Parkett nach Wunsch

Hightec-Anlagen und Handarbeit machen es möglich

Kleine Losgrößen, besondere Anfertigungen für das Objekt oder den betuchten Besitzer einer Villa - in diesem Nischenmarkt wird Marge gemacht. Hier spielen der Geschmack und Kundenwille die entscheidende Rolle, nicht der Preis. Das ParkettMagazin hat Hersteller gefragt, wie sie Sonderwünsche umsetzen. Was darf der Konsument erwarten?

Im "normalen" Parkettgeschäft gibt es zwei gegenläufige Trends: Die Vielfalt an Oberflächen ist gewachsen, die Vielfalt an Holzarten ist gesunken. Seit der Verbraucher sein Herz für rustikale bis wurmstichige Dielen entdeckt hat, haben die Hersteller zwar ein breites Sortiment an strukturierten Oberflächen im Angebot, die fast einzig dazu genutzte Holzart ist aber Eiche. Sie macht rund 85% aller in Europa verkauften Holzböden aus. Der Grund ist simpel: Eiche ist heimisch, sie ist verfügbar, klimatisch geduldig, lässt sich gut bearbeiten und färben und seit Äste und Risse gefragt sind, kann man auch solche Brettware zu Parkett verarbeiten, die früher in den Ofen kam.

Bei einem solchen Massenandrang Richtung Landhausdiele Eiche müsste der nach dem Besonderen suchende Kunde doch ganz etwas anderes erwarten: Ein anderes Dekor, eine andere Oberfläche, gar eine andere Holzart? Aber das scheint nicht der Fall zu sein. Sieht man sich die "Spezialitäten" der renommierten Parketthersteller an, dann dominiert auch hier die rustikale Eiche, selbst wenn das Ausgangsmaterial aus recyceltem Holz alter Bauernhäuser oder gefluteter Stauseen stammt.

Das "Besondere" liegt deshalb kaum in der Holzart, vielmehr in der individuell möglichen Kombination von Bearbeitungsschritten. Ein in kleiner Losgröße gefertigtes Sonderparkett kann einen veränderten Aufbau haben, vielleicht einen HDF- oder Sperrholz-Träger, vielleicht eine dickere Deckschicht. Es kann ein ungewöhnliches Format besitzen, in variablen Breiten, vor allem aber in großen Längen. Es kann eine Farbe erhalten, die sich bestimmten innenarchitektonischen Vorstellungen anpasst. Hobel- und Sägespuren, Hammerschläge und Bürstungen aller Art sind realisierbar, ebenso künstlich gebrochene Fasen. Risse und Äste können mit farbigem Spachtel ausgefugt sein. Die Wahl des Oberflächenschutzes ist schier unerschöpflich - lufttrocknendes Öl, Öl-Wachs-Kombinationen, UV-gehärtete Lacke und Öle, extra matte Lacke, Hotcoating und auch Metallic-Effekte.

Und was ist mit anderen Holzarten? Da zuckt selbst Christoph Bawart, Vorsitzender des Österreichischen Parkettherstellerverbandes und Spezialist für seltene Obsthölzer, die Schultern. Die Nachfrage ist dürftig, nicht erst seit gestern. Auch tropische Holzarten werden - wenn überhaupt - höchstens in südeuropäischen Ländern nachgefragt.

Außergewöhnliche Parkette sind in der Regel keine rein industrielle Ware. Stets haben sie einen Manufaktur-Charakter. Innerhalb der Produktion wird auch Hand angelegt. Solche Handwerkstradition erfüllt die Sehnsucht der Verbraucher nach der vermeintlich guten alten Zeit und die Lust des Planers am einzigartigen Projekt. Und das ist sicher auch ein passables Verkaufsargument für hochpreisigen Holzboden.
aus Parkett Magazin 01/15 (Bodenbeläge)