Auktionsbericht Dorotheum, Wien

Spitzenpreis für Seiden-Heris


Das österreichische Traditions-Auktionshaus Dorotheum veranstaltet zwei Auktionen im Jahr, die sich ausschließlich Teppichen, Textilien und Tapisserien widmen. In diesem Jahr rutschte der Termin der Frühjahrsauktion vom Mai in den Februar. Der Teppichexperte des Dorotheum, Wolfgang Matschek, konnte 185 Lots zusammentragen. Abgebildet und beschrieben waren wieder alle Stücke im begleitenden Katalog. Der Schwerpunkt der Auktion lag bei Sammlerteppichen und antiken dekorativen Stücken mit vierstelligen Schätzpreisen. Es kamen auch eine knappe Handvoll neuer feiner persischer Seidenteppiche zum Aufruf. Im Vergleich zu den Auktionen der letzten Jahre waren weniger Tapisserien im Angebot. Verkauft wurden 55% der Lots.

Das mit Abstand höchste Ergebnis erzielte der Seiden-Heris mit der Lotnummer 7. Er brachte inklusive Aufgeld und Steuer ganze 61.300 EUR, also mehr als dreifach soviel, wie das nächstbeste Ergebnis. Der 294 x 195 cm große Teppich aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zeigt den mystischen Wak-Wak-Baum: Einen Baum, dessen Fuß in einem Flusslauf steht und von Fischen umgeben ist. An den Ästen hängen statt Früchten Tier- und Dämonenfratzen. Umrandet wird der Baum von Löwen und Nashörnern, und in der Krone sitzt der Kopf des Dämons Diw. Der Teppich ist bis auf kleine Spuren in sehr gutem Zustand.

Ein weiteres hohes Ergebnis - mit 17.380 EUR auch deutlich über dem Schätzpreis von 10.000 EUR bis 12.000 EUR - brachte ein sehr eleganter Kangxi-Teppich aus China. Gefertigt wurde der 235 x 155 cm große Teppich mit den Päonienranken Ende des 17. Jahrhunderts. Der Flor dieses musealen Stückes ist durchgehend niedrig und zeigt einige Ausbesserungen und Nachknüpfungen.

Das auch nicht-antike Teppiche fünfstellige Ergebnisse bringen können, bewies Lot 39, ein um 1980 geknüpfter Tabris mit gelbem Spiegel. Mit ca. 1 Mio. Knoten pro Quadratmeter ist dieser Wollteppich mit hohem Seidenanteil überaus fein, entsprechend filigran ist die Ausführung der Muster. Die Signaturen geben den 304 x 198 cm großen Teppich als Arbeit der Manufaktur Frozandeh aus. Erzielt wurden 14.160 EUR, wie alle Preise inklusive Aufgeld und Steuer.

Auf Seiten der Textilien brachte die Brüsseler Tapisserie mit der Lotnummer 99 das höchste Ergebnis: 13.720 EUR. Der Wandteppich aus Wolle und Seide im Format 302 x 242 cm wurde um 1580 gefertigt. Er zeigt ein herrschaftliches Paar, das sich durch eine Parklandschaft bewegt und von Jägern begleitet wird. Bemerkenswert ist auch die breite Bordüre mit ihren vielen Figuren und Pflanzen. Das stark verstaubte Stück wurde vertikal geschnitten und professionell zusammengefügt.
aus Carpet Magazin 02/14 (Wirtschaft)