Casa/Texbo: Im 2-Jahres-Rhythmus erfolgreich

Österreichs bedeutendste Einrichtungs-Fachmesse

Fünf Hallen ausgebucht und zufriedene Aussteller - die zweite Casa nach der Umstellung auf den 2-Jahres-Rhythmus war ein Erfolg. Dass man hier auch die Kunden aus Süddeutschland erreichen kann, macht die Messe für die Lieferanten zusätzlich interessant. Und es wird geordert, wie erfreut an den Ständen zu hören war.

Mehr Fläche und mehr Aussteller - die Rahmenbedingungen für die Casa/Texbo 2014 stimmten. So war Messeleiter Wilfried Antlinger angesichts 150 ausstellender Firmen und 5 ausgebuchter Hallen sehr zufrieden - auch wenn es auf Besucherseite mit 8.200 Interessierten ein kleines Minus zu verzeichnen gab. Das Publikum kommt zu gut einem Drittel aus dem benachbarten Ausland, zum aller größten Teil aus Deutschland und Südtirol. Das macht die Messe für die Aussteller zusätzlich attraktiv, erreichen sie doch nicht "nur" ihre österreichischen Kunden. Und so kamen auch in diesem Jahr neben vielen Firmen, die ihre Neuheiten gerade erst in Köln, Frankfurt oder Hannover gezeigt hatten, auch einige Anbieter exklusiv in die Mozartstadt, etwa der deutsche Textilverlag Saum & Viebahn.

In der Tageslicht-durchfluteten Halle 1 mit ihrem einheitlichen, niedrigen Standkonzept gingen vorwiegend Raumausstatter, in Österreich "Tapezierer und Maler" genannt, quasi auf Tuchfühlung mit den Stoff-Anbietern. "Hier wird richtig geordert", freute sich Joachim Haug, Prokurist bei Rasch Textil. Sein Kollege Björn Lorenz, Vertriebs- und Marketingleiter bei der Rasch-Tochter Kupferoth, machte schon gleich am ersten von vier Messetagen die gleiche Erfahrung. Er führte das auch darauf zurück, dass es auf der Casa vergleichsweise ruhig und entspannt zugeht, ganz der österreichischen Mentalität entsprechend. Die Kunden haben Zeit und müssen nicht unbedingt an einem Tag das volle Programm abarbeiten. In Salzburg wird gern noch ein Tag angehängt, die Zimmerpreise sind moderat und die Stadt hat auch abends etwas zu bieten.

Das Angebot auf der Messe reicht vom Einstiegssegment über mittlere Preislagen bis hin zum Hochwertbereich. Einige Aussteller wie Indes Fuggerhaus bedienen in ihrem Portfolio das gesamte Spektrum. Am Stand bei Geschäftsführer Detlef Müller trafen daher Fachhändler und Einkäufer von Großflächen aufeinander.

Renommierte Aussteller bei Stoffen

Hersteller schwer entflammbarer Dekos wie Drapilux bedienen vorwiegend Kunden mit Objektgeschäft. Die Kollektion mit bunt gewebten Stoffen kommt an, sagt Dr. Norbert Rehle. Der Vertriebsleiter sieht Österreich als Wachstumsmarkt, in dem die direkte Kundenbeziehung eine wichtige Rolle spielt. Beim einheimischen Wettbewerber Englisch Dekor konnte man sich ebenfalls nicht über mangelnden Zulauf beklagen. "Unsere Stoffe finden inzwischen auch in Privathaushalten Verwendung", berichtete Geschäftsführer Erich Fleischmann. Neben der ansprechenden Optik und Haptik freuten sich Endverbraucher über die funktionale Zusatzausrüstung.

