Interview mit Sven Neukirch, Leiter der Wakol-Anwendungstechnik

Untergrund, Feuchtigkeit, Vorstriche – und andere Fragen


ParkettMagazin: Mit welchen Problemen werden Ihre Anwendungstechniker konfrontiert?

Sven Neukirch: Wir haben in erster Linie mit Kundenberatung zu tun. Zum Beispiel geben wir dem Parkettleger schriftliche Aufbauempfehlungen, wie man mit geflickten Altuntergründen umgeht oder wie man Flächen behandelt, die aus verschiedenen Untergründen bestehen.

PM: Was empfehlen Sie in solchen Fällen?

Neukirch: Bei Parkett muss man vor allem auf einen tragfähigen Untergrund achten. In letzter Zeit raten wir verstärkt zu Entkoppelungsmaßnahmen. Zuerst wird der Untergrund mit reaktiven Systemen verfestigt, dann mit einer speziellen Gewebematte oder anderen Materialien entkoppelt. Wir haben aber auch Verfestigungssysteme für sehr mürben Estrich. Das ist meist günstiger, als komplett neuen Estrich einzubauen. Unsere Anwendungstechniker geben dazu auf der Baustelle oft Hilfestellung, weil man dieses System sehr exakt anwenden muss.

PM: Was raten Sie dem Parkettleger, wenn die Beurteilung des Estrichs zu keinem schlüssigen Ergebnis führt?

Neukirch: Auch ein guter Parkettleger kann nicht immer alle Probleme einschätzen. Bei zu großen Risiken raten wir durchaus auch einmal dazu, einen Auftrag abzulehnen. Denn bei einer großen Fläche kann im Schadensfall die Existenz eines ganzen Verlegebetriebes auf dem Spiel stehen.

PM: Wie bearbeiten Sie Reklamationen?

Neukirch: Solche Fälle sind oft emotional geprägt. Da muss man den Schaden ganz neutral bewerten. Wir verfassen eine technisch saubere Stellungnahme und unterstützen den Handwerker, wenn er Opfer unglücklicher Umstände geworden ist.

PM: Ist Feuchtigkeit immer noch eine Hauptursache für Schäden?

Neukirch: Im Markt herrscht weiterhin Unsicherheit in Bezug auf Trocknungsbeschleuniger im Estrich. Da soll man dann angeblich vom gemessenen CM-Wert noch etwas abziehen können. Wir allerdings messen nach den Vorgaben des BEB und der TKB. Wenn jemand anderer Meinung ist, muss er selbst einen Gutachter beauftragen.

PM: Kann ein Parkettklebstoff Schäden verhindern, die durch zu trockene Raumluft entstehen?

Neukirch: Gerade in den Wintermonaten nimmt das Problem mit zu großen Fugen in den trockenen Räumen immer mehr zu. Wir wissen nicht genau, woran das liegt. Entweder kommt nicht genug Feuchtigkeit von außen rein oder die Bewohner haben zu wenig Pflanzen in der Wohnung oder die Bausubstanz ist allgemein trockener. Oft messen wir eine relative Luftfeuchtigkeit von nur 20 %.
Die flexible Klebstoffriefe der MS-Technologie wirkt der Fugenbildung schon entgegen. Im Vergleich zu früher entstehen aber auch deshalb weniger Schäden, weil mehr dunkle
Eiche und kaum noch Buche und Ahorn verlegt werden.

PM: Wann sollte der Parkettleger einen Vorstrich einsetzen?

Neukirch: MS- und PU-Kleber können auf normgerechten Untergründen ohne Vorstrich verwendet werden. Ein Vorstrich ist notwendig auf
Gussasphalt, mürbe gelaufenem Estrich, auf Spachtelmasse und wenn Feuchtigkeit abgesperrt werden soll.

PM: Sie empfehlen, dreischichtiges Parkett nach Möglichkeit vollflächig zu kleben. Worauf sollte dabei besonders geachtet werden?

Neukirch: Ein geklebtes Parkett ist unserer Ansicht nach das bessere Parkett. Vor allem auf Fußbodenheizung und im Hinblick auf den Gehschall. Außerdem kann man später die Oberfläche besser nachschleifen. Bei langen Dielen ist natürlich die Ebenheit des Untergrundes wichtig. Da sollte man vorher spachteln. Beim Klebstoffauftrag ist die Wahl der Zahnung von Bedeutung, um bei langen Dielen Benetzungsprobleme und Hohlstellen zu vermeiden. Schließlich sollte man das Parkett beschweren, bis der Kleber abgebunden hat. Und nicht auf der frisch geklebten Fläche laufen und arbeiten, sondern in einem Nebenraum sägen.

PM: Vielen Dank für das Gespräch.
aus Parkett Magazin 03/14 (Wirtschaft)