Allergiker-Matratze

TV-Auftritt mit Überraschungseffekt


Bietigheim-Bissingen. In der VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" können Unternehmer mit einer interessanten Geschäftsidee Investoren für sich gewinnen. Bettenfachhändler Sven Schaller nahm daran teil und machte seine ganz eigenen Erfahrungen.

Es ist das Werk schwäbischer Tüftler: Bettenfachhändler Sven Schaller aus Bietigheim-Bissingen hat eine beheizbare Matratze entwickelt, die Allergikern das Leben erleichtern soll. Gemeinsam mit Prof. Dr. Dirk Höfer, dem Leiter des Hohensteiner Instituts für Hygiene und Biotechnologie, sowie weiteren Firmen aus der Region ist mit der "Wellmed Allergo" ein Produkt entstanden, das dem Milbenbefall einer Matratze keine Chance geben soll - mit Hilfe neuartiger textiler Heizelemente. So weit, so normal.

"Wir sind ein Fachgeschäft mit angeschlossener Manufaktur", beschreibt Schaller sein Unternehmen. Im Jahr 2012 hat der Haustex-Star-Preisträger das Bettenhaus Gailing übernommen, und gewissermaßen nebenher produziert und vertreibt er auch noch Matratzen. Mit rund 1.000 Stück pro Jahr sieht sich Schaller hier an der Grenze dessen, was ein Betrieb seiner Größenordnung leisten kann.

Um die mittlerweile patentierte Allergiker-Matratze aber größer vermarkten zu können, braucht der junge Unternehmer strategische Partner, die auch das notwendige Kapital im Rücken haben. Da traf es sich, dass der Fernsehsender VOX aktuell genau solche Projekte im Blick hat: Die Sendung "Die Höhle der Löwen" will Start-Ups und interessanten Geschäftsideen eine Chance geben und potenzielle Investoren vermitteln. Schaller hatte dort einen Auftritt, konnte interessierte Geldgeber überzeugen - und erlebte am Ende doch eine Überraschung.

Bundesweite Fernsehpräsenz


Als die Produktionsfirma bei Schaller anrief und ihn zur Teilnahme an der Sendung animieren wollte, musste der 32-Jährige erst einmal überlegen. Nach zwei Tagen Bedenkzeit sagte er zu: "Wann hat man schließlich schon mal die Gelegenheit zu bundesweiter Fernsehpräsenz", nennt er einen der nachvollziehbaren Gründe. Die Aufzeichnung im Kölner Studio dauerte dreieinhalb Stunden, die für die Sendung auf eine gute Viertelstunde zusammengeschnitten wurden.

"Da ging es richtig zur Sache", erinnert sich Schaller. "Allein die Preisverhandlungen zogen sich über eine Stunde hin." Drei der Investoren, Reiseunternehmer Vural Öger, Teleshopperin Judith Williams und Seriengründer Frank Thelen waren von seiner Präsentation am Ende überzeugt und sagten ihm 95.000 Euro Startkapital zu. Der Deal: Jeder von ihnen erhält im Gegenzug einen 20-prozentigen Anteil an der neu zu gründenden Firma.

Doch davon ist mittlerweile keine Rede mehr - Öger, Willams und Thelen sind einen Monat nach der Ausstrahlung wieder abgesprungen. Nach Schallers Darstellung, weil sie erst im Nachhinein erfahren haben wollen, dass er als Bettenfachhändler mit zwei Geschäften seine Zeit nicht ausschließlich für das Matratzenprojekt aufwenden kann. "Aber genau deswegen sucht man sich ja starke Partner", erwidert der Unternehmer. "Außerdem wurde das von mir während der Aufzeichnung ausführlich angesprochen."

Also alles nur Fake fürs Fernsehen? Hinters Licht geführt fühlt sich Schaller von den VOX-Leuten nicht, zumindest drückt er sich diplomatischer aus. Vor allem sieht er den nutzen, den der Auftritt ihm gebracht hat: Knapp 400 E-Mails seien am Tag nach der Sendung bei ihm eingegangen, und über Nacht habe er 35.000 Zugriffe auf seine Homepage verzeichnet, schildert er. Auch wenn die Quantität noch nichts über die Qualität aussagt, ist Schaller zufrieden: "Ein paar interessante Kontakte sind dabei."

Textile Heizelemente


Denn auch nach der Absage der Fernseh-Investoren hält der Händler an seiner Idee fest, die "Wellmed Allergo" zum Erfolg zu führen. "Die Wirkung ist wissenschaftlich erwiesen", betont Schaller und verweist auf einen Feldversuch, den das Institut Hohenstein bereits 2011 durchgeführt hat. Prof. Dr. Dirk Höfer bestätigt dies: "Mit Hilfe neuartiger textiler Heizelemente werden hygrothermale Bedingungen geschaffen, unter denen sich eine Milben-Population erst gar nicht dauerhaft ansiedelt."

So soll dem Allergien auslösenden Milbenkot vorgebeugt werden. Hausstaubmilben haben ideale Lebensbedingungen bei einer Temperatur von 25 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchte von ca. 70 Prozent. Fällt diese Luftfeuchtigkeit unter 50 Prozent, sterben die Milben ab, so Höfer.

Hier setzt die Neuentwicklung an: Die textile Heizmatte der Matratze ist hochelastisch, sodass sie den Liegekomfort einer Matratze nicht verändert. Mit Hilfe eines speziellen Trafos wird das Heizelement mit 15V Gleichstrom versorgt. Auf diese Weise lässt sich die Allergikermatratze auf bis zu 105 Grad Celsius erhitzen. Dies soll der Nutzer dreimal pro Woche für drei Stunden durchführen. Hierbei, so Schaller, entstehe genau das heiße, trockene Klima in der Matratze, das die Milben abtötet.

Schaller glaubt an den Erfolg seiner Entwicklung. Dass vier Jahre nach der Anmeldung endlich auch die entsprechende Urkunde aus dem Deutschen Patentamt bei ihm angekommen ist, bestätigt den Unternehmer auf seinem Weg, weitere strategische Partner zu finden. Den Löwen wird er sich dabei sicherlich nicht noch einmal zum Fraß vorwerfen.
aus Haustex 10/14 (Marketing)