Mood 2014 kämpft weiter mit dem Schwund bei Besuchern und Ausstellern

Leistungsschau in Brüssel

"Attention" hat die Mood ihr Trendthema 2014 genannt - und "Aufmerksamkeit" hatten die Kreationen auf der Brüsseler Stoffmesse auch verdient. Farblich gaben sich die Polsterstoffe eher dezent und neutral. Am Fenster gibt es hingegen ein klares Bekenntnis zu kräftigen Tönen und ausdrucksstarken Mustern. Die deutschen Aussteller waren mit dem Verlauf der gut organisierten Veranstaltung insgesamt zufrieden. Auf Seiten der Besucher gibt es allerdings Kritik an der Breite des Angebotes.

Die Mood 2014 bot wieder einmal ein Bild der Gegensätze. Auf der einen Seite die Produkte: spannende Neuentwicklungen, 3D-Musterungern, Technizität und kreative Farbvarianten. Auf der anderen der anhaltende Rückgang bei Besuchern und Ausstellern.

Nach 215 im Jahr 2012 und 200 im Jahr 2013 zeigten jetzt gerade einmal 160 Anbieter auf 30.000m2 ihre textilen Neuheiten und Sortimente. "Das sind eigentlich zu wenige", konstatierte Geos-Geschäftsführer Manfred Juling. "Wenn wir kollektionieren wollen, müssen wir uns die Frage stellen, ob der Besuch noch Sinn macht", so sein ernüchterndes Fazit.

Die Qualität der Besucher stimmte

Anders sah das Donata Apelt-Ihling (Apelt Stoffe): "Wir treffen hier nach wie vor Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir können die Designer als Gesamtheit besuchen, Trendbooks ansehen. Und es ist die einzige Textilmesse, die zu diesem Zeitpunkt stattfindet - wir stehen also zur Messe und dem Termin", so ihr eindeutiges Bekenntnis.

"Leider hat die Mood ihren Stellenwert als Ordermesse für den Verlagsbereich verloren", meinte hingegen Burkhard Koop von der Heco. Und Claus Wölfel von der Weberei Wölfel erklärte auch gleich, wohin sich das Geschäft verlagert hat: "Die Szene findet man heute in Istanbul und Shanghai."

Das zeigt sich auch am gesunkenen Publikumsinteresse. Lediglich 5.700 Fachbesucher - zu mehr als 80 % aus Europa - kamen auf das Expo-Gelände; 2013 waren es noch 6.200. Die meisten seien aber mit "eindeutigen Geschäftsabsichten" gekommen, so die Messe-Veranstalter, und auch die Aussteller bescheinigten ihnen eine sehr hohe Qualität und großes Interesse.

"Aber es sind zu wenige wichtige Leute und Entscheider da", brachte es Munzert-Vertriebsleiterin Kerstin Baron-Breunig auf den Punkt. Vor allem wurden Interessenten aus den südosteuropäischen Krisenstaaten und arabischen Ländern sowie den USA vermisst. Aber auch die deutsche Möbelindustrie zieht es eher auf die Hausmessen, die M.O.W. oder die Proposte.

Vielleicht erwartet man von der Mood aber auch zu viel. "Die geringere Anzahl an Ausstellern und Besuchern spiegelt den aktuellen Zustand der Branche wider", sprach Andreas Heydasch, Geschäftsführer der Schweizer Weberei Gessner aus, was viele gedacht haben mögen.

Die durchdachte Struktur, die gute Organisation und der Service der Messe-Veranstalter fanden aber insgesamt eine positive Resonanz. Und gerade exportlastige Unternehmen schätzen nach wie vor das internationale Publikum der Mood. Jochen Rieger, zu diesem Zeitpunkt noch Geschäftsführer von Müller Zell: "Wir treffen mehr Kunden als sonst in Monaten. Brüssel ist der Ort, um Pläne für die Zukunft zu schmieden. Die Messe ist sehr wichtig, weil die Besucherqualität sehr hoch ist."

