Otto-Wohnstudie

Optik und Qualität gehen vor Preis


Hamburg. Den deutschen ist ein gemütliches Heim wichtiger als ein dickes Auto: Das ist eine Erkenntnis der aktuellen Otto-Wohnstudie, die der Versandhändler in Hamburg vorgestellt hat. Frauen mögen es in den eigenen vier Wänden eher kuschelig, Männer lieber klar strukturiert. Und: Online-Kauf wird immer beliebter.

Welche Rolle spielen stationärer Handel und Onlineshops, wenn es um Möbel geht? Wer bestimmt beim Möbelkauf? Wie wichtig sind den Deutschen Preis, Funktion und Optik? Und wie unterscheiden sich die Präferenzen in den verschiedenen Lebensphasen? Antworten auf diese Fragen finden sich in der Wohnstudie, die der Hamburger Versandhändler Otto und das Marktforschungsinstitut TNS Infratest durchgeführt haben und gemeinsam in Hamburg vorgestellt haben.

"Als führender deutscher Onlinehändler für Living-Sortimente geht es für uns jeden Tag darum, die Bedürfnisse der Verbraucher zu verstehen", erklärte Dr. Michael Heller, Bereichsvorstand Categories, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Otto betreibt neben der globalen Seite otto.de unter anderem auch das Portal schlafwelt.de sowie weitere Onlineangebote im Wohn- und Einrichtungsbereich. "Unser erklärtes Ziel im Bereich Möbel und Einrichten ist es, bis 2016 zusätzliche Umsätze in dreistelliger Millionenhöhe zu generieren. Wir sehen uns auf einem guten Weg und werden weiter investieren", so Heller weiter.

Die repräsentative Wohnstudie wurde durch das Marktforschungsinstitut TNS Infratest in drei Schritten durchgeführt. "Wir haben mit Experten gesprochen, Verbraucher in ihren Wohnungen und Häusern besucht und eine repräsentative Online-Panel-Befragung in der deutschsprachigen Bevölkerung durchgeführt", erläutert Joachim Bacher, Senior Director TNS Infratest. Bei der Betrachtung der Ergebnisse wurde erstmals auch die jeweilige Lebensphase der Befragten mit berücksichtigt.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

•Dass sie sich zuhause wohlfühlen ist den Deutschen wichtiger (90%) als ein repräsentatives Auto zu fahren (15%).

•Wenn es um das Thema Einrichtung geht, entscheiden die Deutschen lieber gemeinsam mit anderen - sei es mithilfe von Freunden oder Familie bei Singles, oder aber mit dem Partner und den Kindern.

•Frauen mögen es zuhause eher kuschelig, Männer lieber klar strukturiert.

•Das Wohnen wandelt sich mit den Lebensphasen. Bei der Einrichtung verändern junge Familien am meisten. Ältere Paare investieren aber das meiste Geld.

•Der Preis der Möbel ist nur jedem Zweiten wichtig. Besonderen Wert legen die Deutschen beim Möbelkauf auf eine ansprechende Optik, Funktionalität und Langlebigkeit der Produkte.

Online-Kauf immer beliebter


Auf die Suche nach neuen Einrichtungsideen machen sich die Deutschen heute sowohl On- als auch Offline. Zwar ist die beliebteste Inspirationsquelle noch immer der stationäre Einzelhandel, knapp die Hälfte der Deutschen recherchiert aber bereits auch Online nach neuen Möbeln. Und: Knapp ein Viertel der Befragten (24%) halten es für wahrscheinlich, dass sie künftig Möbel im Internet kaufen.

Die meisten Deutschen informieren sich über Möbel auf Suchmaschinen, aber auch die Webseiten der Möbel-Anbieter sind beliebte Informations- und Inspirationsquellen: 67% der Deutschen recherchieren etwa zu gleichen Anteilen bei spezialisierten Online-Möbelhändlern und bei Online-Händlern, die Möbel neben anderen Warengruppen anbieten.

•Gründe für den Online-Kauf sind vor allem die Bequemlichkeit des Einkaufens von Zuhause aus und die damit verbundenen Zeit- und Kostenersparnis. Auch die bessere Vergleichbarkeit der Möbel im Internet und die größere Auswahl werden als Vorteil gewertet.

•Im Vergleich zum stationären Handel vermissen die Kunden im Internet aber das reale Erleben des Möbelstücks mit der Möglichkeit, die Qualität live zu sehen und zu fühlen. Auch die Unsicherheit bezüglich einer möglichen Rückgabe lässt die Deutschen manches Mal zögern.

•Zu den beliebtesten Lösungsansätzen zählen neben einer kostenfreien Lieferung vor allem die Vereinfachung der Rückgabe der Möbel sowie eine möglichst genaue Beschreibung von Maßen und Gewicht.

Mit der Studie will das Unternehmen nach eigenen Angaben Aufklärungsarbeit leisten. Aus der Verknüpfung der qualitativen und quantitativen Ergebnisse ergebe sich ein rundes Bild davon, was den Deutschen beim Thema Wohnen und Möbelkauf wichtig ist, heißt es bei Otto.

Dass Männer und Frauen unterschiedliche Präferenzen in der Einrichtung haben, lasse sich aus wohnpsychologischer Sicht beispielsweise durch unterschiedliche Einrichtungstypen erklären. "Bei der Einrichtung gibt es Nähe- und Distanztypen. Im Prinzip liegen beide Typen am entgegengesetzten Ende einer Linie", erklärte Wohnpsychologe Uwe Linke in Hamburg. Der Nähetyp brauche seine Kuschelecke und seine Kommunikationsmöglichkeiten, der Distanztyp eher seine große Bücherwand, weil er seine innere Sicherheit eher aus anderen Bezugspunkten ziehe. Die gute Nachricht: "Beide Typen ziehen sich magisch an."
aus Haustex 02/15 (Wirtschaft)