Interview Peter Fendt, Bundesinnungsmeister ZVPF

"Unsere Branche soll stärker wahrgenommen werden"


Peter Fendt ist der neue Bundesinnungsmeister des Zentralverbands Parkett und Fußbodentechnik. Für die kommenden Jahre hat er sich viel vorgenommen. ParkettMagazin sprach mit ihm über seine Ziele und Visionen.

ParkettMagazin: "Welche Ziele haben Sie und der neue Vorstand des ZVPF kurz-, mittel- und langfristig?"

Peter Fendt: "Nach der Wahl am 16. Mai 2014 soll natürlich möglichst rasch eine Vorstandssitzung stattfinden, damit die neu gewählten Vorstandsmitglieder die Verbandsarbeit kennen lernen. Wie bei den letzten Vorstandswahlen auch, setzt sich der Vorstand aus Mitgliedern zusammen, die den Betrieb schon kennen und neu gewählte Kollegen, die bestimmt sehr zeitnah in die Sache reinwachsen. Somit besteht keine Gefahr, dass ein Vakuum entsteht. Ich erwarte neue Ideen in der Vorstandsarbeit wie auch einen frischen Wind. Mittelfristiges Ziel muss aus meiner Sicht sein, dass die Branche Boden wieder mehr wahrgenommen wird. Die Betriebe des Parkettlegerhandwerks und Bodenlegergewerbes leisten einen sehr hohen Beitrag im Baugewerbe. Trotzdem hat unsere Branche in der Öffentlichkeit nicht den Stellenwert, der wünschenswert wäre. Als langfristiges Ziel sehe ich die Veränderung der Verbände-Landschaft in Deutschland. Intern wie extern; d.h. sind wir als Organisation attraktiv für Neumitglieder. Auch müssen wir überlegen, wie wir als kleiner Branchenverband in Zukunft die gleiche Aufmerksamkeit bekommen können wie die großen Wirtschaftsverbände."

ParkettMagazin: "Welche sind die schwierigsten Herausforderungen?"

Fendt: "Die schwierigsten Herausforderungen entstehen durch den Spagat zwischen guter Lobbyarbeit, aber auch Dienstleistung gegenüber den Mitgliedern. Ein Betrieb muss spüren, wofür er in der Innung ist. Sowohl bei der Bearbeitung wichtiger Themen als auch bei der Beratung. Eine weitere große Herausforderung wird es auch sein, junge Kollegen für die Innungs- und Verbandsarbeit zu interessieren. Hierfür ist es natürlich unabdingbar, dass die bisherigen Strukturen erhalten bleiben und die Innungen bei der Werbung nach neuen Mitgliedern erfolgreich sind. Es wäre schön, wenn es uns gelingen würde, den Begriff Innung mehr als Marke in den Vordergrund zu stellen. Innungen sind oft zeitgemäßer als man annimmt.

Die sich verändernden Märkte sehe ich des Weiteren als große Herausforderung für das Handwerk an. Kunden erwarten eine perfekte Arbeit in Verbindung mit einer professionellen Beratung und Präsentation. Die Anforderungen werden in jeder Hinsicht immer höher; der damit verbundene Aufwand auch. Dem gegenüber stehen unsere Betriebe einer stetig wachsenden Anzahl von Bewerbern gegenüber, die weder über ausreichende fachtechnische Qualifikation verfügen noch über betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Da wird es immer schwerer, das erforderliche Preisniveau zu halten bzw. zu erreichen. Auch die Nischen, die sich unsere Mitglieder suchen, werden immer schneller besetzt. Wir als ZVPF wollen die Mitglieder insoweit unterstützen, dass sie dort, wo es fachtechnische Belange betrifft, einen Wissensvorsprung haben. Verstärkt wollen wir die Betriebe im Bereich Marketing unterstützen, auch wenn da manches Feld schon besetzt wurde."

ParkettMagazin: "Wo sehen Sie den Schwerpunkt Ihrer Verbandsarbeit?"

Fendt: "In der Verbandsarbeit gibt es nicht mehr den einen Schwerpunkt. Es gibt eine Vielzahl von Themen, die wir im Vorstand gemeinsam bewältigen müssen. Wie bereits erwähnt, sehe ich die Schwerpunkte der Verbandsarbeit im Bereich der Lobbyarbeit und der Dienstleistung. Aber auch die Aus- und Weiterbildung wird für uns ein zentrales Thema sein. Hier haben wir bereits mit der Initiative "Zukunft Bodenhandwerk" eine Plattform geschaffen, die interessierte Betriebe u.a. bei der Suche nach Auszubildenden unterstützt. Zentrale Aufgabe ist es, den drohenden Facharbeitermangel zu thematisieren und den Betrieben die entsprechenden Rahmenbedingungen zu bieten, damit offene Lehrstellen besetzt werden können. Neben der Suche nach ausbildungsfähigen Jugendlichen müssen wir die Betriebe auch motivieren, weiterhin auszubilden. Die duale Ausbildung hat sich bewährt und muss erhalten bleiben.

In der Lobbyarbeit müssen wir uns immer wieder mit Themen beschäftigen, die einerseits von der EU aber auch vom deutschen Gesetzgeber vorgegeben werden. Hier möchte ich beispielhaft die Fahrpersonalverordnung und das neue Verbraucherrecht bei Bauverträgen erwähnen. Im Bereich der Dienstleistung müssen wir schauen, dass wir bei den Innungen deutschlandweit ein einheitliches Dienstleistungsniveau im Bereich der Beratung erreichen. Die Innung muss die zentrale Anlaufstelle für den Mitgliedsbetrieb sein. Als weiteren Schwerpunkt wird die Zusammenarbeit mit den benachbarten Verbänden angesehen. Mancher Kontakt wurde in letzter Zeit intensiviert und gepflegt; leider der eine oder andere Kontakt auch vernachlässigt. Der ehrenamtlichen Tätigkeit sind da einfach auch oft Grenzen gesetzt und die Themenfülle der letzten Jahre (z.B. bauaufsichtliche Zulassung, Nacherfüllungspflicht) hat die Verbandsarbeit nicht unerheblich beschäftigt.

Als Beispiel für die gewerke- und branchenübergreifende Arbeit möchte ich hier den Arbeitskreis "Feuchtebestimmung" nennen. Dieser ist personell branchenübergreifend besetzt und arbeitet zum Wohle der Betriebe. Ich glaube nicht, dass Mischbetriebe, die neben Parkett- und Bodenbelagsarbeiten auch Estricharbeiten ausführen, dafür Verständnis haben, dass bei bestimmten Themen eine gewisse Uneinigkeit besteht. Manche theoretische Diskussion wird von der Realität auf den Baustellen überholt.

Nicht zuletzt sollte man - auch wenn es sehr schwierig erscheint mit gleicher Sprache zu sprechen - dieses Ziel nicht aus den Augen verlieren."
aus Parkett Magazin 04/14 (Wirtschaft)