ZVPF: Deutscher Sachverständigentag in Bad Salzdetfurth

Messergebnisse, Designbeläge, Klima und Heizsysteme: Was ist Stand der Technik?

Der Saal im Bad Salzdetfurther Relaxa-Hotel war bis auf den letzten Platz ausverkauft: Der Deutsche Sachverständigentag des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) lockte 160 Teilnehmer und 13 Referenten zum fachlichen Austausch, zur Kontaktpflege und natürlich zur Gewinnung neuer Erkenntnisse. Denn: Steigende Kundenansprüche, steigende Prozessfreudigkeit der Auftraggeber und der rasante technische Fortschritt machen die Aufgaben nicht leichter. Die zwei Tage wurden zum letzten Mal vom Sachverständigen-Obmann Sönke Stoltenberg organisiert, der auf der Gemeinschaftstagung in Stuttgart zurückgetreten ist. Sein Nachfolger Manfred Weber wird die Veranstaltungsreihe in bester Tradition fortführen, 2015 wahrscheinlich wieder in Feuchtwangen. Die Themen zu Stoltenbergs letztem Auftritt reichten vom richtigen Messen über Fußbodenheizung bis hin zum Normklima. FussbodenTechnik fasst die wichtigen Inhalte zusammen.

Dr. Norbert Arnold

Ist die CM-Feuchtemessung an Spachtelmassen sinnvoll?


Auf den Deutschen Sachverständigentag 2013 stand das Thema Feuchtemessung besonders im Fokus. Damals kam die Frage auf, ob man die Feuchtigkeit auch an Spachtelmassen messen sollte.

Dr. Norbert Arnold, Leiter Technischer Produktservice bei Uzin Utz und Mitglied des ZVPF-Sachverständigenbeirates, sammelte Argumente für und gegen eine Feuchtemessung an Spachtelmassen und stellte diese vor.

Bei einer 3 mm dicken Spachtelmasse geht man bei normalem Klima in der Regel von einer Belegreife von 24 Stunden aus, bei größeren Schichtdicken machen die Hersteller unterschiedliche Aussagen. Meistens werden dickenabhängige Wartezeiten bei Normalbedingungen vorgegeben. Nur vereinzelt gibt es Empfehlungen, auch Spachtelmassen auf Feuchtigkeit zu überprüfen: In einem Produktdatenblatt fand Dr. Arnold die Angabe, dass eine Gipsspachtelmasse bis 5 mm Dicke nach 24 Stunden belegereif sei, wenn sie zu diesem Zeitpunkt 1 CM-% aufweise. Für eine weitere Calciumsulfatspachtelmasse wurde angegeben, dass eine CM-Messung "sinnvoll sein könnte".

Feuchtemessungen im Estrich sind nur dann sinnvoll, wenn keine Feuchte aus dem Untergrund nachstoßen kann. Dies ist bei einem schwimmenden Aufbau oder einem auf Trennlage gegeben. Da es sich bei Spachtelmassen auf Estrichen um Verbundkonstruktionen handelt, macht eine CM-Messung hier eigentlich keinen Sinn. Dies steht auch im Einklang mit dem TKB-Merkblatt Nr. 8 "Untergrundvorbereitung": Beim Zementestrich im Verbund gibt es keine baustellenüblichen Messverfahren. Zudem lassen sich die Erkenntnisse bei der Estrichfeuchtemessung nicht 1:1 auf Spachtelmassen übertragen. Genauso problematisch stellt sich die Messung dar: "Wenn wir einmal großzügig den Fall einer 5 mm dicken Spachtelmasse annehmen würden, dann bräuchte man eine Fläche von 111 cm2, sprich 10 x 11 cm, die man sauber vom Estrich herausschlagen müsste." Bei einer Schichtdicke von 20 mm wäre es schon eher praktikabel: Man müsste "nur" eine Fläche von 5 x 6 cm herausschlagen. "Ich habe meine Zweifel, ob das jemals funktioniert und reproduzierbar ist", so Dr. Arnold.

