IWM, BEB und IBF: Fließestrichforum Speyer

Geballtes Estrich-Fachwissen

Für das erste gemeinsame Fließestrichforum in Speyer schlossen sich gleich drei Boden-Institutionen zusammen: Der Industrieverband Werkmörtel (IWM), der Bundesverband Estrich und Belag (BEB) und das ihm angeschlossene Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF). Mit gut 100 Teilnehmern war die Veranstaltung ausgebucht.

Antje Hannig, Geschäftsführerin Technik im Industrieverband Werkmörtel (IWM), blickte zu Beginn der Veranstaltung auf die konjunkturelle Situation: "Der Estrichmörtelmarkt ist mit knapp 3 Mio. m3 der größte Mörtelmarkt in Deutschland. Dabei sind Fließestriche auf Calciumsulfatbasis mit einem Marktanteil von 30,5 % stark im Vormarsch. Der Anteil des konventionellen Zementestrichs sank erstmals unter 40 %." Im Anschluss führte sie mit Bernfried Hansel, Leiter des BEB-Arbeitskreises Calciumsulfatestrich, durch das breit gefächerte Vortragsprogramm.

Die Notwendigkeit eines Rohbodenausgleichs, ein einfaches und sicheres Verfahren für die Fugenplanung, dünnschichtige Systeme und der Umgang mit großformatigen Fliesen und Platten wurden praxisnah präsentiert. Heinz-Dieter Altmann referierte sehr anschaulich über Oberflächenbesonderheiten von Fließestrichen, seitens des IBF wurden die Forschungsarbeiten des IWM zum Austrocknungsverhalten von Fließestrichen und zur Sanierung von Rissen vorgestellt.

Die Veranstaltung bot immer wieder Raum für Fragen und Diskussion. Das Bedürfnis der Teilnehmer, mehr über den Baustoff Calciumsulfat-Fließestrich zu erfahren, war enorm. Nach dieser gelungenen Veranstaltung gab es für Veranstalter und Teilnehmer nur ein Fazit: Im Jahr 2015 wird es wieder ein Fließestrichforum geben. Die gute Zusammenarbeit zwischen IWM, IBF und BEB kam gut an.

Das Programm und die Vorträge stehen auf den Internetseiten von IWM (www.iwm.de) und IBF (www.ibf-troisdorf.de) als Download zur Verfügung. FussbodenTechnik fasst die Vorträge an dieser Stelle zusammen.


Andres Seifert, Knauf Gips

Rohbodenausgleich unter Estrichen


These: Unterschiedliche Höhen von Rohdecken müssen mit gebundenen bzw. ungebundenen Schüttungen oder Ausgleichsmörtel egalisiert werden, nicht mit Estrich.

Inhalt: Gebundene Schüttungen, ungebundene Schüttungen und Ausgleichsmörtel werden im Fußbodenbau eingesetzt, wenn man den Fußboden vor Beginn der Estricharbeiten erst einmal ausgleichen muss, erklärte Referent Andres Seifert (Knauf Gips). Es ist sinnvoll, sich zunächst mit den Definitionen zu beschäftigen:

-Gebunden ist die Schüttung, wenn die Körnung beim Verdichten bzw. Belasten verklebt.

-Der Ausgleichsmörtel als eine Art gebundene Schüttung besteht aus einem Bindemittel und einem Zuschlag, meistens einem Leichtzuschlag; anstelle des Zuschlags kommen auch Luftporen (Schaum) allein oder in Verbindung mit Leichtzuschlag in Frage.

-Die lose Schüttung erhält ihre Stabilität durch Reibung oder Verkrallung der Körner; beim Ausbau erhält sie wieder ihre Ursprungsform.

