Junkers & Müllers: Färben, Drucken und Plissieren

Vom Regenschirm zum Sonnenschutz


Junkers & Müllers gehört zu den führenden europäischen Produzenten von Sonnenschutztextilien, die im Stammwerk Mönchengladbach veredelt werden. Neben Rollos, Plissees, Lamellen- und Flächenvorhängen hat das inhabergeführte Unternehmen auch Stoffe für Außenbeschattungen und Digitaldrucke im Repertoire. Mit einer breit aufgestellten Kollektion und Lieferung ab Lager gelingt es dem Lieferanten der Sonnenschutz-Konfektionäre, weltweit nah an den Märkten zu sein.

Im Jahr 1950 gründeten der Kaufmann Karl Junkers und der Textilingenieur Wilhelm Müllers in Mönchengladbach eine Weberei für Regenschirmstoffe. Gut sechs Jahrzehnte später sagt der heutige geschäftsführende Gesellschafter Christian Junkers mit einem Lachen: "Meine Großväter haben sich gefreut wenn es regnete. Wir freuen uns, wenn die Sonne scheint." Denn das Hauptgeschäft macht das Familienunternehmen, das 2013 mit rund 250 Mitarbeitern ca. 50 Mio. EUR Umsatz erzielte, inzwischen mit der Veredelung von textilem Sonnenschutz.

"Jeder Meter Stoff, den wir verkaufen, ist hier in Mönchengladbach veredelt worden", verweist der promovierte Diplomkaufmann auf die Herstellung "Made in Germany". Man führe keine Handelsware. Das Leistungsspektrum reicht von Färben, Beschichten, Imprägnieren und Ausrüsten bis zu Bedrucken und Plissieren. Die Fertigungskapazität auf einer Produktionsfläche von 22.000 m2 wird mit rund 40 Mio. lfm. pro Jahr angegeben.

Der Textilspezialist tritt weltweit unter JM Technical Textiles auf. Man ist in drei Produktbereichen tätig, ausschließlich als Eigenveredler, nicht in der Lohnveredelung. Innenliegende Sonnenschutzstoffe für Rollos, Plissees, Vertikallamellen, Flächenvorhänge und Wabenplissees tragen rund 85 % und damit das Gros zum Umsatz bei. Der Anteil der Sparte Mediatex mit Trägermaterialien für den Digitaldruck für die Werbeindustrie liegt bei gut 10 %. Außensonnenschutzstoffe der Segmente Event Tex und JM Garden werden auf "unter 5 %" beziffert.

Exportquote von mehr als 70 Prozent

Die Kunden von Junkers & Müllers sind Sonnenschutz-Konfektionäre und Stoffgroßhändler im In- und Ausland. Mit einer Exportquote von über 70 % spielen die Märkte außerhalb Deutschlands eine wichtige Rolle. Die Firma hat ein weltweites Vertriebsnetzwerk gespannt. In der thailändischen Metropole Bangkok ist man mit einer eigenen Niederlassung präsent. Weitere Hauptmärkte sind Nord- und Osteuropa sowie Nord- und Südamerika. Fest angestellte Vertreter mit Home Office sind an sogenannten Verkaufsstützpunkten vor Ort aktiv. Auf dem deutschen Markt agieren neben dem Verkaufsteam aus Mönchengladbach auch selbstständige Handelsvertreter.

Zur Kundenakquise und -pflege dient zudem die Teilnahme als Aussteller auf internationalen Fachmessen, etwa der Heimtextil in Frankfurt, der R + T in Stuttgart sowie der R + T Asia in Shanghai.

Der Textilausrüster erstellt einmal pro Jahr eine Kollektion für alle Sonnenschutz-Produktgruppen mit Qualitäten für den Wohn- und Objektbereich. Stoffe für Rollos und Flächenvorhänge sind dabei mit einem Umsatzanteil von 70 % in der Mehrzahl. Plissees betragen 23 %, Vertikallamellen 7 %. "Wir müssen das Sortiment international aufbauen. In Südamerika verkaufen wir andere Stoffe als in England oder Deutschland. Plissee wird zum Beispiel in den USA nicht nachgefragt", erklärt Junkers.

Alle Produkte auf Lager

Die Erstpräsentation der Kollektionsbücher erfolgt traditionell im Januar auf der Heimtextil in Frankfurt. Hier können die Kunden sofort ordern, denn die komplette Ware aus dem neuen Programm liegt dann bereits am Lager.

Das bedeutet bei mehr als 1.000 Artikeln in der Kollektion zwar ein gewisses Risiko. "Aber wir besprechen mit unseren wichtigsten Kunden vorher, welche Stoffe sie abnehmen würden", sagt der Firmenchef. Da sich die Ware mehrfach im Jahr umschlägt, stützt man sich auf Erfahrungen, wann nachproduziert werden muss.

