R+T Messebericht: Viele Besucher und die Stimmung war gut

Smart Home mit vernetztem Sonnenschutz


Die Fachmesse Rollladen, Tore und Sonnenschutz in Stuttgart ist seit 50 Jahren ein internationaler Schauplatz für Neuentwicklungen und marktgängige Produkte der Branche. Bestimmende Themen der R+T 2015 waren Energieeffizienz und Gebäudeautomation im intelligenten Smart Home. Weitere Trends: textile Beschattungslösungen für Pergola-Systeme auf der Terrasse oder im Garten. Petra Lepp-Arnold berichtet aus Stuttgart

Bei der Gründung der Rollladen-Fachmesse "R65" vor einem halben Jahrhundert war noch nicht abzusehen, dass sich die Produktschau in nur einer Halle zu einer Weltleitmesse für Rollladen, Tore und Sonnenschutz entwickeln würde. Jetzt feierte die R+T in Stuttgart ihr 50-jähriges Bestehen auf einem komplett ausgebuchten Messegelände mit 900 Ausstellern, die ihre Innovationen und Neuheiten an fünf Tagen rund 60.000 Besuchern präsentierten. Mehr als die Hälfte des Fachpublikums war aus dem Ausland gekommen. Das Publikumsinteresse der alle drei Jahre stattfindenden Veranstaltung erreichte damit das Niveau von 2012.

Im Ausstellerverzeichnis fehlten diesmal mit Weinor und Markilux zwei bedeutende Markisenhersteller, so dass dieser Produktbereich auf der Messe etwas unterrepräsentiert war. Die Schmitz-Werke kündigten jedoch für Markilux schon im Vorfeld eine Teilnahme an der kommenden R+T 2018 an.

Die Grundstimmung in den Hallen war optimistisch. "Die Messe ist der Wahnsinn, nicht nur die hohe Besucherzahl, sondern auch die gute Qualität der Gespräche", meinte ein Teilnehmer. Die Kunden seien wieder bereit, "ins Risiko" zu gehen.

"Unser Stand war ständig voll. Eine tolle Messe und ein sehr internationales Publikum", fasste Dr. Christian Junkers, Geschäftsführer von Textilveredler Junkers & Müllers seinen Eindruck zusammen. Dem konnte sich Friedrich Petrat nur anschließen: "Wir sind sehr zufrieden. Unsere Kunden aus der ganzen Welt kommen hierher", erklärte der Geschäftsführer von Hunter Douglas Components aus Kassel. Die verschiedenen Krisen hätten sich nicht negativ auf den Messebesuch ausgewirkt.

Damit reflektiert die R+T die gute Stimmung in der gesamten Sonnenschutzbranche. "Derzeit können wir in Deutschland mit der wirtschaftlichen Lage im Rollladen- und Sonnenschutztechniker-Handwerk ausgesprochen zufrieden sein", verwies etwa Georg Nüssgens, Präsident des Bundesverbandes Rollladen und Sonnenschutz (BVRS), auf das "rasante Wachstum" seines Gewerks, das 2013 rund 2,1 Mrd. EUR umgesetzt hat. "Die Stimmung in allen Branchen unseres Verbandes ist positiv", berichtete auch Wolfgang Rudorf-Witrin, Präsident vom Industrieverband Technische Textilien - Rollladen - Sonnenschutz (ITRS). Potenziale im Bereich des textilen Sonnenschutzes sieht er nicht nur durch größere Glasflächen im modernen Wohnungs- und Gewerbebau, sondern auch bei der zunehmenden Terrassen- und Pergola-Beschattung. Über 90 % der insgesamt 180 Mitgliedsfirmen des ITRS produzieren in Deutschland und setzen jährlich rund 5 Mrd. EUR um.

Textile Lösungen für das Wohnzimmer im Garten


Zwei wichtige Themen der R+T 2015 waren Energieeffizienz und Gebäudeautomation. Der ungebrochene Trend zur Vernetzung wurde in nahezu jeder Halle deutlich. Zahlreiche Aussteller zeigten Produkte, die sich in Systeme der intelligenten Haussteuerung des Smart Home einbinden lassen - einschließlich Rollladen, Markisen, Jalousien & Co. Bedienoptionen via Smartphone, Tablet oder PC sowie die ortsunabhängige Abfrage und Steuerung von programmierten Szenarien wurden vielfach vorgestellt. Automatisierte Lösungen punkten nicht nur mit zentralem Bedienkomfort und verbesserter Betriebssicherheit, sondern auch mit der Möglichkeit, die Haustechnik aufeinander abzustimmen, etwa den Sonnenschutz. Denn die Kombination von Innen- und Außenbeschattung spart Energie für Heizung, Kühlung und Beleuchtung. Neben der Funktionalität und Effizienz behalten die Unternehmen auch das Produktdesign im Blick, das die Gestaltung der Innenräume und der Fassade unterstreicht.