Wo findet man Aussagen zum Rohbodenausgleich unter Estrichen? In DIN 18560-1 Estriche im Bauwesen heißt es unter 5.1.: Ein Estrich muss in jeder Schicht hinsichtlich Dicke, Rohdichte und mechanischen Eigenschaften möglichst gleichmäßig sein und eine ebene Oberfläche aufweisen. Im Teil 2 wird unter Ziffer 4.1 ausgeführt: Falls Rohrleitungen auf dem tragenden Untergrund verlegt sind, müssen sie festgelegt sein. Durch einen Ausgleich ist wieder eine ebene Oberfläche zur Aufnahme der Dämmschicht - mindestens der Trittschalldämmung - zu schaffen. Nach VOB hat der Verarbeiter insbesondere Bedenken geltend zu machen, wenn Rohrleitungen oder ähnliches auf dem Untergrund verlegt sind, ohne dass ein Höhenausgleich vorgesehen ist. In extremen Fällen mit vielen Leitungen empfiehlt sich ein Hohlboden.

Grundsätzlich gilt, dass unterschiedliche Höhen von Rohdecken nicht mit Estrich, sondern mit gebundenen Schüttungen ausgeglichen werden sollten. Unterschiedliche Estrichdicken lassen sich hinsichtlich ihrer Belegreife schwer beurteilen und es bauen sich unnötige Spannungen auf. Bevor die Bodenkonstruktion weiter aufgebaut wird, muss die Belegreife der gebundenen Schüttungen geprüft werden; die entsprechenden Grenzwerte muss der Hersteller nennen. Das Material für die CM-Messung sollte aus dem gesamten Querschnitt entnommen werden. Tipp: Man treibt ein Kunststoffrohr in den Mörtel, zieht es heraus und gibt das Material in einen Beutel. Nach dem Durchmischen gibt man 20 g in das CM-Gerät und führt die Messung durch.

Weitere Informationen zum Thema Rohbodenausgleich findet man in dem IWM-/IGE-Merkblatt Leichtausgleichmörtel unter Fließestrichen, im BEB-Hinweisblatt Rohre, Kabel, und Kabelkanäle auf Rohdecken (wird derzeit überarbeitet) und im BEB-Hinweisblatt Ausgleichsschichten aus Leichtmörtel.


Wolfgang Limp, IBF

Austrocknungsverhalten von Calciumsulfat-Fließestrichen - Ergebnisse des IWM-Forschungsvorhabens


These: Mit Hilfe des IWM-Forschungsvorhabens konnte das Vorurteil widerlegt werden, dass Calciumsulfat-Fließestriche langsamer als konventionalle Calciumsulfat- oder Zementestriche austrocknen.

Inhalt: Das vom Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) für den Industrieverband Werkmörtel (IWM) durchgeführte Forschungsvorhaben basierte darauf, dass es immer noch Vorbehalte gegen Calciumsulfat-Fließestriche gibt. "Es ging nicht darum, Spitzenleistungen aus den Estrichsorten herauszukitzeln, sondern den Durchschnitt abzubilden", kündigte der Referent Wolfgang Limp vom IBF an.

Limp erläuterte zunächst, wie die Austrockung von Estrichen funktioniert: Warum muss ein Estrich austrocknen? "Wir geben mehr Wasser hinein, als das Bindemittel umsetzen kann", erläuterte Limp. Würde man genauso viel Wasser in die übliche Estrichmischung geben, wie das Bindemittel benötigt, ergäbe dies keinen verarbeitbaren Mörtel. Das überschüssige Wasser muss nach dem Estricheinbau austrocknen, bevor man einen Bodenbelag schadensfrei verlegen kann. Ein Teil des Wassers, Ausgleichsfeuchte genannt, verbleibt in dem Porengefüge.

Das IBF hat sich bei der Untersuchung des Austrockungsverhaltens an die wohnraumüblichen Estrichnenndicken der DIN 18560 gehalten. Die Dicke bzw. Rohrüberdeckung der Estriche war 45 mm beim konventionellen Calciumsulfat- und Zementestrich und 35 mm beim Fließestrich, zum Vergleich wurde ein 45 mm dicker Fließestrich mitgeprüft.

Das Aufheizen der Heizestriche wurde wie in der Schnittstellenkoordination beschrieben durchgeführt. Untersucht wurden konventionelle Zement- und Calciumsulfatestriche mit Zusatzmitteln, die die Verarbeitbarkeit verbessern.