Ein besonderer Service für die Kunden sind flexible Bestellmöglichkeiten. Diese Praxis mache "über 80 %" des Umsatzes aus. Selbst einzelne Rollen oder nur ein Plissee-Karton können bezogen werden. Eine weitere Variante ist die Auftragsfertigung. Der Abnehmer bestellt ein paar tausend Meter Ware, die auf einmal als ganze Charge ausgeliefert wird.

Die Rohware kommt in riesigen Rollen nach Mönchengladbach und ist in der Regel weiß. "Wir beziehen das Polyestergewebe seit Jahrzehnten bei denselben Lieferanten. Die Qualitätsansprüche für den Sonnenschutz sind sehr hoch", betont der Geschäftsführer. Eingekauft werde hauptsächlich in Deutschland sowie im europäischen Ausland und in Übersee.

Die Grundware aus Polyester gibt es in rund 20 Varianten. Das können verschiedene Bindungsarten sein wie Leinwand-, Köper-, oder Satinbindung sowie unterschiedliche Arten von Garn, zum Beispiel Faser- oder Ringgarn, matte oder halbmatte Qualitäten.

Konzepte aus dem eigenen Atelier

Bei der Weiterverarbeitung wird die Rohware je nach Design, Funktion und Zusatznutzen gefärbt, farb- oder transparentbeschichtet, bedruckt, imprägniert oder schwerentflammbar. "Der Mehrwert liegt bei uns in der Veredelung", heißt es dazu. Neben Blackout-Beschichtungen sei auch der Fertigungsprozess von Plissees sehr aufwändig und deshalb teuer.

Ideen und Konzepte für die Kollektionserstellung entstehen im hauseigenen Atelier. Vier Textildesigner, eine Textilingenieurin und der Firmenchef selbst sind stetig dabei, aktuelle Trends aufzuspüren. Besucht werden Design-, Möbel-, Inneneinrichtungs- und Accessoires-Messen wie die Imm in Köln, die Maison et Objet in Paris, die Proposte im italienischen Cernobbio und die Frankfurter Ambiente. Zudem fließen spezielle Kundenwünsche in die Entwürfe ein sowie Anregungen durch internationale Fachsymposien. Weiterer Input kommt von externen Designern. "Die Hälfte der Designs kaufen wir frei und auf Vorrat ein", beschreibt Christian Junkers den Modus.

Doch bis das optimale Druckmotiv steht, werden Farben, Formen, Größen und Perspektiven immer wieder variiert und verändert. Erst dann wird die Druckschablone bei einem Schablonenhersteller in Auftrag gegeben. Die Probe durch Abschläge auf Rohware an der Druckmaschine zeigt, ob das Muster gelungen ist und in Produktion gehen kann. Das veredelte Gewebe wird schließlich zu Rollos, Plissees und Vertikallamellen in 89 oder 127 mm Breite verarbeitet.

Familienunternehmen in dritter Generation

Am Anfang der Firmenhistorie von Junkers & Müllers stand der Webereibetrieb im Stadtteil Rheindahlen, der 1993 geschlossen wurde. Neben Stoffen für Regenschirme war die Produktion von Duschvorhängen eine wichtige Einnahmequelle. Beide Sparten gibt es heute nicht mehr. Aber die Duschvorhänge ebneten vor 30 Jahren den Weg zum Sonnenschutz: "Unser größter Abnehmer hat auch Rollos konfektioniert. Wir mussten dann natürlich auch beschichten können." Das sei damals schon eine Herausforderung gewesen, wirft Christian Junkers den Blick zurück. "Und heute sind wir der größte Textilbeschichter in Europa."

Seine Eltern - Heinz Junkers und Erika Junkers geborene Müllers -, die in zweiter Generation in der Firma Verantwortung trugen, hatten bereits Anfang der 1970er Jahre eine eigene Textilausrüstung etabliert. Sie kauften am jetzigen Stammsitz in der Bolksbuscher Straße im Stadtteil Rheydt-West sukzessive Gebäude früherer Textilfabriken auf. Zuvor hatte man die Fertigungsvorgänge Drucken, Färben und Imprägnieren an Lohnveredler vergeben. Nun galt die Devise "alles aus einer Hand". Ein Meilenstein war 1994 die erstmalige Markteinführung von beschichteten Rollostoffen aus Polyesterfaser in Baumwolloptik. Denn die bislang üblichen Baumwollgewebe schrumpften bei Feuchtigkeit und waren lichtempfindlich.

Mit Christian Junkers ist seit 2007 die dritte Generation am Ruder, zuständig für Vertrieb, Produktmanagement und Verwaltung. Er bildet ein Tandem mit dem externen Geschäftsführer Udo Jakobs, der Produktion und Einkauf verantwortet.
(Petra Lepp-Arnold)
aus BTH Heimtex 10/14 (Wirtschaft)