Neue technische und textile Lösungen für das Outdoor-Wohnzimmer waren ein weiterer wichtiger Trend. Der Übergang von Drinnen nach Draußen ist fließend und bleibt nicht mehr nur auf die Terrasse beschränkt. Mit verschiedenen Pergola-Systemen wird ein zusätzlicher Aufenthaltsraum im Garten geschaffen. Angebaut an eine Hauswand oder freistehend im Grünen errichtet, avanciert die Pergola zum Pavillon, der mit textilen Beschattungsprodukten oder beweglichen Aluminium-Dachlamellen rundum vor Sonne und Wind geschützt ist. "Die Hersteller reagieren auf den immer stärker werdenden Markt des Outdoor-Living-Space", wie es Lars Rippstein von Markisenspezialist Dickson Constant ausdrückte - mit vielseitigen Tuchkollektionen für Bespannungen, Sonnensegel, Markisen und Vorhängen. Zubehörprodukte wie LED-Spots, Heizelemente und Sound-Systeme erhöhen die Aufenthaltsqualität und -dauer im Freien zusätzlich.

Die Ausstattung mit Textilbeschattungen erleichtern sogenannte Zip-Systeme, die bei den Messeneuheiten eine wichtige Rolle spielten. Das Prinzip: die Tuchbahn wird mit einem Reißverschluss konfektioniert, der den Behang bündig in den seitlichen Führungsschienen hält - ohne Lichtspalt. Die Zip-Technologie wird auch bei der Gewebeführung von Insektenschutzgaze eingesetzt.

Thema Akustik gewinnt an Bedeutung


Die Systemhersteller von innenliegenden Sonnenschutzprodukten demonstrierten verschiedene Hardware-Techniken für die kindersichere Bedienung gemäß der verschärften EU-Norm 13120, die Kleinkinder vor Strangulation schützen soll. Außerdem standen Klebelösungen für Beschattungssysteme am Fenster im Fokus der Neuheiten. Neben der Befestigung ohne Bohren und Schrauben versprechen die Hersteller eine rückstandsfreie Ablösung der Anlagen. "Die Klebetechnik ist eine weitere Befestigungsvariante und auch eine Montageerleichterung, wenn der Fensterfalz nicht gerade ist", heißt es dazu von Expertenseite. Die Produkte würden "hervorragend am Markt angenommen". Durch Langzeittests sei gesichert, dass der Sonnenschutz zu 100 % halte.

Die Textilproduzenten entwickeln Sonnenschutzstoffe mit hoher Funktionalität, die gleichzeitig immer dekorativer werden. Zunehmend im Angebot sind Akustik-Gewebe mit schalldämmenden Eigenschaften. Die moderne Architektur mit hallenden Glasflächen und Betonböden erzeugt den wachsenden Bedarf.

Da auch nachhaltiges Engagement beim Verbraucher zunehmend gefragt ist, legen die Stoffhersteller unterschiedliche Öko-Kollektionen vor, etwa Screens, hergestellt aus 50 % recyceltem Plastikmüll oder Garn-Restspulen, die man für Markisenstoffe verarbeitet.

Parallel zur R+T fand auf dem Messegelände der "German Interior Designers Day" statt. Als Sponsoren des Kongresses für Architekten, Innenarchitekten, Interior Designer und Planer traten verschiedene Sonnenschutz-Anbieter auf wie Erfal, Teba, Warema, MHZ und Kadeco. "Wir finden, es ist an der Zeit, den innenliegenden Sonnenschutz als raumgestaltendes und funktionales Element frühzeitig in die Gebäudeplanung mit einzubeziehen", nannte Ralf Rosemuck, Vertriebsleiter von Kadeco, als Grund für das Sponsoring. MHZ-Vertriebsleiter Axel Schindler betonte den "unmittelbaren Zusammenhang von außen- und innenliegenden Sonnenschutzsystemen, vor allem in der energetischen Wirkung."
aus BTH Heimtex 04/15 (Wirtschaft)