"Bei den klimatischen Bedingungen haben wir uns an der Praxis orientiert", so Limp. "Wir haben nach dem Einbau ein kühles feuchtes Klima simuliert und es schrittweise bis zum wohnraumüblichen Klima geändert." Die Beurteilung der Belegreife wurde nach den bekannten Grenzwerten vorgenommen.

Zunächst wurden die Frischmörteleigenschaften bestimmt. Das Zusatzmittel beim Zementestrich hat verarbeitungshelfend gewirkt, weil es Luftporen in den Mörtel eintrug. Beim Fließstrich gab es den höchsten Ausgangswassergehalt im Mörtel. Außerdem die höchste Bindemittelmenge (1:2); das war etwa das Doppelte im Vergleich zum Calciumsulfatestrich und etwa das Dreifache vom Zementestrich.

Limps Fazit lautete: Bei den untersuchten Mörteln konnte festgestellt werden, dass der 35 mm dicke Fließestrich nicht langsamer als der 45 mm dicke Zementestrich oder Calciumsulfatesrich austrocknet. "Bei den unbeheizten Estrichen lagen wir in vergleichbaren Größenordnungen, beim Heizestrich waren wir sogar schneller", analysierte Limp.

Bei der Austrocknung sind laut Limp auch die Estrichleger, der Planer und der Bauherr gefragt. Mit einem geeigneten Zusatzmittel lasse sich der Wasseranteil ggf. weiter reduzieren. Achtung: Wenn zu viele Luftporen ins System kommen, können die Festigkeiten des Estrichs sinken. Empfehlenswert ist auch, die Estrichdicken in Abhängigkeit der Nutzlast nicht zu hoch zu wählen. Wichtig ist die Schaffung eines für die Austrocknung von Estrichen geeigneten Raumklimas durch den Bauherren.

Tipp: Der Beginn des Funktionsheizens kann nach Herstellervorgabe auch früher erfolgen, als nach der Schnittstellenkoordination vorgegeben ist. Mit der künstlichen Trocknung kann man zur Unterstützung der Trocknung, sprich zu noch kürzeren Trocknungszeiten beitragen.


Michael Witte, Lanxess

Fugen in Calciumsulfat-Fließestrichen - Hinweise zur Planung


These: Bei beheizten Calciumsulfat-Fließestrichen kann man nach der Methode der "Vereinfachten Fugenplanung" die Notwendigkeit von Bewegungsfugen durch ein einfaches zeichnerisches Verfahren ermitteln.

Inhalt: Als Michael Witte von Lanxess vor mehr als 28 Jahren in der Estrichbranche anfing, war das Thema Fugen für Calciumsulfatestriche auf Basis von synthetischem Calciumsulfatbinder kein Thema. "Wir haben jedem Estrichleger schriftlich gegeben, dass Calciumsulfatestriche auf Basis dieses Bindemittels aufgrund seines geringen Wärmeausdehnungsverhaltens fugenlos verlegt werden können, ob mit oder ohne Fußbodenheizung." Im Laufe der Jahre kamen weitere Calciumsulfatbindemittel mit einem zum Teil anderen Wärmeausdehnungsverhalten auf den Markt und es wuchs die Erkenntnis, dass man es bei beheizten Konstruktionen mit Formänderungen zu tun hat. Bei Calciumsulfatestrich entstehen Feuchteänderungen sehr langsam, während Temperaturveränderungen zu sehr schnellen Formänderungen und damit zum Spannungsaufbau im Estrich führen können. "Stark unterschiedlich beheizte Flächen führen zu Spannungen, auch wenn wir solche Temperaturdifferenzen in der Regel nicht haben werden", erklärte Witte.

Spannungen entstehen auch durch Einkerbungen, das sind die sogenannten Folienfalten, die unter dem Estrich entstehen können. Wenn so eine Folienfalte hoch steht und man gießt Fließestrich darüber, dann vermutet man, dass sich die Folienfalten runterdrücken. Das ist aber nicht so. Die Falten bleiben in der Regel stehen, schwächen den Querschnitt und dort, wo der Estrich eingeschnürt wird, sind die Spannungen ungefähr dreimal so hoch wie 10 cm daneben.