Zementäre Spachtelmassen sind in aller Regel Schnellprodukte, bei denen Portlandzement häufig auch Aluminatzement als Bindemittel eingesetzt werden. Bei deren Aushärtung entsteht Ettringit. Dieses Ettringit ist ein Aluminiumsulfat, das sehr viel Wasser bindet. "Bei der CM-Messung kann es passieren, dass man gebundenes Wasser aus Ettringit mitmisst und das Ergebnis so verfälscht." Hinzu kommt, dass es bislang keine Erkenntnisse gibt, wo die Ausgleichsfeuchte einer mit Kunststoff vergüteten zementären Spachtelmasse liegt.

Dr. Arnold kam nach der Abwägung zu dem Ergebnis: "Es macht generell keinen Sinn, eine CM-Messung an dünnen Spachtelmassen durchzuführen, egal ob zementär oder calciumsulfatbasiert. Bei dicken Calciumsulfatspachtelmassen kann es allerdings sinnvoll sein."


Kathrin Sachse

Messergebnisse richtig bewerten


Um Messergebnisse richtig bewerten und analysieren zu können, braucht man laut Kathrin Sachse vom Institut für Berufswissenschaften im Bauwesen an der Universität Hannover Grundkenntnisse in mathematischer Statistik. Sachse brachte das Beispiel einer Parkettfläche mit 2.480 Parkettstäben. Um eine Aussage über die Holzfeuchte der Parkettfläche machen zu können, kann nicht jeder Parkettstab gemessen werden, sondern es werden Stichproben durchgeführt. So kann man eine Aussage in Bezug auf die 2.480 Parkettstäbe treffen. "Wie kriegen Sie das hin, wenn Sie sich nicht mit statistischen Daten befassen?", fragte die Referentin in die Runde. Wenn man fünf Holzfeuchtewerte in der Parkettfläche ermittelt hat, addiert man diese und teilt sie durch die Anzahl. So erhält man das arithmetische Mittel. Sachse erklärte, dass man mit Hilfe des Programms Excel eine solche Rechnung sehr schnell durchführen kann. In der Rubrik "Formel" oder über die Schnellauswahl "Statistik" findet man klassische Formeln für statistische Werte. "Mit dem arithmetischen Mittel ist man allerdings noch nicht fertig", so Sachse. Wichtig ist auch der Zentralwert, Median genannt, der in einer geordneten Datenreihe genau in der Mitte liegt. Der große Vorteil des Medians ist, dass stark abweichende Messwerte, also Ausreißer, nicht ins Gewicht fallen.

Sachses Tipp an die Sachverständigen: "Im Gutachten muss neben dem arithmetischen Mittel immer auch die Standardabweichung angegeben werden." Beispiel: Die Holzfeuchte des Parketts beträgt im Mittel 9,0 % +/- 0,4.

Sachse empfahl den Zuhörern das Fachbuch "Keine Panik vor Statistik" aus dem Springer Verlag, in dem Statistik anschaulich erklärt wird. Da der Vortrag von Kathrin Sachse bei den Sachverständigen sehr gut ankam, soll sie im kommenden Jahr noch einmal als Referentin eingeladen werden.


Jörg Kummetz und Ralf Winter

Dimensionsänderungen von Nadelvliesbelägen


Bei Nadelvlies-Bodenbelägen kann es zu Maßänderungen durch raumklimatische Schwankungen kommen. Dazu referierten Jörg Kummetz (Wulff) und Ralf Winter (Findeisen). Entscheidend ist immer, zu welchem Zeitpunkt man verlegt und wie sich das Klima nach der Verlegung verändert. Die Materialien zur Herstellung von Nadelvliesbelägen haben unmittelbaren Einfluss auf die Maßänderung. Findeisen verarbeitet bei der Nadelvliesherstellung zwei verschiedene Faserarten: Polypropylen und Polyamid 6. Maßänderungen gibt es nur bei Polyamid 6, nicht bei Polypropylen.

Polypropylen hat aber den Nachteil einer Aussehensveränderung im Stuhrollenbereich, darum kann die Faser im Objektbereich mit vielen Büroarbeitsplätzen nicht eingesetzt werden. Sie hat aber einen unschätzbaren Vorteil: keine Feuchteaufnahme und kein Wasserrückhaltevermögen. Damit ist sie unproblematisch bei schwankenden klimatischen Bedingungen - und sie ist preiswerter.

