Heimtextil – Sonnenschutz

Der Fokus liegt auf Eigenentwicklungen

Die Sonnenschutz-Branche profitiert gegenwärtigen vom Trend zur Fenstergestaltung mit Plissees, Rollos, Jalousien und Vertikallamellen. Dabei setzen die Unternehmen immer häufiger auf individuelle und wertige Produkte. Im Maßgeschäft lancieren die Konfektionäre vermehrt Exklusiv-Stoffe sowie selbst entwickelte Technik- und Designlösungen. Die SB-Anbieter grenzen sich mit produktübergreifenden Themenkonzepten von austauschbarer Massenware ab. Im Markt für Dekotechnik sind Vorhanggarnituren extrem rückläufig. Zum Ausgleich erweitern die Firmen ihr Angebot um Sonnenschutz. | Petra Lepp-Arnold berichtet über die Neuheiten bei Sonnenschutz und Dekotechnik

Mit einer neuen Standaufteilung im Marktplatz-Charakter empfing die Sonnenschutz-Branche die Fachbesucher zum Saisonauftakt in Frankfurt. Die marktbedeutenden Anbieter von Rollos, Plissees, Jalousien & Co. hatten sich hufeisenförmig im vorderen Teil der Messehalle 5.1 gruppiert.

Der Raum in der Mitte war vom Veranstalter mit einer - noch ausbaufähigen - Musterpräsentation gefüllt worden. Daneben gab es Holzpavillons mit Sitzgelegenheiten. Hier hätte man sich als passendere Überdachung auch große, schicke Sonnenschirme vorstellen können. Die Neugestaltung als Plaza wurde vom Publikum zumeist positiv aufgenommen. "Im Vergleich zur traditionellen Gangführung einer Messe haben die Kunden jetzt prinzipiell viel bessere Möglichkeiten sich zu orientieren", äußerte sich ein Teilnehmer begeistert.

Im hinteren Hallenbereich zeigten die Dekorationstechnik- und Zubehör-Anbieter ihre Neuheiten. Die Stoff- und Systemhersteller wie Coulisse, Junkers & Müllers und Almedahls waren diesmal nicht präsent, da sie nur auf der R+T Ende Februar in Stuttgart ausstellen.

Sonnenschutz in diesem Jahr auf zwei Messen

Die alle drei Jahre stattfindende Rollladen- und Sonnenschutz-Messe hat immer auch Auswirkungen auf das Besucheraufkommen in Frankfurt. "Wir liegen mit der Frequenz in etwa auf dem Niveau, das wir im letzten R+T-Jahr 2012 hatten", berichtete Stefan Erdbrügger, Marketingleiter von Gardinia Home Decor. Rückläufige Zahlen registrierte Fabian Menke. Der Geschäftsführer von Vorhanggarnituren-Spezialist Tilldekor vermisste die Stofflieferanten als Zugpferde, die mehr Publikum auf die hintere Ausstellungsfläche locken. Bei Erfal hingegen konnte Marketingleiterin Dorina Wießner "in etwa die Besucherkontakte des Vorjahres" verbuchen.

In seinem Branchenstatement zur Heimtextil meldete der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS) für das erste Halbjahr 2014 "prozentual einstellige Umsatzzuwächse" in den Produktgruppen Rollo, Plissee sowie Vertikal- und Horizontallamellen. Zahlen der Herstellerfirmen für das zweite Halbjahr lägen noch nicht vor. Die Erwartungen der Mitgliedsunternehmen seien Mitte 2014 aber "überwiegend verhalten" ausgefallen. Es werde mit Umsatzstabilität beziehungsweise einem leichten Umsatzrückgang gerechnet.

"Die Hersteller von innenliegendem Sonnenschutz blicken insgesamt zurückhaltend optimistisch auf 2015", verlautbarte der Verband. Grundsätzlich hätten die Produkte bei der Fenstergestaltung aufgrund ihrer technischen Vorteile "die Nase vorn". Aber auch modisch sehe man sich hervorragend positioniert.

Auch wenn der ViS keine konkreten Zahlen liefern konnte, wurde bei Gesprächen auf der Messe von Geschäftsführern namhafter Unternehmen kolportiert, dass es im Markt derzeit einen "Stillstand" gäbe, eine "Null-Situation". Darauf deute auch die "minimale Bewegung" in den einzelnen Produktgruppen hin. Für das aktuelle Jahr erwarten die Hersteller ebenfalls keine großen Impulse aus dem Wohnbau - trotz der niedrigen Zinsen. "Es wird weiterhin eine Discountorientierung der Kunden geben, deshalb tun sich höherwertige Produkte schwer", lautet die Einschätzung eines Insiders.

Aldi & Co. drücken die Preise

Zu schaffen macht der Branche, dass nun auch Lebensmitteldiscounter wie Aldi und Lidl regelmäßig SB-verpackte Rollos, Doppelrollos und Plissees im Angebot haben und die Preisspirale gnadenlos nach unten schrauben. Ebenfalls starken Wettbewerbsdruck verursacht die extreme Marktkonzentration im Möbelhandel und DIY-Bereich. Als Gegenstrategie setzen die Lieferanten auf ein Trading-up, mit produktübergreifenden Konzepten und Themenwelten, um aus der Preisvergleichbarkeit heraus zu kommen.

Im Maßgeschäft lancieren die Konfektionäre vermehrt Exklusiv-Stoffe sowie selbst entwickelte Technik- und Designlösungen, um sich von Mitbewerbern abzugrenzen. Ein weiteres wichtiges Messethema waren Produkte mit Mehrwert, etwa kindersichere Bedientechniken, energieeffiziente Wabenplissees oder motorisierte Anlagen, die in eine Haussteuerung eingebunden werden können. Diese Artikel lassen sich nicht nur hochwertiger verkaufen, sondern erfordern auch die Beratungskompetenz des Fachhändlers. So kann bei Elektrorollos ein Wartungsvertrag mit dem Endkunden vereinbart werden. Der Raumausstatter kommt ins Haus und hat die Chance, Folgeaufträge abzuschließen. Weiterhin empfehlen sich manche Sonnenschutz-Unternehmen als Lieferant und Dienstleister für den Internet-Handel. Dabei sorgen die Spezialisten mit Bildmaterial, Artikelbeschreibungen und Montagevideos für eine kompetente Präsentation der Ware im Online-Shop.

In der Dekotechnik-Branche berichten die Unternehmen von einem extrem rückläufigen Markt bei Vorhanggarnituren. Gegenüber BTH Heimtex gestand ein Anbieter, er könne die Arbeitsplätze für seine Mitarbeiter gerade noch erhalten. Um überhaupt Wachstum zu generieren beziehungsweise die Umsatzrückgänge im Stammgeschäft auszugleichen, haben manche Firmen jetzt ihr Programm um Sonnenschutzprodukte erweitert.
aus BTH Heimtex 02/15 (Wirtschaft)