Nach den Berechnungen der TU München gibt es eine Reihe von Faktoren, die sich auf die Spannungen in Estrichen auswirken. Dazu zählen Reibung am Untergrund, Schwinden und Dehnen, Randverformung, Zusammendrücken des Randstreifens, der Warm-, Kaltübergang bei teilbeheizten Flächen, Kerbwirkung durch Folienfalte und Randstreifenfehler. Diese Faktoren wirken sich bei rechteckigen Raumgeometrien nur gering aus. Anders bei Grundrissen in L- und U-Form und bei Grundrissen mit Türdurchgängen.

Man muss bei der Notwendigkeit von Fugen bei Calciumsulfat-Fließestrichen vorab zwischen unbeheizten und beheizten Estrichkonstruktionen unterscheiden. Bei unbeheizten Fließestrichen sind Bewegungsfugen grundsätzlich nur über Gebäudetrennfugen und in manchen Fällen aus schalltechnischen Gründen in Türdurchgängen erforderlich.

In Bezug auf die Fugenplanung bei unbeheizten Calciumsulfat-Fließestrichen kann man festhalten, dass diese in der Regel fugenlos ausgeführt werden. Voraussetzung ist der handwerklich korrekte Einbau, keine starken Temperaturschwankungen bei einer Fläche zur anderen und keine Randstreifenfehler.

Bei ungünstiger Raumgeometrie, Klima oder sensiblen Bodenbelägen (keramische Fliesen, Naturstein) kann das Ausbilden von Fugen auch bei unbeheizten Estrichen sinnvoll sein. Ein typisches Beispiel ist der angebaute, großflächig verglaste Wintergarten. Wenn man dort einen nicht beheizten Estrich hineinlegt, sollte man sich trotzdem Gedanken machen, ob nicht die Wärmeausdehnung zu einem Problem führen kann und die eine oder andere Fuge sinnvoll wäre. Weitere Informationen hierzu gibt das ZDB-Merkblatt Keramische Fliesen und Platten, Naturwerkstein und Betonwerkstein auf calciumsulfatgebundenen Estrichen.

Komplizierte Schwerpunkt-Methode
Anders ist es bei den vollflächig beheizten Calciumsulfat-Fließestrichen, wo die Schwerpunktmethode Anhaltspunkte für die Notwendigkeit von Fugen liefert. Die Schwerpunkt-Methode hat sich nicht durchgesetzt, da sie besonders bei U-Flächen sehr kompliziert ist.

Methode der vereinfachten Fugenplanung
Als Alternative zur Schwerpunktmethode kann bei Heizestrichen im Wohnungsbau die Notwendigkeit für Bewegungsfugen durch ein einfaches zeichnerisches Verfahren ermittelt werden. Diese Methode vereinfacht die Fugenplanung bei L-förmigen und U-förmigen Grundrissen. Durch das Einzeichnen einfacher Verbindungslinien in den Grundrissplan wird sehr schnell sichtbar, ob Bewegungsfugen technisch erforderlich sind oder nicht.

Weitere Informationen zur richtigen Fugenplanung findet man in der DIN 18560-2 "Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten", im BEB-Hinweisblatt "Hinweise zur Planung und Verlegung von Calciumsulfatestrichen" und im IWM-/ IGE-Merkblatt "Fugen in Calciumsulfat-Fließestrichen" (www.pro-fliessestrich.de).


Arnd Pferdehirt, Casea

Dünnschichtige Systeme in der Sanierung - Erfahrung mit und ohne Fußbodenheizung


These: Bei dünnschichtigen Estrichkonstruktionen muss der Systemgedanke im Vordergrund stehen, damit sie auch tatsächlich funktionieren.

Inhalt: Arnd Pferdehirt von Calciumsulfat-Fließestrichhersteller Casea berichtete, dass er in der Vergangenheit dünnschichtige Estrichsysteme in Zusammenarbeit mit dem belgischen Kunden aus Beveren und mit Unterstützung zur Oberflächentechnik durch Bernfried Hansel erfolgreich im Europäischen Parlament in Brüssel ausgeführt hat. Darüber hinaus arbeitet Pferdehirt seit zwei Jahren gemeinsam mit einem namhaften Heizungshersteller an der Entwicklung eines Mörtelsystems für dünnschichtige Heizestriche, mit prüftechnischer Unterstützung durch das IBF Troisdorf.

