NMC Deutschland: Interview mit Matthias Rödling, Bereichsleiter Architektur & Design

"Für uns steht der Profi im Vordergrund"


NMC Deutschland erweitert sein Portfolio. Das in erster Linie als Hersteller von Zierprofilen bekannte Unternehmen bringt erstmals Fensterbänke auf den Markt. Sie lassen sich vom Handwerker nicht nur leicht verarbeiten, sondern verbessern auch die Wärmeisolierung erheblich. Im Interview mit BTH Heimtex-Redakteurin Cornelia Küsel spricht Matthias Rödling, Bereichsleiter Architektur & Design, über den Sinn dieser Produktentwicklung, die Treue von NMC zum Großhandel und den gleichzeitigen Vertrieb im Baumarkt.

BTH Heimtex: NMC ist vor allem bekannt durch seine Zierprofile für Innenräume. Jetzt gehen Sie nach draußen und bieten dem Maler die neue Domostyl Fensterbank-Serie an. Warum haben Sie dieses für Ihr Unternehmen neue Produkt entwickelt?

Matthias Rödling: Wir fertigen nicht nur Innenraumprofile, sondern seit 1992 auch Fassadenprofile. Angefangen haben wir mit Standardprofilen aus Polyurethan, später kamen dann die Sonderprofile hinzu, die über einen Styroporkern und eine harte, gesandete Beschichtung verfügen. Vor zwei Jahren traten die französischen Kollegen mit dem Wunsch an uns heran, wir mögen doch aus diesem Material Fensterbänke herstellen, da es eine perfekte Wärmeisolierung bietet und hier eine Nachfrage bestehe.

Mittlerweile hat das IFT Prüfinstitut in Rosenheim unsere Domostyl Fensterbänke auf Schlagwetterfestigkeit geprüft und damit den Start für das Produkt in Deutschland frei gegeben. In Frankreich sind die NMC-Fensterbänke bereits ein Renner.

BTH Heimtex: Braucht der deutsche Markt mit seinem großen Angebot denn eine weitere Fensterbank?

Rödling: Ja, die NMC-Fensterbank hebt sich deutlich von anderen Produkten ab. Sie ist die einzige, die die Wärmeisolation stark verbessert - und zwar um bis zu 91 %.

Zudem ist die Domostyl Fensterbank mit ihrem expandierten Polystyrol-Hartschaumkern und ihrer harten Kunststoffarmierung, die durch Quarzsand geschützt wird, sehr unempfindlich. Sie hält Jahrzehnte. Aufgrund ihrer sehr guten Schlagwetterfestigkeit gemäß DIN EN 1027 kann außerdem keine Feuchtigkeit eindringen.
Auch lässt sich die NMC-Fensterbank einfach verarbeiten. Denn sie ist leichter als andere Fensterbänke und hat als einzige bereits eingebaute Neigungswinkel von 5° bzw. 8 %. Dieses integrierte Gefälle nimmt dem Maler Arbeit ab, denn der aufwändige Aufbau entfällt. Er kann sie zudem im Floating-Butter-Verfahren verkleben, was ein Schienensystem überflüssig macht. Die vollflächige Verklebung garantiert, dass sich das Profil auch bei starker Sonneneinstrahlung nicht bewegen kann.

BTH Heimtex: Ihre Hauptzielgruppe ist der Maler. Hat der auf die neue Fensterbank gewartet?

Rödling: Nein, das nicht. Aber der Maler ist positiv überrascht. Denn die isolierende Domostyl-Fensterbank passt perfekt zu seinem Aufgabenfeld. Sie lässt sich einfach in die Fassade einfügen.

BTH Heimtex: Der Trend geht auch bei Gebäuden hin zu mehr Farbigkeit. Können die NMC-Fensterbänke farbig beschichtet werden?

Rödling: Ja. Wichtig ist, dass die Profile innerhalb von zwei Wochen nach der Montage mit einem Anstrich beschichtet werden, der für den Außeneinsatz auf horizontalen Flächen konzipiert ist. Für die individuelle Gestaltung können sie mit reiner Fassadenfarbe auf Acrylatbasis gestrichen werden. Die Farben, die der Maler schon lange kennt, kann er nun für die Fensterbänke nutzen.