Die gegen Stuhlrollen resistentere Faser Polyamid 6 zeigt eine Feuchteaufnahme von 3,5 bis 4 % und damit eine Dimensionsveränderung bei schwankenden raumklimatischen Verhältnissen. Wenn die Faser Wasser aufnimmt, wächst sie - wenn sie Wasser abgibt, schrumpft sie. Da die Fasern im Nadelvliesbelag weitestgehend horizontal ausgerichtet sind, führt jede Dimensionsveränderung in der Faser auch zu einer Dimensionsveränderung in der Fläche.

Die Mehrzahl der anwesenden Sachverständigen hatte Erfahrungen mit Dimensionsänderungen von Nadelvlies gemacht. Der Sachverständige Richard Kille schlug vor, dass man eine Regel schaffen könnte, dass die Rollen selbst klimatisiert werden. Winter entgegnete, das man dabei Schwierigkeiten haben werde zwischen dem Rollenkern und dem -äußeren, weil der Rollenkern durch die äußeren Lagen geschützt sei. Winter hält es für besser, wenn die Rollen auf der Baustelle ausgerollt und dort aklimatisiert werden.

Kummetz empfahl, den Belag grundsätzlich mit einer schweren Walze anzuwalzen, am besten zweimal. Nach Auffassung der Referenten sind Klebstoffe mit einer weichen Klebstofffuge für Nadelvliesbeläge aus Polyamid nicht geeignet. Bei Polypropylen verhält es sich anders; weil man keine Maßänderungen hat, kann man auch weiche Klebstoffe einsetzen.


Bernd Quiel, Wieland Werke

Fußbodenheizungen aus Planersicht


Bernd Quiel ist bei dem Fußbodenheizungshersteller Wieland Werke in Ulm für Technisches Marketing zuständig. Der Referent berichtete, dass er in der Beratung häufig auf sehr ungenaue Baupläne und schlecht informierte Planer trifft.

In den vergangenen Jahren ist die Heizlast durch Wärmeschutz- und Energieeinsparverordnungen immer weiter reduziert worden. "Heute liegen wir im Schnitt zwischen 65 und 43 Watt/m2, wenn man die heutigen Standards der Energieeinsparverordnung umsetzt." Bei diesen Heizlasten sei es bei niedrigen Vorlauftemperaturen ohne Probleme möglich, eine Flächenheizung ordnungsgemäß zu dimensionieren.

Im Altbau kann es ganz anders aussehen. Dort liegt man immer noch bei 100 Watt/m2, oder sogar knapp darüber. Bei heutigen Niedrigenergiehäusern liegt der Wärmebedarf zwischen 25 bis 40 Watt/m2.

Der Planer muss wissen, dass er für sensiblere Bodenbeläge nicht mit exorbitanten Heizlasten arbeiten kann, weil dann ein Schaden wahrscheinlich sei. Die Angaben zu geeigneten Oberflächentemperaturen von Branchenverbänden, Herstellern und Fachautoren pendeln im Mittel bei 27°C. Das BEB-Merkblatt "Beurteilen und Vorbereiten von Untergründen" verweist auf die DIN EN 1264-2. Danach darf die Oberflächentemperatur (Oberkante Belag) max. 29 °C in der Aufenthaltszone betragen. Allgemein gültige Aussagen zu Oberflächentemperaturen sind auf Grund der Vielzahl unterschiedlicher Bodenbeläge nicht möglich. Insbesondere bei Holzfußböden sei zu prüfen, ob das Material für die vorgesehene Oberflächentemperatur vom Hersteller freigegeben sei.


Manfred Weber

Normklima - Sind die Feuchtewerte noch anwendbar?


