Cammann Gobelin Manufaktur

Neue Eigentümer


Mit Peggy Wunderlich und Torsten Bäz hat die Cammann Gobelin Manufaktur in Niederwiesa-Braunsdorf neue Besitzer. Das 1886 von Paul Cammann in Chemnitz gegründete Unternehmen produziert schwere Möbelstoffe und Wanddekorationen für eine anspruchsvolle Kundschaft. Schon Bauhaus-Gründer Walter Gropius bestellte einst bei Cammann, ebenso Konrad Adenauer, der Kreml in Moskau oder die NCL-Reederei für ihren Luxusliner "Pride of America". Auch Theatervorhänge in der Staatsoper Berlin und im Leipziger Opernhaus zeugen vom Können der sächsischen Jacquardweber. Einmalig in Deutschland ist deren Fähigkeit, handkolorierte Gobelins zu fertigen.

Zu DDR-Zeiten stellte der Betrieb als Teil des VEB Möbelstoff- und Plüschweberei hauptsächlich Dekorationsstoffe her, etwa für Wandbespannungen in Sälen und Salons, 1. Klasse-Speisewagen oder auch Theatervorhänge. Nach vielem Treuhand-Gezerre erwarb 1996 ein Chemnitzer Unternehmen die Reste des Maschinenparks, das "Muster-Gedächtnis" der Manufaktur - historische Lochkarten, u.a. mit Entwürfen des belgischen Architekten und Designers Henry van de Velde - sowie die Technologie und gründete die Cammann Gobelin Manufaktur. Mit der Fertigung insbesondere von historischen Mustern für Auftraggeber auch aus arabischen Ländern, den USA und Russland gelang es, sich stabil in einer Marktnische zu positionieren. Im Programm sind heute ca. 130 Muster. Die Stoffe bringen auf 1,30 m Breite bis 15.000 Fäden in Kette und Schuss zusammen.

Die neuen Eigentümer haben zugesichert, dass der Produktionsstandort im Gebäude der Historischen Schauweberei Tannenhauer unweit von Chemnitz erhalten bleibt. Firmensitz im juristischen Sinne ist jetzt allerdings Hohenstein-Ernstthal.
Peter Ludwig
aus BTH Heimtex 12/14 (Wirtschaft)