Decorex London

Zwischen Tradition und Avantgarde


Größer als je zuvor, mit über 400 Ausstellern und 12.300 Besuchern, ging die diesjährige Decorex in London zu Ende. Die Messe war krönender Abschluss eines jährlich wiederkehrenden Spektakels, dem London Design Festival.

Zwei Wochen lang stand die Millionen-Metropole ganz im Zeichen von Interior Design. Angefangen bei der Messe "100 % Design" auf dem Messegelände Earls Court. Desweiteren zeigten große, traditionelle Anbieter ihre neuesten Kreationen in zahlreichen Showrooms im Chelsea Harbour Design Centre und in der Stadt. Junge Labels und Startups präsentierten sich im angesagten East End Shoreditch bis hin zu den "Big Brands" in der Old Truman Brewery, und nicht zuletzt die Messe Decorex, die nach wechselnden Locations an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt war: in den historischen Syon Park, weit im Südwesten der Stadt.

Die Messe Decorex spiegelte wider, was den Reiz der Stadt London von jeher ausmacht: Man beherrscht mühelos den Spagat zwischen Tradition und Avantgarde. So präsentierten sich auch hier im lockeren Nebeneinander Klassiker und Newcomer.

Teppich-Kunst


Stark im Fokus stand das Thema Teppiche. Besonders spektakulär war der große Stand von Front Rugs. Ein englisches Interieur-Magazin verlieh ihm sogar den Award des "besten und schönsten Stands" der ganzen Messe. "Erased Heritage" ist das Motto der Kreationen von Jan Kath. Die auf den ersten Blick roh und gebraucht wirkenden Teppiche sind jedoch seidenweich und bewusst im Vintage-Stil gestaltet. "Wir wollen keine kaputten Teppiche zeigen", so Jan Kath. "Wir wollen vielmehr darauf hinweisen: Wenn wir so weitermachen, wird es das Know-how der traditionellen Handwerker bald nicht mehr geben."

Unter der Devise "Knotting matters" präsentierte Front Rugs eine sogenannte "interaktive Installation". Um zu demonstrieren, wie aufwändig das Handwerk ist, wurde ein Teppichknüpfer eingeflogen. Die Besucher konnten sich so ein Bild davon machen, welcher Kenntnisse, welcher Fingerfertigkeiten es bedarf, einen Teppich zu fertigen. "Ich hoffe, dass diese Demonstration Verständnis weckt", so Jan Kath. Verständnis dafür, dass es drei bis vier Monate dauert, bis ein qualitativ hochwertiger, handgeknüpfter Teppich fertig ist.

Das Jahr 2014 war sehr arbeits- und ereignisreich für Richard und Lucy Meager. Ihr Unternehmen Jacaranda Carpets feierte in diesem Jahr zehnjähriges Bestehen. Was in einem leeren Gästezimmer im Haus der Meagers begann, ist heute ein weltweit erfolgreich agierendes Unternehmen. Im Juli 2014 wurde sogar ein eigener Showroom in Shanghai eröffnet. Für die handgewebten Teppiche verarbeitet man Pure New Wool und erstmals auch Tencel. Lothar Goltermann, Deutschland- und Österreich-Repräsentant für Jacaranda: "Die Decorex lief für Jacaranda sehr gut - wie eigentlich immer, seit man dort ausstellt. Leider konnten wir etwas weniger ausländische Besucher als in früheren Jahren am Stand begrüßen. Besonders gut angekommen sind die Neuheiten Santushti - erstmals mit Tencel im Programm - und Willingdon. Der Udaipur darf auf keinen Fall vergessen werden - die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte Chatapur, ein Cut-Loop aus Viskose - ausschließlich in Neonfarben."

Das Glasgower Unternehmen Stevens & Graham zeigte seine spektakulären "Tartan Rugs" mit insgesamt acht verschiedenen Clan-Karos, vom blau-grünen Abercrombie über dass rot-schwarze Wallace bis hin zum blau-schwarzen Davidson of Tulloch.

Mehr Komfort


Alternative Flooring machte seinem Namen wieder alle Ehre, mit neuen Entwürfen der britischen Designer Margo Selby und Ashley Hicks. "Wir haben einen anderen Ansatz, sind offen für unkonventionelles Denken. In anderen Worten, für Alternativen", so Chris Brammall, Managing Director. Mit dem Programm "Quirky B" in fröhlichen Farben und quirligen Mustern, zeigt man neue Wege auf, sowohl für Teppichböden als auch für abgepasste Teppiche. Lorna Haigh, Head of Marketing, ergänzt: "Unser Leben wird immer geschäftiger, wir brauchen Ruhepunkte. Hartböden sind in großen Räumen zu laut und kalt. Teppiche bringen Komfort und damit mehr Lebensfreude."

Desgleichen beim traditionsreichen Anbieter Blenheim Carpets. Das über 100 Jahren alte Unternehmen stattete königliche Paläste aus und zählt weltweit kirchliche Würdenträger zur Klientel. Klassische Wilton- und Axminster-Beläge gehören zu den Spezialitäten sowie Maßanfertigungen aller Art. Aber auch im Bereich moderner Teppiche zeigt man Kompetenz.

Stark Carpets zeigte seine Teppiche ergänzt mit Stoffen und Tapeten. Im Showroom hatte die Partnerschaft von Stark mit der italienischen Modemarke Missoni Premiere. In typischer Missoni-Manier zeigen sich die Teppiche äußerst farbenfroh und in unkonventionellen Dessins. Bei Stark heißt es dazu mit einem Augenzwinkern: "Mit solchen Teppichen braucht man zur Dekoration eines Raums nur noch einen Martini."

Die Schweden Vandra Rugs wollen an die skandinavischen Küsten mit Sand, Felsen und Meer locken, mit weichen handgewebten Teppichen mit raffinierten Hoch-Tief-Effekten, abwechselnd mit glatten und unregelmäßigen Bouclée-Garnen in Kette und Schuss.

Ein Erstaussteller war Andrew Martin. In der Interieur-Szene bekannt durch sein unkonventionelles, ethnisch anmutendes Geschäft im Londoner Stadtteil South Kensington und seine zahlreichen Interieur-Bildbände. Ross Mitchell, Export Account Manager erklärt: "Wir haben uns wirklich in allerletzter Minute entschlossen, hier teilzunehmen. Deshalb können wir bei weitem nicht alles zeigen, was wir anbieten." Somit konnte man sich erfreuen an den schönsten und farbenfrohesten Kelims.
aus Carpet Magazin 01/15 (Wirtschaft)