BTH Heimtex: In welchen Varianten gibt es die Fensterbänke?

Rödling: Wir haben zwei unterschiedliche Modelle in jeweils vier Varianten. Für moderne Gebäude ist die Fensterbank mit der kleinen Tropfkante gedacht, eher klassisch ist die Fensterbank, deren Tropfkante vorne weiter runter geht. In beiden Produkten ist das entsprechende Gefälle vorhanden. Die Fensterbänke gibt es in 1,5 und 2 m Breite sowie einer Tiefe von 35 und 50 cm. Bei einer Fassade mit starker Wärmedämmung empfiehlt sich die 50er Tiefe.

BTH Heimtex: Bieten Sie nur die reine Fensterbank an oder auch Zubehör?

Rödling: Wir bieten die Fensterbänke als komplettes System inklusive Kleber, Rundschnur und der Dichtmasse Domostyl Filler an. Abrunden kann der Maler das Ganze, wenn er auf das gesamte Baukastensystem mit Leibungsprofil und Fassadenprofil zugreift. Diese Profile werden dann gemäß den Vorgaben des Malers auf Maß angefertigt.

BTH Heimtex: Erfüllen Sie Sonderwünsche der Verarbeiter?

Rödling: Komplett. Der Kunde muss nur bei den Fensterbänken die exakten Maße angeben.

BTH Heimtex: Wenn der Maler die Fensterbänke verarbeiten soll, heißt das, dass der Vertrieb vornehmlich über den Großhandel läuft?

Rödling: Ja, wir sind grundsätzlich großhandelstreu. Wir machen nichts am Großhandel vorbei. Bei den Fensterbänken handelt es sich um ein Malerprodukt, das ausgerichtet ist auf diejenigen, die Fassaden machen.

BTH Heimtex: NMC-Produkte werden aber auch im Facheinzelhandel und im Baumarkt vertrieben. Gibt es da keine Kollisionen?

Rödling: Nein, denn die Produkte für den Facheinzelhandel und den Baumarkt unterscheiden sich in mehreren Punkten von denen für den Großhandel. So sind beispielsweise die Innenraumprofile für den Endkunden nicht grundiert, für den Maler sind sie es. Dadurch spart dieser Arbeit, nämlich den Vorstrich und die Grundierung.

BTH Heimtex: Warum dokumentieren Sie die Unterschiede nicht durch eine Zwei-Marken-Politik?

Rödling: Die Maler kennen den Unterschied und haben kein Problem damit, dass unsere Produkte unter einer Marke in verschiedene Vertriebskanäle gehen, solange wir ihnen die Profiware verkaufen und den DIY-lern andere Produkte. Für uns steht der Profi im Vordergrund und damit der Großhändler.

Die NMC ist mit dem Großhandel gewachsen und ist ihm treu und hat natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung. Wir stellen zum Beispiel fest, dass unsere Zierprofile in den letzten Jahren immer stiefmütterlicher behandelt werden.

BTH Heimtex: Woran machen Sie das fest?

Rödling: Im Großhandel dreht sich mittlerweile vorwiegend alles um Farben, Wärmedämmung und zunehmend Bodenbeläge - und dies auch im klassischen Farbengroßhandel. Der Maler wird durch viele Vereinfachungen in der Verlegung, u.a. Klicksysteme, immer mehr zum Bodenleger. Daher die verstärkte Hinwendung im Großhandel zum Boden.

Hier liegt mittlerweile eines unserer Hauptprobleme, denn wir konkurrieren inzwischen nicht mehr nur mit dem direkten Wettbewerb, sondern mit anderen Gewerken. Zwar sind unsere Zierprofile weiterhin im Großhandel vorhanden. Als Luxusprodukte, die man im Gegensatz zu den Fensterbänken nicht unbedingt benötigt, müssen sie aber aktiv verkauft werden. Und gerade dieser aktive Verkauf kommt immer mehr zu kurz.

