Daunendecken

Stiftung Warentest watscht Hersteller ab

Berlin. Vor sechs Jahren hatte die Stiftung Warentest das letzte Mal in Ihrem Monatsmagazin 'test" Daunendecken unter die Lupe genommen. In der November-Ausgabe war es nun wieder so weit - ergänzt um einen CSR-Teil und mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen. Die Branche fragt sich, wie so etwas möglich ist.

Den Verbraucher muss das Testergebnis von zehn Daunendecken in der aktuellen 'test"-Ausgabe der Stiftung Warentest sehr zwiespältig zurück lassen. Denn was die Schlafeigenschaften betrifft, für den Konsumenten ein sehr wichtiges Argument, schließen sechs Hersteller mit der Note 'gut" ab. Keine Decke ist bei diesem Kriterium schlechter als 'befriedigend".

Auf der anderen Seite scheinen es einige Unternehmen mit der Deklaration des Inhaltes ihrer Decken nicht so ernst zu nehmen. Statt Daunen und Federn der Klasse I finden sich bei drei Anbietern nur Produkte der Klasse II in den Hüllen: Dies ist der Fall bei Billerbeck, Allnatura (produktgleich mit Aro Artländer) und Sanders. Häussling hat laut Warentest sogar nur Füllung der Klasse III statt Klasse I verwendet. Kann man aufgrund dieser Ergebnisse als Fachhändler und Endverbraucher den Angaben der Hersteller und dem Traumsiegel noch Glauben schenken? Billerbeck jedenfalls bezweifelt die Korrektheit der Testergebnisse. Es gebe einige Unstimmigkeiten in dem StiWa-Bericht, die man im Dialog mit dem Institut klären wolle. 'Wir werden einige Punkte kritisch hinterfragen', teilt das Unternehmen mit.

Die aktuelle Preissituation auf dem internationalen Markt für Federn und Daunen scheint sich auf die Qualitätsansprüche der Hersteller auszuwirken. Statt teurer Gänsedaunen werden häufig Entendaunen beigemischt. Der Testsieger, 'Greenfirst" vom Dänischen Bettenlager, besteht sogar aus reiner Ente, ebenso die Centa Star 'Swiss Collection", die Decke 'Masuren warm" von Kaufhof sowie Matratzen Concord 'Puszta". Auf die Schlafeigenschaften wirkt sich diese preisgünstigere Füllung laut Stiftung Warentest aber nicht zwangsläufig aus.

Mit Ausnahme von Concord haben die anderen drei Unternehmen in dieser Kategorie die Note 'gut" erhalten. Außerdem verglich die Stiftung die Füllung der besten Daunendecke vor sechs Jahren mit der Füllung der aktuell besten Decke. Das Volumen von einem Gramm Daunen soll laut StiWa um fast ein Viertel geringer sein als damals, 342 statt 443 Millimeter. Das Ergebnis verwundert allerdings nicht, sofern der Vergleich mit der Bettenlager-Decke angestellt wurde, die schließlich aus reiner Entendaune bestehen soll. Diese Ware hat bekanntlich eine andere, geringere Bauschkraft als eine schöne Gänsedaune.

Unangenehm für Kauffmann ist, dass ausgerechnet deren mit 500 Euro im Vergleich teuerste Decke beim Waschtest durchfällt. Sieben der 42 Kassetten hatten sich nach drei Waschzyklen entleert, die Füllung war in andere Kassetten gewandert. Jens Schröder, Kauffman-Vertriebsleiter für Deutschland, erklärte, dass es sich bei der getesteten Decke um einen Artikel für einen speziellen Kunden gehandelt habe, der in dieser Form nur dort zu kaufen gewesen sei. Man wisse seit längerem um das Problem dieser Decke, das auf einen Produktionsfehler eines Zulieferers zurückzuführen sei. Die Ware sei daraufhin ausgetauscht worden, der Artikel schon länger nicht mehr im Umlauf. Auch bei Häussling und dem Matratzen-Concord-Produkt entleerten sich Kassetten.

Richtig böse wird es im zweiten Teil der Testergebnisse, in dem das Berliner Institut sich dem Thema Coporate Social Responsibility (CSR) widmet - Stichwort: Lebendrupf. Hier ist das Urteil fast vernichtend: Kauffmann bekommt immerhin noch ein 'befriedigend", fünf Firmen ein 'ausreichend". Aber Centa Star, Häussling, Sanders und Matratzen Concord gehen mit einem 'mangelhaft" raus. Die StiWa wirft den Unternehmen pauschal vor, nicht belegen zu können, von welchen Höfen die Rohware stammt. Daher sei es grundsätzlich möglich, dass der Füllung der so genannte Lebendrupf beigemischt werde, obwohl mehrere Anbieter sich mit dem Traumpass hätten zertifizieren lassen. Die pauschale Schlussfolgerung von Stiftung Warentest: 'Der Traumpass erweist sich als wertlos.'

