternehmen in der von Triple A bis D reichenden Creditreform-Skala in der unteren Hälfte.

Immerhin scheint das Unternehmen sich in diesem Jahr nach schwereren Vorjahren wirtschaftlich wieder auf dem aufsteigenden Ast zu befinden. So rechnet Sanders für 2013 mit einem Umsatzplus von rund 17 Prozent. Bis 2010 konnte die Gruppe ihren Umsatz kontinuierlich auf zuletzt 45,7 Mio. Euro steigern. In den folgenden beiden Jahren sank der Umsatz auf 43,3 Mio. Euro, unter anderem durch den Wegfall zweier wichtiger Kunden. Das hatte auch Auswirkungen auf die Ertragslage. Im letzten Jahr begann Sanders daher mit einer Umstrukturierung. Dazu zählte die Schließung der Weberei in Bramsche. Die Stepperei wurde in das ukrainische Tochterunternehmen Sanders Wynograd verlegt. Die betriebsbedingte Kündigung von rund 50 Mitarbeitern führte zu einem Einmalaufwand von rund 1,6 Mio. Euro.

Zwar sank der Umsatz von Sanders im umsatzschwächeren ersten Halbjahr (30. Juni 2013) noch einmal auf 18,4 Mio. Euro nach 19,2 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Aber auf der Ertragsseite wirkten sich die Umstrukturierungsmaßnahmen positiv aus. Das operative Ergebnis (EBIT) belief sich im 1. Halbjahr 2013 auf noch -0,5 Mio. Euro nach -1,9 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2012. Gleichzeitig lag der Auftragsbestand zu diesem Stichtag mit 15,4 Mio. Euro nach Firmeninformationen deutlich höher als noch vor Jahresfrist.

Den Erlös aus der Anleihe möchte die Unternehmensgruppe einerseits zur Ablösung einer privat platzierten Anleihe von 11 Mio. Euro nutzen. Außerdem soll Kapital in den Ausbau der Produktion und des Vertriebs investiert werden.
aus Haustex 11/13 (Wirtschaft)