Das Thema Temperaturen wurde von Manfred Weber weiter vertieft. Parkett ist entscheidend von den raumklimatischen Verhältnissen abhängig. Bis 2002 wurde es mit einer Holzfeuchte von 9 % +/- 2 % geliefert und sollte auch so verlegt werden. Der Wert entspricht einem Raumklima von 20 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 %. Das ist das Normklima, das heute noch in der DIN 4108-3 geregelt ist. Geändert wurden in der Zwischenzeit die Holzfeuchte-Werte zum Zeitpunkt der Lieferung: bei Stab-, Lam- und Mosaikparkett sind es mittlerweile 7 bis 11 %, beim Mehrschicht-Parkett 5 bis 9 %. Die Hersteller liefern immer trockener aus, um Fugen zu vermeiden. Es ist aber durchaus möglich, dass in beheizten Räumen, ob mit oder ohne Fußbodenheizung, eine relative Luftfeuchte von nur 35 % und niedriger entsteht, die Holzfeuchte sinkt dann auf 7 %. Weber: "In solchen Fällen kommt es zwangsläufig zu Fugen im Parkett." Das sei auch bei versiegelten Böden der Fall, weil Versiegelungsschichten den Feuchteaustausch zwischen Holz und Raumluft nicht verhindern, sondern nur zeitlich gesehen etwas verzögern können. Die Bedingungen in einem Neubau weichen ebenfalls vom Normklima erheblich ab. Nicht selten findet man dort 10 bis 15 °C und 75 bis 80 % relative Luftfeuchtigkeit vor.

Ein weiteres Problem ist die Eignung für Fußbodenheizung bei Einhaltung der zulässigen Oberflächentemperatur von maximal 29 °C im Aufenthaltsbereich bzw. 35 °C in der Randzone. Durch diese Grenzen ist die Fußbodenheizung in ihrer Leistungsabgabe beschränkt. So kann sie bei einer Norminnentemperatur von 20 °C maximal 100 W/m2 (Rand: 175 W/m2) abgeben.

Weber hält eine Klärung für unerlässlich. ZVPF und Industrie arbeiten bereits an einem Bewertungsschema für die Eignung von Parkett für die Verlegung auf Fußbodenheizsystemen. Ein nächster Auftrag für beide wäre nach Ansicht des Bonner Sachverständigen, die Klimadaten und Oberflächentemperaturen in den Herstellervorschriften anzupassen. "Das Normklima stelle ich komplett in Frage, mir wären 20 bis 24 °C und 30 bis 70 % relative Luftfeuchtigkeit lieber", so Weber. Eine weitere Forderung von ihm ist, dass die Industrie die Holzfeuchte bei Mehrschichtparkett auf 8 % anhebt. Und der Handwerker? Er müsse die Einflüsse auf das Parkett kennen, die baulichen Gegebenheiten, das vorherrschende Klima, den Ort des Bauvorhabens, um dann nach diesen Anforderungen die richtige Holzfeuchte beim Hersteller zu bestellen.


Dr. Thomas Brokamp

TKB startet Projekt zur KRL-Methode


Anlass des Vortrags von Dr. Thomas Brokamp (Bona) war die Frage des Sachverständigenbeirat, welche Mess-Sensoren für KRL-Messung geeignet sind. Dr. Brokamp nannte folgende Anbieter von Systemen zur KRL-Messung: Gann, Protimeter, Dr. Radke, Testo, Trotec und Vaisala. "Vor der Probenentnahme müssen die Mess-Sonden überprüft werden", so heißt es in der Arbeitsanweisung des TKB-Berichts 2, die Dr. Brokamp zitierte. Der Sensor und die Schutzkappe müssen frei von Staub und Anhaftungen sein. Verschmutzungen des Sensors mit Estrich-Feinstaub führen zu fehlerhaften Messergebnissen.

"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man die Sensoren durch entsprechende Schutzkappen schützen muss", berichtete Dr. Brokamp. Nach seiner Erfahrung weist die KRL-Methode viele offene Fragen auf: Wie genau sind die Sensoren tatsächlich? Wieso gibt es so große Unterschiede bei der Ansprechzeit? Kann eine Referenz-Sonde benannt werden? Die TKB hat zur Klärung der Fragen ein Projekt zur KRL-Methode gestartet, das an eine akademische Institution weitergereicht wird.


Sönke Stoltenberg

Messungen und Messergebnisse in einem Gutachten


Messgeräte und Messergebnisse als Basis für Gutachteraussagen war das Thema des Sachverständigen Sönke Stoltenberg. Der Referent führte mit Definitionen und Tipps in das Thema ein. Messgeräte dienen zur Erfassung von Messgrößen und zur Beurteilung von Sachverhalten und Zuständen. Für die Sachverständigen ist besonders wichtig: Was will ich mit diesen Messergebnissen erzielen und bezwecken? Ziel des Messens sind grundsätzlich generierbare Aussagen vor Gericht.