Bei Delius war Tim Öffler als Verantwortlicher für den Export nach Südeuropa und Belgien ebenfalls mit der Resonanz zufrieden. Und bei Vowalon freute man sich über zahlreiche Neukontakte mit interessanten Firmen.

Geschäftslage zufriedenstellen

Dass die Stimmung unter den Ausstellern insgesamt doch recht gut war, lag auch an der momentan zufriedenstellenden Geschäftslage. Die Exporte in den asiatischen Raum sowie in die USA hätten sich gut entwickelt, war bei Munzert zu hören. Auch in Europa werde wieder mehr gemacht. "Deutsche Hersteller stehen für anständige Ware", so Munzert-Geschäftsführer Bernd Kout. "Und das wird international geschätzt."

Der deutsche Markt sei hingegen schwierig. So seien nachhaltig produzierte Stoffe immer noch kein großes Thema. Gute Qualität, Farbgenauigkeit, Haltbarkeit und hohe Scheuerwerte sind den Kunden wichtiger. "Der Qualitätsanspruch steht über dem Nachhaltigkeitsgedanken", erklärte Kout.

Angespannt bleibt aus seiner Sicht die Versorgung mit Rohstoffen. Es werde immer schwieriger, Garne in guter Qualität und zu ordentlichen Preisen zu bekommen. Bei manchen Garnen sei man gezwungen, in Asien zu kaufen. Auch die Farbstoffe kommen inzwischen fast alle von dort. Oft gebe es Probleme mit der Qualität, die Eigenschaften seien schwankend. Und man habe bei manchen Farben Preiserhöhungen von über 200 %.

Halle 5 mit "morbidem Charme"

Zur neuen Location der Mood in den Hallen 5 und 8 sowie dem Patio gingen die Meinungen auseinander. Galt die Halle 5 bei der Weltausstellung 1935 noch als Symbol des Fortschritts und als schönes Beispiel für Art Déco in Brüssel, wirkt sie heute fast wie eine alte Lagerhalle. Mancher betrachtet sie zwar als eine architektonische Kostbarkeit. Aber wenn ein Aussteller einer Messehalle "morbiden Charme" attestiert, ist das nicht unbedingt ein Kompliment. Auf jeden Fall hätte ihr ein bisschen Farbe gut getan.

Verändert wurde auch die Darstellung der Trend- und Innovationsplattformen in Halle 5. Beim Blue Drop-Award gab es einen Walk of Fame. Für den Publikumspreis konnten die Fachbesucher ihre Favoriten über Tablets bestimmen. Die abschließende Preisverleihung in den Kategorien Polsterstoffe, Gardinen, Tapeten, Contract, Innovation und Garne gehörte zu den Messe-Highlights. Denn ausgezeichnet werden hier nur wirklich innovative Produkte.

Müller Zell bekam einen Blue Drop in der Kategorie Contract für seinen transparenten Akustikstoff "Calm and Quiet", der seine schallschluckende Wirkung durch viel Schuss erzielt. Omexco - in Deutschland über den Tapetenverlag Pro Ambiente erhältlich - konnte mit einer Wandbekleidung mit farbigen Papierstreifen und Holz überzeugen. Über den erstmals verliehenen Besucher-Award freute sich Futura Leather; sein dreidimensionales Leder Shash lag in der Gunst des Fachpublikums ganz vorn.

Objektstoffe gewinnen an Bedeutung

Die Innovationsplattform wurde von der Mood Yarns flankiert. Hier stellten sich die Garnanbieter vor, deren Produkte für die Umsetzung von innovativen Stoffentwürfen schließlich unverzichtbar sind.

Die Mood Media Bar im Patio ließ in teils berührenden Bildern Geschichten aus drei Jahrzehnten Decosit und fünf Jahren Mood wieder aufleben. Gut angenommen wurden die Tee- und Kaffee-Bar als Ruhepunkt im Messegeschäft.

Das Highlight im Patio war der Trevira Contract Square mit den Messeständen von sechs Gold- und Silber-Mitgliedern. Mit dabei waren auch Delius und Müller Zell.

