Faradj & Homayoun Farhadian

Südpersisches Nomadenteppich-Sortiment ausgebaut

In einem Umfeld, in dem hohe Produktqualität und punktgenaue Marktorientierung zur Grundvoraussetzung für eine dauerhafte Geschäftsbeziehung vom Groß- zum Einzelhandel werden, können immer mehr Anbieter nicht mehr bestehen. Faradj & Homayoun Farhadian sieht mit ihrer unmittelbaren Nähe zur Produktion im Iran einen komparativen Vorteil gegenüber vielen anderen Marktteilnehmern.

Die Teppichbranche steckt in einem tiefgreifenden Strukturwandel. Der Teppich hat sich - beschleunigt durch discountgetriebene Marktmechanismen - in den Köpfen der Verbraucher von einem Luxusgut zu einem beliebigen Konsumartikel gewandelt. Darüber hinaus hat der Möbelhandel, als Hauptabnehmer, durch einen fortschreitenden Konzentrationsprozess kontinuierlich an Macht gegenüber dem Großhandel gewonnen. In diesem Marktumfeld stehen Großhändler unter einem enormen Reformdruck. Sie müssen qualitativ hochwertige Produkte dauerhaft zu marktfähigen Preisen anbieten und gleichzeitig flexibel genug sein, um schnell auf die kleinsten Veränderungen der Verbraucherwünsche reagieren zu können.

Während viele Anbieter vor diesen Herausforderungen kapitulieren müssen, stehen Faradj & Homayoun Farhadian stabil im Markt. Grund dafür sind neben der schieren Größe - das Unternehmen hält 100.000m2 Ware in Teheran vor und ein 2.000 m2 großes Lager in Hamburg - und hat die direkte Nähe zur Produktion im Iran. Der Standort Hamburg wird von Banafsheh und Rana Farhadian geleitet und bietet mit südpersischer Nomadenware und klassischen Orientteppichen einen Querschnitt des Angebotes aus dem Lager in Teheran. Besonders sind die Nomadenteppiche gefragt, die derzeit mehr als Dreiviertel des Verkaufes ausmachen und weiter an Bedeutung gewinnen. Die Loribaft, Rizbaft oder Gabbeh bilden das gesamte Spektrum dieser Produktgruppe ab. Damit Kunden in der Hansestadt stets einen Querschnitt des Gesamtangebots zur Auswahl haben, wird Ware monatlich aus Teheran nachgeliefert.

Ein weiterer Erfolgsfaktor neben der großen Auswahl und der hohen Lagerkapazität ist die Produktentwicklung. Die Kreation von neuen Qualitäten, die zum einen den Marktgeschmack treffen und gleichzeitig preislich konkurrenzfähig sind, stärkt die Kundenbeziehungen. Das neueste Produkt aus dem Hause Faradj & Homayoun Farhadian ist der Nowbaft (persisch: "neue Knüpfung"). "Der Nowbaft ist qualitativ und preislich zwischen Loribaft Atash und Rizbaft Tadjik positioniert", erklärt Homayoun Farhadian. Er besteht aus hochwertiger Wolle, hat eine feine Knüpfung, intensive Farben und ein nomadisches Design.

Der Nowbaft wird 2015 als Neuheit auf der Domotex erstmals einem größeren Publikum vorgestellt. Kunden können ihn aber schon vorher am Standort Teheran einkaufen. In Hamburg wird der Nowbaft vorerst nicht erhältlich sein. "Die Produktion ist begrenzt, weil wir strikt auf die Qualität achten", sagt Homayoun Farhadian. "Es werden nur limitierte Mengen hergestellt, der Nowbaft ist schließlich ein exklusives Produkt." Geknüpft wird der Nowbaft, wie auch Loribaft und Rizbaft, im Südiran. Die spezialisierten Knüpfer haben früher Kashkuli-Teppiche hergestellt. Auf der Domotex 2015 sind Faradj & Homayoun Farhadian übrigens mit derselben Standgröße und derselben Position wie im Vorjahr vertreten. Den Nowbaft gibt es dort zusätzlich zum Gesamtsortiment zu sehen.

Faradj & Homayoun Farhadian hat seinen Geschäftsschwerpunkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auch Japan - ein Land in dem der Teppich allmählich Einzug in die Wohnkultur der Mittelschicht hält - bedient das Unternehmen mittlerweile mit einem exklusiven Vertriebspartner. In dem derzeit schwierigen Marktumfeld sehen sich Faradj & Homayoun Farhadian optimal positioniert. "Unsere Kunden bleiben uns treu: Wir verlieren niemanden, sondern gewinnen stattdessen neue Kunden hinzu", erklärt Homayoun Farhadian. "Ein Grund dafür ist sicher, dass wir streng auf die Qualität unserer Produkte achten. Außerdem verbessern wir ständig unsere Produkte - und das nicht nur in der Knüpfung, sondern auch in Design und Farbe. Genau das setzen wir nun mit dem Nowbaft fort."

Qualitätsbewusst und innovativ zu sein, nehmen allerdings viele Marktteilnehmer für sich in Anspruch. Über diese beiden Eigenschaften hinaus reklamieren Faradj & Homayoun Farhadian gegenüber Wettbewerbern noch einen weiteren strukturellen Vorteil für sich: Die besondere Nähe zur Produktion. "Wir sind permanent vor Ort, überwachen persönlich jeden Produktionsschritt und greifen auch durchaus mal ganz direkt in die Prozesse ein", sagt Homayoun Farhadian. "Andere Großhändler bekommen Lieferungen und können lediglich zum Telefon greifen, wenn es Qualitätsdefizite gibt."

Der Zugriff auf die Produktion beschränkt sich aber nicht nur auf Qualitätsaspekte, sondern berührt auch unmittelbar die Kundenbeziehungen. "Wir geben die Wünsche unserer Kunden direkt weiter in die Herstellung und können damit auch auf kleinste Marktbewegungen reagieren", resümiert Homayoun Farhadian. "Wir verstehen uns als Bindeglied zwischen der Produktion und unseren Kunden - und diese Rolle hat sich bewährt."
aus Carpet Magazin 01/15 (Wirtschaft)