BTH Heimtex: Wie entwickelt sich denn die Nachfrage nach Zierprofilen?

Rödling: Wir liegen knapp im Plus. Damit sind wir ganz zufrieden, weil das Marktumfeld in diesem Jahr nicht das beste ist.

BTH Heimtex: Wie könnte der Großhandel seine Mittlerrolle besser ausfüllen und dem Maler die Zierprofile schmackhafter machen?

Rödling: Das ist meines Erachtens relativ einfach. Man müsste dem Maler deutlicher machen, dass er richtig Geld verdient, wenn er außer Fassaden- und Bodenbelagsarbeiten auch mehr Zierprofile verkauft und anbringt. Damit könnte er als Profi nicht nur eine besondere Visitenkarte hinterlassen; er erzielt durch die Verarbeitung solcher Produkte in der Regel auch eine deutlich bessere Wertschöpfung.

BTH Heimtex: Müsste der Maler nicht auch besser ausgebildet sein, was die Beratung betrifft?

Rödling: Genauso ist es. Auch wir bieten ihm Schulungen an, aber es greift inzwischen angesichts der Angebotsfülle eine gewisse Schulungsmüdigkeit um sich.

Auf der Messe Farbe haben wir auf unserem Stand versucht deutlich zu machen, wie sich Zierprofile verkaufen lassen. Man muss dem Endkunden nicht nur das Sortiment zeigen, sondern die Profile in Kombination mit anderen Produkten. Wer schon eine teure, hochwertige Tapete kauft, den darf man doch nicht nach Hause schicken, ohne ihm Zierprofile zu präsentieren. Zierprofile können eine Tapete nämlich in Szene setzen. Solche Argumente braucht der Maler.

BTH Heimtex: Mangelt es den Profi-Handwerkern vielleicht auch am Gefühl für die Gestaltung?

Rödling: Es gibt Maler, die tolle Ideen haben und diese auch umsetzen. Das sind aber nur etwa 20 %. Das Gros führt leider nur aus, was konkret an Arbeiten gewünscht wird.

Allerdings tut sich in diesem Bereich etwas. Ich bin ganz begeistert von den kreativen Malerinnen. Ich habe noch nie eine schlechte Malerin gesehen. Die Frauen machen den Job mit viel Leidenschaft. Sie haben ein sehr gutes Händchen für die Gestaltung und können mit den Produkten sehr gut umgehen. Hinzu kommt, dass der Großteil von ihnen diese Produkte auch gut verkaufen kann, weil sie ihren Kunden zum einen Ideen vermitteln und zum anderen die Ansprüche der Frauen verstehen, die in mindestens 90 % aller Fälle die Kaufentscheidung treffen.

BTH Heimtex: Sie gehen im Objekt ebenfalls über den Großhandel, anstatt dieses Segment wie im Bodenbelagsbereich üblich direkt zu beliefern. Warum?

Rödling: Wir haben noch nie ein Objekt direkt übernommen und werden es auch nicht. Denn die Objekte, für die unsere Zierprofile gewünscht werden, sind eine Villa, ein größeres Privathaus und ähnliches. In diesen Dimensionen ist der Bereich Zierprofile vom Großhandel zu managen. Wenn ein Interessent auf uns zukommt, stellen wir auch Kontakte her. Wir fragen dann beim Großhandel an, ob er einen Maler hat, der gut Zierprofile verarbeiten kann und vermitteln entsprechend. Das macht uns beim Großhandel zu einem verlässlichen Partner.

BTH Heimtex: Wie ist denn das Verhältnis Objekt zu Privat bei Ihnen?

Rödling: Wir liefern rund 90 % an private Abnehmer, 10 % ans Objekt. Wobei das Objekt vor allem Hotels ausmacht, aber auch ein paar Altenheime.

BTH Heimtex: Sind Sie flächendeckend im Großhandel vertreten?