Mit Ado aus Deutschland und Backhausen aus Österreich zeigten zwei Unternehmen Flagge, die zuletzt schwierige Zeiten zu überstehen hatten. Die Traditionsmarke mit der Goldkante will nach der Übernahme durch Zimmer + Rohde auch in der Alpenrepublik wieder zu alter Stärke zurückfinden. Nach dem Ausscheiden von Geschäftsführerin Gabriele Müller ist Vertriebsleiter Stefan Ullman von der Deutschland-Zentrale in Aschendorf aus für die dortigen Aktivitäten verantwortlich.

Backhausen hat seit gut einem Jahr ebenfalls neue Eigentümer und mit Jürgen Teubenbacher einen neuen Geschäftsführer. Als Neuling in der Branche habe er die vergangenen Monate genutzt, um sich einzuarbeiten und die Firma neu aufzustellen, erklärte er am Stand der Weberei. "Unsere Kunden haben sich überaus loyal gezeigt und uns die Zeit für die Umsetzung gegeben", stellte Teubenbacher fest.

In der Ausstellerliste fanden sich noch weitere renommierte Namen. Nya Nordiska präsentiert sich farbenfroh neben Kobe, deren Stand im Entree mit traditionellen Stoffen und Dekorationen im Stil der Alpenregion warb. Edel und fein wirkten die Dessins der in Länge drapierten Stoffbahnen bei Christian Fischbacher. Jab Antoetz hingegen hatte die Kunden seiner Edelmarken Jab, Chivasso und Soleil Bleu in den Friesacher Hof in die Innenstadt eingeladen und sich nur mit Gardisette einen Stand auf der Messe gebucht.

Aber Messeleiter Antlinger konnte sich auch so über Neuzugänge wie Romo und Texdecor oder Polland freuen, einen österreichischen Großhändler, der nach zehn Jahren Abstinenz den Weg zurück auf die Casa gefunden hatte.

Heco-Geschäftsführer Burkhard Koop bevorzugte für seinen Messeauftritt ein individuelles Standkonzept. Statt in der einheitlich gestalteten Halle 1 entschied er sich deshalb für die 2 und zeigte auf dem hoch aufragenden Stand in Schwarz mit einer dekorativen Beleuchtung sein Sortiment. Und zwar zusammen mit dem Schweizer Stoffverlag Stardecor, mit dessen Geschäftsführer Manfred Brunner ihn eine lange Freundschaft verbindet. Als Dritter im Bunde hatte sich Höpke gegenüber positioniert.

Passend zu den Dekostoffen zeigten auch die deutschen Sonnenschutzanbieter MHZ, Teba und Erfal Flagge auf der Casa. MHZ betreibt schon seit 40 Jahren eine eigene Niederlassung in Wien und bearbeitet mit 5 Fachberatern den österreichischen Markt. Diesen charakterisierte der geschäftsführende Gesellschafter Wilhlem Hachtel als preissensibel im mittleren bis gehobenen Bereich.

Großhandel präsentierte sich auf großer Fläche

In der Doppelhalle Halle 2/6 residierten auch die Großhändler. Ihnen kommt in Österreich aufgrund ungünstiger Geografie und dadurch erschwerter Logistik eine wichtige Rolle bei der Versorgung des Marktes zu.

Lokalmatador Sonnhaus präsentierte im Gegensatz zu Frankfurt sein komplettes Angebot, inklusive der Neuheiten an Bodenbelägen. Die vielen Besucher am Stand von Inku waren der Beleg für den hohen Stellenwert als Komplettanbieter. "Die Kunden sind der Marke nach der Übernahme durch Jordan treu geblieben", sagte Geschäftsführer Herbert Seidl. Das Angebot wurde seitdem ausgebaut. Heute gibt es 7 Niederlassungen, einen Citystore in Wien, dazu 80 Mitarbeiter plus Außendienst und Key-Account. Derartig betreut, ist die Zahl der Inku-Fachberater wieder auf 150 angewachsen.

