Oeko-Tex vs. Öko-Test

Massive Kritik an Bettwäsche-Test


Frankfurt. Gut ausgerüstet oder nicht? Der Bettwäsche-Vergleich der Zeitschrift Öko-Test und die Berichterstattung darüber in der Januar-Ausgabe von Haustex haben unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Während beim Testsieger Driessen Zufriedenheit herrscht, spart Jutta Knels, Geschäftsführerin der Oeko-Tex-Zertifizierungsstelle, nicht mit Kritik.

Vergleichsportale und auch diese von Öko-Test durchgeführten Produkt-Tests suggerieren dem Konsumenten durch die selektive und beliebige Auswahl der untersuchten Artikel vordergründig eine hilfreiche Orientierung, die Tests werden den Qualitätsaussagen der betrachteten Bettwäschegarnituren jedoch leider in keiner Weise gerecht", so Knels.

Stein des Anstoßes war ein Test von Bettwäsche in der Dezember-Ausgabe des Magazins. 19 Garnituren zwischen 96 Euro und 309 Euro VK hatte die Redaktion eingekauft und auf deren Inhaltsstoffe untersucht; auch die Verpackungen wurden auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen getestet. "Das belastet die Umwelt unnötig und führt deswegen zu Punktabzug", so Öko-Test. Bei den Stoffen der Garnituren handelte es sich laut Magazin hauptsächlich um Satin und Baumwolle, ein Produkt war aus Seide, zwei Bettwäschen waren mit Naturtextilien-Labeln gekennzeichnet.

Bei der Auswahl wird nach Meinung der Oeko-Tex-Geschäftsführerin der Eindruck erweckt, dass es sich um gleichartige Artikel handele. "Aber gerade hier liegen zum Teil Welten zwischen den funktionellen Eigenschaften, dem Warengriff und der Haptik, der Feinheit der Stoffe, der Brillanz der Farben sowie der applizierten Ausrüstungen, um Formstabilität, Waschbeständigkeit, Bügelfreiheit und den bekleidungsphysiologischen Komfort, kurz die vom Verbraucher gewünschte Produkt-Qualität, permanent während der Nutzungsdauer zu gewährleisten", so Knels.

Die Magazin-Redaktion rechtfertigt ihr Vorgehen mit Blick auf die Frage gesundheitlicher Unbedenklichkeit: "Die von uns beauftragten Labore haben die Bettwäschen auf Formaldehyd, halogenorganische Verbindungen, Nonylphenolethoxylate, optische Aufheller und verbotene Farbmittel untersucht", so Öko-Test. "Meist sind das Chemikalien, die von den Herstellern bewusst eingesetzt werden, um den Stoff edler zu gestalten. Azo-Farbstoffe etwa sind günstig und erzeugen knallige Farben - können aber krebserregende Amine freisetzen. Formaldehydhaltige Harze setzen Hersteller ein, um Stoffe bügelleicht zu machen. Halogenorganische Verbindungen können über Bleiche ins Textil kommen; Nonylphenolethoxylate kommen als Waschmittel zum Einsatz und belasten das Abwasser. Rückstände davon befinden sich häufig noch in der fertigen Ware."

Oeko-Tex-Geschäftsführerin Knels hält dagegen: "Bei der Prüfung auf verbotene Azo-Farbmittel, allergieauslösende Dispersionsfarbstoffe und Nonylphenolethoxylate wurden beispielsweise bei den geprüften Artikeln/Materialien im Test des Öko-Test Magazins keine Befunde ermittelt. Auch hinsichtlich Formaldehyd werden bei weitem die gesetzlichen Bestimmungen sowie die strengen Anforderungen der Oeko-Tex Produktklasse II (Produkte mit Hautkontakt) von allen geprüften Produkten (Erwachsenenbettwäschen) deutlich unterschritten. Die Größenordnung der positiven Befunde, die uns bekannt gemacht wurden, ist vergleichbar mit dem natürlich vorkommenden Formaldehyd-Gehalt in Äpfeln, Shiitake Pilzen und anderen Lebensmitteln", so Knels. "Hier liegen somit hervorragende Ergebnisse im Hinblick auf den gesundheitlichen Verbraucherschutz und bezüglich der Einhaltung gesetzlicher Anforderungen vor.

Knels wirft der Zeitschrift ganz eigene Motive vor: Zielsetzung von Öko-Test sei "seit jeher die Generierung von Beispielen für bad practice seitens Industrie und Handel, damit diese in der Öffentlichkeit angeprangert werden können - mit der hintergründigen Absicht, die eigenen Auflagen-Zahlen des Magazins zu sichern", glaubt Knels.

Das sieht Helmut Driessen etwas anders. Sein Unternehmen Schlitzer Leinen-Industrie brachte mit der Bettwäsche "Traumflachs Halbleinen Piccolo" einen der beiden Testsieger hervor. "Natürlich wird bei Öko-Test sehr pingelig geprüft", erklärte Driessen auf der Heimtextil-Messe in Frankfurt gegenüber der Haustex. "Und ich finde das auch richtig."

Driessen nutzte das Test-Siegel an seinem Stand, um Werbung für seine Leinenbettwäsche zu machen: "Das hat uns viele zusätzliche Kontakte auf der Messe gebracht", sagt der Unternehmer und fügt hinzu: "Wir arbeiten nicht mit Zertifizierungen, wir haben kein GOTS-Siegel - und wir haben trotzdem die sauberste Bettwäsche abgeliefert. Darüber kann man ja mal nachdenken."

Jutta Knels von Oeko-Tex ist von der Zertifizierung hingegen überzeugt: Ihre Institutsgemeinschaft arbeite "bereits seit 1992 sehr erfolgreich an einem effektiven Sicherheitsschirm gegenüber möglichen Schadstoffen in Textilien. Gerade die Umsetzung der geforderten Oeko-Tex-Kriterien im Produktionsalltag von mehr als 10.000 weltweit beteiligten Unternehmen hat insgesamt zu flächendeckenden Verbesserungen an Millionen von Produkten geführt."
aus Haustex 02/15 (Wirtschaft)