Das Messgerät ist ein auf physikalischen, chemischen und elektrischen Prinzipien basierendes Instrument, mit dem man Material- oder Betriebszustände erfasst. Es existiert immer eine Schnittstelle zwischen der Messstelle / dem Sensor und der Messwertangabe/der Skala. "Messergebnisse sind immer relativ und nie absolut", betonte Stoltenberg. Besonders wichtig ist das Eichen der Messgeräte: Ohne Kalibrieren /Justieren ist keine reproduzierbare Aussagesicherheit über das Messergebnis möglich. Als Nachweis dafür dient ein Kalibrier-Zertifikat.

Die Nutzung von Messgeräten und die Ergebnisinterpretation der Messwerte setzt für eine belastbare gutachterliche Stellungnahme neben der Sachkompetenz auch den sicheren Umgang mit der eingesetzten Messtechnik voraus. Die Kausalkette aus Schaden, Messung und Gutachten ist nur dann lückenlos nachvollziehbar und rechtsverwertbar, wenn die Messverfahren nicht eine Schwachstelle in der argumentativen Schlüssigkeit des Gutachtens bilden. Ansonsten kann es schnell passieren, dass die Aussagen eines Sachverständigen vor Gericht damit angezweifelt werden, dass das von ihm eingesetzte Messgerät noch nie oder vor längerer Zeit kalibriert wurde.


Richard Kille und Norbert Strehle

Designbeläge - Kellenschläge ein Kavaliersdelikt?


"Vinyllaminat, Korkparkett, Teppichdiele, Linoleumparkett - unter diesen und so manchen anderen Bezeichnungen erobern die Designbeläge gerade den Markt", hat der Sachverständige Richard Kille beobachtet. Von Holz- über Steindekor bis hin zum Fantasiedesign. Lose legbar, selbstliegend, klebend mit und ohne Klick-Verbindung. Das führt zu einem Durcheinander auch für den Sachverständigen: "Wir wissen, wie man prüft. Es gibt Vorgaben, es gibt ein Ergebnis. Nur es steht nirgendwo geschrieben, was man mit dem Ergebnis anfangen kann", so Kille. "Ob es ausreichend ist, ist nicht definiert."

Mit Kollege Norbert Strehle versuchte er trotzdem, einen Nenner zu finden. Dorn im Auge ist für sie Punkt 3.2 der
DIN 18365: Bei Streif- oder Gegenlicht sichtbar werdende Unebenheiten innerhalb der Oberfläche von Bauteilen sind kein Reklamationsgrund, wenn die Maßtoleranzen der DIN 18202 eingehalten worden sind. Gewisse Kellenschläge liegen damit im Bereich der Toleranz. Für Kille nicht zu verantworten. "Wer sagt, Kellenschläge sind kein Mangel, muss damit leben, wenn demnächst der Hausmeisterservice von nebenan diese Leistung anbieten wird." Die Verleger seien in der Pflicht, die Qualität hoch zu halten. Die Wertigkeit der Designbodenbeläge sei abhängig von einem perfekt hergestellten Verlegeuntergrund durch handwerkliche Leistung und beste Verlegewerkstoffsysteme. Die Untergrundaufbereitung müsse wieder mit berechnet und mit verkauft werden.

Die Darstellung stieß im Saal auf ein geteiltes Echo. Für einige Anwesende liegt die Messlatte zu hoch. Auf Punkt und Komma alles zu regeln, würde nicht weiterhelfen. "Wir brauchen den Argumentationsspielraum auf der Baustelle", sagte ein Teilnehmer des Sachverständigentages. Die zahlreichen Nachfragen sowohl in der Diskussion als auch in der anschließenden Pause zeigten, dass dieses Thema weiter in der Diskussion bleiben wird.


