Domotex 2015, Hannover

Endkunden-Kommunikation



Der Markt ist in Bewegung: Während der klassisch gemusterte Knüpfteppich es Jahr für Jahr schwerer hat, erobert sein modernes Pendant neue Zielgruppen, und auch der Maschinenwebteppich ist weiter im Aufwind. Die Domotex als Weltleitmesse für Bodenbeläge will diese unterschiedlichen Entwicklungen je nach Produktgruppe abfedern oder verstärken, berichten Thilo Horstmann, der Verantwortliche für handgefertigte Teppiche, und Dunja Seven, die für den Bereich der Maschinenwebteppiche zuständig ist. In einem umkämpften Umfeld ist es der Domotex gelungen, sowohl die Anzahl der Aussteller als auch die vermietete Fläche insgesamt stabil zu halten. Um die Vielfalt des Teppichs in das Bewusstsein des Konsumenten zu bringen, setzt die Messe verstärkt auf die Kommunikation mit dem Endkunden, sagt Projektleiterin Susanne Klaproth.

Carpet XL: Die Teppichbranche wünscht sich eine stärkere Wahrnehmung des Teppichs in der breiten Öffentlichkeit. Welche Einflussmöglichkeiten hat die Domotex im Marketing?

Susanne Klaproth: Wir gehen stärker in die Kommunikation mit den Medien rund um das Thema Teppich und Bodenbelag als noch zuvor. Dabei geht es uns nicht nur um die Fachpresse, sondern ganz gezielt auch um Einrichtungs- und Architekturmedien. Das trägt jetzt erste Früchte. Wir starten die Initiativen weit im Vorfeld der Messe, denn letztlich geht es darum, auch Einrichter, Architekten und Innenarchitekten zu einem Besuch auf der Messe zu motivieren. Es ist ja für Aussteller ein bedeutendes Messeziel, in den vier Tagen Domotex möglichst viele Fachbesucher und Geschäftspartner zu treffen. Wenn Sie so wollen, gewinnt die Kommunikation im Vorfeld der Messe gegenüber den Sonderschauen auf der Messe mehr an Bedeutung.

Carpet XL: Die Teppichbranche befindet sich in einem Wandel. Das liegt auch daran, dass es dem Teppich als Teil des Interieurs in der Wahrnehmung der Verbraucher an Profil fehlt. Wie reagiert die Domotex auf diese Diagnose?

Klaproth: Wir sehen schon, dass der Teppich zunehmend an Interesse und Bedeutung in der Inneneinrichtung gewinnt und wollen als Leitmesse der Branche dazu beitragen, den Teppich auch dem Konsumenten näher zu bringen. Deshalb kooperieren wir auch mit Endverbrauchermedien. Das ist für uns relativ neu, da wir ja eine reine B2B-Messe sind und der Endverbraucher selbst keinen Zugang zur Domotex hat. Ganz konkret arbeiten wir mit Schöner Wohnen zusammen. In der Januar-Ausgabe, die Mitte Dezember erscheint, wird es ein Special zum Thema klassischer Teppich geben, das Interviews mit Akteuren der Branche zur Bedeutung und Tradition des klassischen Teppichs beinhaltet, genauso wie eine Fotoserie von klassischen Teppichen, inszeniert im modernen Wohnumfeld.

Carpet XL: Wie entwickeln sich die drei Hauptbereiche der Teppiche - die klassischen und modernen Knüpfteppiche sowie die Maschinenwebteppiche - im Vergleich zu den anderen Produktsegmenten der Domotex?

Klaproth: Wir verzeichnen eine hohe Kontinuität und Stabilität bei den verschiedenen Produktgruppen, innerhalb derer es natürlich leichte Verschiebungen gibt. Bei den Maschinenwebteppichen sehen wir eine steigende Nachfrage. Auch LVTs werden in diesem Jahr stärker vertreten sein. Insgesamt erreichen wir bei der Anzahl der Aussteller und der Größe der Veranstaltung das Vorjahresniveau.

Carpet XL: Wie genau ist die Situation bei den Maschinenwebteppichen?

Dunja Seven: Insgesamt gibt es seit Jahren eine positive Entwicklung - bei der Anzahl der Aussteller und der Größe der Fläche. Auch 2015 erreichen wir wieder eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Viele der Aussteller nutzen die Domotex vor allem, um ins Exportgeschäft einzusteigen oder dieses auszuweiten.

Carpet XL: Aus welchen Ländern kommt der Zuspruch?

Seven: Seit Jahren sind die türkischen Hersteller im Bereich der Webteppiche führend. Wir sehen nun aber auch eine positive Entwicklung aus dem Iran: 2015 sind eine Reihe von Ausstellern zum ersten Mal auf der Domotex dabei, weil sie neue Märkte anvisieren. Die großen iranischen Hersteller sind hingegen schon seit Jahren auf der Messe.

Carpet XL: Wie beurteilen Sie die Situation der türkischen Aussteller, denen ja der syrische und irakische Markt weggebrochen ist?

Seven: Wir haben noch immer Neuanmeldungen von türkischen Firmen. Die suchen hier in der Tat neue Exportmärkte, vor allem in Fernost: China, Korea und Japan werden häufig genannt.

Carpet XL: Ist für die türkischen Produzenten die Domotex Turkey, die im Mai in Gaziantep zum ersten Mal unter diesem Namen stattfindet, nicht eine Alternative zur Domotex in Hannover?

Klaproth: Nein. Beide Veranstaltungen bedienen unterschiedliche Interessen: Die türkische Messe spricht auf Besucherseite das regionale Einzugsgebiet an - und die Domotex in Hannover zielt auf den weltweiten Export. Genau aus diesem Grund hat die türkische Beteiligung in Hannover über die Jahre hinweg zugenommen. Türkische Anbieter stellen übrigens die insgesamt größte Auslandsbeteiligung in Hannover.

Carpet XL: Wie ist der Trend bei den klassisch gemusterten Knüpfteppichen?

Thilo Horstmann: Es gibt Rückgänge, aber die sind eher marginal. Andererseits vergrößern einige Firmen sogar ihre Fläche. Sie nehmen entweder andere Produkte mit ins Sortiment auf oder wollen zusätzliche Kollektionen zeigen. Andere Firmen haben ihre Neuentwicklungen noch nicht abgeschlossen und kündigen bereits für 2016 eine Standvergrößerung an. Insgesamt wird viel Entwicklungsarbeit geleistet, die aber oftmals leider nicht angemessen kommuniziert wird. Der Antikbereich zeigt sich stabil, mit der Tendenz zu leichtem Wachstum. Es gibt einige neue Aussteller, andere haben ihre Flächen vergrößert.

Carpet XL: Wie entwickelt sich der moderne Knüpfteppich auf der Domotex?

Horstmann: Positiv: Wir konnten neue Aussteller hinzugewinnen, andere sind nach einer Unterbrechung wieder dabei. Wir verzeichnen ein deutlich gewachsenes Interesse aus den USA, sowohl auf der Aussteller- als auch auf der Besucherseite. Auch der Bereich marokkanischer Berberteppiche, der vor allem bei den Amerikanern beliebt ist, wächst.
aus Carpet Magazin 01/15 (Wirtschaft)