Der Referent stellte drei unterschiedliche Konstruktionen vor: die klassische Verbundkonstruktion, Verbundheizestriche im Wohnungsbestand und dünnschichtige Fußbodenheizungssysteme im Alt- und Neubau:

-In der DIN 18560 Teil 3 wird zum Verbundestrich ausgeführt, dass die Dicke das "Dreifache des Größtkorns beim Zuschlag nicht unterschreiten sollte", stellte Arnd Pferdehirt klar. Aus fertigungstechnischen Gründen empfiehlt Casea beim Fließestrich nicht unter 15 mm Dicke zu arbeiten, weil schon das "handwerklich eine Herausforderung darstellt", so Pferdehirt.

Der Referent gab zahlreiche Tipps für Verbundestriche: "Ein dünner Calciumsulfat-Fließestrich ist bei ungefähr 2 cm Dicke durchaus empfehlenswert", so die Einschätzung von Pferdehirt. Der Rohbodenausgleich und die Vorbereitung des Unterbodens ist beim Verbundestrich besonders wesentlich. Ausbrüche und Hohlstellen müssen vorab mit einem Rohbodenausgleich geschlossen werden. Auch aufgehende Stahlträger müssen vorbehandelt werden, damit eine Verbundkonstruktion möglich sein wird. Wenn größere Ausbrüche mit Fließestrich geschlossen würden, käme es hinterher zu Problemen bei der Feststellung der Belegreife.

Wenn man bei Calciumsulfat-Fließestrichen im Verbund arbeiten möchte, braucht man eine Grundierung, die leistungsstark ist. Sie muss in der Lage sein, einen Film zu bilden, der das Wasser sehr lange hält. "Beim Calciumsulfat-Fließestrich brauche ich die Zeit und den Wasserrückhalt, um eine normale Abbindereaktion stattfinden zu lassen", erklärte der Referent. Pferdehirt testet vor der Estrichverlegung mit einem Wassertropfen, wie leistungsfähig eine Grundierung ist. Es sollte mindestens eine Stunde dauern, bis die Feuchtigkeit in die Oberfläche einzieht, besser noch länger oder gar nicht.

-Als zweite Möglichkeit sind Verbundheizestriche im Wohnungsbestand sehr verbreitet, zu denen esMerkblätter vom BVF gibt. Man hat eine Systemplatte, die man auf dem bestehenden Untergrund kleben kann. Dabei sind die Tragfähigkeit des Untergrundes und die Ebenheit zu beachten. Die Art der zu verwendenden Haftbrücke ist abhängig vom Material des Altuntergrundes. Pferdehirt war es besonders wichtig zu betonen, dass der Systemgedanke bei dünnschichtigen Estrichkonstruktionen im Vordergrund stehen sollte, damit sie auch tatsächlich funktionieren.

Prinzipiell werden viele calciumsulfatgebundene Estrichmörtel für diese Anwendung freigegeben. Es wird in dem BVF-Merkblatt darauf hingewiesen, dass das Größtkorn höchstens 1 mm groß sein sollte. "Ich werde oft von unseren Kunden gefragt, ob es möglich ist, mit unseren Dünnestrichsystemen auch auf andere Heizsysteme zu gehen als auf die, die von uns vermarktet werden. Der Dünnestrich könnte das leisten, aber man hat das Risiko, dass man sich außerhalb der Systemgarantie bewegt. Am Markt existieren Systeme mit einer Gesamtaufbauhöhe zwischen 8 und 20 mm. Die Systemhersteller müssen dann auch dafür gerade stehen, dass 8 oder 20 mm ausreichend sind. Das funktioniert nur, wenn die Beteiligten wie Heizungsbauer, Estrichleger und Planer zusammenarbeiten und sich abstimmen. In der BVF-Richtlinie heißt es: "Frühzeitige Koordination vermeidet späteren Ärger und überflüssige Kosten."