War Landegger bislang auf Bodenbeläge fokussiert, haben die Österreicher ihr Sortiment im letzten Jahr durch die Übernahme der Marke Böhm um Dekostoffe erweitert. Sie wird eigenständig weiter geführt. Geschäftsführer Martin Orasch positioniert sie als wertig und will sich bei der Sortimentsgestaltung nicht allzu sehr von vorübergehenden Trends beeinflussen lassen. Die Produkte zeigten sich elegant, sowohl mit kräftigen Farben als auch mit zarten Stoffen und einer Kollektion in Naturfasern.

Designbeläge auch in Österreich auf dem Vormarsch

Unter den Bodenbelägen spielt Parkett in Österreich eine wichtige Rolle. So konnte man auf der Casa Hersteller wie Admonter, Bauwerk, Bawart oder Reinlein treffen. Aber weil Designbeläge die Holzoptik ziemlich realistisch kopieren, kommen sie auch in Austria immer mehr zum Zug. "Das entwickelt sich wie in Deutschland, nur zeitverzögert", schätzte Marco Knop, Marketingleiter von Project Floors, die Situation ein.

Das Boomsegment lockt weitere Marktteilnehmer auf die Casa. Dazu gehörte Objectflor. Das Unternehmen hat seine Vertriebspolitik in Österreich geändert: Statt auf Handelsvertretungen setzt man auf einen eigenen Außendienst und den Großhandel, erklärte Geschäftsführer Stephan Wolff.

Über den Großhandel vertreibt auch Geschäftsführer Frank Sondermann die Sockelleisten und Profile von Küberit. Die Lüdenscheider waren nach Salzburg gekommen, um die Handelspartner zu stärken und den Bekanntheitsgrad der Marke auszubauen.

Zwei Aussteller, die sich in Österreich schon jetzt als Marktführer in ihren jeweiligen Segmenten sehen, sind Forbo und Vorwerk. Forbo profitiere mit seinen Linoleumböden sowohl von Vorschriften zur Verwendung PVC-freier Beläge in öffentlichen Gebäuden als auch vom Verkaufsargument "made in Europe", erklärte Alfred Stocker, Vertriebsleiter Austria. Die Teppichboden- und -fliesen-Marke Vorwerk habe durch den Showroom in Wien zusätzlichen Auftrieb erhalten, war von Thomas Aichholzer zu erfahren, der für die Hamelner den Vertrieb in der Alpenrepublik leitet.

Konkurrenz ist der Möbelhandel

Anders als in Deutschland gibt es in Österreich keine Fachmärkte à la TTL oder Hammer. Wenn es um Produkte zur Raumausstattung geht, werden 80 % des Umsatzes über die Großfläche im Möbelhandel gemacht. Und in dem ist gegenwärtig reichlich Bewegung. Kika/Leiner wurde an den südafrikanischen Steinhoff-Konzern verkauft. Jetzt ist von Stellenstreichungen und Filialschließungen die Rede. Gleichzeitig liefern sich die Möbelriesen XXXLutz und Ikea einen Expansionskampf. Und: Die Alpenrepublik hat die höchste Dichte an Baumärkten in Europa.

In diesem Umfeld müssen sich die Maler und Tapezierer behaupten. Inklusive Sattlern gibt es in Österreich 5.353 Innungsbetriebe - es herrscht Innungszwang -, außerdem 1.380 Bodenlegerfirmen.

Unterstützung finden sie bei den beiden Kooperationen Besko und Wohnunion, die ebenfalls mit Ständen auf der Casa für ihr Angebot warben. Auch wenn deren Mitglieder eher handwerklich orientiert sind: "Im Fachhandel steckt Potenzial", meinte Christian Wimmer, Geschäftsführer der Wohnunion. Er und sein Kollege Roland Simmer von der Besko bieten den Anschlusshäusern daher nicht nur vergünstigte Einkaufskonditionen, sondern auch Hilfe beim Marketing an.
aus BTH Heimtex 03/14 (Wirtschaft)