Matratzen Direct

Matratzenautomat als erfolgreicher PR-Gag


Köln. Es war ein gelungener PR-Gag zur Markteinführung des Discounters Matratzen Direct: Mit dem "MatratzOmat", dem nach eigenen Angaben weltweit ersten Matratzenautomaten, sorgte die Agentur Fischer Appelt im Sommer für eine aufmerksamkeitsstarke Markteinführung des Filialisten.

Sie war notwendig geworden, nachdem der Bundesgerichtshof geurteilt hatte, dass sich die Matratzen Factory Outlet AG (MFO) einen komplett neuen Namen geben musste. Nach Auffassung der Richter waren die Bezeichnungen "Factory Outlet" und "Outlet" im Namen irreführend und wettbewerbswidrig. Daraufhin schloss das Unternehmen im Mai sämtliche Filialen. An seine Stelle trat Matratzen Direct. An der Spitze des Unternehmens steht als CEO erneut Frank Revermann, zuvor Vorstand bei MFO.

Mit dem Matratzenautomaten sicherte sich der Filialist mit Sitz in Köln zum Neustart einen schlagzeilenträchtigen Auftritt: Zehn Wochen lang tourte der "MatratzOmat" durch Deutschlands größte Städte, Stationen waren unter anderem Frankfurt, Hannover, Hamburg, München, Berlin und Dresden. Der Selbstbedienungs-Apparat versorgte nach Unternehmensangaben knapp 4.000 Kunden mit Matratzen und landete auf Platz 1 der skurrilsten Automaten der Welt der Kabel1-Sendung "Abenteuer Leben".

"Mit dem MatratzOmat haben wir die Menschen auf ungewöhnliche Weise überrascht - und so für Gesprächsstoff gesorgt", erklärt Frank Behrendt, Vorstand und Geschäftsführer von Fischer Appelt in Köln. In der dortigen Innenstadt hatte der Automat seine Premiere erlebt. Das Prinzip war denkbar einfach: EC-Karte einstecken, PIN eingeben, Hebel ziehen, Klappe öffnen, Matratze entnehmen - und nach Hause tragen.

"Die Roadshow war ein voller Erfolg - das Medienecho war groß, vor allem aber kam unser MatratzOmat bei den Kunden sehr gut an", sagt auch Michael Piperidis, Leiter Marketing bei Matratzen Direct. "Das war ein großartiger Auftakt für die Eröffnung unserer bundesweit 400 Filialen."

Allerdings war die Aktion nicht überall so durchzuführen wie geplant: Weil beispielsweise auf dem Hamburger Spielbudenplatz keine Verkaufsgenehmigung zu erhalten war, wurden die Matratzen hier kurzerhand verlost - was der guten PR wiederum keinen Abbruch getan haben dürfte. Wer an den anderen Automatenstandorten zahlen musste, berappte für eine 90 x 200 cm große Matratze schlappe 30 Euro, das Modell in 140 x 200 cm war für 50 Euro zu erwerben. Wie sich diese Billigaktion mit dem selbst formulierten Anspruch des Unternehmens als "wertiger Discounter" verträgt, steht auf einem anderen Blatt.

Nach eigenen Angaben beschäftigt Matratzen Direct heute rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen will "trotz solider Basis mit der Attitüde eines Start-ups" agieren, wie es in einer Firmenbeschreibung heißt. Das passt zu jungen, sehr preisorientierten Kunden, für die Qualität nicht unbedingt ein Kaufkriterium ist. Neben dem Matratzen-Automaten will sich das Unternehmen mit originellen Kinospots oder der Einsatz einer Task-Force, die bei Kunden vor Ort im Schlafzimmer für Optimierung sorgt, von den Mitbewerbern im Rote-Preise-Segment unterscheiden.

Mehr Service, weniger Discounter-Image? Natürlich gibt es auch bei Matratzen Direct weiterhin Billigangebote wie Schaummatratzen unter 40 Euro VK, die mit einem "Preis pro Nacht" von 1 Cent beworben werden, gerechnet auf zehn volle Jahre - eine ambitionierte Lebensdauer. Wie lange die Kunden den neuen Slogan "Ich liebe meine Matratze" bei diesen Qualitäten nachvollziehen können, steht dahin.
aus Haustex 12/14 (Marketing)