-Die dritte Variante sind dünnschichtige Fußbodenheizungssysteme im Alt- und Neubau, die sich im Vergleich zur Norm dadurch auszeichnen, dass sie dünner ausgeführt werden können. Solche Systeme bestehen aus einer Systemplatte, einem Heizrohr und einem bestimmten Estrichmörtel in einer Stärke von 35 mm inklusive Rohr, d.h. etwa 20 mm oberhalb des Rohres. Sie sind freigegeben für elastische Beläge, Parkett und für keramische Fliesen bis 60 x 60 cm. Auch bei dieser Konstruktion ist der planebene Untergrund Voraussetzung, gegebenenfalls in Kombination mit Ausgleichsmörteln oder Zusatzdämmung.

Allen drei Systemen ist gleich, dass sie nur im System funktionieren. Der Estrichleger, der damit arbeitet, braucht eine Systemgarantieerklärung. Alle Beteiligten müssen sich vorab über dieses System informieren, ihre Vorleistung erbringen und diese koordinieren. Nur so kann die Industrie eine Gewährleistung garantieren und die Beteiligten unterstützen.


Heinz-Dieter Altmann, Sachverständiger

Bewertung von Oberflächenbesonderheiten bei Calciumsulfat-Fließestrichen


These: Die Bestandteile des Anmachwassers wirken sich auf die Estrichoberfläche aus.

Inhalt: Calciumsulfat-Fließestriche sind sehr sichere Verlegeuntergründe für unterschiedliche Bodenbeläge, allein schon aufgrund ihrer Ebenheit. "Trotzdem kommt es immer wieder zu Reklamationen durch die nachfolgenden Handwerker, weil die Oberflächen nicht richtig bewertet wurden", sagte Heinz-Dieter Altmann zur Einführung. Leider wird die Vorbereitung des Estrichs in vielen Fällen viel zu billig angesetzt: "Wenn ich als Handwerker für das Anschleifen des Estrichs nur 30 Cent pro m2 berechne, kann ich dem Estrich mal die Maschine zeigen, aber ich kann ihn nicht vernünftig vorbereiten", berichtete Altmann aus der Sachverständigen-Praxis. Oft werden Estrichoberflächen schlechter bewertet als sie sind. Man kann dann vorschlagen, mit Epoxy- oder Polyurethangrundierungen zu arbeiten. Die Kosten gehen dann automatisch in die Höhe.

Bei konventionell eingebauten Estrichen kann es an der Oberfläche Probleme mit Bindemittelleim geben. Bei Calciumsulfatestrichen ist das im Vergleich zum Zementestrich weniger ausgeprägt - "denn die verdursten eher". Die Vorstellungen von Handwerkern bezüglich der Estrichoberfläche gehen weit auseinander: Der Bodenleger möchte einen geglätteten Estrich, weil er so weniger Spachtelmasse verbraucht. Der Fliesenleger möchte lieber einen geriebenen Estrich haben, weil sich aufgrund der raueren Oberfläche sein Kleber besser verankern kann.

Bei den Calciumsulfat-, aber auch bei den Zementfließestrichen ist die Ausbildung der Oberflächen immer auch von der Produktkonzeption abhängig. In den vergangenen Jahren haben sich Produktrezepturen geändert: Es gibt kaum noch Melaminharze als Verflüssiger, sondern PCE-Derivate, die eine ganz andere Oberfläche ausbilden. Ein Problem ist damit gelöst: Die harten Schichten, die in Verbindung mit Wasser zu Haftungsproblemen zur Grundierung geführt haben, gibt es kaum noch.

Man muss auch berücksichtigen, dass sich die Bestandteile des Anmachwassers auf die Estrichoberfläche auswirken. "Das im Estrich befindliche Anmachwasser ist natürlich kein Leitungswasser mehr, sondern eine gesättigte Lösung von Calciumsulfat-Dihydrat (Gips), Anregersalzen und Chemie wie Verflüssiger und Stellmittel", erläuterte Altmann. Wenn Zementestriche trocknen, kommt es so zu Calcit-Ausblühungen.