Rödling: Wir sind überall. Es gibt keinen Großhandel, den wir nicht bedienen. Daher achten wir bei den Konditionen sehr genau auf die Spielregeln. Das heißt: ein transparentes System. Alle können sich somit ein wenig in die Karten sehen. So vermeiden wir eine Wettbewerbsverzerrung von unserer Seite und eine sich nach unten drehende Preisspirale.

BTH Heimtex: DIY ist für NMC zwar nicht so wichtig wie der Profi-Bereich. Dennoch verdienen Sie daran. Wie schwer hat Sie die Insolvenz von Max Bahr und Praktiker getroffen?

Rödling: Gar nicht, wir waren kein Lieferant. Unsere Preispolitik passte auch nicht, insbesondere nicht zu Praktiker.

Aber davon abgesehen, beobachte ich eine interessante Entwicklung im Baumarkt. Der Profi kauft dort verstärkt ein. Er kauft die Eigenmarken der Baumärkte. Ich habe den Eindruck, dass dadurch der Druck auf den Farbengroßhandel immer größer wird. Vielleicht kommt es noch so weit, dass ein Baumarkt eines Tages extra einen Categorie-Manager für Profis einstellt.

BTH Heimtex: Hat sich der Großhandel in der Vergangenheit zu sicher gefühlt?

Rödling: Ja, das ist zumindest mein Empfinden. Gerade die dekorativen Ausstellungen nehmen im Baumarkt eine immer größere Fläche ein und letztendlich zielen diese auf den Endverbraucher ab. Wenn der Baumarkt hiermit erfolgreich ist und neben dem Endkunden auch immer mehr den Maler an sich bindet, dann muss sich der Großhandel meines Erachtens dieser Herausforderung stellen. Der Schlüssel ist so oder so der Kaufentscheider und somit der Endverbraucher.

BTH Heimtex: Gibt es aus Ihrer Sicht positive Beispiele in der Endkundenansprache durch den Großhandel?

Rödling: Der Sanitärbranche ist es sehr gut gelungen, den Endkunden zu sich zu lenken, und es gibt auch von Seiten der Endkunden keine Berührungsängste. Wer sich als Verbraucher über hochwertige Armaturen, Sanitärkeramik oder barrierefreie Bäder informieren möchte, der geht heute in die Ausstellung des Sanitärgroßhandels. Wenn man aber Privatleute auf den Farbengroßhandel verweist, dann spürt man eine gewisse Unsicherheit, ob man dort überhaupt zur Beratung hingehen kann. Und viele wissen auch gar nicht, wo der nächste Farbengroßhandel mit Ausstellung zu finden ist.

BTH Heimtex: Sie stärken den Großhandel ja nun, indem Sie die neuen Fensterbänke auf den Markt gebracht haben. Welche Neuheiten haben Sie noch am Start?

Rödling: Wir haben unser Fußleisten-Sortiment ausgebaut. Ab sofort gibt es neun neue Wallstyl-Profile im Programm, die stilvolle Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Die designorientierten FD-Fußleisten FD7, FD11, FD15 und FD20 erlauben individuelle Lösungen und fügen sich harmonisch in jeden Wohnstil ein. Die kleinen geometrischen Fußleisten FT1 und FT2 sind der ideale Abschluss für alle Räume, in denen zwar ein schicker, zugleich aber möglichst unauffälliger Abschluss benötigt wird. Zeitlos sind die FB1 und FB2, schlicht und extrem flach die Mulitfunktionsleiste FL9.

Alle Fußleisten von NMC bestehen aus einem widerstandsfähigen, feinporigen, hochdichten und damit ungewöhnlich harten Polymer und sind damit jeder Alltagssituation gewachsen.


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Geschäftsführer: Bernd Loreth
Bereichsleiter Architektur & Design: Matthias Rödling

Gegründet: 1972
Umsatz: 50 Mio. EUR
Mitarbeiter: 50
Muttergesellschaft: NMC SA

Geschäftsbereiche: Architektur & Design, Isolation, Transport- und Verpackungsschutz, DIY
Markennamen: Arstyl, Domostyl, Nomastyl Plus, Wallstyl
aus BTH Heimtex 10/14 (Wirtschaft)