Das Objektgeschäft wird für die Mood immer wichtiger. 46 % der Aussteller machen wenigstens ein Fünftel ihrer Umsätze in diesem Segment; für gut 12 % ist es der wichtigste Geschäftszweig.

Und im Markt ist derzeit viel Bewegung, wobei die Objektstoffe auch in privaten Wohnungen auf dem Vormarsch sind. Dabei ist es mit Feuerfestigkeit schon lange nicht mehr getan. Verstärkt werden zusätzliche Funktionen nachgefragt, etwa antibakterielle oder schalldämpfende Eigenschaften. Neue Märkte - die Innenausstattung für Luxus-Kreuzfahrtschiffe, Züge und U-Bahnen, aber auch private Flugzeuge - bieten der Textilindustrie Umsatzpotentiale. Gleichzeitig bedeuten sie aber auch neue Herausforderungen. Dabei hat die Globalisierung zu einem enormen Preisdruck am Markt geführt.

Möbelstoffe dezent und neutral

Das Trendthema der Mood 2014 hieß "Attention" und warb um Aufmerksamkeit für die drei nachgeordneten Trendwelten "Borderline", "Power of Play" und "DamNation". Borderline beschäftigt sich mit Grenzüberschreitungen in kreativen Prozessen und zeigt vermischte Kolorits, Pastelle und Rauchfarben.

Bei DamNation werden eine neue Markenideologie und Geschichten in den Vordergrund gestellt, die den Verbraucher an den Kern der Marke binden sollen. Farben mit historischem Wert wie das British Racing Green der Automarke Jaguar oder Delftblau und Cobalt werden in die heutige Zeit übertragen.

The Power of Play zeigt, dass das Spielen ein wertvolles Werkzeug für den Designer sein kann. Rebellisch kontrastieren hier digitale Verzerrungen mit spielerisch-experimentellen Prozessen. Die Farben dieses Themas sind schrill.

Auf den Ständen der Aussteller waren Unterschiede in der farblichen Gestaltung von Möbel- und Gardinenstoffen festzustellen. Die neuen Polsterstoffe präsentieren sich in pastelligen Farben oder kräftigen Nuancen, oftmals in Kombination mit Natur- und Schlammtönen. Limette, Mint, Beere und frische Grüntöne in verschiedenen Ausführungen sind angesagt. Gerne wird die Uni-Ausstattung der Polstermöbel mit ausdrucksstarken Kissen in Jacquardmusterung oder mit Struktur als kontrastierendes Element kombiniert.

Klares Bekenntnis zur Farbe am Fenster

Während für die Polsterung dezente und neutrale Farben überwiegen, bekennt das Fensterkleid im wahrsten Sinne des Wortes Farbe und setzt auch auf ausdrucksstarke Muster. Auffällig ist die Verwendung von Grundfarben in Verbindung mit grafischen Mustern. Gleichzeitig sind wieder mehr Inbetweens zu sehen; Stoffe, die für verschiedene Anwendungen eingesetzt werden können - vom Kissen über Fensterbekleidung und allerlei Zubehör bis zu Verwendung auf Sitzmöbeln.

Ein weiterer Trend ist der Fokus auf Technizität: kreative Bindungen und Effekte, die einem fundierten Wissen über die Möglichkeiten der Webmaschine zu verdanken sind. So wird etwa durch das einfallende Tageslicht ein Muster im Stoff sichtbar, das im Dunkeln wieder verschwindet.

Eine der innovativsten Kreationen war eine moderne Gardine mit geräuschdämmenden Qualitäten, die man normalerweise nur von schweren Produkten erwartet. Die schallisolierende Wirkung wird durch Mikroperforationen in den Garnen in Verbindung mit besonderen Bindungen im Gewebe erreicht.

Die nächste Mood ist vom 8. bis 10. September 2015 geplant.
(Birgit Genz)
aus BTH Heimtex 11/14 (Wirtschaft)