Beim Austrocknen verdunstet das Wasser an der Estrichoberfläche, wobei sich die Inhaltsstoffe in den Kapillaren (Kapillarkristallisation) und an der Oberfläche absetzen. Dadurch kann die Trocknung behindert werden. Je dicker ein Estrich, desto größer ist die Wassermenge, die verdunsten muss, d.h. die Oberfläche wird sich während der Trocknung verändern. Abhilfe schafft hier ein gezieltes Abschleifen der Estrichoberfläche während der Trocknungsphase.

Nicht vernachlässigen sollte man die Baustelleneinflüsse: Wenn ein Estrich trocknen soll, müssen bauseits entsprechende Bedingungen geschaffen werden. Dazu gehören in erster Linie die Dichtigkeit des Daches und eine geschlossene Gebäudehülle.

Typische Prüfmethoden für die Bewertung der Oberfläche sind Gitterritz-Prüfung, Hammerschlagprüfung, Prüfung der Benetzbarkeit und die Messung der Oberflächenfestigkeit, letztere ist allerdings nicht handwerksüblich.

Tipp: Die Oberfläche von Calciumsulfatestrichen muss vor der Feuchte des Verlegemörtels geschützt werden. Bei Verlegungen im Mittel- oder Dickbettverfahren ist ein sperrender Reaktionsharzvorstrich zwingend notwendig, es sei denn, der Lieferant gibt ein abgestimmtes System von Dispersionsvorstrich und Anmachwasser bindendem Fliesenkleber frei.

Egbert Müller, IBF

Überprüfung verschiedener Risssanierungsarten - Ergebnisse des IWM-Forschungsvorhabens


These: Bei der Risssanierung kann auf das Aufweiten des Risses und das Einlegen einer Querverdübelung verzichtet werden, wenn ein geeignetes, ausreichend niedrigviskoses Reaktionsharz verwendet wird.

Inhalt: Im Auftrag des Industrieverbandes Werkmörtel (IWM) untersuchte das Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) verschiedene Risssanierungsarten an Calciumsulfatestrichen. Egbert Müller, IBF-Leitung, stellte die Ergebnisse vor. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass es vor allem wichtig ist, dass das Reaktionsharz den Riss möglichst vollständig von Oberkante bis Unterkante Estrich verfüllt. Gelingt dies, ist eine zusätzliche Querverdübelung auch bei schmalen Rissen (Rissbreite ca. 0,2 mm) nicht notwendig. Mit geeigneten, ausreichend niedrigviskosen Reaktionsharzen ist eine fachgerechte Risssanierung auch ohne zusätzliches Aufweiten des Risses möglich. Ein nur punktuelles Sanieren von Rissen führt nicht zum Erfolg.

Ein mechanisches Aufweiten des Risses kann das Auftragen des Harzes aber erleichtern. In diesem Fall sollte aber auf ein Einschneiden (Flexen) verzichtet werden, da dabei der Riss erfahrungsgemäß in tiefer liegenden Bereichen des Estrichquerschnitts durch Staub verschlossen werden kann. Das Reaktionsharz kann den Riss dann nicht mehr vollständig verfüllen. Der Erfolg einer Risssanierung kann durch Anlegen von Öffnungsstellen überprüft werden. Abschließend sei darauf hingewiesen, dass es für eine fachgerechte Sanierung von Rissen wichtig ist, dass die Ursachen der Rissbildungen vor Durchführung der Risssanierung ermittelt und gegebenenfalls beseitigt werden. Können die Ursachen nicht oder nur unvollständig gelöst werden, sind auch nach einer trotzdem durchgeführten, fachgerechten Risssanierung neue Rissbildungen an derselben oder an anderen Stellen möglich. Wenn die Rissursachen nicht oder nur unvollständig beseitigt werden können, sind daher in der Regel weitergehendeSanierungsmaßnahmen zur Sicherstellung einer mangelfreien Leistung erforderlich.


Fließestrichforum 2015
Das Fließestrichforum 2015 findet am 27. Oktober in der Hotel-Residence Klosterpforte in Marienfeld statt. Am Vorabend wird als Auftakt wieder zu einem gemeinsamen Essen eingeladen.
aus FussbodenTechnik 01/15 (Wirtschaft)