Uwe Jürgen Markmann

Trockenklebstoffe - Grenzen und Anforderungen


Uwe Jürgen Markmann (Uzin Utz) brachte den Sachverständigen die Anforderungen und Grenzen von Trockenklebstoffen näher. Trockenklebstoffe bieten eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten, wenn man die Verarbeitung gewissenhaft durchführt. Wenn man Bodenbeläge mit großer Spannung als Sockel einsetzt, muss der Belag vorgeknickt werden. So verhindert der Verleger, dass sich der Belag wieder von der Wand ablöst. Seine Grenzen erreicht ein Trockenkleber auch dann, wenn die Bodenbeläge in der Fläche an sich nicht dimensionsstabil sind. Grenzen bestehen auch darin, dass ein Trockenkleber einen dünnen Klebstoff-Film aufweise, der keine Klebstoffriefe hat. Aus diesem Grund gibt es keine Empfehlung für die Linoleumverlegung, weil die Fasern des Juterückens keine optimale Haftung erzielen. Der dünne Klebstoff-Film sorgt auch dafür, dass kleinere Unebenheiten und Kellenschläge sich an der Belagsoberfläche abzeichnen.



Michael Schmid

Fußbodenheizung - Was kann ein Fertigparkett aushalten?


Die Anzahl der Schadensfälle macht es deutlich: Nicht jedes Fertigparkett ist automatisch fußbodenheizungsgeeignet. Nur: Erhält der Verleger ausreichende Informationen darüber? Der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Parkettindustrie (VDP), Michael Schmid, stellte sich dem Thema. "Es gibt aktuell keine einheitliche Antwort", gab er zu bedenken. Grund sind die verschiedenen Einflussfaktoren je nach Produkt. Angefangen beim Estrich bis zur Decklage des Parketts. Diese kann zum Teil unzureichend verleimt sein, anderseits altert der Leim infolge der Wärmebeeinflussung künstlich und werde infolgedessen möglicherweise spröde und brüchig, sodass sich die Deckschichten gänzlich lösen können. Schmids Vorschlag: "Eine europäische Lösung muss her." Diese wäre zugleich Grundlage für Normen, die im Idealfall für die Produktion als auch für Altböden anwendbar ist.

Der VDP erhofft sich entsprechende Aussagen vom kürzlich gestarteten Forschungsprojekt Europarquet, in dem die Oberflächen verschiedener Parkettarten untersucht werden. Bezüglich der Klimabeständigkeit liegen physikalische und physische Wechselwirkungen unter Berücksichtigung verschiedener klimatischer Gegebenheiten unter der Lupe. 40 Hersteller unterstützen das zweijährige Vorhaben. Bis dahin gilt es, noch genauer auf die Einzelfreigaben der Hersteller zu achten.


Prof. Dr. Andreas Rapp

Tatort Baustelle - Welche Techniken gibt es für die Spurensuche?


Welche Möglichkeiten kriminaltechnische Geräte und Methoden bieten, um aktuelle Schadensfälle am Bau aufzuklären, führte Prof. Dr. Andreas Rapp vor. Der Professor für Holztechnik an der Universität Hannover hatte zum Ausprobieren zahlreiche Utensilien mitgebracht, zum Beispiel die Polizeileuchte M05 mit extrem blauen Xenonlicht. Spannender wird es mit vorgesetzten Farbfiltern, die Licht unterschiedlicher Wellenlängen erzeugen. Setzt man jetzt die Farbfilterbrillen in Gelb, Orange und Rot auf, wird sichtbar, was dem bloßen menschlichen Auge verborgen bleibt. Rapp jedenfalls fährt "zu keinem Ortstermin ohne Tatortleuchte". Sie fängt preislich bei 700 EUR an, ist nicht frei verkäuflich, könne aber über den Sachverständigen bezogen werden.

Die richtige Interpretation des Befundes benötigt Sachverstand, so auch bei der vorgestellten UV-Fluoreszenzfotografie. Eine konventionelle Spiegelreflexkamera reiche, um mit aufzuschraubenden Filtern - rund 150 EUR in der Anschaffung - Unsichtbares sichtbar zu machen. Nur: Die jeweils richtige Einstellung des Equipments muss stimmen. Rapp selbst schaffte es bei der Präsentation erst im zweiten Versuch. Die Blende war falsch eingestellt, schon passierte der Vorführeffekt. Für Sachverständige, die keine Investition scheuen und die Spurensuche vertiefen möchten, empfiehlt der Hannoveraner die IR-Reflektionsfotografie mit forensischer Kamera - eine zweitägige Intensivschulung ist aber Grundvoraussetzung für den Einsatz. Die Technik sei zumindest für die Parkett-Hersteller ein "must have".
aus FussbodenTechnik 04/14 (Wirtschaft)