Dieses Urteil geht auch ans Eingemachte des Verbandes der Daunen- und Federindustrie (VDFI). Haustex bat darum Dr. Juliane Hedderich um eine Stellungnahme zu dem Urteil. Die Geschäftsführerin sah sich allerdings außerstande, kurz nach Bekanntwerden des Testes fundiert dazu Stellung zu nehmen. Vorher, so Hedderich, gelte es mit der Stiftung Warentest noch einige grundlegende Fragen bezüglich der Testverfahren zu klären. Erst danach könne sie abschließend Position beziehen. Bis Redaktionsschluss hatte der VDFI aber keine Antwort der Berliner Stiftung Warentest erhalten.

Auch die meisten Beteiligten auf Industrieseite halten sich mit konkreten Erwiderungen auf den Test zurück, bis Stiftung Warentest ihre Fragen beantwortet hat. Sanders hingegen möchte nicht so lange Warten und geht auf Nachfrage der Haustex mit einem ausführlichen Statement in die Offensive. Das Unternehmen spricht von einem polemisch aufgemachten Bericht, der generell die Federn- und Daunenindustrie in Richtung Lebendrupf von Gänsen anprangere sowie die Unternehmensverantwortung für Mitarbeiter, Tier- und Umweltschutz (CSR). Generell bemängelt man, dass in dem Test eine Climabalance-Decke untersucht wurde, die es in dieser Art gar nicht mehr im Handel gebe, da seit diesem Jahr eine veränderte Füllung verwandt werde.

Außerdem zeigt das Unternehmen Unverständnis in Bezug auf das Ergebnis zu den Klimaeigenschaften. 'Dies ist das zu erwartende Ergebnis mit den Standard-Prüfmethoden, die aber alle nicht auf die Climabalance-Technologie anwendbar sind. Seit Jahren liegt der Produzent mit dem Prüfinstitut Hohenstein zu diesem Thema in einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung', teilt das Unternehmen mit. Bei Messmethoden, die für die spezielle Climabalance-Technologie angepasst seien, würden der Decken hingegen hervorragende Eigenschaften attestiert, so Sanders.

Der Artikel über die CSR-Konformität der Unternehmen sei laut Sanders reine Polemik und entbehre in weiten Teilen einer realen Faktenlage. Abgesehen davon, dass Lebendrupf, wenn überhaupt, nur bei Gänsen und nicht bei Enten vorgenommen werde, unterstelle der Bericht Sanders zufolge der Daunen- und Federnindustrie pauschal, Lebendrupf einzusetzen, ohne einen entsprechenden Nachweis zu führen. Dies weist die Sanders-Gruppe weit von sich mit dem Hinweis auf einen 'Code of Conduct", den man sowohl gegenüber dem deutschen Daunen- und Federnverband VDFI als auch gegenüber dem europäischen Verband EDFA abgegeben habe. 'Die Rückverfolgbarkeit der Daunen und Federn wird bis zum Schlachthof dokumentiert. Dies wird regelmäßig von neutralen Prüfern kontrolliert', stellt das Unternehmen fest. Dokumentiert werde das durch das Traumpass-Siegel.

Sanders bemängelt auch, dass Stiftung Warentest Benotungen vergebe, ohne dass Prüfungen stattgefunden hätten. So sei beispielsweise im Rahmen der CSR-Bewertung häufig die Note 'mangelhaft" vergeben worden, da eine Rückverfolgung der Füllware bis zum Zuchtbetrieb nicht möglich war. 'Ein Umstand, den der Bettwaren-Hersteller weder beeinflussen kann noch zu vertreten hat', wie betont wird. Das Fazit von Sanders: Der Testbericht polemisiere ohne eine klare Grundlage für konkrete Fakten vorzulegen.

Dass die Testergebnisse der Stiftung Warentest tatsächlich nicht über jeden Zweifel erhaben sind, illustriert die Erfahrung der Fahrradbranche mit der Stiftung: In der Mai-Ausgabe attestierte die Zeitschrift Test einigen Herstellern unter der Überschrift 'Das Risiko fährt beim E-Bike mit' eine geradezu katastrophale Haltbarkeit ihrer Produkte. Das wollten die Firmen nicht auf sich sitzen lassen und versuchten ihrerseits, die Test nachzustellen. Dabei kamen ihrer Meinung nach erhebliche Diskrepanzen zum Vorschein. Der Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) erklärt dazu, dass jeder Test reproduzierbar und transparent sein müsse, was in diesem Fall nicht zutreffe. Wasser auf die Mühlen der getesteten Bettdecken-Firmen.
aus Haustex 11/13 (Haustextilien)