Katholische Kirche in Hamburg erhält hochwertigen Sichtestrich

Großer Auftritt im Kleinen Michel


Der Kleine Michel in der Hamburger Innenstadt erstrahlt in neuem Glanz. Bei dem 2,2 Mio. EUR teuren Umbau erhielt die katholische Kirche einen einheitlichen ziegelroten Fußboden. Für die Sichtestrichfläche wurde der spannungsarme Schnellzement Glasco-floor Extrem aus dem Hause Glass in fein geschliffener Oberfläche verwendet.

Die erste Michaelis-Kirche entstand um 1600. Wenig später wurde die Neustadt gebaut. Hamburg wuchs kräftig, die Kirche dagegen war bald zu klein. In Sichtweite ließ die Kirchengemeinde den Großen Michel errichten. Als dann noch Napoleon die Hansestadt in französischen Besitz nahm und die Religionsfreiheit Einzug hielt, wurde der lutherische Kleine Michel 1811 katholisch. Der Bau fiel jedoch im Zweiten Weltkrieg den Bomben zum Opfer. Katholiken sammelten für den Wiederaufbau. Bereits 1955 konnte die neue Kirche, gebaut nach Plänen des französischen Architekten Jean Charles Moreux, geweiht werden. Ein weiteres Mal staubte es 1977 durch das Gotteshaus - bei der Neugestaltung wurde unter anderem ein weißer Jura-Marmor in den Altarraum eingebaut und unterschied sich nun von den ziegelroten kleinteiligen Fliesen des Kirchenraumes. Das gefiel den Hamburgern mit der Zeit immer weniger. Weitere 30 Jahre später waren Elektronik, Heizung und Fenster aus den 1950er-Jahren marode. Gelegenheit, auch die Innengestaltung wieder an das ursprüngliche Raumkonzept zurückzuführen. Der Wunsch nach einem einheitlichen Belag, einer Fußbodenheizung und einem Rückbau der Aufbauten der 1970er-Jahre machten einen komplett neuen Fußboden notwendig. Mit dem Startschuss der Umbaumaßnahmen 2012 wurde der Kleine Michel noch kleiner: Ein 25 m2 großer Container diente ein Jahr lang als Gebetsort.

Enge auch im Haupthaus: Da nur wenige Zentimeter für den Fußbodenaufbau zur Verfügung standen, kam nur ein spezieller Belag in Frage. Ein Sichtestrich, der die roten Fliesen im Altbestand wieder aufgreift, zugleich nicht steril wirkt und den Kirchenraum insgesamt beruhigt. Der Estrich-Meisterbetrieb Sommerfeld aus Nidderau in Hessen übernahm die Federführung bei den Estricharbeiten. Um den richtigen Farbton zu treffen, wurde zunächst ein Stück Fliese nach Recklinghausen an die Firma Harold Scholz geschickt. Mit dem von dort zur Verfügung gestellten Pigment konnten schließlich Musterflächen in drei unterschiedlichen Dosierungen hergestellt und nach Hamburg gebracht werden.

Zufriedenheit auf der einen Seite über den gefundenen passenden Farbton, Entsetzen dagegen über die schlechte Qualität der Rohdecke nach dem Rückbau der alten Fliesen. "Eine ebene Auflage der Dämmlage war nicht gegeben", erinnert sich Marion Sommerfeld. Ein Ausgleich gelang durch die Spachtelmasse Glasconal IFS Plus von der Glass AG - ein Produkt, das sehr schnell belegreif, hoch kunststoffvergütet und nach 60 Minuten begehbar ist. Entscheidende Pluspunkte, denn bereits zwei Tage später wurde sowohl der tonnenschwere Altar als auch die Stufenanlage der Firma Villa Rocca aus Freiburg - der Raum wurde auf die ursprüngliche Höhe von drei Stufen zurückgeführt - über den Boden transportiert.

Aus gestalterischen und funktionalen Gründen montierten Mitarbeiter der Firma Emcken aus Lübeck dann ein Fugenbild mit unpolierten Messingschienen auf die Rohdecke, im hinteren Altarbereich in gerundeter Ausführung. Die Dämmung wurde in gleichmäßiger Stärke ausgeführt: im mittleren Bereich, wo die Bänke stehen, als Heizestrich, in den umlaufenden Gängen als unbeheizte Konstruktion. Um Rissbildung und Aufschüsselungen vorzeubeugen, stellte man den Sichtestrich mit dem spannungsarmen Schnellzement Glascofloor Extrem als Bindemittel her. Über 450 m2 wurden in das Kirchenschiff eingebracht. Nach der maschinellen Glättung der Oberfläche konnte bereits nach drei Tagen mit Unterstützung von MKS Funke aus Bocholt der Sichtestrich in mehreren Gängen - nach dem Planschliff bis zum 400-er Schliff - mit Diamantwerkzeugen fein geschliffen und anschließend imprägniert werden. Nettes Detail am Rande: Im Bereich, in dem das Taufbecken steht, wurden kleine Scherben der alten Fliesen in den neuen Estrich eingestreut. Aufmerksame Augen werden sie dort künftig entdecken können.

Der Sichtestrich schmiegt sich nahtlos über die gesamte Fläche und vermittelt einen homogenen Gesamteindruck. Die katholische Kirche ist wieder so zu erleben, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Ein Rastplatz mitten in der Großstadt.
aus FussbodenTechnik 03/14 (Referenz)